Hugo von Hofmannsthal: Unterschied zwischen den Versionen

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H. lernte Stadt und Land Salzburg früh persönlich kennen: Sommerferien in Bad Fusch (1890 mit Unterbrechungen bis 1908) und im Salzkammergut (1890-94 in Strobl, später in St. Gilgen und Bad Aussee). Etliche Jugendwerke entstanden in Bad Fusch, viele Werke im Salzkammergut. Im August 1911 vollendete er in Aussee den #Jedermann# (UA 1911 durch M. →Reinhardt im Zirkus Schumann in Berlin). Seit 1918 gehörte er dem 1917 gegründeten Kunstrat der „Salzburger Festspielhaus-Gemeinde“ an. 1919 Programmentwurf #Deutsche Festspiele in Salzburg#.  
 
H. lernte Stadt und Land Salzburg früh persönlich kennen: Sommerferien in Bad Fusch (1890 mit Unterbrechungen bis 1908) und im Salzkammergut (1890-94 in Strobl, später in St. Gilgen und Bad Aussee). Etliche Jugendwerke entstanden in Bad Fusch, viele Werke im Salzkammergut. Im August 1911 vollendete er in Aussee den #Jedermann# (UA 1911 durch M. →Reinhardt im Zirkus Schumann in Berlin). Seit 1918 gehörte er dem 1917 gegründeten Kunstrat der „Salzburger Festspielhaus-Gemeinde“ an. 1919 Programmentwurf #Deutsche Festspiele in Salzburg#.  
  
Am 22.8.1920 Beginn der ersten Festspielsaison mit der Erstaufführung des #Jedermann# unter Reinhardts Regie auf dem Domplatz; seither steht H.s Stück über die Herrschaft des Geldes und die Notwendigkeit einer Besinnung auf christliche Werte auf dem Spielplan des Festivals (mit Ausnahme der Jahre 1922-25 und der NS-Zeit 1938-45). 1921 Aufsatz #Festspiele in Salzburg#. Im gleichen Jahr entstand in Bad Aussee das #Salzburger Große Welttheater# (UA 12.8.1922 in der Kollegienkirche; Regie: M. Reinhardt), in dem sich H.s konservatives Weltbild über die zentrale Figur des Bettlers ausdrückt: Nach kurzem Aufbegehren gegen die irdische Ungleichheit fügt er sich in die hierarchisch gegliederte soziale Ordnung.  
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Am 22.8.1920 Beginn der ersten Festspielsaison mit der Erstaufführung des #Jedermann# unter Reinhardts Regie auf dem Domplatz; seither steht H.s Stück über die Herrschaft des Geldes und die Notwendigkeit einer Besinnung auf christliche Werte alljährlich auf dem Spielplan des Festivals (mit Ausnahme der Jahre 1922-25 und der NS-Zeit 1938-45). 1921 Aufsatz #Festspiele in Salzburg#. Im gleichen Jahr entstand in Bad Aussee das #Salzburger Große Welttheater# (UA 12.8.1922 in der Kollegienkirche; Regie: M. Reinhardt), in dem sich H.s konservatives Weltbild über die zentrale Figur des Bettlers ausdrückt: Nach kurzem Aufbegehren gegen die irdische Ungleichheit fügt er sich in die hierarchisch gegliederte soziale Ordnung.  
  
 
In mehreren Aufsätzen (#Das Salzburger Programm#, 1926; #Zum Programm der Salzburger Festspiele#, 1928; #Das Publikum der Salzburger Festspiele#, 1928) versuchte H., Konzept und Programm der Festspiele zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Seine früh geäußerte Grundidee ging davon aus, dass die süddeutschen (bayerisch-österreichischen) „Stämme“ in bes. Weise Träger eines „theatralischen Vermögens“ seien. Die Verkörperung dieses süddeutschen Theaterwesens sah H. in W.A. →Mozarts Opern, aber auch in J.W.v. →Goethes #Faust#, in dem sich Puppenspiel, kath. Mysterienspiel und opernhaftes Festspiel vereinen, sowie in österr. Autoren wie F. →Grillparzer und Ferdinand Raimund. In einer festlichen Kulturveranstaltung in Salzburg mit seiner Verschmelzung von Landschaft und Kunst, abseits der modernen Großstädte, mit Mozart als Zentralfigur und europaweiten Traditionsbezügen (v.a. griech. Antike, Calderón u. Shakespeare), sah H. für Österreich die Möglichkeit, seine führende Rolle innerhalb der gesamtdeutschen Kultur zu befestigen. Den Kontext bildeten u.a. die stammesgeschichtliche Konzeption des später durch seine NS-Nähe diskreditieren Germanisten Josef Nadler, aber auch H.s Vorstellung einer „konservativen Revolution“ und die katholische Erneuerungsbewegung der #renouveau catholique#, der es – wie H. – um erneute (religiöse) Bindung und Stabilität in einer Zeit des Wertezerfalls ging.  
 
In mehreren Aufsätzen (#Das Salzburger Programm#, 1926; #Zum Programm der Salzburger Festspiele#, 1928; #Das Publikum der Salzburger Festspiele#, 1928) versuchte H., Konzept und Programm der Festspiele zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Seine früh geäußerte Grundidee ging davon aus, dass die süddeutschen (bayerisch-österreichischen) „Stämme“ in bes. Weise Träger eines „theatralischen Vermögens“ seien. Die Verkörperung dieses süddeutschen Theaterwesens sah H. in W.A. →Mozarts Opern, aber auch in J.W.v. →Goethes #Faust#, in dem sich Puppenspiel, kath. Mysterienspiel und opernhaftes Festspiel vereinen, sowie in österr. Autoren wie F. →Grillparzer und Ferdinand Raimund. In einer festlichen Kulturveranstaltung in Salzburg mit seiner Verschmelzung von Landschaft und Kunst, abseits der modernen Großstädte, mit Mozart als Zentralfigur und europaweiten Traditionsbezügen (v.a. griech. Antike, Calderón u. Shakespeare), sah H. für Österreich die Möglichkeit, seine führende Rolle innerhalb der gesamtdeutschen Kultur zu befestigen. Den Kontext bildeten u.a. die stammesgeschichtliche Konzeption des später durch seine NS-Nähe diskreditieren Germanisten Josef Nadler, aber auch H.s Vorstellung einer „konservativen Revolution“ und die katholische Erneuerungsbewegung der #renouveau catholique#, der es – wie H. – um erneute (religiöse) Bindung und Stabilität in einer Zeit des Wertezerfalls ging.  

Version vom 10. April 2018, 22:15 Uhr

Hofmannsthal, Hugo von (eigtl. Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal), * Wien 1.2.1874, † Rodaun bei Wien 15.7.1929. Schriftsteller, Mitbegründer der Salzburger →Festspiele.

H. lernte Stadt und Land Salzburg früh persönlich kennen: Sommerferien in Bad Fusch (1890 mit Unterbrechungen bis 1908) und im Salzkammergut (1890-94 in Strobl, später in St. Gilgen und Bad Aussee). Etliche Jugendwerke entstanden in Bad Fusch, viele Werke im Salzkammergut. Im August 1911 vollendete er in Aussee den #Jedermann# (UA 1911 durch M. →Reinhardt im Zirkus Schumann in Berlin). Seit 1918 gehörte er dem 1917 gegründeten Kunstrat der „Salzburger Festspielhaus-Gemeinde“ an. 1919 Programmentwurf #Deutsche Festspiele in Salzburg#.

Am 22.8.1920 Beginn der ersten Festspielsaison mit der Erstaufführung des #Jedermann# unter Reinhardts Regie auf dem Domplatz; seither steht H.s Stück über die Herrschaft des Geldes und die Notwendigkeit einer Besinnung auf christliche Werte alljährlich auf dem Spielplan des Festivals (mit Ausnahme der Jahre 1922-25 und der NS-Zeit 1938-45). 1921 Aufsatz #Festspiele in Salzburg#. Im gleichen Jahr entstand in Bad Aussee das #Salzburger Große Welttheater# (UA 12.8.1922 in der Kollegienkirche; Regie: M. Reinhardt), in dem sich H.s konservatives Weltbild über die zentrale Figur des Bettlers ausdrückt: Nach kurzem Aufbegehren gegen die irdische Ungleichheit fügt er sich in die hierarchisch gegliederte soziale Ordnung.

In mehreren Aufsätzen (#Das Salzburger Programm#, 1926; #Zum Programm der Salzburger Festspiele#, 1928; #Das Publikum der Salzburger Festspiele#, 1928) versuchte H., Konzept und Programm der Festspiele zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Seine früh geäußerte Grundidee ging davon aus, dass die süddeutschen (bayerisch-österreichischen) „Stämme“ in bes. Weise Träger eines „theatralischen Vermögens“ seien. Die Verkörperung dieses süddeutschen Theaterwesens sah H. in W.A. →Mozarts Opern, aber auch in J.W.v. →Goethes #Faust#, in dem sich Puppenspiel, kath. Mysterienspiel und opernhaftes Festspiel vereinen, sowie in österr. Autoren wie F. →Grillparzer und Ferdinand Raimund. In einer festlichen Kulturveranstaltung in Salzburg mit seiner Verschmelzung von Landschaft und Kunst, abseits der modernen Großstädte, mit Mozart als Zentralfigur und europaweiten Traditionsbezügen (v.a. griech. Antike, Calderón u. Shakespeare), sah H. für Österreich die Möglichkeit, seine führende Rolle innerhalb der gesamtdeutschen Kultur zu befestigen. Den Kontext bildeten u.a. die stammesgeschichtliche Konzeption des später durch seine NS-Nähe diskreditieren Germanisten Josef Nadler, aber auch H.s Vorstellung einer „konservativen Revolution“ und die katholische Erneuerungsbewegung der #renouveau catholique#, der es – wie H. – um erneute (religiöse) Bindung und Stabilität in einer Zeit des Wertezerfalls ging.

Neben seinen Arbeiten fürs Sprechtheater prägte H. das Programm der Festspiele auch durch seine Libretti für Opern von R. →Strauss (u.a. #Elektra#, #Der Rosenkavalier#, #Ariadne auf Naxos#, #Die Frau ohne Schatten#). Einen Aufenthalt H.s in Bad Fusch von 1924 verwendete W. →Kappacher als Sujet seines Romans #Der Fliegenpalast# (2009).


Lit.:

  • M. Mayer, J. Werlitz (Hg.): Hofmannsthal-Handbuch. Stuttgart 2016.
  • W. Hemecker (Hg.): H. Orte. 20 biograph. Erkundungen. Wien 2014.
  • N.C. Wolf: Eine Triumphpforte österreichischer Kunst. H.v.H.s Gründung der Salzburger Festspiele. Salzburg, Wien 2014.


A.Has., Ma.M.