Kristallmühle: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Kristallmühle'''.
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1665 gründete Erzbischof Guidobald Graf Thun eine hofeigene „Cristall-Mihl“, die mit dem Wasser des [[Almkanal]]s betrieben wurde und „in der Münze“ angesiedelt war (Münzgebäude Gstättengasse 1; die Schleifermühle war als Nebenbetrieb der Münze am ursprünglichen Bürgerspitalsgrund). Dort wurde neben [[Bergkristall]] auch [[Marmor]] mit Einschlüssen zu Gefäßen, Lustern und Schmuck geschliffen. Vorerst dienten die mit Ausfuhrverbot belegten Erzeugnisse ausschließlich der Vermehrung der erzbischöflichen Schaugefäße und als fürstliche Geschenke.
  
1665 gründete Erzbischof Guidobald Thun eine hofeigene »Cristall-Mihl«, die mit dem Wasser des →Almkanals betrieben wurde und »in der →Münze« angesiedelt war (Münzgebäude Gstättengasse 1; die »Schleifermühle« war als Nebenbetrieb der Münze am ursprünglichen Bürgerspitalsgrund). Dort wurde neben →Bergkristall auch →Marmor mit Einschlüssen zu Gefäßen, Lustern und Schmuck geschliffen. Vorerst dienten die mit Ausfuhrverbot belegten Erzeugnisse ausschließlich der Vermehrung der erzbischöflichen Schaugefäße und als fürstliche Geschenke.
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Charakteristisch für die Bearbeitung in Salzburg ist die Bewahrung der dem Bergkristall eigenen klaren Form und ihre Materialgerechtigkeit. Für den Schliff wurden Sandsteinscheiben aus der Frauengrube in St. Pankraz am Haunsberg verwendet. Der erste der [[Kristallschneider]] (Guilielmi Dögg = Döck = Deck, † 1668 in Salzburg) wurde aus dem Schleiferzentrum Freiburg im Breisgau geholt.
  
Charakteristisch für die Bearbeitung in Salzburg ist die Bewahrung der dem Bergkristall eigenen klaren Form und ihre Materialgerechtigkeit. Für den Schliff wurden Sandsteinscheiben aus der Frauengrube in St. Pankraz am Haunsberg verwendet. Der erste der →Kristallschneider (Guilielmi Dögg = Döck, = Deck, † 1668 in Salzburg) wurde aus dem »Schleiferzentrum« Freiburg im Breisgau geholt. Ab 1700 machte sich ein Mangel an Rohmaterial bemerkbar, doch schon ab 1720 scheinen wieder reichlich Kristalle vorhanden gewesen zu sein. Wurden in der Frühzeit der Mühle hauptsächlich Schalen, Becher und Karaffen hergestellt, so entstanden unter Erzbischof Franz Anton Harrach die großen Kronleuchter für die Audienz- und Wohnräume der →Residenz. Ab dem 2. D. des 18. Jh.s schloss sich der Kristallmühle auch eine Spiegel- und Glasschleiferei an. Aus den Abfallstücken der Gefäßerzeugung wurden stets auch Amulette, Schmuck, Rosenkranzperlen und Deckplatten für Reliquiare hergestellt.  
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Ab 1700 machte sich ein Mangel an Rohmaterial bemerkbar, doch schon ab 1720 scheinen wieder reichlich Kristalle vorhanden gewesen zu sein. Wurden in der Frühzeit der Mühle hauptsächlich Schalen, Becher und Karaffen hergestellt, so entstanden unter Erzbischof Franz Anton Graf Harrach (Regierungszeit 1709–1727) die großen Kronleuchter für die Audienz- und Wohnräume der [[Residenz der Erzbischöfe von Salzburg|Residenz]]. Ab dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts schloss sich der Kristallmühle auch eine Spiegel- und Glasschleiferei an. Aus den Abfallstücken der Gefäßerzeugung wurden stets auch Amulette, Schmuck, Rosenkranzperlen und Deckplatten für Reliquiare hergestellt.
  
Literatur:
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Lit.:
  
* H. Ebner: Bergkristallverarbeitung. Diplomarbeit Salzburg 1990.
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* H. Ebner: Bergkristallverarbeitung. Dipl. Univ. Salzburg 1990.
* S. Schwarzacher: Studie zum Gefäßsteinschnitt in Süddeutschland und Österreich mit Schwerpunkt Salzburg. Diss. Wien 1984.
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* S. Schwarzacher: Studie zum Gefäßsteinschnitt in Süddeutschland und Österreich mit Schwerpunkt Salzburg. Diss. Univ. Wien 1984.
* N. v. Watteck: Bergkristallverarbeitung in Salzburg. In: MGSLK 112/113, 1972/73, S. 541 ff.
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* N. v. Watteck: Bergkristallverarbeitung in Salzburg. In: MGSLK 112/113, 1972/73, S. 541ff.
  
 
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Aktuelle Version vom 31. Mai 2021, 17:39 Uhr

1665 gründete Erzbischof Guidobald Graf Thun eine hofeigene „Cristall-Mihl“, die mit dem Wasser des Almkanals betrieben wurde und „in der Münze“ angesiedelt war (Münzgebäude Gstättengasse 1; die Schleifermühle war als Nebenbetrieb der Münze am ursprünglichen Bürgerspitalsgrund). Dort wurde neben Bergkristall auch Marmor mit Einschlüssen zu Gefäßen, Lustern und Schmuck geschliffen. Vorerst dienten die mit Ausfuhrverbot belegten Erzeugnisse ausschließlich der Vermehrung der erzbischöflichen Schaugefäße und als fürstliche Geschenke.

Charakteristisch für die Bearbeitung in Salzburg ist die Bewahrung der dem Bergkristall eigenen klaren Form und ihre Materialgerechtigkeit. Für den Schliff wurden Sandsteinscheiben aus der Frauengrube in St. Pankraz am Haunsberg verwendet. Der erste der Kristallschneider (Guilielmi Dögg = Döck = Deck, † 1668 in Salzburg) wurde aus dem Schleiferzentrum Freiburg im Breisgau geholt.

Ab 1700 machte sich ein Mangel an Rohmaterial bemerkbar, doch schon ab 1720 scheinen wieder reichlich Kristalle vorhanden gewesen zu sein. Wurden in der Frühzeit der Mühle hauptsächlich Schalen, Becher und Karaffen hergestellt, so entstanden unter Erzbischof Franz Anton Graf Harrach (Regierungszeit 1709–1727) die großen Kronleuchter für die Audienz- und Wohnräume der Residenz. Ab dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts schloss sich der Kristallmühle auch eine Spiegel- und Glasschleiferei an. Aus den Abfallstücken der Gefäßerzeugung wurden stets auch Amulette, Schmuck, Rosenkranzperlen und Deckplatten für Reliquiare hergestellt.

Lit.:

  • H. Ebner: Bergkristallverarbeitung. Dipl. Univ. Salzburg 1990.
  • S. Schwarzacher: Studie zum Gefäßsteinschnitt in Süddeutschland und Österreich mit Schwerpunkt Salzburg. Diss. Univ. Wien 1984.
  • N. v. Watteck: Bergkristallverarbeitung in Salzburg. In: MGSLK 112/113, 1972/73, S. 541ff.

Ch.S.