Wollmanufaktur: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wollmanufaktur.''' 1677 von Erzbischof [[Kuenburg, Maximilian Gandolf Graf von|Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg]] als landesfürstlicher Eigenbetrieb im erzbischöflichen Meierhof im Nonntal eingerichtet.  
  
Die Beweggründe für die Gründung einer solchen Fabrik waren: Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung, vor allem die ärmere Jugend, sowie die Ankurbelung der inländischen Schafzucht. 1680 übernahm der Tuchmacher Wilhelm Wagner die Fabrik und den daran angeschlossenen Tuchladen, wo neben Tuchen auch Knöpfe, Borten, Schnüre, Bänder, Futter, Strümpfe etc. verkauft wurden. Abnehmer der Erzeugnisse war vor allem der Salzburger Hof, die »Eb. Guardarobba«. 1686 erfolgte die eb. Gründung eines Waisenhauses im selben Gebäude des Meierhofes. Wagner stand gleichzeitig der Wollfabrik und dem Waisenhaus vor, wobei letzteres billige Arbeitskräfte und Nachwuchs für die Fabrik stellte. Die Beschränktheit des Marktes, schwierige Rohstoffbeschaffung und geringe Bereitschaft zur Abnahme der Fabrikserzeugnisse durch Eb. →Johann Ernst Thun führten zur Auflösung der Manufaktur. Ein genauer Zeitpunkt ist nicht bekannt, jedoch wird er in die Anfangsjahre des 18. Jh.s zu setzen sein. H. Hassinger bezeichnet diese Fabriksgründung als »bedeutenden Ansatz einer merkantilistischen Politik in den deutschen Territorien, die meist erst im 18. Jh. zur Reife gelangte«.  
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Als Beweggründe für die Gründung gelten Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung, v.a. die ärmere Jugend, sowie die Ankurbelung der inländischen Schafzucht. 1680 übernahm der Tuchmacher Wilhelm Wagner den Betrieb und den daran angeschlossenen Laden, wo neben Tuchen auch Knöpfe, Borten ([[Spitzen und Borten]]), Schnüre, Bänder, Futter, Strümpfe etc. verkauft wurden. Abnehmer der Erzeugnisse war v.a. der Salzburger Hof, die ''Guardarobba'' des Erzbischofs. 1686 erfolgte die erzbischöfliche Gründung eines Waisenhauses im selben Gebäude des Meierhofes. Wagner stand gleichzeitig der Wollfabrik und dem Waisenhaus vor, wobei letzteres billige Arbeitskräfte stellte. Die Beschränktheit des Marktes, schwierige Rohstoffbeschaffung und geringe Bereitschaft zur Abnahme der Erzeugnisse durch Erzbischof  [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] führten zur Auflösung der Manufaktur zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Herbert Hassinger bezeichnet diese Manufakturgründung als „bedeutenden Ansatz einer merkantilistischen Politik in den deutschen Territorien, die meist erst im 18. Jahrhundert zur Reife gelangte“.
  
Literatur:
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Lit.:
  
* H. Hassinger: Johann Joachim Bechers Kampf gegen Frankreich und die Gründung einer Wollmanufaktur in Salzburg im Jahre 1677. In: MGSLK 78, 1938/39, S. 169 ff.
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* H. Hassinger: Johann Joachim Bechers Kampf gegen Frankreich und die Gründung einer Wollmanufaktur in Salzburg im Jahre 1677. In: MGSLK 78, 1938/39, S. 169–182.
  
 
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[[Kategorie:Wissenschaft - Geschichte]]
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Aktuelle Version vom 23. Mai 2021, 16:07 Uhr

Wollmanufaktur. 1677 von Erzbischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg als landesfürstlicher Eigenbetrieb im erzbischöflichen Meierhof im Nonntal eingerichtet.

Als Beweggründe für die Gründung gelten Arbeitsbeschaffung für die Bevölkerung, v.a. die ärmere Jugend, sowie die Ankurbelung der inländischen Schafzucht. 1680 übernahm der Tuchmacher Wilhelm Wagner den Betrieb und den daran angeschlossenen Laden, wo neben Tuchen auch Knöpfe, Borten (Spitzen und Borten), Schnüre, Bänder, Futter, Strümpfe etc. verkauft wurden. Abnehmer der Erzeugnisse war v.a. der Salzburger Hof, die Guardarobba des Erzbischofs. 1686 erfolgte die erzbischöfliche Gründung eines Waisenhauses im selben Gebäude des Meierhofes. Wagner stand gleichzeitig der Wollfabrik und dem Waisenhaus vor, wobei letzteres billige Arbeitskräfte stellte. Die Beschränktheit des Marktes, schwierige Rohstoffbeschaffung und geringe Bereitschaft zur Abnahme der Erzeugnisse durch Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein führten zur Auflösung der Manufaktur zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Herbert Hassinger bezeichnet diese Manufakturgründung als „bedeutenden Ansatz einer merkantilistischen Politik in den deutschen Territorien, die meist erst im 18. Jahrhundert zur Reife gelangte“.

Lit.:

  • H. Hassinger: Johann Joachim Bechers Kampf gegen Frankreich und die Gründung einer Wollmanufaktur in Salzburg im Jahre 1677. In: MGSLK 78, 1938/39, S. 169–182.

Ch.S.