Haus der Natur

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Haus der Natur, Museum für Natur und Technik. 1924 vom Salzburger Zoologen Eduard Paul Tratz als Museum für darstellende und angewandte Naturkunde gegründet, unterschied sich das Haus der Natur von konventionellen Naturkundemuseen durch seine museumsdidaktische Ausrichtung auf besondere Anschaulichkeit und erfreute sich von Beginn an regen Besucherzuspruchs.

Heute ist das Haus der Natur mit rund 7.000 m² Ausstellungsfläche das größte Museum Salzburgs und präsentiert neben einer regional und überregional bestückten naturkundlichen Sammlung u.a. einen Reptilienzoo und einen Aquarienbereich mit zahlreichen lebenden Tieren, einen Christian-Doppler-Ausstellungsraum und das Science Center, eine auf experimentelles Lernen und Interaktivität hin ausgelegte Abteilung zu angewandter Physik und Technik.

Das Haus der Natur zeigt Wechselausstellungen und betreibt seit 1988 auf dem Voggenberg eine öffentlich zugängliche Sternwarte, deren Nachfolgebau auf dem Haunsberg seit 2018 in Betrieb ist. Das Haus der Natur versteht sich als „Natur-Kompetenzzentrum für Stadt und Land Salzburg“ und beherbergt ein Biodiversitätszentrum mit naturwissenschaftlichen Belegsammlungen und einer Datenbank zu Tier- und Pflanzenarten in Stadt und Land Salzburg sowie im Nationalpark Hohe Tauern.

1924–38 und dann wieder seit 1949 als Verein organisiert war das Haus der Natur bis 1959 in der ehemaligen Hofstallkaserne (heute: Festspielhaus) untergebracht. Am heutigen Standort im Christian Andreas Doppler Ursulinenkloster wurde es mehrmals erweitert. Die Entwicklung des Museums wurde maßgeblich durch die lange Direktion seines Gründers Eduard Paul Tratz (Direktor 1924–45, 1949–76) geprägt.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurde das Haus der Natur in die SS-Forschungsgemeinschaft „Ahnenerbe“ integriert. Die Rolle des Museums in diesem Kontext, die Verstrickung Tratz’ in NS-Unrecht, die ideologische Formatierung des Ausstellungsprogramms sowie die belastete Provenienz vieler Exponate wurden trotz früher Hinweise seitens der Geschichtswissenschaft regional erst spät zum Gegenstand öffentlicher Diskussion und wissenschaftlicher Aufarbeitung. Zwischenzeitlich widmete das Haus der Natur der Ära Tratz 2014 eine Sonderausstellung und engagiert sich in der Provenienzforschung.

Weitere Direktoren: Maximilian Piperek (1945–49), Eberhard Stüber (1976–2009), Norbert Winding (seit 2009).

Lit.:

  • Haus der Natur
  • Robert Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „H. d. N.“ in das „Ahnenerbe“ der SS. In: Zeitgeschichte 35 (2008) H. 3, S. 154–175.

M.K.