Internationale Stiftung Mozarteum

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Stiftung Mozarteum, Internationale (ISM)

Nach dem Tod des Initiators des →Dommusikverein und Mozarteum F. v. →Hilleprandt setzte der Beamte Carl v. Sterneck zu Ehrenstein neue Akzente. Innerhalb des Vereins hatte sich eine Gruppe von Aktivisten gebildet, die auf eine Aufspaltung des Vereins hinarbeitete und schließlich im Hotel «Zur goldenen Krone» am 16. 10. 1870 die «Intern. Mozart-Stiftung» gründete. So sollte eine stärkere Konzentration auf Aufgaben erfolgen, an denen der auf die Realisierung von Kirchenmusik ausgerichtete Mitgliederstamm Dommusikverein weniger Interesse zeigte: auf die Ausrichtung von Musikfesten, die Musikausbildung und den Neubau eines Mozarthauses. Die Intern. Mozart-Stiftung nahm ihre Arbeit auf und wurde das Dach für die erste Mozart-Gesamtausgabe (sogenannte Alte Mozart-Gesamtausgabe), 1875 durch L. v. →Köchel angeregt und von ihm wesentlich finanziert. Die Intern. Mozart-Stiftung veranstaltete 1877 und 1879 Musikfeste und konnte 1879 das erste Museum des Vereins im →Zauberflötenhäuschen realisieren. Im Sommer 1880 gelang es den Archivaren Johann Horner und J. Ev. →Engl, zwei Räume in →Mozarts Geburtshaus anzumieten und dort ein Mozart-Museum einzurichten, wohin das zuvor im Chiemseehof befindliche und bis 1879 durch F. →Jelinek geleitete Archiv übersiedelte.

Mit Beginn des Jahres 1881 erfolgte die rechtliche Trennung der beiden Körperschaften in Dommusikverein und Intern. Stiftung M. (ISM), was eine Aufteilung des Besitzes zur Folge hatte. In die Obhut der ISM kamen damals u. a. die Mozart-Memorabilien einschließlich der Musikautographe und zum Gebrauch in der Musikschule des Vereins die nicht-liturgischen Musikalien. Mit der Gründung der von Sterneck geleiteten ISM wuchsen deren organisatorische Aufgaben. Schon 1881 konnte ein Konzertinstitut zur Organisation künftig geplanter Mozartfeste und 1888 die (internationale) Mozartgemeinde gegründet werden. Die Professionalisierung der Musikschule M. durch Bestellung des umtriebigen Komponisten J. F. →Hummel als Direktor (1880) eröffnete weitere Möglichkeiten, so dass die später von Josef Reiter, Paul Graener und F. →Ledwinka geleitete Schule 1914 den Rang eines Konservatoriums einnehmen konnte; 1914 wurden Räume im neu erbauten →Mozarteumsgebäude in der Schwarzstraße bezogen. 1917 wurde B. →Paumgartner durch das Kuratorium der ISM einstimmig zum Direktor des Konservatoriums Mozarteum gewählt. Das Institut erfuhr unter seiner Leitung einen großen Aufschwung. So bestritt die von Paumgartner gegründete Mozarteumsoper bereits im Schuljahr 1920/21 85 Opernaufführungen. Nach den privaten Gesangskursen der L. →Lehmann im neuen Gebäude (von 1916 an) erfolgten nach deren Tod 1929/30 Dirigenten- und Musikkurse der ISM (Vorläufer der Intern. →Sommerakad. M.), die seit 1948 von der heutigen →Univ. M. übernommen wurden. Im Zuge der Finanzkrise nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Konservatorium Mozarteum nunmehr als staatliche Schule weitergeführt; die ISM widmete sich daher nun vermehrt wissenschaftlichen Aufgaben und dem Museumsausbau. Eine von B. Paumgartner initiierte Auswahlausgabe der Werke Mozarts («Mozart-Ausgabe») brachte aber nur wenige Bände heraus. Das Kuratorium der ISM organisierte 1927 und 1931 zwei große Mozart-Tagungen, auf denen die Gründung eines künftigen «Zentralinstituts für Mozartforschung» proklamiert wurde, was 1937 schließlich auch eingerichtet werden konnte (seit 2004 «Akademie für Mozart-Forschung»). Während der NS-Zeit stand der Stiftung unter den Salzburger Gauleitern Rainer und Scheel Kuratoriumsmitglied Dr. Albert Reitter als Präsident vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg bereitete sich der wieder etablierte Verein ISM auf das in der jungen Zweiten Republik exponiert zu feiernde Mozartjahr 1956 vor. Kurz vor dem Festereignis waren die ersten Bände einer grundsätzlich neu erarbeiteten Mozart-Gesamtausgabe («Neue Mozart-Ausgabe») im Bärenreiter Verlag Kassel herausgekommen. Die auf 130 Bände angelegte wissenschaftliche Ausgabe konnte wesentlich verbesserte Quellenvergleiche anstellen und «Kritische Berichte» vorlegen, die über die benutzten Quellen und ihre Bewertung im Detail Auskunft geben. Das heute als Museum genutzte Gebäude in der Getreidegasse 9 (→Mozarts Geburtshaus) war 1917 in den Besitz der ISM gelangt. Erst in den 1950er-Jahren konnte der im Krieg nicht zerstörte Gebäudeteil des Domizils der Mozart-Familie (→Mozarts Wohnhaus) nach zähen Verhandlungen von der ISM angekauft werden. Anfang der 1990er Jahre wurde das Restgrundstück erworben, und →Mozarts Wohnhaus wurde unter großen finanziellen Anstrengungen (darunter Spenden aus dem In- und Ausland) restauriert, der zerstörte Teil rekonstruiert, mit einem Tiefmagazin versehen und 1996 das ganze Gebäude als Museum eröffnet. Im Tiefmagazin («Autographentresor») werden heute die Originalhandschriften Mozarts und seiner Familie aufbewahrt. Glanzstück der ständig erweiterten Sammlung ist Mozarts Autograph von Fantasie und Sonate für Klavier in c-Moll KV 475/457. Die Stiftung M. betreibt heute außer der jährlichen →Mozartwoche Ende Januar ein ganzjähriges, vielfältiges Konzert- und Musikprogramm in ihren zwei Konzertsälen, die sich im →Mozarteumsgebäude befinden. Seit 2004 wird vermehrt zeitgenössische Musik angeboten und mit den «Dialogen» seit 2006 ein eigenes Festival für Neue Musik. Didaktische Angebote durch ein beachtliches Kinder- und Jugendprogramm gehören seitdem ebenso zum Programm wie die ausgeweitete wissenschaftliche Arbeit im Mozart-Institut, das durch das Packard Humanities Institut (PHI), Los Altos/USA wesentlich unterstützt wird und in erster Linie die elektronische Herausgabe der Gesamtwerke Mozarts innerhalb einer MEI-basierten dynamischen Musik-Edition («Digitale Mozart-Edition» [DME]) zur Aufgabe hat.

Lit.:

  • S. Greger-Amanshauser u.a. (Hg.): Mozarteum. Das erste Haus für Mozart. Aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums des M.sgebäudes der ISM. München 2015.
  • Salzburger Mozart-Lexikon. Bad Honnef 2005.
  • K. Wagner: Das Mozarteum. Geschichte und Entwicklung einer kulturellen Institution. Innsbruck 1993.
  • R. Angermüller: Hundert Jahre ISM 1880-1980. Eine Chronik. Kassel 1980.
  • Jahresberichte des Dommusikvereins und M.s, Jahresberichte der ISM.

C. G.




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