Anton Faistauer: Unterschied zwischen den Versionen
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Von der Anerkennung, die ihn wie kaum einen zweiten österr. Maler seiner Zeit begleitete, und vom festlichen Wohllaut seiner Kunst, der ihn zum »Maler des schönen Daseins« stempelte, sollte man nicht auf ein unproblematisches Selbstverständnis des Künstlers und Menschen F. schließen. Der Verfechter einer schöpferischen »Mitte« war sich seiner ausgleichenden Sendung mit unbeugsamem Ehrgeiz bewusst. Sein persönlicher Zwiespalt zwischen bäuerlicher Herkunft und weltmännischen Ambitionen nährte in ihm einen Kulturpessimismus, der ihn den Anschluss an die großen Koloristen der Vergangenheit suchen ließ. Schon als Wortführer der aufbrechenden österr. Moderne war F. der rückwärtsgewandteste unter Kollegen wie Schiele, Kolig und Wiegele, mit denen zusammen er 1909 aus Protest gegen den antiquierten Lehrbetrieb die Wiener Akad. verließ und die »Neukunstgruppe« organisierte. Vom Farbensensualismus Manets und Courbets und der Bildauffassung Cézannes angetan, überwand er den ornamentalen Linearismus der Secession rasch. | Von der Anerkennung, die ihn wie kaum einen zweiten österr. Maler seiner Zeit begleitete, und vom festlichen Wohllaut seiner Kunst, der ihn zum »Maler des schönen Daseins« stempelte, sollte man nicht auf ein unproblematisches Selbstverständnis des Künstlers und Menschen F. schließen. Der Verfechter einer schöpferischen »Mitte« war sich seiner ausgleichenden Sendung mit unbeugsamem Ehrgeiz bewusst. Sein persönlicher Zwiespalt zwischen bäuerlicher Herkunft und weltmännischen Ambitionen nährte in ihm einen Kulturpessimismus, der ihn den Anschluss an die großen Koloristen der Vergangenheit suchen ließ. Schon als Wortführer der aufbrechenden österr. Moderne war F. der rückwärtsgewandteste unter Kollegen wie Schiele, Kolig und Wiegele, mit denen zusammen er 1909 aus Protest gegen den antiquierten Lehrbetrieb die Wiener Akad. verließ und die »Neukunstgruppe« organisierte. Vom Farbensensualismus Manets und Courbets und der Bildauffassung Cézannes angetan, überwand er den ornamentalen Linearismus der Secession rasch. | ||
− | Unter dem Eindruck von Tizian und El Greco fand er gegen 1912 zu einer in dunklen, schweren Farben schwelgenden Malweise, deren »expressionistische« Spannungen ab ca. 1916 in einen harmonischen Ausgleich von rein leuchtenden Valeurs, fülligem Farbauftrag und sanften Konturen mündeten. Die sinnliche Kraft der Farbe hob seine Städtebilder, | + | Unter dem Eindruck von Tizian und El Greco fand er gegen 1912 zu einer in dunklen, schweren Farben schwelgenden Malweise, deren »expressionistische« Spannungen ab ca. 1916 in einen harmonischen Ausgleich von rein leuchtenden Valeurs, fülligem Farbauftrag und sanften Konturen mündeten. Die sinnliche Kraft der Farbe hob seine Städtebilder, Stillleben und Darstellungen des Weiblichen in eine abgeklärte, gesättigte Daseinsform. Nach dem Krieg war F. - er lebte inzwischen wieder in seinem Heimatort Maishofen und arbeitete an dem »Großen Salzburger Votivaltar« - erneut kunstpolitisch und organisatorisch aktiv, so etwa für den →»Wassermann« und den →»Sonderbund«. 1919 gab er mit seinem Vortrag »Ist Salzburg eine Kunststadt?« weitblickende Anregungen, 1920 übersiedelte er in die Stadt. |
In seinem 1923 erschienenen Buch »Neue Malerei in Österreich« bezog er Position gegen Intellektualismus und Traditionsverlust, denen er den humanen Kolorismus eines Kolig, Wiegele und →Kokoschka entgegenhielt. Seinen Wunsch, die Malerei wieder an monumentale Aufgaben zu binden, konnte er sich 1922 mit der Ausmalung der Pfarrkirche Morzg erfüllen. Seine Freskierung des Festspielhausfoyers (1926) mit einem weitgespannten allegorischen Programm, die bewusst an die ital. Tre- und Quattrocentisten anschließt, machte F. zum weltberühmten Mann. 1927 zog er nach Wien. Spätestens jetzt begann der Wille zur zeichnerischen Durchklärung und tektonischen Festigung, verbunden mit einem idealisierenden Menschenbild, die Vormacht der Farbe zu brechen. Ihre aufgehellte Sprödigkeit verbindet sich mit der gehärteten Form oft nur mehr zu vordergründiger Opulenz, so in dem neobarocken Deckenfresko von Weidlingau (heute in der Universität →Mozarteum). Weniger mit den manchmal ins Modische verflachenden Porträts als mit den letzten italienischen Städtebildern erreichte F. nochmals einen malerischen Höhepunkt. | In seinem 1923 erschienenen Buch »Neue Malerei in Österreich« bezog er Position gegen Intellektualismus und Traditionsverlust, denen er den humanen Kolorismus eines Kolig, Wiegele und →Kokoschka entgegenhielt. Seinen Wunsch, die Malerei wieder an monumentale Aufgaben zu binden, konnte er sich 1922 mit der Ausmalung der Pfarrkirche Morzg erfüllen. Seine Freskierung des Festspielhausfoyers (1926) mit einem weitgespannten allegorischen Programm, die bewusst an die ital. Tre- und Quattrocentisten anschließt, machte F. zum weltberühmten Mann. 1927 zog er nach Wien. Spätestens jetzt begann der Wille zur zeichnerischen Durchklärung und tektonischen Festigung, verbunden mit einem idealisierenden Menschenbild, die Vormacht der Farbe zu brechen. Ihre aufgehellte Sprödigkeit verbindet sich mit der gehärteten Form oft nur mehr zu vordergründiger Opulenz, so in dem neobarocken Deckenfresko von Weidlingau (heute in der Universität →Mozarteum). Weniger mit den manchmal ins Modische verflachenden Porträts als mit den letzten italienischen Städtebildern erreichte F. nochmals einen malerischen Höhepunkt. | ||
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* W. Thaler: Kunst und Literatur im Pinzgau. Wien 2015, S. 79-87. | * W. Thaler: Kunst und Literatur im Pinzgau. Wien 2015, S. 79-87. | ||
* N. Schaffer: Vier junge Stürmer und ein Pazifist. In: O. Dohle, Th. Mitterecker (Hg.): Salzburg im Ersten Weltkrieg. Wien-Köln 2014, S. 379-399. | * N. Schaffer: Vier junge Stürmer und ein Pazifist. In: O. Dohle, Th. Mitterecker (Hg.): Salzburg im Ersten Weltkrieg. Wien-Köln 2014, S. 379-399. |
Version vom 5. März 2018, 17:14 Uhr
Faistauer, Anton, * St. Martin/Lofer 14. 2. 1887, † Wien 13. 2. 1930, Maler.
Von der Anerkennung, die ihn wie kaum einen zweiten österr. Maler seiner Zeit begleitete, und vom festlichen Wohllaut seiner Kunst, der ihn zum »Maler des schönen Daseins« stempelte, sollte man nicht auf ein unproblematisches Selbstverständnis des Künstlers und Menschen F. schließen. Der Verfechter einer schöpferischen »Mitte« war sich seiner ausgleichenden Sendung mit unbeugsamem Ehrgeiz bewusst. Sein persönlicher Zwiespalt zwischen bäuerlicher Herkunft und weltmännischen Ambitionen nährte in ihm einen Kulturpessimismus, der ihn den Anschluss an die großen Koloristen der Vergangenheit suchen ließ. Schon als Wortführer der aufbrechenden österr. Moderne war F. der rückwärtsgewandteste unter Kollegen wie Schiele, Kolig und Wiegele, mit denen zusammen er 1909 aus Protest gegen den antiquierten Lehrbetrieb die Wiener Akad. verließ und die »Neukunstgruppe« organisierte. Vom Farbensensualismus Manets und Courbets und der Bildauffassung Cézannes angetan, überwand er den ornamentalen Linearismus der Secession rasch.
Unter dem Eindruck von Tizian und El Greco fand er gegen 1912 zu einer in dunklen, schweren Farben schwelgenden Malweise, deren »expressionistische« Spannungen ab ca. 1916 in einen harmonischen Ausgleich von rein leuchtenden Valeurs, fülligem Farbauftrag und sanften Konturen mündeten. Die sinnliche Kraft der Farbe hob seine Städtebilder, Stillleben und Darstellungen des Weiblichen in eine abgeklärte, gesättigte Daseinsform. Nach dem Krieg war F. - er lebte inzwischen wieder in seinem Heimatort Maishofen und arbeitete an dem »Großen Salzburger Votivaltar« - erneut kunstpolitisch und organisatorisch aktiv, so etwa für den →»Wassermann« und den →»Sonderbund«. 1919 gab er mit seinem Vortrag »Ist Salzburg eine Kunststadt?« weitblickende Anregungen, 1920 übersiedelte er in die Stadt. In seinem 1923 erschienenen Buch »Neue Malerei in Österreich« bezog er Position gegen Intellektualismus und Traditionsverlust, denen er den humanen Kolorismus eines Kolig, Wiegele und →Kokoschka entgegenhielt. Seinen Wunsch, die Malerei wieder an monumentale Aufgaben zu binden, konnte er sich 1922 mit der Ausmalung der Pfarrkirche Morzg erfüllen. Seine Freskierung des Festspielhausfoyers (1926) mit einem weitgespannten allegorischen Programm, die bewusst an die ital. Tre- und Quattrocentisten anschließt, machte F. zum weltberühmten Mann. 1927 zog er nach Wien. Spätestens jetzt begann der Wille zur zeichnerischen Durchklärung und tektonischen Festigung, verbunden mit einem idealisierenden Menschenbild, die Vormacht der Farbe zu brechen. Ihre aufgehellte Sprödigkeit verbindet sich mit der gehärteten Form oft nur mehr zu vordergründiger Opulenz, so in dem neobarocken Deckenfresko von Weidlingau (heute in der Universität →Mozarteum). Weniger mit den manchmal ins Modische verflachenden Porträts als mit den letzten italienischen Städtebildern erreichte F. nochmals einen malerischen Höhepunkt.
Seit 1972 vergibt das Land Salzburg alle 3 Jahre einen nach dem Künstler benannten Preis für Malerei. 2004 rekrutierte sich in Maishofen unter Federführung des Malers Richard →Hirschbäck (mit Anne-Katrin Rossberg und Josef Faistauer) der Verein „Faistauer Forum", der seitdem für Veranstaltungen vor Ort und Initiativen um das Werk von F. verantwortlich ist.
Literatur:
- W. Thaler: Kunst und Literatur im Pinzgau. Wien 2015, S. 79-87.
- N. Schaffer: Vier junge Stürmer und ein Pazifist. In: O. Dohle, Th. Mitterecker (Hg.): Salzburg im Ersten Weltkrieg. Wien-Köln 2014, S. 379-399.
- B. Schäfer (Hg.): 1912 Mission Moderne. Die Jahrhundertschau des Sonderbundes. Köln 2012, S. 182, 408 f
- AKL 36, 2003.
- Ausstellungskataloge A. F. Salzburg Museum 2005 und SMCA 1987.
- F. Fuhrmann: A. F. Salzburg 1972.
N.Sch.