Paracelsus

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Paracelsus

Paracelsus, lateinisches Pseudonym von Theophrast von Hohenheim, * 1493 in Einsiedeln, Schweiz, † 24. September 1541 in Salzburg, Arzt, Naturforscher, Philosoph und Laientheologe. Über die beiden ersten Lebensjahrzehnte des Paracelsus ist wenig bekannt. Ab 1502 lebte er in Villach und hatte bedeutende geistliche Lehrer.

Er erwähnt den Besuch mehrerer Universitäten sowie die Promotion zum „Doktor beider Arzneien“ (Innere Medizin und Chirurgie) in Ferrara. Nach Wanderjahren und seinem Wirken als Feldarzt ist er 1524/25 in Salzburg als Arzt nachweisbar. Er bereiste die Bergbaugebiete Gastein und Rauris und besuchte das Heilbad Bad Gastein. Paracelsus verfasste in Salzburg als eigenwilliger religiöser Denker frühe kirchenkritische theologische Schriften. Im Verlauf des Bauernkriegs (1525) verließ er Salzburg, reiste in den deutschen Südwesten und wurde Bürger in Straßburg (1526).

1527 zum Stadtarzt von Basel ernannt, musste Paracelsus nach Auseinandersetzungen mit der Kollegenschaft der Medizinischen Fakultät die Stadt wieder fluchtartig verlassen. Über Colmar und Esslingen führte sein Weg in die Reichsstadt Nürnberg, wo unter dem Namen Paracelsus seine ersten Schriften verlegt wurden. Ab 1531 war er wieder in der Schweiz (St. Gallen, Bad Pfäfers), danach führte ihn sein Weg nach Ulm und Augsburg, wo 1536 mit der Großen Wundarznei Paracelsus’ erstes großes medizinisches Werk erschien. Nach Aufenthalten in Mährisch-Kromau, Preßburg und Wien war er 1538 in Kärnten und ab 1540 wieder in Salzburg. Er verstarb 48-jährig und wurde am Friedhof St. Sebastian beigesetzt. Paracelsus, von dem zu Lebzeiten nur vier medizinische und zwölf astronomisch-prognostische Schriften gedruckt wurden, hinterließ mit mehr als 200 Schriften ein umfangreiches, kaum überschaubares Gesamtwerk.

Schon früh entwickelte sich eine rege Paracelsustradition (besonders in Salzburg, Villach und Einsiedeln), und auch Sage und Dichtung nahmen sich seiner Person an. Die Bewertung des Paracelsus schwankt in der Geschichte. Von den Zeitgenossen weitgehend abgelehnt, stieg sein Ansehen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts und sank wieder in der Aufklärung. Die eigentliche wissenschaftliche Paracelsus-Forschung begann erst im 20. Jahrhundert (Herausgabe der medizinisch-naturwissenschaftlichen Schriften durch Karl Sudhoff und der theologischen Werke durch Kurt Goldammer) und zeichnete ein vielgestaltiges Bild.

Paracelsus kommen generelle Leistungen in der Medizin und in Einzelgebieten (Gewerbemedizin, Bäderwesen etc.) zu. Er gilt als Begründer der pharmazeutischen Chemie. Mit Paracelsus beginnt die philosophische Anthropologie und mit seinen rund 100 theologischen Schriften ist er auch als Laientheologe von Bedeutung. Der Erforschung seiner Werke widmen sich mehrere Gesellschaften, darunter die Schweizerische Paracelsus-Gesellschaft (gegründet 1942) und die Deutsche Bombastus-Gesellschaft mit Sitz Dresden (gegründet 1991). Die Internationale Paracelsus-Gesellschaft Salzburg (gegründet 1951) wurde 2015 aufgelöst. Paracelsus ist Namensgeber der 2003 eröffneten Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) Salzburg.

Lit.:

  • P. Meier: P. Arzt und Prophet. Zürich 2013.
  • U. Benzenhöfer: P. Reinbek bei Hamburg 2003.
  • W.-D. Müller-Jahncke: P. In: NDB Bd. 20, Berlin 2001, S. 61–64.
  • H. Dopsch, P.F. Kramml (Hg.): P. und Salzburg. MGSLK Erg.-Bd. 14, Salzburg 1994.
  • H. Dopsch, K. Goldammer, P.F. Kramml: P. Keines Andern Knecht. Salzburg u.a. 1993.

P.F.K.