Antiphonar von St. Peter: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Aus musikalisch-liturgischer Sicht ist das vollständige Repertoire der liturgischen Gesänge einzigartig, denn meist wurden Graduale und Antiphonale getrennt voneinander angefertigt, oft sind diese Bücher nur beschädigt oder unvollständig erhalten geblieben. Die Notation der Gesänge steht der übrigen Ausstattung an Sorgfalt, Klarheit und künstlerischem Wert um nichts nach. Die Melodien sind in adiastematischen Neumen notiert, wie sie im süddeutsch-österreichischem Raum verwendet wurden. Neumen sind kurzschriftartige Zeichen, die zwar den Verlauf der Melodie beschreiben (höher – tiefer), aber keine genauen Angaben der Tonhöhen und Intervalle enthalten. Da sie nicht auf Notenlinien (griechisch ''Themata'') stehen, bezeichnet man sie als adiastematisch. | ||
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+ | Die besondere Bedeutung der Notenschrift im Antiphonar ergibt sich daraus, dass die Neumenzeichen durch bestimmte Schreibweisen eine melodische Zusatzbedeutung erhalten, mit deren Hilfe Halbtonschritte verbindlich angezeigt werden können, wie dies von einigen benediktinischen Klöstern seit dem 12. Jahrhundert angewendet wurde. Nie jedoch sind die Zeichen derart konsequent und durchorganisiert gebraucht wie in dieser Handschrift. Die Sorgfalt, mit der man an die Ausführung und Gestaltung heranging, zeigt die Bedeutung, welche dem Unternehmen zugemessen wurde. Das Antiphonar dokumentiert die im Sinne Hirsaus reformierte Liturgie von St. Peter und ist ein bedeutendes Zeugnis dieses Skriptoriums und daher eine der wichtigsten Handschriften für die Erforschung des liturgischen Gesanges im 12. Jahrhundert. | ||
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+ | Die Handschrift stand bis 1937 unter der Signatur ''a XII 7'' in der [[Bibliothek der Erzabtei St. Peter|Stiftsbibliothek St. Peter]] in Salzburg und wurde in demselben Jahr an die Österreichische Nationalbibliothek verkauft, wo sie heute unter der Signatur ''Series nova 2700'' aufbewahrt wird. 1974 wurde sie als Faksimile herausgegeben und so einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. | ||
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Aktuelle Version vom 29. Mai 2021, 12:28 Uhr
Das Antiphonar von St. Peter (um 1160) ist eine der schönsten und bedeutendsten Handschriften, welche die Buchkunst des Mittelalters in Salzburg hervorgebracht hat. Geschrieben wahrscheinlich im Auftrag des damaligen Abtes und späteren Bischofs von Gurk, Heinrich I., enthält es ein Kollektar (Sammlung von Orationen, Gebeten in der Liturgie), einen Kalender sowie alle Gesänge, die der Chor der Mönche für den Gesang im Gottesdienst benötigte; für die Messe ein Graduale, ein Kyriale und ein Sequentiar, für das Stundengebet ein Antiphonale (auch als Responsoriale bezeichnet). Nur Hymnen stehen in diesem Buch nicht. Aus späterer Zeit stammen einige Ergänzungen. Der Codex ist nicht für die Verwendung während des Gottesdienstes bestimmt, er befand sich vermutlich in der Sakristei und hatte den Zweck, die liturgischen Gesänge zu dokumentieren (daher auch der bis heute gute Erhaltungszustand).
Das Antiphonar ist ein hervorragendes Beispiel hochromanischer Buchkunst aus dem Skriptorium des Klosters St. Peter. Obwohl an der Ausführung der Abbildungen, des Textes und der Notation mehrere Personen beteiligt waren, erscheint der gesamte Codex sehr homogen, mit hochwertigen halb- oder ganzseitigen Deckfarbenbildern sowie Federzeichnungen und Miniaturen. Die Illustrationen stehen der ottonischen Buchmalerei nahe, orientieren sich aber auch an byzantinischen und italo-byzantinischen Motiven, welche die Illustratoren aber nicht einfach nur kopierten, sondern weiterentwickelten. Der Text ist in romanischer Buchschrift geschrieben. Initialen gibt es als einfarbige, große Buchstaben, als Federzeichnung oder, zur Kennzeichnung besonders hoher Feste, als ganzseitige Prachtinitialen in Goldschrift.
Aus musikalisch-liturgischer Sicht ist das vollständige Repertoire der liturgischen Gesänge einzigartig, denn meist wurden Graduale und Antiphonale getrennt voneinander angefertigt, oft sind diese Bücher nur beschädigt oder unvollständig erhalten geblieben. Die Notation der Gesänge steht der übrigen Ausstattung an Sorgfalt, Klarheit und künstlerischem Wert um nichts nach. Die Melodien sind in adiastematischen Neumen notiert, wie sie im süddeutsch-österreichischem Raum verwendet wurden. Neumen sind kurzschriftartige Zeichen, die zwar den Verlauf der Melodie beschreiben (höher – tiefer), aber keine genauen Angaben der Tonhöhen und Intervalle enthalten. Da sie nicht auf Notenlinien (griechisch Themata) stehen, bezeichnet man sie als adiastematisch.
Die besondere Bedeutung der Notenschrift im Antiphonar ergibt sich daraus, dass die Neumenzeichen durch bestimmte Schreibweisen eine melodische Zusatzbedeutung erhalten, mit deren Hilfe Halbtonschritte verbindlich angezeigt werden können, wie dies von einigen benediktinischen Klöstern seit dem 12. Jahrhundert angewendet wurde. Nie jedoch sind die Zeichen derart konsequent und durchorganisiert gebraucht wie in dieser Handschrift. Die Sorgfalt, mit der man an die Ausführung und Gestaltung heranging, zeigt die Bedeutung, welche dem Unternehmen zugemessen wurde. Das Antiphonar dokumentiert die im Sinne Hirsaus reformierte Liturgie von St. Peter und ist ein bedeutendes Zeugnis dieses Skriptoriums und daher eine der wichtigsten Handschriften für die Erforschung des liturgischen Gesanges im 12. Jahrhundert.
Die Handschrift stand bis 1937 unter der Signatur a XII 7 in der Stiftsbibliothek St. Peter in Salzburg und wurde in demselben Jahr an die Österreichische Nationalbibliothek verkauft, wo sie heute unter der Signatur Series nova 2700 aufbewahrt wird. 1974 wurde sie als Faksimile herausgegeben und so einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Lit.:
- St. Engels: Das A. von St. Peter in Salzburg. Codex ÖNB Ser. Nov. 2700 (12. Jh.)(= Beiträge zur Geschichte der Kirchenmusik Bd. 2). Paderborn 1994.
- F. Unterkircher und O. Demus: Das A. von St. Peter. Vollständige Faksimile-Ausgabe im Originalformat des Codex Vindobonensis Series nova 2700 der ÖNB, mit Kommentarband. Graz 1974.
St. E.