Johann Lucas von Hildebrandt: Unterschied zwischen den Versionen

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Johann Lucas von Hildebrandt war der Sohn eines österreichischen Hauptmanns und verbrachte seine Kindheit in Genua, wo er angeblich vom Vater in die Militärarchitektur eingeführt wurde. Um 1682/83 übersiedelte er nach Rom ins Atelier von Carlo Fontana und studierte an der Accademia di San Luca, ab ca. 1693 war Hildebrandt als selbstständiger Zivilarchitekt tätig. 1695/96 absolvierte er ein Volontariat beim kaiserlichen Heer in Oberitalien und durchlief die Ausbildung zum Militäringenieur durch Giulio Cerutti.
 
Johann Lucas von Hildebrandt war der Sohn eines österreichischen Hauptmanns und verbrachte seine Kindheit in Genua, wo er angeblich vom Vater in die Militärarchitektur eingeführt wurde. Um 1682/83 übersiedelte er nach Rom ins Atelier von Carlo Fontana und studierte an der Accademia di San Luca, ab ca. 1693 war Hildebrandt als selbstständiger Zivilarchitekt tätig. 1695/96 absolvierte er ein Volontariat beim kaiserlichen Heer in Oberitalien und durchlief die Ausbildung zum Militäringenieur durch Giulio Cerutti.
  
Mit Generalkriegskommissar Maximilian Ludwig Graf Breuner übersiedelte Hildebrandt 1696/97 nach Wien, wurde dessen Hausarchitekt und erhielt Aufträge von hohen Militärkreisen und vom Hofadel. Ab 1697 diverse Garten- und Stadtpaläste sowie Landschlösser. Daneben Sakralbauten (Hildebrandt unterlag beim Wettbewerb zum Bau der Karlskirche [[Johann Bernhard Fischer von Erlach|Fischer von Erlach]]). Hildebrandts größte Mäzene waren Prinz Eugen, Friedrich Karl Graf Schönborn und Alois Graf von Harrach.
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Mit Generalkriegskommissar Maximilian Ludwig Graf Breuner übersiedelte Hildebrandt 1696/97 nach Wien, wurde dessen Hausarchitekt und erhielt Aufträge von hohen Militärkreisen und vom Hofadel. In der Folge setzte er ab 1697 diverse Garten- und Stadtpaläste sowie Landschlösser um, daneben aber auch Sakralbauten (Hildebrandt unterlag beim Wettbewerb zum Bau der Karlskirche [[Johann Bernhard Fischer von Erlach|Fischer von Erlach]]). Hildebrandts größte Mäzene waren Prinz Eugen von Savoyen, Friedrich Karl Graf Schönborn (1705–1731 Reichsvizekanzler in Wien) und Alois Graf von Harrach.
  
 
Den Weg in den Hofdienst öffnete ihm 1699 eine Ehrenpforte für Joseph I. Seit 1700 kaiserlicher Hofingenieur, 1711/12 leitete er kommissarisch das Hofbauamt, stieg aber erst nach Fischer von Erlachs Tod zum Ersten Hofbaumeister auf. 1720 Erhebung in den Reichsritterstand. Ab 1709/10 unter Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach Aufträge in Salzburg, löste den unter Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] nach Salzburg geholten Konkurrenten Fischer von Erlach ab.
 
Den Weg in den Hofdienst öffnete ihm 1699 eine Ehrenpforte für Joseph I. Seit 1700 kaiserlicher Hofingenieur, 1711/12 leitete er kommissarisch das Hofbauamt, stieg aber erst nach Fischer von Erlachs Tod zum Ersten Hofbaumeister auf. 1720 Erhebung in den Reichsritterstand. Ab 1709/10 unter Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach Aufträge in Salzburg, löste den unter Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] nach Salzburg geholten Konkurrenten Fischer von Erlach ab.
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* W. G. Rizzi: J. L. v. H. Ergänzende Forschungen zu seinem Werk. Diss. Univ. Wien 1975. – B. Grimschitz: J. L. v. H. Wien u.a. 1959.
 
* W. G. Rizzi: J. L. v. H. Ergänzende Forschungen zu seinem Werk. Diss. Univ. Wien 1975. – B. Grimschitz: J. L. v. H. Wien u.a. 1959.
  
M.O., J.B.
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Aktuelle Version vom 8. November 2021, 01:07 Uhr

Johann Lucas von Hildebrandt, * 14. November 1668 in Genua, † 16. November 1745 in Wien, Festungsingenieur, Architekt.

Johann Lucas von Hildebrandt war der Sohn eines österreichischen Hauptmanns und verbrachte seine Kindheit in Genua, wo er angeblich vom Vater in die Militärarchitektur eingeführt wurde. Um 1682/83 übersiedelte er nach Rom ins Atelier von Carlo Fontana und studierte an der Accademia di San Luca, ab ca. 1693 war Hildebrandt als selbstständiger Zivilarchitekt tätig. 1695/96 absolvierte er ein Volontariat beim kaiserlichen Heer in Oberitalien und durchlief die Ausbildung zum Militäringenieur durch Giulio Cerutti.

Mit Generalkriegskommissar Maximilian Ludwig Graf Breuner übersiedelte Hildebrandt 1696/97 nach Wien, wurde dessen Hausarchitekt und erhielt Aufträge von hohen Militärkreisen und vom Hofadel. In der Folge setzte er ab 1697 diverse Garten- und Stadtpaläste sowie Landschlösser um, daneben aber auch Sakralbauten (Hildebrandt unterlag beim Wettbewerb zum Bau der Karlskirche Fischer von Erlach). Hildebrandts größte Mäzene waren Prinz Eugen von Savoyen, Friedrich Karl Graf Schönborn (1705–1731 Reichsvizekanzler in Wien) und Alois Graf von Harrach.

Den Weg in den Hofdienst öffnete ihm 1699 eine Ehrenpforte für Joseph I. Seit 1700 kaiserlicher Hofingenieur, 1711/12 leitete er kommissarisch das Hofbauamt, stieg aber erst nach Fischer von Erlachs Tod zum Ersten Hofbaumeister auf. 1720 Erhebung in den Reichsritterstand. Ab 1709/10 unter Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach Aufträge in Salzburg, löste den unter Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein nach Salzburg geholten Konkurrenten Fischer von Erlach ab.

Der meist in Wien weilende Hildebrandt gestaltete 1709–11 in der Residenz der Erzbischöfe von Salzburg Hauptportal, Fensterrahmungen der Beletage und ordnete die Fassaden im Ost- und Nordflügel: ebendort Einrichtung der fürsterzbischöflichen Wohn- und Repräsentationsräume mit gleich hoher Enfilade durch Versetzen/Umarbeiten von älteren Portalen/Türen und Neugestaltung der Kamine; Schloss Mirabell: 1713 Sala terrena (1830 abgetragen), 1716 Projekt zur Umgestaltung des Galeriegebäudes beim Ballhaus, 1721–27 Um- und Erweiterungsbauarbeiten am Schloss (neue Fassaden, nördlicher West- sowie Nordtrakt, Portalturm, Kapelle, Treppenhaus, Festsaal).

Lit.:

  • U. Seeger: Kunstnetzwerke der Militärs zur Zeit der Türkenkriege. Mit einem Beitrag zu J. L. v. H.s Frühwerk in Wien. In: G. Ammerer u.a. (Hg.): Präzedenz, Netzwerke und Transfers. Leipzig 2016, S. 111–125.
  • P. H. Jahn: J. L. v. H. (1668–1745). Petersberg 2011.
  • W. G. Rizzi: J. L. v. H. Ergänzende Forschungen zu seinem Werk. Diss. Univ. Wien 1975. – B. Grimschitz: J. L. v. H. Wien u.a. 1959.

Monika Oberhammer, Jana Breuste