Blühnbach

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Schloss Blühnbach von Süden (Rettenbachriedel). Rechts hinten die Kapelle Hll. Familie und Rupert.

Jagdschloss Blühnbach im Bezirk St. Johann im Pongau – urkundlich 1580 ein Herrenhaus aus Holz, 1603–07 Schlossneubau unter Erzbischof Wolf Dietrich – samt Nebengebäuden und Kapelle. Seit dem 18. Jahrhundert als Gestüt in Verwendung; ab 1816 im Staatsbesitz, 1908 kaufte es Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der Blühnbach durch den Wiener Hofburg-Architekten Ludwig Baumann im Sinne der damaligen Auffassung des Denkmal-, Heimat- und Landschaftsschutzes umgestalten und erweitern und das Blühnbachtal durch bis ins Hochgebirge führende Fahr- und Reitwege erschließen ließ.

Franz Ferdinand nutzte Blühnbach als exklusives Jagdrevier und riegelte das Tal ab, was zu Konflikten mit der Bevölkerung und v.a. den Alpenvereinen führte, die auf dem Recht der Wegefreiheit bestanden. Nach der Ermordung Franz Ferdinands veranlasste Kaiser Franz Josef die Einstellung aller Bauarbeiten und den Verkauf von Blühnbach.

Erwerb durch die Großindustriellenfamilie Krupp von Bohlen und Halbach 1916. Das Schloss wurde weiter ausgebaut und modernisiert. Die neuen Besitzer errichteten im Sinne des Heimatschutzes Wirtschaftsgebäude sowie Wohnhäuser für leitende Angestellte; Bauernhöfe wurden für Bedienstete adaptiert, sodass ein einzigartiges bauliches und landschaftliches Ensemble entstand. Seit 1973 befindet sich das Blühnbachtal mit Ausnahme des Schlosses und dessen unmittelbarer Umgebung im Besitz der Österreichischen Bundesforste. Diese führen Blühnbach unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten; nicht mehr genutzte Wirtschaftsgebäude befinden sich teils in schlechtem Zustand.

Lit.:

  • R. Hoffmann: Erzherzog Franz Ferdinand und der Fortschritt, Wien 1994.
  • M. K. Aschaber: Blühnbach als Idee eines herrschaftlichen Jagdsitzes. Dokumentation der Baugeschichte unter Berücksichtigung des Heimatschutz- und Denkmalschutzgedankens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dipl. Univ. Salzburg 1994.

R.H.