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− | Karl Weinholds Maxime „Aufzeichnen in Wort und Bild“ wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor. | + | |
+ | Vorbild für seine Aktivitäten war der 1902 von Architekten (u.a. [[Zell, Franz|Franz Zell]]) und Künstlern gegründete Münchner ''Verein für Volkskunst und Volkskunde'', eine merkantile Reproduktions- und Verkaufsinitiative. Die Salzburger „Erneuerungen“ wurden wesentlicher Bestandteil des „Salzburger Flair“ der frühen Festspieljahre unter [[Reinhardt, Max|Max Reinhardt]]. Ab 1903 im Verwaltungsrat als Ehrenkustos des SMCA (1904–42; heute [[Salzburg Museum]]) erstellte Adrian ab 1904 aus dessen Beständen eine erste volkskundliche Sammlung (mit Sebastian Greiderer) und richtete sie 1924 im [[Monatsschlößl|Monatsschlössl]] in Hellbrunn als ''Altsalzburger Bauernmuseum'' ein. | ||
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+ | Ab 1928 korrespondierendes Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, ab 1937 des Bundesdenkmalamtes. Mitglied des Vereins für Volkskunde in Berlin (1903) und des Vereins für Österreichische Volkskunde in Wien (1896) sowie des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München. Karl Weinholds Maxime „Aufzeichnen in Wort und Bild“ wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor. | ||
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+ | Adrian entwarf die vom Land getragene Erforschung, Förderung und Pflege der später so benannten Volkskultur, die aber im Nationalsozialismus ([[Brandauer, Kuno|Kuno Brandauer]]) stark verändert und instrumentalisiert werden sollte. Trotz Zugehörigkeit zur ''Lehr- und Forschungsstelle Süd-Ost für germanisch-deutsche Volkskunde'' ([[Wolfram, Richard|Richard Wolfram]]) keine ideologische Nähe zum Nationalsozialismus. Stabile gesellschaftliche Ordnung und patriotische Verankerung, die Förderung der Kleingewerbetreibenden sowie die Unterstützung des Tourismus gehörten zu seinen Zielen. Die beiden Weltkriege ließen nur eine ansatzweise Verwirklichung von Adrians Ideen zu. Herausgeber von Schulwandkarten und Atlanten sowie volks- und heimatkundlichen Arbeiten. Begraben am Salzburger Kommunalfriedhof. | ||
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Aktuelle Version vom 18. Mai 2022, 09:41 Uhr
Karl Adrian, * 17. Februar 1861 in Salzburg , † 14. Oktober 1949 in Salzburg, Schulrat, Heimatforscher.
Ehrenamtlich kulturhistorisch und kulturpolitisch tätig. Prägende Persönlichkeit der Entwicklung von Salzburger Trachten und Bräuchen im Sinne des Historismus. Gründungsmitglied des restaurativen Vereins für Heimatschutz-und Denkmalpflege in Salzburg (gegründet 1908), dessen Sektion IV Sitte, Tracht und Brauch er leitete. Damit waren sozialökonomische und gesellschaftspolitische Anliegen verknüpft. Daraus entwickelte er den Landesausschuss beim Landtag „betreffend Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen“ (1910/11–18 und 1922–38); gemeinsam mit dem Touristen-Geselligkeits-Club Alpinia (gegründet 1891), in dessen Vorstand er wirkte, regte er Dokumentationen und Neuformierungen von Trachten und Bräuchen an und veröffentlichte darüber.
Vorbild für seine Aktivitäten war der 1902 von Architekten (u.a. Franz Zell) und Künstlern gegründete Münchner Verein für Volkskunst und Volkskunde, eine merkantile Reproduktions- und Verkaufsinitiative. Die Salzburger „Erneuerungen“ wurden wesentlicher Bestandteil des „Salzburger Flair“ der frühen Festspieljahre unter Max Reinhardt. Ab 1903 im Verwaltungsrat als Ehrenkustos des SMCA (1904–42; heute Salzburg Museum) erstellte Adrian ab 1904 aus dessen Beständen eine erste volkskundliche Sammlung (mit Sebastian Greiderer) und richtete sie 1924 im Monatsschlössl in Hellbrunn als Altsalzburger Bauernmuseum ein.
Ab 1928 korrespondierendes Mitglied der Wiener Anthropologischen Gesellschaft, ab 1937 des Bundesdenkmalamtes. Mitglied des Vereins für Volkskunde in Berlin (1903) und des Vereins für Österreichische Volkskunde in Wien (1896) sowie des Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München. Karl Weinholds Maxime „Aufzeichnen in Wort und Bild“ wurde für ihn zum Ausgangspunkt einer zukünftigen Heimatpflege. Er regte in der Landeskommission die Aufnahme aller noch bestehenden Äußerungen der Volkskultur durch Lehrerschaft und Gemeindesekretäre an und legte zusammenfassende Berichte darüber dem Landtag vor.
Adrian entwarf die vom Land getragene Erforschung, Förderung und Pflege der später so benannten Volkskultur, die aber im Nationalsozialismus (Kuno Brandauer) stark verändert und instrumentalisiert werden sollte. Trotz Zugehörigkeit zur Lehr- und Forschungsstelle Süd-Ost für germanisch-deutsche Volkskunde (Richard Wolfram) keine ideologische Nähe zum Nationalsozialismus. Stabile gesellschaftliche Ordnung und patriotische Verankerung, die Förderung der Kleingewerbetreibenden sowie die Unterstützung des Tourismus gehörten zu seinen Zielen. Die beiden Weltkriege ließen nur eine ansatzweise Verwirklichung von Adrians Ideen zu. Herausgeber von Schulwandkarten und Atlanten sowie volks- und heimatkundlichen Arbeiten. Begraben am Salzburger Kommunalfriedhof.
Auszeichnungen: Medaille für deutsche Volkstumspflege des NS-Regimes, Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, Bayerisches König-Ludwig-Kreuz für Heimatverdienste. In Salzburg-Lehen ist eine Straße nach ihm benannt.
Lit.:
- U. Kammerhofer-Aggermann: Karl Adrian zum 150. Geburtstag am 17.2.2011, In: Salzburger Volkskultur 2011/1.
- U. Kammerhofer-Aggermann: Die Anfänge der Salzburger Heimatwerks- und Heimatpflegeidee. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (=SBzVK 8), 1996, S. 81–120.
- F. Prodinger: Karl Adrian †. Nachruf. In: ÖZV 55, 1950, S. 175ff. sowie dasselbe In: Jahresschrift SMCA 1/1955, S. 145ff.
U.K.