Bäder: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 7. Dezember 2016, 03:08 Uhr

Bäder

Das medizinische Interesse des 19. Jh.s an der Balneologie reaktivierte auch im Land Salzburg alte Bäder und erschloss neue (neben den im folgenden beschriebenen u. a. Bad Abtenau, Burgwies bei Stuhlfelden, Bad Fusch, Bad Leogang und St. Martin bei Lofer), so dass der renommierte Wiener Arzt H. →Wallmann in seiner Abhandlung über »Die Heilquellen und Torfbäder des Herzogthumes Salzburg« (1862) über 60 Orte nennen konnte, in denen Badeanstalten,Wandelbahnen, Brunnenhäuser, Kursalons und Unterkunftsmöglichkeiten eingerichtet waren, die nicht nur von Einheimischen, sondern auch von Fremden frequentiert wurden, »wenn auch das Land Salzburg nur eine Heilquelle besitzt,welche einen weltberühmten Ruf hat«, Badgastein (ehem. Warmes Bad, Bad in der Gastein, Wildbadgastein; →Gastein). Die heißen, radonhältigen Quellen sind wohl schon seit der Römerzeit bekannt; ältester Wirtschaftszweig ist der →Goldbergbau in Böckstein. Heilbadbetrieb urk. seit Mitte des 14. Jh.s. Theophrastus →Paracelsus nennt die Quellen »Gottes eigene Composita«. Ende des 16. Jh.s waren sie bereits so stark besucht, dass die wenigen primitiven Unterkünfte nicht ausreichten. Der moderne Badebetrieb begann, als Eb. →Hieronymus Colloredo 1789-94 durch W. →Hagenauer das Badeschloß errichten ließ. 1826 folgte das neue Straubinger-Haus und 1830 die Villa Erzherzog Johanns am Fuß des Stubnerkogels. Das »Wildbad wird zum Weltbad«, zum Treffpunkt der großen Welt; Künstler, Politiker, Monarchen machten Gastein zum Schauplatz der Geschichte (1865 Vertrag von Gastein). Die noch heute das Ortsbild prägende Bausubstanz stammt aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Einen wichtigen Impuls gab der Bau der →Tauernbahn 1901-09. Seit 1880 beherrschte die Baufirma A. →Comini fast 40 Jahre lang das Baugeschehen. Die zweite Welle gesteigerter Bautätigkeit nach dem 1. Weltkrieg in den Jahren 1926-32 stand unter der Dominanz der Baufirma F.→Franzmair. In den 60er Jahren setzte G. →Garstenauer mit dem Felsenbad und dem Kur- und Kongreßzentrum dominante Akzente. Die Faszination des Ortes liegt im Kontrast zwischen dem alpinen, wildromantischen natürlichen Ambiente und einer großstädtischen Architektur, historistischen Hotelpalästen mit vier bis fünf Untergeschossen – »eine der reinsten architektonischen und städtebaulichen Selbstdarstellungen der Monarchie« (Achleitner).

Hofgastein verdankt seine Entwicklung zum Kurort der Initiative L. →Pyrkers und Erzherzog Johanns. Sie ließen 1828-30 eine Thermalwasserleitung vom Wildbad zu dem zwei Wegstunden entfernten Hofgastein legen. Der Ort hat von seiner Baustruktur her den Charakter eines Haufendorfes erhalten. 1970-74 Kurzentrum und Thermalhallenbad von Rüdiger Stelzer und Walter Hutter.

Aigen war um 1800 nach Gastein das meistbesuchte Bad im Salzburgischen (→Aigner Park).

Die warmen Quellen am Großarlbach bei Stegenwacht im Bezirk St. Johann i. P. geben Zeugnis, wie sehr das heilende Bad mit Mythos und Volksglauben verbunden ist. Nach zweieinhalbstündiger Kletterei erreichte man ein an die Felswand angebautes Badehüttchen. Des starken Zuspruchs (im Winter 1708/09 besuchten oft 100 Menschen täglich die Quellen) und des gefährlichen Anmarsches wegen trug man sich immer wieder mit dem Gedanken, den Anweg zu sichern oder die Quellen abzuleiten.

Die Stadt Salzburg begann im 19. Jh. von den reichen Torfvorkommen in den Mooren um den Untersberg zu profitieren: es entstanden die Torfkuranstalten Marienbad (seit 1828), Ludwigsbad (seit 1841) und Hafnerbad an der Moosstraße, Bethsaida oder Kreuzbrücken- Torfbad (seit 1827) in der Riedenburg, Schlammbad (seit 1850) in Mülln. Im Sinne der Entwicklung Salzburgs zur »Saisonstadt« befasste man sich im Rahmen der Stadterweiterung (→Stadtentwicklung) auch mit der Kurhausfrage. 1861 erwogman die Anlage eines Solebades am rechten Salzachufer oberhalb der Karolinenbrücke, die Sole sollte aus Hallein zugeleitet werden. 1866-68 wurde das Actien-Badehaus am Mirabellgarten errichtet; der als Einheit damit von →Bayer und Thienemann geplante »Cursalon « erst 1871-73. Im Laufe der Zeit folgten viele interessante Neubauprojekte, u. a. von Fellner & Helmer, Fr. Ohmann, M. Fabiani, P. Behrens, C. →Holzmeister, J.Hoffmann.Nach der Zerstörung des alten Kurhauses im 2. Weltkrieg errichtete man 1953-57 eine neue →Kur- und Kongreßanlage, bestehend aus: Kongreßhaus (Arch. M. Fellerer, E. Wörle, O. →Prossinger, F. Cevela), Parkhotel Mirabell (Arch. M. Fellerer, E. Wörle, F. Hasenöhrl), Paracelsusbad (Arch. J. Hawranek), Kurmittelhaus (Arch. H. Rehrl). 1983-84 anstelle des Parkhotels das Sheraton-Salzburg (Arch.- Büro Achammer–Tritthart–Fröhlich). 1976 wurde in Vigaun/Hallein eine Thermalquelle mit glaubersalzhaltigem Sulfatwasser entdeckt, später von Architekt Rudolf Scheicher ein Kurzentrum gestaltet, das 1985 eröffnet wurde.

Literatur:

  • Achleitner 1980.
  • H. v. Zimburg: Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales. Wien 1948.
  • O. Kunz: Projektierte unausgeführte Monumentalbauten in Salzburg in den letzten 60 Jahren. In: SV, Jubiläumsausgabe 1930.
  • H.Wallmann: Die Heilquellen und Torfbäder des Herzogthumes Salzburg. Wien 1862.

M.O.