Bäder

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Seit dem späten Mittelalter, besonders seit dem frühen 14. Jahrhundert, sind für die Stadt Salzburg Bäder erwähnt, die spätestens im 16. Jahrhundert als Wannenbad von einem Bader betrieben wurden; in den meisten Fällen kam der Badebetrieb im 18./19. Jahrhundert zum Erliegen. Auch in den anderen Städten und größeren Orten des Erzstifts fanden sich nach Ausweis der Urbare und des Hieronymuskatasters Badstuben. Im ländlichen Bereich, wo die Brechelbäder als Schwitzbäder (zur Ausnutzung der Hitze zum Dörren des Flachses) verbreitet waren, bestanden auch den Gütern zughörige, als „Hausbadln“ bezeichnete bäuerliche Schwitzbäder ohne eigene Gerechtsame. Ein Brechelbad aus dem 18. Jahrhundert vom Deisinggut in Pfarrwerfen steht heute im Salzburger Freilichtmuseum.

Frühe Bäder in der Stadt Salzburg

In der Stadt Salzburg gehörte das Griesbad 1308 dem Domkapitel. Hier endete spätestens 1831 der Badebetrieb. Das Rapplbad kam 1308 durch Schenkung an die Domprobstei und wurde 1384 bis Mitte des 16. Jahrhunderts von Mitgliedern der Familie Rappl betrieben. Das Spitalbad wurde erstmals 1336 erwähnt und bis ins ausgehende 19. Jahrhundert als Badestube genutzt; hier sollten die Armen und Kranken aus dem Bürgerspital und die Siechen zu Mülln vierzehntäglich unentgeltlich gebadet werden. Diese Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Das Bruderhausbad in der Linzergasse (St. Sebastian) war 1496 mit dem Bruderhaus gebaut worden und wohl bis Mitte des 18. Jahrhunderts in Betrieb. Auf dem Bad zu Mülln werden schon im 15. Jahrhundert verschiedene Bader genannt, im 16. Jahrhundert wurde es bereits geschlossen. Auch weitere Bäder bestanden nur zeitweise; das Stieglbad ist 1369 vermerkt und um 1600 abgebrochen worden. Das Bad zu Kaltenbach (in der Neustift) in der Döllerergasse, schon in einem Kaufbrief von 1365 genannt, wurde unter Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau um 1600 abgebrochen; das Bad im Nonntal wurde wohl zwischen 1601 und 1639 aufgelassen. Mit dem Lazarett St. Rochus wurde 1637 auch ein Bad etabliert. Sogenannte Seelbäder wurden als Stiftungen gewährt. Bäder waren für die städtische Bevölkerung zugänglich, wobei z.B. die Sittenordnung von 1736 die Geschlechtertrennung beim Baden forderte, und dass besonders in den Privatbädern (deren Bedeutung somit unterstrichen wird) „das Zusammenbaden der Personen beyderley Geschlechts völlig unterbleibe“. In den 1770/80er–Jahren boten Salzburger Weißgerber Flussbäder bzw. Wasser in Zubern für private Bäder bzw. Badekuren an.

Modeerscheinung Gastein

Im späten 18. Jahrhundert kam der Besuch von Bädern bzw. Badeanstalten immer mehr in Mode: Der Salzburger Arzt Joseph Barisani (1756–1829), ein Sohn des Salzburger Hof- und Leibmedikus Sylvester Barisani, veröffentlichte 1785 seine Wiener Dissertation (1780), eine Untersuchung der Gasteiner Quellen, und publizierte diese 1785 als Physikalisch-chemische Untersuchung des berühmten Gasteiner Wildbades. Das medizinische Interesse des 19. Jahrhunderts an der Balneologie reaktivierte auch im Land Salzburg alte Bäder und erschloss neue (neben den im Folgenden beschriebenen u.a. Bad Abtenau, Burgwies bei Stuhlfelden, Bad Fusch, Bad Leogang und St. Martin bei Lofer), sodass der renommierte Wiener Arzt Heinrich Wallmann in seiner Abhandlung über Die Heilquellen und Torfbäder des Herzogthumes Salzburg (1862) über 60 Orte nennen konnte, in denen Badeanstalten, Wandelbahnen, Brunnenhäuser, Kursalons und Unterkunftsmöglichkeiten eingerichtet waren, die nicht nur von Einheimischen, sondern auch von Fremden frequentiert wurden, „wenn auch das Land Salzburg nur eine Heilquelle besitzt, welche einen weltberühmten Ruf hat“, Bad Gastein (ehemals Warmes Bad, Bad in der Gastein, Wildbadgastein). Die heißen, radonhältigen Quellen sind wohl schon seit der Römerzeit bekannt; ältester Wirtschaftszweig ist der Goldbergbau (Bergbau) in Böckstein. Der Heilbadbetrieb ist urkundlich seit Mitte des 14. Jahrhunderts. Paracelsus nennt die Quellen „Gottes eigene Composita“.

Ende des 16. Jahrhunderts waren sie bereits so stark besucht, dass die wenigen primitiven Unterkünfte nicht ausreichten. Der moderne Badebetrieb begann, als Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo 1789–94 durch Wolfgang Hagenauer das Badeschloss errichten ließ. 1826 folgte das neue Straubinger-Haus und 1830 die Villa Erzherzog Johanns am Fuß des Stubnerkogels. Das „Wildbad wird zum Weltbad“, zum Treffpunkt der großen Welt; Künstler, Politiker, Monarchen machten Gastein zum Schauplatz der Geschichte (1865 Vertrag von Gastein). Die noch heute das Ortsbild prägende Bausubstanz stammt aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Einen wichtigen Impuls gab der Bau der Tauernbahn 1901–09. Seit 1880 beherrschte die Baufirma Angelo Comini fast vierzig Jahre lang das Baugeschehen. Die zweite Welle gesteigerter Bautätigkeit nach dem Ersten Weltkrieg in den Jahren 1926–32 stand unter der Dominanz der Baufirma Franz Franzmair.

In den 1960er–Jahren setzte Gerhard Garstenauer mit dem Felsenbad und dem Kur- und Kongresszentrum dominante Akzente. Das Felsenbad aus dem Jahr 1968 gilt als Klassiker der modernen Bäderarchitektur, leider durch einen Zubau aus dem Jahr 2004 stark verändert. Die Faszination des Ortes liegt im Kontrast zwischen dem alpinen, wildromantischen natürlichen Ambiente und einer großstädtischen Architektur, historistischen Hotelpalästen (Grandhotels) mit vier bis fünf Untergeschoßen – „eine der reinsten architektonischen und städtebaulichen Selbstdarstellungen der Monarchie“ (Achleitner).

Hof- und Dorfgastein

Hofgastein verdankt seine Entwicklung zum Kurort der Initiative Johann Ladislaus Pyrkers und Erzherzog Johanns. Sie ließen 1828–30 eine Thermalwasserleitung vom Wildbad zu dem zwei Wegstunden entfernten Hofgastein legen. Der Ort hat von seiner Baustruktur her den Charakter eines Haufendorfes erhalten. 1970–74 Kurzentrum und Thermalhallenbad von Rüdiger Stelzer und Walter Hutter. Letzteres wurde 2004 durch Martin Kohlbauer grundlegend verändert und 2008 nochmals erweitert. Angereichert mit zeittypischen Elementen reagiert es auf die Entwicklung der Wellness- und Erlebnisbäder. Das 1978 fertiggestellte Solarbad in Dorfgastein ist in seiner Nutzung des passiven Wärmeeintrags durch die Orientierung am Lauf der Sonne und seine hervorragende Integration in die Landschaft ein Vorreiter nachhaltigen Bauens.

Aigen, Großarlbach

Aigen war um 1800 nach Gastein das meistbesuchte Bad im Salzburgischen (Aigner Park). Die warmen Quellen am Großarlbach bei Stegenwacht im Bezirk St. Johann im Pongau geben Zeugnis, wie sehr das heilende Bad mit Mythos und Volksglauben verbunden ist. Nach zweieinhalbstündiger Kletterei erreichte man ein an die Felswand angebautes Badehüttchen. Des starken Zuspruchs (im Winter 1708/09 besuchten oft 100 Menschen täglich die Quellen) und des gefährlichen Anmarsches wegen trug man sich immer wieder mit dem Gedanken, den Anweg zu sichern oder die Quellen abzuleiten.

Stadt Salzburg

Die Stadt Salzburg begann im 19. Jahrhundert von den reichen Torfvorkommen in den Mooren um den Untersberg zu profitieren: es entstanden die Torfkuranstalten Marienbad (seit 1828), Ludwigsbad (seit 1841) und Hafnerbad an der Moosstraße, Bethsaida oder Kreuzbrücken-Torfbad (seit 1827) in der Riedenburg, Schlammbad (seit 1850) in Mülln.

Im Sinne der Entwicklung Salzburgs zur Saisonstadt befasste man sich im Rahmen der Stadterweiterung (Stadtentwicklung) auch mit der Kurhausfrage. 1861 erwog man die Anlage eines Solebades am rechten Salzachufer oberhalb der Karolinenbrücke, die Sole sollte aus Hallein zugeleitet werden. 1866–68 wurde das Actien-Badehaus am Mirabellgarten errichtet, der als Einheit damit von Rudolf Bayer und Otto Thienemann geplante Cursalon erst 1871–73.

Im Laufe der Zeit folgten viele interessante Neubauprojekte, u.a. von Fellner & Helmer, Friedrich Ohmann, Max Fabiani, Peter Behrens, Clemens Holzmeister und Josef Hoffmann. Nach der Zerstörung des alten Kurhauses im Zweiten Weltkrieg errichtete man 1953–57 eine neue Kur- und Kongressanlage, bestehend aus: Kongresshaus (Architekten Max Fellerer, Eugen Wörle, Otto Prossinger, Felix Cevela), Parkhotel Mirabell (Architekten M. Fellerer, E. Wörle, Felix Hasenöhrl), Paracelsusbad (Architekt Josef Hawranek) und Kurmittelhaus (Architekt Hermann Rehrl junior). 1983–84 wurde anstelle des Parkhotels das Sheraton-Salzburg (Architektur-Büro Achammer–Tritthart–Fröhlich) errichtet.

Zwischenzeitlich wurde auch das Paracelsusbad abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt, in dem in Zukunft (ab Mitte 2019) die Funktion des Bades und jene des Kurhauses konzentriert werden (Berger+Parkkinen Architekten). Als Ersatz während des Neubaues des Parcelsusbades hat die Stadtgemeinde Salzburg auf der Fläche des AYA-Bades, eines von der amerikanischen Besatzungsmacht in den 1950er–Jahren errichteten Freibads an der Alpenstraße, eine neue Schwimmhalle errichtet. Das Freibad Leopoldkskron geht auf die 1828 gegründete Militärschwimmschule zurück.

Land Salzburg

In Hallein gab es in der Zwischenkriegszeit ein sehr großes Freibad anstelle des alten Griesrechens; die Funktion übernahm dann das neue Freibad aus den 1960er–Jahren. Freibäder wie das Volksgartenbad (1964) etablierten sich als wichtiger Bestandteil der Badekultur.

1976 wurde in Vigaun/Hallein eine Thermalquelle mit glaubersalzhaltigem Sulfatwasser entdeckt, später von Architekt Rudolf Scheicher ein Kurzentrum gestaltet, das 1985 eröffnet wurde. Jüngere Bäderprojekte im Land Salzburg folgen dem tourismuswirtschaftlichen Trend zu großen Wellnessarenen wie z.B. Aqua Salza Golling, die Therme Amadé Altenmarkt, die Felsentherme Bad Gastein, Tauern Spa Zell am See-Kaprun, SAMSUNN Mariapfarr sowie die Alpentherme Bad Hofgastein.

Lit.:

  • A. Huemer: Aderlass, Harr Butter & Sayf. Körper und Hygiene. In: R. Reith (Hg): Haushalten und Konsumieren. Die Ausgabenbücher der Salzburger Kaufmannsfamilie Spängler von 1733 bis 1785. Salzburg 2016, S. 247–257.
  • E. Lobenwein/A.​St. Weiss: Vom Wildbad zum Heilbad. Die Thermalquellen in Gastein im Blickpunkt der Reiseliteratur bis ca. 1830. In: Virus. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin 12, 2013, S. 27–42.
  • F.R. Besl: Die Entwicklung des handwerklichen Medizinalwesens im Land Salzburg vom 15. bis 19. Jh. Salzburg 1998.
  • H. v. Zimburg: Die Geschichte Gasteins und des Gasteiner Tales. Wien 1948.
  • O. Kunz: Projektierte unausgeführte Monumentalbauten in Salzburg in den letzten 60 Jahren. In: SV, Jubiläumsausgabe 1930.

M.O., R.R., R.H.