Wollmanufaktur

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Wollmanufaktur. 1677 von Erzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg als landesfürstlicher Eigenbetrieb im erzbischöflichen Meierhof im Nonntal eingerichtet.

Als Beweggründe für die Gründung gelten Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung, v.a. die ärmere Jugend, sowie die Ankurbelung der inländischen Schafzucht. 1680 übernahm der Tuchmacher Wilhelm Wagner den Betrieb und den daran angeschlossenen Laden, wo neben Tuchen auch Knöpfe, Borten (Spitzen und Borten), Schnüre, Bänder, Futter, Strümpfe etc. verkauft wurden. Abnehmer der Erzeugnisse war v.a. der Salzburger Hof, die Guardarobba des Erzbischofs. 1686 erfolgte die erzbischöfliche Gründung eines Waisenhauses im selben Gebäude des Meierhofes. Wagner stand gleichzeitig der Wollfabrik und dem Waisenhaus vor, wobei letzteres billige Arbeitskräfte stellte. Die Beschränktheit des Marktes, schwierige Rohstoffbeschaffung und geringe Bereitschaft zur Abnahme der Erzeugnisse durch Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein führten zur Auflösung der Manufaktur zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Herbert Hassinger bezeichnet diese Manufakturgründung als „bedeutenden Ansatz einer merkantilistischen Politik in den deutschen Territorien, die meist erst im 18. Jahrhundert zur Reife gelangte“.

Lit.:

  • H. Hassinger: Johann Joachim Bechers Kampf gegen Frankreich und die Gründung einer Wollmanufaktur in Salzburg im Jahre 1677. In: MGSLK 78, 1938/39, S. 169–182.

Ch.S.