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Version vom 7. Dezember 2016, 03:10 Uhr
Saumwege.
Wegbarmachung und Verkehrsentwicklung der Alpen sind eines der bedeutendsten Kapitel der Kulturgeschichte dieses Raumes. Die Hohen Tauern trennen durch ihre Ost-West-Richtung wie eine Mauer den süddt. Raum vom nördlichen Adriagebiet, den Quertälern kam deshalb verkehrsgeschichtlich grundlegende Bedeutung zu. Langgezogene Talfurchen führen zu hochgelegenen Passübergängen, die durch sog. S. schon sehr früh aufgeschlossen wurden, jedenfalls aber von den Römern benützt, angelegt oder weiter ausgebaut wurden. Stets war, auch bei widrigsten Weg- und Witterungsverhältnissen, die Kürze einer Strecke wichtiger als ihre leichte Begehbarkeit, war die wirtschaftlich und kulturell verbindende Wirkung eines Übergangs stärker als die trennende Barriere der Natur. Die geistlichen Salzburger Landesfürsten waren aus wirtschaftlichen Gründen sehr besorgt um den Schutz der Säumer und Reisenden und errichteten als Stützpunkte sog. »Tauernhäuser« (Hospize, Wacht- und Raststationen). Trotz dieser Sicherungs- und Schutzmaßnahmen waren viele Todesopfer zu beklagen (s. etwa Passfriedhof in Obertauern). Wichtigste Handelsgüter waren Salz (»weißes Gold«), Eisen, andere Metalle, Leder, Häute, Wolle, Leinwand und Holz in den Süden, von dort kamen Gold- und Silberwaren, Samt, Seide, Gewürze, Südfrüchte, Öl, Wein. Neben Großsäumern (meist Wirten), die oft mit mehreren Knechten, vielen Pferden (Norikern) und Schlitten über die Tauern zogen, gab es auch arme »Kraxenträger«. Schon im 12. Jh.wurden die Waren mit Steuern belegt. Wichtige Übergänge waren der Katschberg und der Radstädter Tauern, der Felbertauern und die Oberpinzgauer Tauerntäler. Niedergang des Saumhandels im 18. Jh., trotzdem zogen bis ins 20. Jh. noch Marktleute, Handwerker, Teppichhändler, Weber und Viehtreiber mit ihren Herden über die Tauern. Entlang der Saumwege entwickelte sich neben der Saumtierzucht eine frühe kommerzielle und touristische Infrastruktur. Saumwege dienten stets auch als Schmuggel- und Fluchtwege. Im Sommer 1947 wurde der Saumweg von Krimml ins Südtiroler Ahrntal von 5000 jüdischen Flüchtlingen, geführt von der Israelischen Brichah, überquert, die nach Palästina einwandern wollten. 1997 wurde eine Gedenktafel beim Krimmler Tauernhaus enthüllt.
Literatur:
- Vom Saumpfad zur Autobahn. 5000 Jahre Verkehrsgeschichte der Alpen, Ausstellungskat., München 1978.