Fotografie: Unterschied zwischen den Versionen
K (+ link) |
|||
(37 dazwischenliegende Versionen von 6 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | '''Fotografie'''. | + | Über die Erfindung der Daguerreotypie, deren Bekanntgabe am 19. August 1839 vor der Akademie der Wissenschaften in Paris allgemein als die Geburtsstunde der '''Fotografie''' bezeichnet wird, berichtete die ''Salzburger Zeitung'' bereits am 28. Jänner 1839. |
− | + | Die ersten Daguerreotypien verfertigte in Salzburg 1840 der Magister pharmaciae Johann Joseph Schgör, Angestellter der Hofapotheke, dann Apotheker und später Bürgermeister von Hallein. Er fotografierte „die Facade des Neubaues mit dem [[Glockenspiel|Glockenspielthurme]], die oberen, über die übrigen Gebäude hervorragenden Stockwerke des k.k. Residenzschlosses [[Mirabell]] und das Kapuziner-Kloster“. Durchreisende Daguerreotypisten warben in Salzburger Zeitungen für ihre Porträtaufnahmen. 1858 eröffnete der Dommusikus Franz Segl das erste Atelier in der Kaigasse Nr. 170. | |
− | Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & | + | Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & [[Würthle, Friedrich|Würthle]] das bedeutendste; seit 1863 in der Villa Baldi in der Riedenburg, 1866 Übersiedlung in das neue Haus in der Schwarzstraße Nr. 9 (später Nr. 11); nicht nur für Porträtaufnahmen konsultiert, sondern berühmt für seine Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen und Städtebilder. Gregor Baldi schied aus der Firma aus, Würthle verband sich mit seinem Schwager, dem Chemiker Hermann Spinnhirn. 1874–92 hieß die Firma Würthle & Spinnhirn, ab 1892, nach dem Tod Spinnhirns, Würthle & Sohn. 1904 wurde das Atelier an die Fotografen Bertel & Pietzner verkauft. Der Landschaftsverlag blieb im Familienbesitz, die Zentrale wurde nach Wien verlegt, 1908 wurden beide Betriebe getrennt. 1909 ging das Fotoatelier an [[Photo Ellinger|Carl Ellinger]]. Die Archive Ellinger (1920–79) und [[Madner, Anny|Madner]] (1945–79) befinden sich mit über 100.000 Negativen von Festspielaufnahmen in der [[Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte]] (Archiv der Salzburger Festspiele). |
− | In den | + | In den 1930er-Jahren fotografierte der Amateurfotograf und Arbeiter des Aluminiumwerkes Lend Fritz Macho (1899–1974) Motive in seiner alltäglichen Umgebung. Ein wichtiger Pressefotograf und Chronist der Ereignisse in Salzburg (Festspiele, Dokumentation der NS-Zeit) ist [[Krieger, Franz|Franz Krieger]]. [[Kruckenhauser, Stefan|Stefan Kruckenhauser]] hat mit seinem Buch ''Verborgene Schönheit'' (1938) und anderen Büchern neue Standards der Landschafts- und Architekturfotografie gesetzt. |
− | + | 1879 wurde an der [[Gewerbeschule|k.k. Staats-Gewerbeschule]] eine Abteilung für Fotografie und Reproduktionsverfahren eingerichtet, Leiter war der Chemiker und Fotograf Anton Czurda, das Traditionsunternehmen Voigtländer bot der neuen Anstalt kostenlos die benötigten Objektive an. Die Abteilung (Vorläufer der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproduktionsverfahren in Wien) wurde 1886 wieder geschlossen. 1893 Gründung des ''Clubs der Amateurphotographen Salzburg''. | |
− | + | 1974 wurde am Salzburg College in Leopoldskron von Doug Stuart ein Studienprogramm für künstlerische Fotografie eingerichtet, das von international renommierten Fotografen geleitet wurde. | |
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | |||
− | + | 1975 erwarb das Land Oberösterreich die international bekannte ''Photogeschichtliche Sammlung Hans Frank'', die vorher in Salzburg im Schloss Arenberg untergebracht war, und präsentiert sie seither im Marmorschlössl im Kaiserpark in Bad Ischl als ''Photomuseum des Landes Oberösterreich''. | |
− | * W. Morath (Hg.): Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918 aus der Sammlung des SMCA, Begleitband zur Sonderausstellung im SMCA 30 | + | 1981 gründeten die jungen Salzburger Fotografen Kurt Kaindl, Michael Mauracher u.a. den ''Verein zur Förderung der Autorenfotografie'' und eröffneten die [[Galerie Fotohof]], die seitdem zeitgenössische Fotografie präsentiert, einen Verlag führt und 2015 das FOTOHOF archiv als Arbeits-, Forschungs- und Kompetenzzentrum eröffnet hat. Neben den im Fotohof aktiven Künstler*innen sind u. a. folgende Salzburger Foto-Künstler*innen zu erwähnen: Irene Andessner, [[Oskar Anrather]], Josef Dapra, Dieter Huber, [[Konrad, Aglaia|Aglaia Konrad]], [[Lois Renner]], Werner Schnelle, [[Spiluttini, Margherita|Margherita Spiluttini]]. |
− | * I. Stegen: Salzburg | + | |
− | * H. Frank: Die alten Salzburger Photographen. In: MGSLK 105, 1965, S. | + | Das [[Museum der Moderne|Museum der Moderne MdM]] ([[Rupertinum]]) zeigt an beiden Orten regelmäßig Fotografie-Ausstellungen. Das MdM verfügt über eine bedeutende Sammlung (österreichischer) Autorenfotografie seit 1945. Die Sammlung Fotografie enthält umfangreiche Bestände (mehr als 22.000 Arbeiten) aus dem Besitz des Landes Salzburg und der Fotosammlung des Bundes. |
+ | |||
+ | Seit 2008 präsentiert auch die [[Leica Galerie]] Fotokunst. | ||
+ | |||
+ | Das [[Landesarchiv]] (u.a. Sammlung [[Barth, Johann|Johann Barth]], Sammlung Laszlo Vuray, Sammlung Jurischek), das [[Stadtarchiv Salzburg]] (800.000 Bildobjekte, u.a. Sammlung Krieger, Archiv der Salzburger Stadtwerke, Archiv Josef Kettenheumer, Nachlass von [[Frey, Carl von|Carl von Frey]]) und das [[Salzburg Museum]] (Schwerpunkte: Topografie Stadt und Land Salzburg, Porträts, Bildpostkarten) haben qualitätvolle Fotografie-Sammlungen. | ||
+ | |||
+ | Das Land Salzburg hat seit 2005 eine Mediendatenbank für Presse-Fotografien eingerichtet. | ||
+ | |||
+ | Weitere Dokumentationsfotosammlungen: | ||
+ | |||
+ | * Archiv der [[Salzburger Festspiele]] (Dokumentation von Proben und Aufführungen seit 1920, Schnappschüsse, Sammlung Photo Ellinger, Sammlung Foto Anny Madner, [[Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte]]) | ||
+ | * [[Archiv der Erzdiözese Salzburg]] | ||
+ | * [[Archiv der Erzabtei St. Peter|Stiftsarchiv St. Peter]] | ||
+ | * Altstadtreferat (Fotoarchiv und Raumbücher) | ||
+ | * Archiv [[Oskar Anrather]] (nicht öffentlich, auf Anfrage) | ||
+ | * [[Fotohof|FOTOHOF]] archiv | ||
+ | |||
+ | Lit.: | ||
+ | |||
+ | * W. Morath (Hg.): Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918 aus der Sammlung des SMCA, Begleitband zur Sonderausstellung im SMCA 30.6.–1.10.2000. | ||
+ | * I. Stegen: Salzburg – eine Chance für die künstlerische Fotografie. In: Oberösterreich 32, 1982, H. 4, S. 51ff. | ||
+ | * H. Frank: Die alten Salzburger Photographen. In: MGSLK 105, 1965, S. 189ff., und MGSLK 106, 1966, S. 355ff. | ||
M.O., D.G. | M.O., D.G. | ||
Zeile 31: | Zeile 45: | ||
[[Kategorie:Bildende Kunst]] | [[Kategorie:Bildende Kunst]] | ||
[[Kategorie:Photo vorhanden (frei)]] | [[Kategorie:Photo vorhanden (frei)]] | ||
+ | [[Kategorie:Freigabe Bereichsleitung]] |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2024, 16:05 Uhr
Über die Erfindung der Daguerreotypie, deren Bekanntgabe am 19. August 1839 vor der Akademie der Wissenschaften in Paris allgemein als die Geburtsstunde der Fotografie bezeichnet wird, berichtete die Salzburger Zeitung bereits am 28. Jänner 1839.
Die ersten Daguerreotypien verfertigte in Salzburg 1840 der Magister pharmaciae Johann Joseph Schgör, Angestellter der Hofapotheke, dann Apotheker und später Bürgermeister von Hallein. Er fotografierte „die Facade des Neubaues mit dem Glockenspielthurme, die oberen, über die übrigen Gebäude hervorragenden Stockwerke des k.k. Residenzschlosses Mirabell und das Kapuziner-Kloster“. Durchreisende Daguerreotypisten warben in Salzburger Zeitungen für ihre Porträtaufnahmen. 1858 eröffnete der Dommusikus Franz Segl das erste Atelier in der Kaigasse Nr. 170.
Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & Würthle das bedeutendste; seit 1863 in der Villa Baldi in der Riedenburg, 1866 Übersiedlung in das neue Haus in der Schwarzstraße Nr. 9 (später Nr. 11); nicht nur für Porträtaufnahmen konsultiert, sondern berühmt für seine Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen und Städtebilder. Gregor Baldi schied aus der Firma aus, Würthle verband sich mit seinem Schwager, dem Chemiker Hermann Spinnhirn. 1874–92 hieß die Firma Würthle & Spinnhirn, ab 1892, nach dem Tod Spinnhirns, Würthle & Sohn. 1904 wurde das Atelier an die Fotografen Bertel & Pietzner verkauft. Der Landschaftsverlag blieb im Familienbesitz, die Zentrale wurde nach Wien verlegt, 1908 wurden beide Betriebe getrennt. 1909 ging das Fotoatelier an Carl Ellinger. Die Archive Ellinger (1920–79) und Madner (1945–79) befinden sich mit über 100.000 Negativen von Festspielaufnahmen in der Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte (Archiv der Salzburger Festspiele).
In den 1930er-Jahren fotografierte der Amateurfotograf und Arbeiter des Aluminiumwerkes Lend Fritz Macho (1899–1974) Motive in seiner alltäglichen Umgebung. Ein wichtiger Pressefotograf und Chronist der Ereignisse in Salzburg (Festspiele, Dokumentation der NS-Zeit) ist Franz Krieger. Stefan Kruckenhauser hat mit seinem Buch Verborgene Schönheit (1938) und anderen Büchern neue Standards der Landschafts- und Architekturfotografie gesetzt.
1879 wurde an der k.k. Staats-Gewerbeschule eine Abteilung für Fotografie und Reproduktionsverfahren eingerichtet, Leiter war der Chemiker und Fotograf Anton Czurda, das Traditionsunternehmen Voigtländer bot der neuen Anstalt kostenlos die benötigten Objektive an. Die Abteilung (Vorläufer der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproduktionsverfahren in Wien) wurde 1886 wieder geschlossen. 1893 Gründung des Clubs der Amateurphotographen Salzburg.
1974 wurde am Salzburg College in Leopoldskron von Doug Stuart ein Studienprogramm für künstlerische Fotografie eingerichtet, das von international renommierten Fotografen geleitet wurde.
1975 erwarb das Land Oberösterreich die international bekannte Photogeschichtliche Sammlung Hans Frank, die vorher in Salzburg im Schloss Arenberg untergebracht war, und präsentiert sie seither im Marmorschlössl im Kaiserpark in Bad Ischl als Photomuseum des Landes Oberösterreich.
1981 gründeten die jungen Salzburger Fotografen Kurt Kaindl, Michael Mauracher u.a. den Verein zur Förderung der Autorenfotografie und eröffneten die Galerie Fotohof, die seitdem zeitgenössische Fotografie präsentiert, einen Verlag führt und 2015 das FOTOHOF archiv als Arbeits-, Forschungs- und Kompetenzzentrum eröffnet hat. Neben den im Fotohof aktiven Künstler*innen sind u. a. folgende Salzburger Foto-Künstler*innen zu erwähnen: Irene Andessner, Oskar Anrather, Josef Dapra, Dieter Huber, Aglaia Konrad, Lois Renner, Werner Schnelle, Margherita Spiluttini.
Das Museum der Moderne MdM (Rupertinum) zeigt an beiden Orten regelmäßig Fotografie-Ausstellungen. Das MdM verfügt über eine bedeutende Sammlung (österreichischer) Autorenfotografie seit 1945. Die Sammlung Fotografie enthält umfangreiche Bestände (mehr als 22.000 Arbeiten) aus dem Besitz des Landes Salzburg und der Fotosammlung des Bundes.
Seit 2008 präsentiert auch die Leica Galerie Fotokunst.
Das Landesarchiv (u.a. Sammlung Johann Barth, Sammlung Laszlo Vuray, Sammlung Jurischek), das Stadtarchiv Salzburg (800.000 Bildobjekte, u.a. Sammlung Krieger, Archiv der Salzburger Stadtwerke, Archiv Josef Kettenheumer, Nachlass von Carl von Frey) und das Salzburg Museum (Schwerpunkte: Topografie Stadt und Land Salzburg, Porträts, Bildpostkarten) haben qualitätvolle Fotografie-Sammlungen.
Das Land Salzburg hat seit 2005 eine Mediendatenbank für Presse-Fotografien eingerichtet.
Weitere Dokumentationsfotosammlungen:
- Archiv der Salzburger Festspiele (Dokumentation von Proben und Aufführungen seit 1920, Schnappschüsse, Sammlung Photo Ellinger, Sammlung Foto Anny Madner, Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte)
- Archiv der Erzdiözese Salzburg
- Stiftsarchiv St. Peter
- Altstadtreferat (Fotoarchiv und Raumbücher)
- Archiv Oskar Anrather (nicht öffentlich, auf Anfrage)
- FOTOHOF archiv
Lit.:
- W. Morath (Hg.): Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918 aus der Sammlung des SMCA, Begleitband zur Sonderausstellung im SMCA 30.6.–1.10.2000.
- I. Stegen: Salzburg – eine Chance für die künstlerische Fotografie. In: Oberösterreich 32, 1982, H. 4, S. 51ff.
- H. Frank: Die alten Salzburger Photographen. In: MGSLK 105, 1965, S. 189ff., und MGSLK 106, 1966, S. 355ff.
M.O., D.G.