Marmor

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Hauptsächlich verwendet wurden die beiden Salzburger Kalksteinsorten Adneter und Untersberger Marmor[1], die nicht nur wegen der Nähe ihrer Fundorte verwechselt werden. Der Adneter Marmor wird oft als roter Untersberger Marmor bezeichnet.

Gewinnung und Verarbeitung des Salzburger Marmors begannen mit den Römern, gleichzeitige Verwendung beide Marmorsorten, insbesondere für Mosaikböden. Unterbrechung in der Gewinnung bis zur romanischen Zeit, dann wieder gleichzeitige Verwendung beider Sorten (z.B. Stufenportale St. Peter, Franziskanerkirche in Salzburg). Steigende Beliebtheit des Adneter Marmors in der Gotik und Zurückdrängen des Untersberger Marmors.

Adneter Marmor

Roter Marmor, in allen Ausbildungen verwendet, weniger die andersfarbigen Sorten. Übertrifft in Alter, Vorkommen und weiter Verbreitung schon im Mittelalter alle österreichischen und viele ausländische Marmore. Sein Vorteil: Auch bei geringer Stärke der Platte sind große Ausmaße aus den Schichten zu gewinnen.

Verwendung

Romanik: einfacher Adneter Marmor für Kreuzgänge, Portallöwen, Stufenportale

Gotik: Taufsteine, Ambonen, v.a. Grabsteine (Grabmäler). Verfrachtung bis Wien, Bayern, Schwaben, Polen, Ungarn etc. Ungemusterter Adneter Rot bis ca. 1475; Rotscheck und Rottropf (starke weiße Äderung und Einschlüsse) nicht vor 1450. Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts durch bessere Technik Relief bis Vollplastik möglich (Spitzenleistungen: Friedrichsgrabmal in St. Stephan, Wien; Grabdenkmal König Kasimir Jagiellos in Krakau von Veit Stoß); gleichzeitig Wechsel der Gesteinsmode nach Farbauswahl: 1490–1510 Bevorzugung der grob und kontrastreich gemusterten Marmore (Rottropf, Rotscheck und Mandlscheck).

Zu dieser Zeit künstlerischer und mengenmäßiger Höhepunkt der Salzburger Marmorarbeiten (Kaiserdenkmal für Speyer; Hans Valkenauer). Im 16. Jahrhundert reiche Marmorreliefarbeiten in Verbindung mit andersfarbigem Marmor (v.a. Altäre). Ende 17. Jahrhundert wieder Vorliebe für dekorativen roten und rotbunten Marmor (Kirchen, Stifte, Residenzen), wenig Export, da Konkurrenz der italienische Marmore. Anfang 18. Jahrhundert v.a. Sockelverkleidungen in Prunkräumen in bewusster farbiger Wirkung (Residenz der Erzbischöfe von Salzburg, Oberes Belvedere in Wien). Im 18. Jahrhundert auch Mischung mit anderen Marmor​en und Verwendung von Kunstmarmor und Nachahmungen in Holz.

Ab dem Frühbarock Adneter Marmor (rotgrauer Schnöll) als Normalausstattung der Kirchenpflasterung. Ab 1750 Änderung des Farbgeschmacks: Zurücktreten der roten Marmore und Bevorzugung der gebrochenen Farben. Der Klassizismus verwendet v.a. grauen, rotgrauen Schnöll, auch Graulangmoos- und Schwalberbruch-Marmor, blasse Tropf-Marmore (Gelb-, Grau- und Grüntropf, Urbano).

19. Jahrhundert: Adneter Marmor für Monumentalbauten König Ludwigs von Bayern und die Monumentalbauten der Ringstraße in Wien (24 Monolithe, 8 m hohe Säulen im Parlament).

20. Jahrhundert: dünne Platten als Verkleidung; nach 1938 Autobahnbrückenverkleidung und Reichskanzlei, Berlin; Nachkriegszeit: Restaurierungen, Bahnhöfe, öffentliche Gebäude und Geschäftslokale. Adneter Marmor in den Durchhäusern Salzburgs, an Stiegen und Portalen der Landsitze und Adelsschlösser; in Bauernhäusern des Flach- und Tennengaues für Haustürrahmen, Fenstergewände, Stufen, Flurböden und Vorsatzpflasterung, auch Brunnen, Futterkrippen, Tröge und Tischplatten.

Untersberger Marmor

Als der Salzburger Marmor bezeichnet; selten mit Versteinerungen. Lichter Untersberger Marmor: meist lichtgelblich, auch rosarötlich bis gelb und weiß (Forellen-Marmor mit roten Geröllchen). Außerordentliche Festigkeit und Wetterbeständigkeit, Verwendung für Freiplastiken (Residenzbrunnen) und technische Arbeiten (Seziertische etc.). Keltischer Kopf (heute Salzburg Museum) als ältestes Beispiel; in römischer Zeit für Grabsteine, Meilensteine (Römersteine).

Verwendung

Im 12. und Anfang 13. Jahrhundert vor Adneter Marmor führend für Architekturteile (Säulen, Kapitelle etc.); ab Mitte des 13. Jahrhunderts gegen Adneter Marmor zurücktretend (2. Hälfte 14. Jahrhundert gute Nachahmungen in Steinguss).

In Renaissance und Barock Nutzung sprunghaft ansteigend (Bauten der Erzbischöfe; Statuen und Fassadenverkleidung des neuen Doms).

Im 17. Jahrhundert ist Untersberger Marmor der Statuenmarmor schlechthin, auch über die Grenzen hinaus (Monumentaltreppe im Schloss Mirabell; Pestsäule am Graben in Wien). Im 18. Jahrhundert allmählich auch in bürgerlichen und bäuerlichen Häusern.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts Aufschwung in der Steingewinnung und Verschickung nach Bayern. Im 20. Jahrhundert als 'volkstümlicher' Marmor in Bauten verwendet (Fußböden, Wand- und Pultverkleidungen). Der denkmalgeschützte, prunkvolle Marmorsaal (Adneter Marmor), seit 1949 im Hauptbahnhof der Stadt Salzburg als Restaurant und für Galadiners genutzt, wurde 2009 abgetragen und deponiert, 2016/17 als Attraktion im Augustiner Bräu in Salzburg Mülln wieder aufgebaut.

Techniken

  • Bemalung: vor allem bei lichtem Untersberger Marmor (barocke Grabsteine)
  • Ätzung: bei Adneter Marmor ab 1560, beim Untersberger Marmor erst seit Anfang des 18. Jahrhunderts, selten
  • Niello: Einlegen andersfarbiger Masse bei beiden Sorten

Lit.:

  • C. Brandhuber, M. Fussl: In Stein gemeißelt- Salzburger Barockinschriften erzählen. Salzburg 2017.
  • Ch. Uhlir (Hg.): Adneter Marmor. Norderstedt 2011.
  • Ch. Uhlir (Hg.): Untersberger Marmor. Salzburg 2006.

Ch.S.

  1. Marmor ist ein Carbonatgestein, das aus den Mineralen Calcit, Dolomit oder Aragonit besteht. Im deutschsprachigen Raum werden unzählige Kalksteine, Kalkbrekzien, Dolomite, Travertine, Onyxmarmore und zum Teil weitere Gesteine, die kein oder nur wenig Karbonate enthalten, als Marmore bezeichnet.