Salzkammergut

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Salzkammergut war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein ausschließlich feudalrechtlicher Begriff, der sich auf die Gegenden um die obere Traun, also Ischl, Hallstatt, Aussee, bezog und bedeutete, dass der Landesfürst hier nicht nur Landesherr, sondern auch Grundherr war und die Einnahmen aus den reichen Salzvorkommen direkt in die landesfürstliche Finanzkammer flossen.

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wird der Begriff Salzkammergut allmählich zur Landschaftsbezeichnung und wird auf die angrenzenden Gebiete des Attergaus, Mondsee- und Wolfgangseelandes ausgedehnt. Die lange Zeit währenden Grenzstreitigkeiten zwischen Salzburg und Oberösterreich wurden 1689 durch einen Vertrag zwischen Erzbischof Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein und Abt Maurus II. von Mondsee endgültig bereinigt; seither gehört der Schafberggipfel zu Salzburg, der Mondseer Anteil am Wolfgangsee wurde durch die „Seidenfadengrenze“ von der Dittelbachmündung in St. Wolfgang bis zum Abfluss der Ischl in Strobl festgelegt, während das Salzburger Gebiet am Mond- und Attersee in Ober- und Unterburgau nur bis an die Ufer heranreicht.

Die auf Salzburger Territorium gelegenen Ortschaften St. Gilgen und Strobl profitieren von der Entdeckung des Salzkammergutes als „Seelenlandschaft“ der Künstler und Sommerfrische der Monarchie. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst kehrten nicht nur alle Jahre für die Sommermonate wieder, sondern ließen sich hier auch eigene Sommervillen errichten. Die erste Villa auf dem Gemeindegebiet von St. Gilgen auf dem Frauenstein bei Ried gehörte dem Salzburger Feigenkaffeefabrikanten und Präsidenten der Handelskammer Ludwig Zeller. In den Sommern 1886–88 wurde sie von der Hofschauspielerin Katharina Schratt bewohnt.

1882 siedelte sich die Familie von Frisch in Brunnwinkel an. 1883 war Theodor von Billroth zum ersten Mal in St. Gilgen, sein Haus wurde zum Treffpunkt zahlreicher Größen der Medizin, Musik und Literatur. Um die Jahrhundertwende entstand eine sogenannte Prager-Kolonie, die auch prominente Architekten der beginnenden Moderne versammelte.

Die am Ostende des Wolfgangsees gelegene Streusiedlung Strobl nahm durch die 1890 eröffnete Salzkammergutlokalbahn ihren Aufschwung und wurde alsbald zum „Strandbad Ischls“. Es war v.a. das wohlhabende Wiener Bürgertum, das sich hier ansiedelte. In der Zwischenkriegszeit fasste der „Sommerfrischenantisemitismus“ auch in der Tourismuswirtschaft des Salzkammerguts, u.a. am Wolfgangsee, Fuß.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmte die touristische Marke Salzkammergut mehr und mehr die komplexe teil- und überregionale Identitätskonstruktion des oft auch als „zehntes Bundesland“ bezeichneten Salzkammerguts, macht es doch die Kombination der „Identitätsbausteine“ (Hellmuth) Landschaft und Kultur zur österreichischen Tourismuslandschaft par excellence.

Lit.:

  • C. Dirninger, T. Hellmuth, A. Thuswaldner Hg.): S. schauen. Wien 2015.
  • T. Hellmuth, E. Hiebl (Hg.): Visionäre bewegen die Welt. Salzburg 2005.
  • H. Pinezits: Sommerfrische am Wolfgangsee. Villenarchitektur in Strobl zwischen 1880 und 1936, Dipl. Univ. Salzburg 1997.

M.O., M.K.