Friedhöfe: Unterschied zwischen den Versionen

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Die ältesten christlichen Begräbnisstätten der Stadt sind die '''Friedhöfe''' der Klöster [[St. Peter]] und [[Nonnberg]]. Sie dienten zunächst nur den Bewohnern der Klöster und ihrer Bezirke.
  
Die ältesten christlichen Begräbnisstätten der Stadt sind die der Klöster →St. Peter und →Nonnberg. Sie dienten zunächst nur den Bewohnern der Klöster und ihrer Bezirke. Der Friedhof von St. Peter mit der 1485-91 errichteten gotischen Margarethenkapelle ist heute von den an drei Seiten umlaufenden Arkaden (1615-28) bestimmt. Durch seine Lage am Fuß des Festungsberges und sein »malerisches« Terrain, das immer wieder neue Blickwinkel eröffnet, wurde er zu einem bevorzugten Thema der Malerei und Dichtung des 19. Jh.s. Bedeutende Persönlichkeiten sind hier beerdigt: S. →Solari, W. und L. →Hagenauer, Sigmund Haffner, M. →Haydn, →Mozarts Schwester Nannerl. Der älteste allgemeine Friedhof war der Stadtfriedhof bei St. Michael, der zum »Domfriedhof« wurde, als im 12. Jh. das Pfarrecht auf die Liebfrauenkirche überging. Als Eb. →Wolf Dietrich 1597 den Domfriedhof aufhob, ließ er am Rande der Stadt, aber noch innerhalb der Stadtmauern, bei St. Sebastian durch A. →Bertoleto den alten bestehenden Friedhof nach dem Vorbild eines italienischen Campo Santo (1595-1603) erweitern und mit Arkaden umfassen und in dessen Mitte sein eigenes Mausoleum von E. →Castello errichten. Begräbnisstätte großer Persönlichkeiten: Th. →Paracelsus, L. und C. →Mozart, E. →Castello. Die Spitäler (ab 1329 am Bürgerspital, ab 1695 am St.-Johanns-Spital), aber auch Gerichtsstätten (1701 Armesünderfriedhof beim Hochgericht im Thumegger Bezirk) und Vorstädte, wie Mülln (hier auch 1698-1946 Bestattung in Columbarien wie ebenso im Sacellum der →Universität, der Kollegien- und der Stiftskirche St. Peter), Nonntal, Maxglan, Liefering, Morzg und Gnigl hatten eigene Friedhöfe. 1809 wurde der Militärfriedhof in Thumegg als Hain angelegt, 1879 der Kommunalfriedhof in Gneis (hier Verwaltungsgebäude von F. →Drobny 1893-95, Friedhofskapelle von Alfred Castellitz 1909-10, Aussegnungshalle 1912-13, Krematorium 1930-31 beide von Eduard Wiedenmann vom Stadtbauamt nachdem 1930 Entwurd von G. →Schmidhammer vorlag), 1893 der jüdische Friedhof in Aigen (1938 zerstört, seit 1945 wieder belegt). Flüchtlings- und sogenannte »Russenfriedhöfe « u. a. in Anif (1. Weltkrieg, Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlager Grödig) und St. Johann im Pongau (2. Weltkrieg, Kriegsgefangenenlager).  
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Der Friedhof von St. Peter mit der 1485–91 errichteten gotischen Margarethenkapelle ist heute von den an drei Seiten umlaufenden Arkaden (1615–28) bestimmt. Durch seine Lage am Fuß des Festungsberges und sein malerisches Terrain, das immer wieder neue Blickwinkel eröffnet, wurde er zu einem bevorzugten Thema der Malerei und Dichtung des 19. Jahrhunderts. Bedeutende Persönlichkeiten sind hier beerdigt: [[Solari, Santino|Santino Solari]], [[Hagenauer, Wolfgang|Wolfgang Hagenauer]], [[Haffner, Sigmund|Sigmund Haffner]], [[Haydn, Johann Michael|Michael Haydn]], Mozarts Schwester [[Mozart, Maria Anna Walburga Ignatia|Maria Anna (Nannerl)]].
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Der älteste allgemeine Friedhof war der Stadtfriedhof bei St. Michael, der zum Domfriedhof wurde, als im 12. Jahrhundert das Pfarrrecht auf die Liebfrauenkirche überging.
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Als Erzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau|Wolf Dietrich von Raitenau]] 1597 den Domfriedhof aufhob, ließ er am Rande der Stadt, aber noch innerhalb der Stadtmauern, bei St. Sebastian durch [[Andrea Bertoleto]] den alten bestehenden Friedhof nach dem Vorbild eines italienischen ''Camposanto'' (1595–1603) erweitern, mit Arkaden umfassen und in deren Mitte von [[Elia Castello]] sein eigenes Mausoleum errichten. Der Sebastiansfriedhof ist Begräbnisstätte großer Persönlichkeiten wie [[Paracelsus]], [[Mozart, Leopold|Leopold Mozart]], [[Mozart, Constanze|Constanze Mozart]] und Elia Castello.
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Die Spitäler (ab 1329 am Bürgerspital, ab 1695 am St.-Johanns-Spital), aber auch Gerichtsstätten (1701 Armesünderfriedhof beim Hochgericht im Thumegger Bezirk) und Vorstädte wie Mülln (hier auch 1698–1946 Bestattung in Columbarien wie im Sacellum der [[Universität Salzburg|Universität]], der Kollegien- und der Stiftskirche St. Peter), Nonntal, Maxglan, Liefering, Morzg und Gnigl hatten eigene Friedhöfe.
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1809 wurde der Militärfriedhof in Thumegg als Hain angelegt, 1879 der Kommunalfriedhof in Gneis (hier Verwaltungsgebäude von [[Franz Drobny]] 1893–95, Friedhofskapelle von Alfred Castellitz 1909/10, Aussegnungshalle 1912/13, Krematorium 1930/31, beide von Eduard Wiedenmann vom Stadtbauamt nach dem Entwurf von [[Schmidhammer, Georg|Georg Schmidhammer]]); eigener Friedhofsteil für das islamische Bekenntnis seit 2010; 1893 der jüdische Friedhof in Aigen (1938 zerstört, seit 1945 wieder belegt).
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Flüchtlings- und sogenannte Russenfriedhöfe u.a. in Anif (Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlager Grödig) und St. Johann im Pongau (Kriegsgefangenenlager).
  
 
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* F. Lauterbacher (Hrsg.): Hier wo die Schönheit Hüterin der Toten … (Nikolaus Lenau). Der ehemalige Pfarrfriedhof von Salzburg-Mülln und seine Mönchs-Columbarien. Salzburg 2010.
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* F. Lauterbacher (Hg.): Columbarien und F. in Salzburg-Mülln. Salzburg 2010.
* F. Lauterbacher (Hrsg.): Columbarien und Friedhof in Salzburg-Mülln. Salzburg 2010.
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* M. Skotschek: F. und Begräbnis in der Stadt Salzburg im 18. Jahrhundert. Dipl. Univ. Salzburg 2009.
* C. Brandhuber / M. Fussl: Wolf Dietrichs letzter Fluch. Die Grabinschriften des Fürsterzbischofs in der Gabrielskapelle. In: G. Ammerer / I. Hannesschläger (Hrsg.): Strategien der Macht. Hof und Residenz um 1600 – Architektur, Repräsentation und Verwaltung unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1587 bis 1611/12. 28. Erg.bd. der MSLK, Salzburg 2011. S. 299-314.
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* P.F. Kramml (Hg.): Maxglan: hundert Jahre Pfarre 1907–2007. Salzburgs zweitgrößter Stadtfriedhof. Salzburg 2007.
* M. Skotschek: Friedhof und Begräbnis in der Stadt Salzburg im 18. Jahrhundert. Dipl.arb. Univ. Salzburg 2009.  
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* F. Zaisberger, R.R. Heinisch (Hg.): Leben über den Tod hinaus. Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof. 23. Erg.​bd. der MGSL. Salzburg, 2006.
* P. F. Kramml (Hrsg.): Maxglan: hundert Jahre Pfarre 1907-2007. Salzburgs zweitgrößter Stadtfriedhof. Salzburg 2007.
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* F. Wagner: St. Sebastian in Salzburg. Kirche und F. mit Wolf-Dietrich-Mausoleum. Salzburg 2005.
* F. Wagner: St. Sebastian in Salzburg. Kirche und Friedhof mit Wolf-Dietrich-Mausoleum. Salzburg 2005.
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* J. Baumgartner: Der Kommunalfriedhof Salzburg. Dipl. Univ. Salzburg 2003.
* Zaisberger, Friederike; Heinisch, Reinhard R. (Hrsg.): Leben über den Tod hinaus. Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof. 23. Erg.bd. der MGSL. Salzburg, 2006.
 
* Baumgartner, Johannes: Der Kommunalfriedhof Salzburg. Dipl.arb. Univ. Salzburg. Salzburg, 2003.
 
 
* C. Dorn, A. Lindenthaler: Der Friedhof zu St. Peter in Salzburg. Salzburg 1982.
 
* C. Dorn, A. Lindenthaler: Der Friedhof zu St. Peter in Salzburg. Salzburg 1982.
* F. Martin: Salzburger Friedhöfe. In: Bergland 11, XIX, 1937.
 
* F. Martin: Der alte Domfriedhof. In: MGSLK 76, 1936.
 
  
M.O., J.B.
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Aktuelle Version vom 8. November 2021, 00:59 Uhr

Die ältesten christlichen Begräbnisstätten der Stadt sind die Friedhöfe der Klöster St. Peter und Nonnberg. Sie dienten zunächst nur den Bewohnern der Klöster und ihrer Bezirke.

Der Friedhof von St. Peter mit der 1485–91 errichteten gotischen Margarethenkapelle ist heute von den an drei Seiten umlaufenden Arkaden (1615–28) bestimmt. Durch seine Lage am Fuß des Festungsberges und sein malerisches Terrain, das immer wieder neue Blickwinkel eröffnet, wurde er zu einem bevorzugten Thema der Malerei und Dichtung des 19. Jahrhunderts. Bedeutende Persönlichkeiten sind hier beerdigt: Santino Solari, Wolfgang Hagenauer, Sigmund Haffner, Michael Haydn, Mozarts Schwester Maria Anna (Nannerl).

Der älteste allgemeine Friedhof war der Stadtfriedhof bei St. Michael, der zum Domfriedhof wurde, als im 12. Jahrhundert das Pfarrrecht auf die Liebfrauenkirche überging.

Als Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau 1597 den Domfriedhof aufhob, ließ er am Rande der Stadt, aber noch innerhalb der Stadtmauern, bei St. Sebastian durch Andrea Bertoleto den alten bestehenden Friedhof nach dem Vorbild eines italienischen Camposanto (1595–1603) erweitern, mit Arkaden umfassen und in deren Mitte von Elia Castello sein eigenes Mausoleum errichten. Der Sebastiansfriedhof ist Begräbnisstätte großer Persönlichkeiten wie Paracelsus, Leopold Mozart, Constanze Mozart und Elia Castello.

Die Spitäler (ab 1329 am Bürgerspital, ab 1695 am St.-Johanns-Spital), aber auch Gerichtsstätten (1701 Armesünderfriedhof beim Hochgericht im Thumegger Bezirk) und Vorstädte wie Mülln (hier auch 1698–1946 Bestattung in Columbarien wie im Sacellum der Universität, der Kollegien- und der Stiftskirche St. Peter), Nonntal, Maxglan, Liefering, Morzg und Gnigl hatten eigene Friedhöfe.

1809 wurde der Militärfriedhof in Thumegg als Hain angelegt, 1879 der Kommunalfriedhof in Gneis (hier Verwaltungsgebäude von Franz Drobny 1893–95, Friedhofskapelle von Alfred Castellitz 1909/10, Aussegnungshalle 1912/13, Krematorium 1930/31, beide von Eduard Wiedenmann vom Stadtbauamt nach dem Entwurf von Georg Schmidhammer); eigener Friedhofsteil für das islamische Bekenntnis seit 2010; 1893 der jüdische Friedhof in Aigen (1938 zerstört, seit 1945 wieder belegt).

Flüchtlings- und sogenannte Russenfriedhöfe u.a. in Anif (Flüchtlings- und Kriegsgefangenenlager Grödig) und St. Johann im Pongau (Kriegsgefangenenlager).

Lit.:

  • F. Lauterbacher (Hg.): Columbarien und F. in Salzburg-Mülln. Salzburg 2010.
  • M. Skotschek: F. und Begräbnis in der Stadt Salzburg im 18. Jahrhundert. Dipl. Univ. Salzburg 2009.
  • P.F. Kramml (Hg.): Maxglan: hundert Jahre Pfarre 1907–2007. Salzburgs zweitgrößter Stadtfriedhof. Salzburg 2007.
  • F. Zaisberger, R.R. Heinisch (Hg.): Leben über den Tod hinaus. Prominente im Salzburger Kommunalfriedhof. 23. Erg.​bd. der MGSL. Salzburg, 2006.
  • F. Wagner: St. Sebastian in Salzburg. Kirche und F. mit Wolf-Dietrich-Mausoleum. Salzburg 2005.
  • J. Baumgartner: Der Kommunalfriedhof Salzburg. Dipl. Univ. Salzburg 2003.
  • C. Dorn, A. Lindenthaler: Der Friedhof zu St. Peter in Salzburg. Salzburg 1982.

Monika Oberhammer, Jana Breuste