Strobl-Werkstätte

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Strobl-Werkstätte, Hafnerfamilien, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis Mitte des 18. Jahrhunderts die Hafnergerechtsame und Werkstätten in der Arenbergstraße und der Steingasse innehatten.

  • Thomas Strobl: 1565 Bürger, † 1622
  • Friedrich Strobl: 1601 Meister und Bürger, † vor 5.2.1636; Sohn des Thomas Strobl
  • Rueprecht Strobl: * 27.2.1618, † 1681; 1651 Meister und Bürger, Sohn des Friedrich Strobl
  • Mathias Strobl: * 1607, † 26.4.1662; 1637 Meister und Bürger, Sohn des Friedrich Strobl
  • Johann Strobl: * 1644, † nach 1683; 1680 Meister, Sohn des Mathias Strobl
  • Paul Strobl: † 27.5.1725; 1683 Meister und Bürger; Bruder der Regina Strobl, Cousine und Erbin der Gerechtsame nach Johann Strobl
Thomas Strobl: Modell eines Ofenfußes (1590-1610)
  • Thomas Strobl: † 10.4.1753; 1725 Meister und Bürger; Sohn des Paul Strobl (Joseph Rauch ehelichte 1753 Katharina Stroblin, Tochter des Thomas Strobl)
  • Franz Rauch: * 1764, Sohn der Obengenannten, 1788 Übernahme der Gerechtsame, verließ 1797 Haus und Familie, damit Ende der Strobl-Werkstätte.

Mathias Strobl (nur zufällige Namensgleichheit), Hafnergeselle aus Marquartstein, wurde 1797 Meister und Bürger; übernahm Gerechtsame und Haus Steingasse 67. Produziert wurden Kachelöfen, irdenes Geschirr, Weinkrüge, Tintenzeug und sonstige Gebrauchsgegenstände (1627–42 Verkaufsladen im Rathaus, wo auch zahlreiche andere Salzburger Hafner ihre Waren anbieten konnten); vermutet wird eine Beteiligung der Werkstätte Thomas Strobls (Arenbergstraße) an der Herstellung der Terrakotten der Schallaburg in Niederösterreich.

Modelfunde von 1953, 1974 und 1979 in den Hafnerhäusern Steingasse 28 und 67 bezeugen die Produktion der Strobl-Werkstätte für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts bis ins 18. Jahrhundert. Thomas Strobl, zeitweise unter Mitarbeit seines Sohnes Friedrich, stellte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bunt glasierte Öfen im Nürnberger Schema her, mit Personifikationsdarstellungen und Szenen aus dem Alten und Neuen Testament (in Museen in Salzburg, Wien, Budapest etc.).

Der Strobl'sche Farbenkanon hielt sich meist in Ocker (Grundglasur), Blau und Grün unter Verwendung weißer Zinnglasur. Die Gefäßkeramik entstand unter Anwendung von Kachelmodeln. Gegen 1600 und danach u.a. grün glasierte Öfen mit Motivwiederholung der Einzelkachel oder beliebten Serien: Erdteile, Musikdarstellungen, Tugenden etc. Friedrich Strobl bezog ab 1602 die eigene Werkstatt Steingasse 67 (das Hafnerhaus blieb fast 200 Jahre im Besitz der Familie).

Von Friedrich Strobl existiert im Schloss Hellbrunn ein Fayenceofen aus dem Jahr 1608. Im 17. Jahrhundert werden die Strobl-Öfen vorwiegend mit Kurfürsten- und Heiligenserien, auch Blütenmotiven versehen, im 18. Jahrhundert konzentriert man sich auf die weniger qualitätvollen und anspruchslosen geometrischen Motive mit Bandlwerk und Rocaillen.

Die Bedeutung der Strobl-Werkstatt war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und im beginnenden 17. Jahrhundert groß. Sie war damals ein Beispiel für die hochstehende Salzburger Hafnerkunst, mit zahlreichen weiteren namhaften Hafnerwerkstätten, die Franz Wagner ausführlich in einem Aufsatz in der Schriftenreihe des Vereins der „Freunde der Salzburger Geschichte“ beschrieben hat.

Literatur:

  • Franz Wagner: Die „Strobl-Werkstatt“ und ihre Zauberlehrlinge. Notizen zur Biografie und zu den Werkstätten der Salzburger Hafner der Frühen Neuzeit. In Salzburg Archiv 37, 2019, S. 37-66.
  • Christa Svoboda: Model und Kacheln der Strobl-Werkstatt aus dem 16., 17. und beginnenden 18. Jh. Kat. SMCA 1981
  • Friederike Zaisberger: Zur Geschichte des Hafnerhauses in der Steingasse 67. In: Kat. SMCA 1981.

Ch.S.