Hieronymus Graf Colloredo: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hieronymus,Graf Colloredo''', * Wien 31. 5. 1732, † Wien 20. 5. 1812, Eb. von Salzburg 1772-1803 bzw. 1812.
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'''Hieronymus, Graf Colloredo''', * Wien 31. 5. 1732, † Wien 20. 5. 1812, Eb. von Salzburg 1772-1803 bzw. 1812.
  
 
Nach dem Theologiestudium am Collegium Germanicum in Rom wurde Hieronymus 1762 Bischof von Gurk, 1772 Eb. von Salzburg. Mit ihm kam nach 49 Abstimmungen ein moderner Regent der →Aufklärung zur Herrschaft, der allerdings nie die Zuneigung seiner Bevölkerung gewinnen konnte. Der sparsame und fast geizige Fürst schuf für die verschiedensten Bereiche Fonds, deren Geldmittel, in Wiener Banken angelegt, den Napoleonischen Kriegen zum Opfer fielen. Durch die Einführung eines neuen Steuerfußes wurden die landesfürstlichen Abgaben geregelt; wirtschaftlich war die Regierung von Hieronymus jedenfalls eine Zeit der Blüte. Auch im geistig-kulturellen Bereich setzte ein allgemeiner Aufschwung ein. Weniger die →Univ. als das Grundschulwesen wurde nach dem Muster der habsburgischen Erbländer reformiert und dazu ein →Lehrerseminar errichtet (F. M. →Vierthaler). Kaum jemals haben in Salzburg so viele bedeutende Intellektuelle zugleich gewirkt: der Jurist →Kleimayrn, Freiherr von →Moll, der Historiker →Zauner, der Journalist →Hübner, Graf →Spaur, der Arzt →Hartenkeil und andere. Ähnlich wie Kaiser Josef II. reformierte Hieronymus von oben herab, ohne sich um die Empfindungen der Bevölkerung zu kümmern, wobei kaum ein Gebiet des bürgerlichen Lebens unbeeinflusst blieb. Das Volk nahm dann auch ohne Regung die Flucht des Eb. zur Kenntnis (1800), der bis zu seinem Tod im Jahre 1812 das Erzbistum von Wien aus leitete, nachdem ihm gemäß Reichsdeputationshauptschluß von 1803 die weltliche Regierung des säkularisierten Fürstentums genommen worden war.  
 
Nach dem Theologiestudium am Collegium Germanicum in Rom wurde Hieronymus 1762 Bischof von Gurk, 1772 Eb. von Salzburg. Mit ihm kam nach 49 Abstimmungen ein moderner Regent der →Aufklärung zur Herrschaft, der allerdings nie die Zuneigung seiner Bevölkerung gewinnen konnte. Der sparsame und fast geizige Fürst schuf für die verschiedensten Bereiche Fonds, deren Geldmittel, in Wiener Banken angelegt, den Napoleonischen Kriegen zum Opfer fielen. Durch die Einführung eines neuen Steuerfußes wurden die landesfürstlichen Abgaben geregelt; wirtschaftlich war die Regierung von Hieronymus jedenfalls eine Zeit der Blüte. Auch im geistig-kulturellen Bereich setzte ein allgemeiner Aufschwung ein. Weniger die →Univ. als das Grundschulwesen wurde nach dem Muster der habsburgischen Erbländer reformiert und dazu ein →Lehrerseminar errichtet (F. M. →Vierthaler). Kaum jemals haben in Salzburg so viele bedeutende Intellektuelle zugleich gewirkt: der Jurist →Kleimayrn, Freiherr von →Moll, der Historiker →Zauner, der Journalist →Hübner, Graf →Spaur, der Arzt →Hartenkeil und andere. Ähnlich wie Kaiser Josef II. reformierte Hieronymus von oben herab, ohne sich um die Empfindungen der Bevölkerung zu kümmern, wobei kaum ein Gebiet des bürgerlichen Lebens unbeeinflusst blieb. Das Volk nahm dann auch ohne Regung die Flucht des Eb. zur Kenntnis (1800), der bis zu seinem Tod im Jahre 1812 das Erzbistum von Wien aus leitete, nachdem ihm gemäß Reichsdeputationshauptschluß von 1803 die weltliche Regierung des säkularisierten Fürstentums genommen worden war.  

Version vom 7. November 2016, 14:07 Uhr

Hieronymus, Graf Colloredo, * Wien 31. 5. 1732, † Wien 20. 5. 1812, Eb. von Salzburg 1772-1803 bzw. 1812.

Nach dem Theologiestudium am Collegium Germanicum in Rom wurde Hieronymus 1762 Bischof von Gurk, 1772 Eb. von Salzburg. Mit ihm kam nach 49 Abstimmungen ein moderner Regent der →Aufklärung zur Herrschaft, der allerdings nie die Zuneigung seiner Bevölkerung gewinnen konnte. Der sparsame und fast geizige Fürst schuf für die verschiedensten Bereiche Fonds, deren Geldmittel, in Wiener Banken angelegt, den Napoleonischen Kriegen zum Opfer fielen. Durch die Einführung eines neuen Steuerfußes wurden die landesfürstlichen Abgaben geregelt; wirtschaftlich war die Regierung von Hieronymus jedenfalls eine Zeit der Blüte. Auch im geistig-kulturellen Bereich setzte ein allgemeiner Aufschwung ein. Weniger die →Univ. als das Grundschulwesen wurde nach dem Muster der habsburgischen Erbländer reformiert und dazu ein →Lehrerseminar errichtet (F. M. →Vierthaler). Kaum jemals haben in Salzburg so viele bedeutende Intellektuelle zugleich gewirkt: der Jurist →Kleimayrn, Freiherr von →Moll, der Historiker →Zauner, der Journalist →Hübner, Graf →Spaur, der Arzt →Hartenkeil und andere. Ähnlich wie Kaiser Josef II. reformierte Hieronymus von oben herab, ohne sich um die Empfindungen der Bevölkerung zu kümmern, wobei kaum ein Gebiet des bürgerlichen Lebens unbeeinflusst blieb. Das Volk nahm dann auch ohne Regung die Flucht des Eb. zur Kenntnis (1800), der bis zu seinem Tod im Jahre 1812 das Erzbistum von Wien aus leitete, nachdem ihm gemäß Reichsdeputationshauptschluß von 1803 die weltliche Regierung des säkularisierten Fürstentums genommen worden war.

Literatur:

  • F. Martin: Salzburgs Fürsten in der Barockzeit. Salzburg 41982, S. 227 ff.
  • H. Wagner: Die Bedeutung Salzburgs im Zeitalter der Aufklärung (Salzburg-Dokumentationen 19). Salzburg 1977, S. 153 ff.
  • H. Wagner: Die Aufklärung im Erzstift Salzburg (Salzburger Universitätsreden 26). Salzburg-München 1968.

R.R.H.