Glocken und Glockengießer

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die Rupertusglocke im Salzburger Dom

Ursprünglich war die Kunst des Glockengießens der Geistlichkeit vorbehalten. Erzbischof Thiemo (1090–98) hatte den Glockenguss im Kloster Niederaltaich erlernt und nach Salzburg gebracht. Angeblich soll dann eine Unvorsichtigkeit der Mönche beim Glockenguss Grund für den Dombrand von 1127 gewesen sein. Als das Glockengießen zu einem gewerblich ausgeübten Handwerk wurde, schlossen sich die wenigen Salzburger Glockengießer vorerst der Zunft der Zinngießer, dann jener der Rotschmiede an.

Seit dem 15. Jahrhundert sind Zinn- und Glockengießer in Salzburg ansässig. Als erster wird Stephan Habel (1431 ehemalige Glocke in Abtenau) genannt. Der ab 1440 tätige Meister Jörg, „Jörg Gloppicscher“ (oder Gloppitscher), arbeitete auch für Tirol, Oberösterreich und Bayern. Seine größte Glocke hatte einen Durchmesser von 182 cm, seine tonreinste ist jene der Salzburger Franziskanerkirche mit 2.450 kg.

Da der Glockenguss dieselbe Technik erfordert wie der Guss von Geschützen, wurden Glockengießer vielfach auch Büchsenmacher und Stückgießer. Der kriegsbedingt geringe Bedarf des 16. Jahrhunderts an Kirchenglocken wurde vorwiegend aus dem Ausland (München, Burghausen-Eisenhütte bei Teisendorf) gedeckt. Für Salzburg arbeitete auch das berühmte Geschlecht der Löffler: Alexander Löffler goss 1537 eine Glocke für Krimml, Hans Christoph Löffler 1568 die Ahndl für Schloss Werfen.

Das 17. Jahrhundert hatte viele eingeschmolzene Kirchenglocken zu erneuern und neu erbaute Kirchen zu bestücken; demnach ließen sich wieder mehr Glockengießer in Salzburg nieder.

Hans Mencz kam aus Fulda, wurde 1596 Bürger und goss die Glocke für den Ratsturm; Jakob Lidl (1587–1647) kam 1617 nach Salzburg, sein Nachfolger Johann Eisenberger (1611–74) reiste aus Nürnberg zu und errichtete 1659 eine Gusshütte außerhalb der Vitalspforte neben dem Ballhaus (Nähe Makartplatz). Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Benedikt (1651–1723) die Glockengießerei; seine Glocken von „der Schanz zu Mirabell“ sind von 1676 bis zu seinem Tod 1723 belegbar. Johann Hackhl (1704–1750) aus Niederösterreich verlegte die Werkstatt vor das Linzer Tor in die heute danach benannte Glockengasse.

Schließlich ist Johann Oberascher (1737–1797) aus Gnigl zu nennen, der 83 bekannte Glocken goss (darunter das Geläute von Mondsee mit der größten Glocke von 4.383 kg). Er war der Begründer der bis 2008 tätigen Glockengießerfamilie Oberascher mit ihrer Werkstatt in der Söllheimerstraße in der Stadt Salzburg.

Neben der Gerechtsame, die an das Haus Goldgasse 14 gebunden war, gab es in Salzburg noch eine zweite Werkstatt für Rotguss mit einer Gusshütte in der Schallmooser Hauptstraße 30, die besonders im 18. und 19. Jahrhundert tätig war. Weiters eine dritte Werkstatt, die nur zeitweise arbeitete und in der auch Johann Nusspicker als Glocken- und Kanonengießer während der 60er- und 80er-Jahre des 17. Jahrhunderts wirkte. Neben dem Zentrum Salzburg hatte Halleins Gusshaus in der Rechengasse lediglich untergeordnete Bedeutung. Als 1628 die beiden Domglocken zu gießen waren, holte Erzbischof Paris Graf von Lodron Wolfgang Neidhart aus der Gusshütte zu Augsburg nach Salzburg, obwohl zwei tüchtige einheimische Glockengießer in Salzburg waren.

1695 kaufte Fürsterzbischof Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein in Antwerpen die 35 Glocken, die zwischen fünf und 300 Kilogramm wiegen, für das Salzburger Glockenspiel.

Lit.:

  • Das Salzburger Glockenspiel in der Neuen Residenz. In: Jahresschrift des Salzburg Museums Bd.55, 2013.
  • P. A. Jungwirth OSB: Die Glocken und Glockengießer Salzburgs. In: MGSLK 75, 1935, S. 11ff.

Ch.S.