Goldschmiede

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Erste Eintragung der Handwerksregeln und Zunftgewohnheiten der Goldschmiede am 19. Mai 1476 in das Stadtbuch Christian Reuters, Zunfttafel von 1763 zerstört (Salzburg Museum).

Als Punze steht S für Salzburg, Meister erst seit dem 15. Jahrhundert namentlich bekannt. Hergestellt wurden v.a. Altargerät, profaner Schmuck und Silbergeschirr, wovon infolge der kriegsbedingten Einschmelzungen von 1806/07 nur geringe Bestände erhalten blieben. Goldschmiede waren nicht selten auch Bildhauer, Grafiker und Edelsteinschneider, manchmal sogar Metallgießer (Zinngießer, Messing, Bronze). Frühe Beispiele von hoher Qualität sind das Grillinger Altärchen in Mariapfarr (1443), der Stab von Nonnberg und der von St. Peter (1451 bzw. 1485).

Die Blütezeit der Salzburger Goldschmiedekunst war die Regierungszeit des kunstsinnigen Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau, der Goldschmiede aus dem Ausland herbeiholte. Nachdem 1580 nur noch zwei Goldschmiede in Salzburg verzeichnet waren (Sparmaßnahmen des Hofes vertrieben die auftragslosen Künstler und Handwerker), zählte man im Jahr 1587 bereits 95 Goldschmiede. Von den unter Wolf Dietrich arbeitenden Goldschmieden seien drei Namen genannt: Tobias Volckmer (1586 Bürger), der astronomische und geodätische Instrumente herstellte; Hermann Weber aus Köln (ab 1605 in Salzburg, † 1625) und Hans Karl, der zwischen 1599 und 1603 als Hofgoldschmied tätig war.

Entstanden sind um 1600 und in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts die kostbarsten Goldschmiedearbeiten mit den Wappen der Erzbischöfe Wolf Dietrich von Raitenau und Markus Sittikus von Hohenems, die als Bestand der weltlichen Schatzkammer letztlich nach Florenz gelangten (Tafelservice, Flasche, Schale, Schüssel). Die Schalen des Goldgeschirrs waren Teil der „Reichungen“ aus Gastein, die von den Gewerken alljährlich bis 1613 geleistet werden mussten.

Für den fürsterzbischöflichen Hof arbeiteten im 17. Jahrhundert auch Michael Feuchtmayr (Meister 1602, † 1614) und die fast als Künstlerdynastie zu bezeichnenden Hans Caspar Ainhorn (Meister 1635), dessen Schüler David Scheiber (Meister 1665), der wiederum Schwiegersohn des 1676 verstorbenen Salzburger Goldschmieds Christoph Würfel war. Neben den Hofgoldschmieden arbeiteten auch „hofbefreite“ Meister, die der Zunft nicht unterstanden; einem dieser Goldschmiede darf die Dommonstranz von 1596 zugeschrieben werden.

Im 17. Jahrhundert gab es zwar keine regelrechte Hofwerkstätte (vieles wurde aus Augsburg importiert), doch ist immer noch die Hälfte aller erhaltenen kirchlichen Geräte in Salzburg entstanden. Zu Ende des Jahrhunderts überwog wieder der Salzburger Anteil, dann übernahm Augsburg die Führung, wobei Juweliere und Silberhändler den Import durchführten. Ferdinand Sigmund Amende ist mit der Pretiosenmonstranz des Doms, 1697, und dem Mezgerkelch von St. Peter, 1699/1700, als Hofgoldschmied hervorzuheben, ebenso Hans Jakob Scheibsradt aus Konstanz (Meister 1653, † 1701) mit Messkelchen, Ziborien und Krügen sowie Frauengürteln für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Zu Ende des 18. Jahrhunderts sind nur noch zwei Goldschmiedemeister in Salzburg verzeichnet, es erfolgte auch kein weiterer Aufschwung des Handwerks mehr. Die Goldschmiedefamilien Reitsamer und Scheibl sowie Koppenwallner und Stubhann sind für das 19. und 20. Jahrhundert anzuführen.

Lit.:

  • Kat.: Für Salzburg bewahrt. Bergbau- und Gotikmuseum Leogang 2016.
  • Gold und Silber. Kat. Dommuseum, Salzburg 1984.
  • J. Graf Moy: Wolf Dietrichs Goldgeschirr und die Gewerken von Gastein und Rauris. In: MGSLK 107, 1967, S. 225ff.
  • F. Martin: Die Urkunden der Goldschmiedelade in Salzburg, 1428–1780. In: Altes Kunsthandwerk, 1927, 1. Bd., 4. H., S. 147ff.

Ch.S.