Konrad Wachsmann: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wachsmann, Konrad''',  
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'''Wachsmann, Konrad''', *Frankfurt/Oder, (Deutschland), 16. 5. 1901, † West Los Angeles (USA), 25. 11. 1980, deutsch-amerikanischer Architekt, ab 1949 Professor an verschiedenen amerikanischen Universitäten.
 
 
*Frankfurt/Oder, (Deutschland), 16. 5. 1901, † West Los Angeles (USA), 25. 11. 1980, deutsch-amerikanischer Architekt, ab 1949 Professor an verschiedenen amerikanischen Universitäten.
 
 
Seine Architekturseminare an der Intern. →Sommerakademie in Salzburg (1956-60) prägten als "überaus produktive und inspirierende Phase (…) eine ganze Generation junger österreichischer und internationaler Architekten" (F. →Kurrent), er trug im richtigen Augenblick viel für den Aufbruch zu einer "neuen österreichischen Architektur" bei. Österreichische Teilnehmer u.a. F. →Achleitner, H. →Czech, G. →Garstenauer, Eugen Groß, Johann Georg Gsteu, Hans Hollein, F. →Kurrent, Wolfgang Mistelbauer Hans Puchhammer, Johannes Spalt, Ottokar Uhl und Gunther Wawrik. Von den rund 100 Teilnehmern der fünf Seminare kam ein Drittel aus Deutschland.
 
Seine Architekturseminare an der Intern. →Sommerakademie in Salzburg (1956-60) prägten als "überaus produktive und inspirierende Phase (…) eine ganze Generation junger österreichischer und internationaler Architekten" (F. →Kurrent), er trug im richtigen Augenblick viel für den Aufbruch zu einer "neuen österreichischen Architektur" bei. Österreichische Teilnehmer u.a. F. →Achleitner, H. →Czech, G. →Garstenauer, Eugen Groß, Johann Georg Gsteu, Hans Hollein, F. →Kurrent, Wolfgang Mistelbauer Hans Puchhammer, Johannes Spalt, Ottokar Uhl und Gunther Wawrik. Von den rund 100 Teilnehmern der fünf Seminare kam ein Drittel aus Deutschland.
 
Der "rationalistische Romantiker" verband Technologie- und Fortschrittsglauben mit der Humanisierung der gebauten Umwelt.  An die Stelle des "barocken Künstlerarchitekten" Clemens →Holzmeister als Lehrer vieler Architekten in Österreich trat mit K. Wachsmann die strukturalistische Lehre des Konstrukteurs und Forschers, damit ein äußerst positives Spannungsfeld und die Öffnung zur aktuellen internationalen Architekturdiskussion. "Den mehr künstlerisch Berührten zeigt er die ingeniöse Struktur, die faszinierende Materialität der Baukunst und die Spielregeln und Vorteile der Teamarbeit" (Otto Kapfinger). Ottokar Uhl stand Wachsmann nicht nur in seinem Interesse für bautechnologische Prozesse - beispielsweise der Montagekirche Siemensstraße 1963 in Wien - nahe, sondern konnte in seinen Arbeiten für einen partizipativen Wohnbau auf den Team-Erfahrungen aufbauen. Die Planungsentscheidungen im Team - so Czech - beruhten nicht auf ‚"Einfällen", sondern wurden auf einem "strengen methodischen Weg erarbeitet". Die Impulse waren äußerst vielfältig, für Friedrich Achleitner hat sogar die Aufarbeitung der Geschichte der österreichischen Moderne "auch ermuntert durch Wachsmann" begonnen. Wachsmanns Versuch, das sogen. "Salzburg-Institut", ein Bau- und Forschungszentrum für die Gebiete der angewandten Wissenschaften, Industrie und Technik als "Keimzelle des neuen Baugedankens" (u. a. die Entwicklung universaler Bausysteme als Kombination weniger konstant genormter Teile) zu gründen, scheiterte.  
 
Der "rationalistische Romantiker" verband Technologie- und Fortschrittsglauben mit der Humanisierung der gebauten Umwelt.  An die Stelle des "barocken Künstlerarchitekten" Clemens →Holzmeister als Lehrer vieler Architekten in Österreich trat mit K. Wachsmann die strukturalistische Lehre des Konstrukteurs und Forschers, damit ein äußerst positives Spannungsfeld und die Öffnung zur aktuellen internationalen Architekturdiskussion. "Den mehr künstlerisch Berührten zeigt er die ingeniöse Struktur, die faszinierende Materialität der Baukunst und die Spielregeln und Vorteile der Teamarbeit" (Otto Kapfinger). Ottokar Uhl stand Wachsmann nicht nur in seinem Interesse für bautechnologische Prozesse - beispielsweise der Montagekirche Siemensstraße 1963 in Wien - nahe, sondern konnte in seinen Arbeiten für einen partizipativen Wohnbau auf den Team-Erfahrungen aufbauen. Die Planungsentscheidungen im Team - so Czech - beruhten nicht auf ‚"Einfällen", sondern wurden auf einem "strengen methodischen Weg erarbeitet". Die Impulse waren äußerst vielfältig, für Friedrich Achleitner hat sogar die Aufarbeitung der Geschichte der österreichischen Moderne "auch ermuntert durch Wachsmann" begonnen. Wachsmanns Versuch, das sogen. "Salzburg-Institut", ein Bau- und Forschungszentrum für die Gebiete der angewandten Wissenschaften, Industrie und Technik als "Keimzelle des neuen Baugedankens" (u. a. die Entwicklung universaler Bausysteme als Kombination weniger konstant genormter Teile) zu gründen, scheiterte.  

Version vom 26. Februar 2018, 23:37 Uhr

Wachsmann, Konrad, *Frankfurt/Oder, (Deutschland), 16. 5. 1901, † West Los Angeles (USA), 25. 11. 1980, deutsch-amerikanischer Architekt, ab 1949 Professor an verschiedenen amerikanischen Universitäten. Seine Architekturseminare an der Intern. →Sommerakademie in Salzburg (1956-60) prägten als "überaus produktive und inspirierende Phase (…) eine ganze Generation junger österreichischer und internationaler Architekten" (F. →Kurrent), er trug im richtigen Augenblick viel für den Aufbruch zu einer "neuen österreichischen Architektur" bei. Österreichische Teilnehmer u.a. F. →Achleitner, H. →Czech, G. →Garstenauer, Eugen Groß, Johann Georg Gsteu, Hans Hollein, F. →Kurrent, Wolfgang Mistelbauer Hans Puchhammer, Johannes Spalt, Ottokar Uhl und Gunther Wawrik. Von den rund 100 Teilnehmern der fünf Seminare kam ein Drittel aus Deutschland. Der "rationalistische Romantiker" verband Technologie- und Fortschrittsglauben mit der Humanisierung der gebauten Umwelt. An die Stelle des "barocken Künstlerarchitekten" Clemens →Holzmeister als Lehrer vieler Architekten in Österreich trat mit K. Wachsmann die strukturalistische Lehre des Konstrukteurs und Forschers, damit ein äußerst positives Spannungsfeld und die Öffnung zur aktuellen internationalen Architekturdiskussion. "Den mehr künstlerisch Berührten zeigt er die ingeniöse Struktur, die faszinierende Materialität der Baukunst und die Spielregeln und Vorteile der Teamarbeit" (Otto Kapfinger). Ottokar Uhl stand Wachsmann nicht nur in seinem Interesse für bautechnologische Prozesse - beispielsweise der Montagekirche Siemensstraße 1963 in Wien - nahe, sondern konnte in seinen Arbeiten für einen partizipativen Wohnbau auf den Team-Erfahrungen aufbauen. Die Planungsentscheidungen im Team - so Czech - beruhten nicht auf ‚"Einfällen", sondern wurden auf einem "strengen methodischen Weg erarbeitet". Die Impulse waren äußerst vielfältig, für Friedrich Achleitner hat sogar die Aufarbeitung der Geschichte der österreichischen Moderne "auch ermuntert durch Wachsmann" begonnen. Wachsmanns Versuch, das sogen. "Salzburg-Institut", ein Bau- und Forschungszentrum für die Gebiete der angewandten Wissenschaften, Industrie und Technik als "Keimzelle des neuen Baugedankens" (u. a. die Entwicklung universaler Bausysteme als Kombination weniger konstant genormter Teile) zu gründen, scheiterte.

Literatur:

  • N. Mayr: Die Baukultur im Zeichen von Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Zur Architektur in Salzburg zwischen 1945 und 1970, in: Ernst Hanisch, Robert Kriechbaumer: Salzburg (Geschichte der Bundesländer seit 1945), Wien-Köln-Weimar 1997, S. 636-639.
  • Barbara Wally (Hg.): Die Ära Kokoschka. Internationale Sommerakademie für bildende Kunst Salzburg 1953-1963, Salzburg 1993.
  • Konrad Wachsmann: Teamarbeit im Seminar. In: Ina Stegen. Das schönste Atelier der Welt, 25 Jahre Internationale Sommerakademie für bildende Kunst, Salzburg 1978, S. 48-51.
  • N. Mayr, Rationaler Romantiker. Vor 50 Jahren gab Konrad Wachsmann Österreichs jungen Architekten neue Perspektiven, in: Die Furche 10. 8. 2006, S. 11

N.M.