Arturo Toscanini: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 1: Zeile 1:
 
'''Toscanini, Arturo''', * Parma 25.3.1867, † New York 16.1.1957, Dirigent.
 
'''Toscanini, Arturo''', * Parma 25.3.1867, † New York 16.1.1957, Dirigent.
  
Studierte Violoncello und Komposition am Konservatorium in Parma, sprang bei einem Operngastspiel in Brasilien als Dirigent ein, leitete bedeutende Opern-UA: 1892 in Turin Leoncavallos #I Pagliacci#, 1892 Puccinis #La Bohème#, 1910 in New York #La Fanciulla del West# und 1926 an der Mailänder Scala #Turandot#. T. war wiederholt künstlerischer Leiter der Mailänder Scala, 1908-15 künstlerischer Leiter der Metropolitan Opera New York, dirigierte zahlreiche bedeutende europ. und amerikanische Orchester. Mit den Salzburger →Festspielen trat er erstmals 1934 in Verbindung. In den folgenden Jahren wurde er zum gefeierten Mittelpunkt des Festspielgeschehens, vor allem durch eine glanzvolle Produktion von Verdis #Falstaff# 1935 mit Mariano Stabile in der Titelrolle. Für das folgende Jahr wurde auf seine Initiative mit den #Meistersingern# zum zweiten Mal eine Wagner-Oper ins Programm aufgenommen. Zwei weitere Opern des dt. Fachs, Beethovens #Fidelio# mit L. →Lehmann in der Titelrolle und Mozarts #Zauberflöte#, wurden unter seiner Leitung zu Glanzpunkten in der Geschichte der Vorkriegsfestspiele. T.s Planungen wurden richtungweisend für die Entwicklung der Festspiele nach Beendigung des Krieges, auch wenn T. selbst sich als Reaktion auf das verhasste Hitlerregime völlig von Salzburg distanzierte. T. war als Dirigent in erster Linie wohl bedeutendster Vermittler ital. Operntradition des späten 19. und frühen 20. Jh.s. Er erlangte durch seine strikte Forderung nach Befolgung des Notentextes großen Einfluß auf die Interpretation der sog. Objektivitätsbewegung, um durch rigorose Genauigkeit in der Befolgung von Tempo- und Dynamikangaben für seine Verdi-, Puccini- und  Wagner- Aufführungen eine optimale Wiedergabe zu erreichen. Auch seine Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien und der #Missa solemnis# oder der vier Sinfonien von Brahms geben noch heute einen Begriff von T.s außerordentlich klarer und zugleich vitaler Dirigierkunst.  
+
Studierte Violoncello und Komposition am Konservatorium in Parma, leitete bedeutende Opern-UA: 1892 in Turin Leoncavallos #I Pagliacci#, 1892 Puccinis #La Bohème#, 1910 in New York #La Fanciulla del West# und 1926 an der Mailänder Scala #Turandot#. T. war wiederholt künstlerischer Leiter der Mailänder Scala, 1908–15 künstlerischer Leiter der Metropolitan Opera New York, dirigierte zahlr. bedeutende europ. und amerik. Orchester. Mit den Salzburger →Festspielen trat er erstmals 1934 in Verbindung. In den folgenden Jahren wurde er zum gefeierten Mittelpunkt des Festspielgeschehens, v.a. durch eine glanzvolle Produktion von Verdis #Falstaff# 1935 mit Mariano Stabile in der Titelrolle. Für das folgende Jahr wurde auf seine Initiative mit den #Meistersingern# zum zweiten Mal eine Wagner-Oper ins Programm aufgenommen. Zwei weitere Opern des dt. Fachs, Beethovens #Fidelio# mit L. →Lehmann in der Titelrolle, und Mozarts #Zauberflöte# wurden unter seiner Leitung zu Glanzpunkten in der Geschichte der Vorkriegsfestspiele. T.s Planungen wurden richtungweisend für die Entwicklung der Festspiele nach Ende des Krieges, auch wenn T. selbst sich als Reaktion auf das verhasste Hitlerregime völlig von Salzburg distanzierte. T. war als Dirigent in erster Linie wohl bedeutendster Vermittler ital. Operntradition des späten 19. und frühen 20. Jh.s. Er erlangte durch seine strikte Forderung nach Befolgung des Notentextes großen Einfluß auf die Interpretation der sog. Objektivitätsbewegung, um durch rigorose Genauigkeit in der Befolgung von Tempo- und Dynamikangaben für seine Verdi-, Puccini- und  Wagner-Aufführungen eine optimale Wiedergabe zu erreichen. Auch seine Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien und der #Missa solemnis# oder der vier Sinfonien von Brahms geben noch heute einen Begriff von T.s außerordentlich klarer und vitaler Dirigierkunst.  
  
 
Lit.:
 
Lit.:
Zeile 9: Zeile 9:
 
* A. Lezno-Pandolfi: T. Ein Leben für die Musik. Zürich 1957.
 
* A. Lezno-Pandolfi: T. Ein Leben für die Musik. Zürich 1957.
  
J.F.
+
J.F. (†)
  
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118623443|LCCN=n/50/14549|NDL=00621569|VIAF=19867298}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118623443|LCCN=n/50/14549|NDL=00621569|VIAF=19867298}}

Version vom 28. August 2018, 16:03 Uhr

Toscanini, Arturo, * Parma 25.3.1867, † New York 16.1.1957, Dirigent.

Studierte Violoncello und Komposition am Konservatorium in Parma, leitete bedeutende Opern-UA: 1892 in Turin Leoncavallos #I Pagliacci#, 1892 Puccinis #La Bohème#, 1910 in New York #La Fanciulla del West# und 1926 an der Mailänder Scala #Turandot#. T. war wiederholt künstlerischer Leiter der Mailänder Scala, 1908–15 künstlerischer Leiter der Metropolitan Opera New York, dirigierte zahlr. bedeutende europ. und amerik. Orchester. Mit den Salzburger →Festspielen trat er erstmals 1934 in Verbindung. In den folgenden Jahren wurde er zum gefeierten Mittelpunkt des Festspielgeschehens, v.a. durch eine glanzvolle Produktion von Verdis #Falstaff# 1935 mit Mariano Stabile in der Titelrolle. Für das folgende Jahr wurde auf seine Initiative mit den #Meistersingern# zum zweiten Mal eine Wagner-Oper ins Programm aufgenommen. Zwei weitere Opern des dt. Fachs, Beethovens #Fidelio# mit L. →Lehmann in der Titelrolle, und Mozarts #Zauberflöte# wurden unter seiner Leitung zu Glanzpunkten in der Geschichte der Vorkriegsfestspiele. T.s Planungen wurden richtungweisend für die Entwicklung der Festspiele nach Ende des Krieges, auch wenn T. selbst sich als Reaktion auf das verhasste Hitlerregime völlig von Salzburg distanzierte. T. war als Dirigent in erster Linie wohl bedeutendster Vermittler ital. Operntradition des späten 19. und frühen 20. Jh.s. Er erlangte durch seine strikte Forderung nach Befolgung des Notentextes großen Einfluß auf die Interpretation der sog. Objektivitätsbewegung, um durch rigorose Genauigkeit in der Befolgung von Tempo- und Dynamikangaben für seine Verdi-, Puccini- und Wagner-Aufführungen eine optimale Wiedergabe zu erreichen. Auch seine Aufnahmen der Beethoven-Sinfonien und der #Missa solemnis# oder der vier Sinfonien von Brahms geben noch heute einen Begriff von T.s außerordentlich klarer und vitaler Dirigierkunst.

Lit.:

  • G. Croll: Toscanini in Salzburg. In: ÖMZ 8, 1967.
  • R. C. Marsh: T. Der Meisterdirigent. Zürich 1958.
  • A. Lezno-Pandolfi: T. Ein Leben für die Musik. Zürich 1957.

J.F. (†)