Salzburger Volksliedwerk: Unterschied zwischen den Versionen

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1974 als selbstständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerkes, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger [[Volkskultur]], begründet. Zwischen 1975 und 2012 umfangreiche Feldforschungen. Parallel dazu Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von [[Keller, Wilhelm|Wilhelm Keller]] zurück. Metadaten zu seinen Beständen sind über [http://www.volksmusikdatenbank.at www.volksmusikdatenbank.at] abrufbar. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikant*innen und Schüler*innen, gibt das Volksliedwerk Publikationen heraus, darunter die Reihe ''Salzburger Volksliedblätter''. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des Volksliedwerkes in chronologischer Reihung: [[Cesar Bresgen]], Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg, Roswitha Meikl.
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1974 als selbstständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerkes, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger [[Volkskultur]], begründet. Zwischen 1975 und 2012 umfangreiche Feldforschungen. Parallel dazu Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von [[Keller, Wilhelm|Wilhelm Keller]] zurück. Metadaten zu seinen Beständen sind über [http://www.volksmusikdatenbank.at die Volksmusikdatenbank] abrufbar. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikant*innen und Schüler*innen, gibt das Volksliedwerk Publikationen heraus, darunter die Reihe ''Salzburger Volksliedblätter''. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des Volksliedwerkes in chronologischer Reihung: [[Cesar Bresgen]], Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg, Roswitha Meikl.
  
 
Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766–1835) – einer der Mitbegründer der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ – begann 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten Österreichischen Volkslieder mit ihren Singweisen in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleithner-Sammlung mit jener von [[Süß, Vinzenz Maria|Vinzenz Maria Süß]] (''Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen.'' Salzburg 1865; von Thomas Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19, 1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das ''Liederbuch für die Deutschen in Österreich'' als Volksgesangbuch heraus, 1889 gründete er den ersten „Deutschen Volksgesangs-Verein“, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit ''Das deutsche Volkslied'' das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen „Das Volkslied in Österreich“ begründet, das ab 1914 als Kommission „Österreichisches Volksliedunternehmen“ beim k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das „Österreichische Volksliedwerk“ hervorging.  
 
Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766–1835) – einer der Mitbegründer der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ – begann 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten Österreichischen Volkslieder mit ihren Singweisen in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleithner-Sammlung mit jener von [[Süß, Vinzenz Maria|Vinzenz Maria Süß]] (''Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen.'' Salzburg 1865; von Thomas Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19, 1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das ''Liederbuch für die Deutschen in Österreich'' als Volksgesangbuch heraus, 1889 gründete er den ersten „Deutschen Volksgesangs-Verein“, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit ''Das deutsche Volkslied'' das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen „Das Volkslied in Österreich“ begründet, das ab 1914 als Kommission „Österreichisches Volksliedunternehmen“ beim k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das „Österreichische Volksliedwerk“ hervorging.  
  
Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in Oberösterreich und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss, dem der Direktor der [[Universität Mozarteum]] Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm [[Rotter, Curt|Curt Rotter]] die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler [[Otto Eberhard]] an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit Curt Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel [[Richard Wolfram|Richard Wolframs]]). Unter der Leitung von Curt Rotter erschien die achtbändige ''Kleine Quellenausgabe'', in der als Band 7 ''Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet'' (1933) herausgegeben wurde. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit [[Reiser, Tobias d. Ä.|Tobias Reiser d. Ä.]] und [[Kuno Brandauer]].  
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Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in Oberösterreich und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss, dem der Direktor der [[Universität Mozarteum Salzburg|Universität Mozarteum]] Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm [[Rotter, Curt|Curt Rotter]] die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler [[Otto Eberhard]] an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit Curt Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel [[Richard Wolfram|Richard Wolframs]]). Unter der Leitung von Curt Rotter erschien die achtbändige ''Kleine Quellenausgabe'', in der als Band 7 ''Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet'' (1933) herausgegeben wurde. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit [[Reiser, Tobias d. Ä.|Tobias Reiser d. Ä.]] und [[Kuno Brandauer]].  
  
 
1938–45 Umbenennung des „Österreichischen Volksliedunternehmens“ in „Ostmärkisches Volksliedunternehmen“ unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Cesar Bresgen. 1938–45 war Otto Eberhard stellvertretender Leiter des „Gauausschusses“. 1938–45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes Tobias Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass Otto Eberhards erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs.  
 
1938–45 Umbenennung des „Österreichischen Volksliedunternehmens“ in „Ostmärkisches Volksliedunternehmen“ unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Cesar Bresgen. 1938–45 war Otto Eberhard stellvertretender Leiter des „Gauausschusses“. 1938–45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes Tobias Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass Otto Eberhards erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs.  

Version vom 26. September 2020, 15:15 Uhr

Salzburger Volksliedwerk.

1974 als selbstständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerkes, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger Volkskultur, begründet. Zwischen 1975 und 2012 umfangreiche Feldforschungen. Parallel dazu Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von Wilhelm Keller zurück. Metadaten zu seinen Beständen sind über die Volksmusikdatenbank abrufbar. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikant*innen und Schüler*innen, gibt das Volksliedwerk Publikationen heraus, darunter die Reihe Salzburger Volksliedblätter. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des Volksliedwerkes in chronologischer Reihung: Cesar Bresgen, Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald Dengg, Roswitha Meikl.

Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766–1835) – einer der Mitbegründer der „Gesellschaft der Musikfreunde in Wien“ – begann 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten Österreichischen Volkslieder mit ihren Singweisen in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleithner-Sammlung mit jener von Vinzenz Maria Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; von Thomas Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19, 1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das Liederbuch für die Deutschen in Österreich als Volksgesangbuch heraus, 1889 gründete er den ersten „Deutschen Volksgesangs-Verein“, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit Das deutsche Volkslied das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen „Das Volkslied in Österreich“ begründet, das ab 1914 als Kommission „Österreichisches Volksliedunternehmen“ beim k.k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das „Österreichische Volksliedwerk“ hervorging.

Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in Oberösterreich und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss, dem der Direktor der Universität Mozarteum Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm Curt Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler Otto Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit Curt Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel Richard Wolframs). Unter der Leitung von Curt Rotter erschien die achtbändige Kleine Quellenausgabe, in der als Band 7 Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet (1933) herausgegeben wurde. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit Tobias Reiser d. Ä. und Kuno Brandauer.

1938–45 Umbenennung des „Österreichischen Volksliedunternehmens“ in „Ostmärkisches Volksliedunternehmen“ unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Cesar Bresgen. 1938–45 war Otto Eberhard stellvertretender Leiter des „Gauausschusses“. 1938–45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes Tobias Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass Otto Eberhards erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs.

Nach dem Zweiten Weltkrieg Stillstand beinahe aller Aktivitäten, erst durch Wilhelm Keller wurden Ende der 1960er Jahre wieder Arbeiten begonnen (z.B. Aufbau eines Archivs) und Impulse gegeben. 1946 Neubegründung als „Österreichisches Volksliedwerk“, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den „Dachverband der Bundesländer“, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österreichischen Nationalbibliothek wurde (Datenbank INFOLK); seit 1952 Herausgabe des Jahrbuchs des Österreichischen Volksliedwerkes mit Informationen und Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis.

Lit.:

  • T. Hochradner, W. Deutsch: Volksmusik in Salzburg. Lieder und Schnaderhüpfl um 1900 aus dem Sammelgut des „Arbeitsausschusses für das Volkslied in Salzburg“. (= Corpus musicae popularis Austriaca 19) Böhlau Wien Linz 2008.
  • T. Hochradner, G. Haid, W. Deutsch: Volksmusik in Salzburg. Lieder und Tänze um 1800: aus der Sonnleithner-Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. (= Corpus musicae popularis Austriaca 12) Böhlau Wien Linz 2000.
  • G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (= SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 124ff.
  • Ders.: Rekonstruktion und Dokumentation. In: ebenda, S. 278–293.

U.K.