Wachs

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche

Wachs. Wachsbossierer, Wachszieher (Kerzenmacher) gehörten der Zunft der Lebzelter an.

Die älteste Wachszieherei Salzburgs war im „Haus im Thumbfreithof“ am Dom. Mitte des 15. Jahrhunderts wird nur ein Kerzenmacher für Salzburg genannt, aber schon 1623 wissen wir von einer Wachszieher- (und Lebzelter-) Werkstatt im Haus Getreidegasse 46, die mit jenen in den Häusern Hagenauerplatz 2 und Steingasse 46 zu den alten Wachszieherwerkstätten gehörte. Auch St. Johann im Pongau nennt für das 17. Jahrhundert einen bedeutenden Wachszieher (Lorenz Zäch). Die Wachszieher stellten neben Kerzen auch alle Arten von Wachsopfergaben und Wachsmodeln her. Die frühesten für Salzburg belegbaren Wachsvotive stammen aus 1414. Als die Aufklärung die Wachsopfer (Votivgaben) in den Kirchen und die Zahl der Altarkerzen einschränkte, musste auch die während des 18. Jahrhunderts in Salzburg tätige Firma Lebitsch schließen.

Die künstlerischen Wachsarbeiten wurden in Salzburg v.a. von den beiden Frauenklöstern der Benediktinerinnen am Nonnberg und der Kapuzinerinnen von Loreto (Wallfahrt) hergestellt. Die Kunst der Benediktiner-Konventualin Maria Anna Josepha von Vierholz (1656–1701), die Madonnenbüsten schuf, fand reiche stilistische Nachfolge. Vor allem wurden in den Klöstern Wachsnachbildungen der Gnadenbilder, d.h. Jesuskindln (Loretokindl, Fatschenkindl) in zahllosen Variationen hergestellt. Ebenso wurden Köpfe mit eingesetzten Glasaugen und echten Haaren für Gute Hirten oder Wachsköpfchen und Gliedmaßen für kleine Krippenfiguren erzeugt. Aber auch Heiligenfiguren, Wachsbüsten und Altarpyramiden mit Wachsmodeln entstanden v.a. in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der Blütezeit dieses Kunstgewerbezweiges.

Im ehemals salzburgischen Tittmoning beschäftigten sich Johann Baptist Cetto und sein Sohn Nikolaus Engelbert in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Herstellung feinster Wachsbilder. Zu Ende des 18. Jahrhunderts tritt in Salzburg der Schuster und Wachsbossierer Bartholomäus Lominger mit Wachsporträts (auch lebensgroß!), Figuren und Gruppen in Wachs sowie Nachbildungen von Naturpräparaten in Erscheinung. Er präsentierte seine Sammlung 1797 „nächst dem Postamte“ in einem Panoptikum. Zwischen 1790 und 1830 war der aus Kempten gebürtige Johann Albani als Porträtbossierer tätig. Zur selben Zeit arbeitete in Salzburg Elisabeth Höss (Hess) nicht ganz so qualitätvoll.

200 Jahre der Blütezeit in der Kunst der Wachsbearbeitung gingen in Salzburg mit dem letzten Wachsbossierer Ludwig Mongenas in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Ende. Kommerzielle Erzeugnisse lieferte ab dem 19. Jahrhundert die Firma Gebrüder Weinkamer (Steingasse/Imbergstraße) mit Kerzen, Votiven, Wachskindln und köstlichen kleinen Scherzfiguren aus bemaltem oder farbigem Wachs (Firma aufgelöst Jänner 1987) und die Salzburger Wachszieher- und Lebzelterfirmen des aus Niederösterreich 1899 zugezogenen Franz Weber und Nachfolger (geschlossen 1993) sowie der noch heute in Salzburg tätigen Lebkuchen- und Kerzenmanufaktur Nagy.

Lit.:

  • R. Ruhland: Wunderwerke aus Wachs. Johann Baptist und Nikolaus Engelbert Cetto – Monographie und Werkverzeichnis. Tittmoninger Wachsbossierer Werkstatt von 1706–1746. Tittmoning 2013.
  • K. Weinkamer. Die Lebzelter in der Stadt Salzburg. In: Mitt. d. Gesellsch. d. Salzb. Landeskunde. 140.Jahr, Salzburg 2000.
  • U. Pfistermeister: Wachs, Volkskunst und Brauch, Bd. 1. Nürnberg 1982.
  • Kat. Köstlich altes Wachsgebild. Dommuseum, Salzburg 1977.

Ch.S.