Michael Pacher: Unterschied zwischen den Versionen
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| − | '''Pacher, Michael''', * Bruneck | + | '''Pacher, Michael''', * Umgebung von Bruneck um 1435, † Salzburg 1498, Maler und Bildhauer |
| − | + | Seine ersten Lehrjahre in Bruneck oder Brixen sind nicht dokumentiert. Die Kenntnis einer Reihe wichtiger Schnitzaltäre in seiner Umgebung, darunter Multschers Sterzinger Altar, darf vorausgesetzt werden. Prägend wird sein Aufenthalt in Padua vor 1460, wo er u. a. auf Werke Donatellos und Mantegnas trifft und sich offenbar Grundbegriffe der Zentralperspektive aneignet. Während die perspektivische Raumerschließung sein besonderes Interesse weckt, übernimmt er keine antikisierenden Formen der Renaissance, sondern bleibt der Spätgotik treu und verarbeitet zusätzliche Anregungen aus dem Norden. Druckgrafik des Meisters E. S. vermittelt ihm Tendenzen der oberrheinischen Kunst, Berührungen mit Werken Niklas Gerhaert van Leydens gelten als wahrscheinlich. | |
| − | + | Nach seiner Heirat um 1460 lässt sich P. endgültig in Bruneck nieder. Seine Werkstatt ist v. a. mit der Herstellung von Altarretabeln beschäftigt. Als Maler und Bildhauer gleichermaßen begabt, schafft er Altäre von besonderer Einheitlichkeit. Teilweise verfließen die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur. | |
| − | + | Fünf Retabel sind ganz oder zumindest in Teilen erhalten: der ehem. Hochaltar der Pfarrkirche St. Lorenzen (um 1465), der Hochaltar der Pfarrkirche in Bozen-Gries (um 1471–75), der Kirchenväteraltar in Kloster Neustift (um 1470–78), der Hochaltar der Wallfahrtskirche St. Wolfgang (um 1475–81) und der ehem. Hochaltar der Stadtpfarrkirche (→Franziskanerkirche) in Salzburg (um 1484–98). Verschollen ist ein in →St. Peter belegtes Retabel für die Michaelskirche am Residenzplatz (vor 1498). | |
| − | + | Der Ruhm des Altars von St. Wolfgang, der einzige bis heute vollständig erhaltene Pacher-Altar, dürfte Salzburgs Stadtväter bewogen haben, ihn mit einem doppelten Wandelaltar zu beauftragen, nicht ohne bei R. →Frühauf d. Ä. 1484 ein Gutachten einzuholen. Die in Bruneck vorgefertigten Altarteile aus Zirbenholz werden unter P.s Aufsicht im Sommer 1497 vor Ort zusammengefügt, Ergänzungen noch in Salzburg hergestellt. Dieser mit 17,5 m Höhe bei weitem größte und mit 3.300 Gulden teuerste Flügelaltar seiner Zeit muss 1709 dem Altar →F. v. Erlachs weichen. Erhalten bleiben die thronende Madonna, die Mittelpunkt des neuen Altars wird, und der 1983 als Engelskopf im Strahlenkranz entdeckte Kopf des originalen Kindes (1864/65 durch ein Kind D. Hitzls, 1890 durch eines v. J. Piger ersetzt), weiters Fragmente der Schreinflügel: Joseph wird in den Brunnen geworfen, Vermählung Mariens, Geißelung Christi (Wien, Belvedere) und Geburt Mariens (Privatbesitz) sowie als Fragment der Predella (?) die Flucht nach Ägypten (Basel, Kunstmuseum). | |
| − | + | Im Spätwerk verliert der perspektivische Zug in die Tiefe, an dem auch die Figuren mitwirkten, an Bedeutung. Die Handlung vollziehen nun bildbeherrschende Figuren im Vordergrund. | |
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| + | * L. Madersbacher: Michael Pacher. Zwischen Zeiten und Räumen. Bozen 2015 | ||
* F. Fuhrmann: Der Marienaltar M. P.s in der Stadtpfarrkirche »Zu Unser Lieben Frau« (Franziskanerkirche). In: MGSLK, Bd. 140. Salzburg 2000. S. 29 ff. | * F. Fuhrmann: Der Marienaltar M. P.s in der Stadtpfarrkirche »Zu Unser Lieben Frau« (Franziskanerkirche). In: MGSLK, Bd. 140. Salzburg 2000. S. 29 ff. | ||
| − | * | + | * Michael Pacher und sein Kreis. Ein Tiroler Künstler der europäischen Spätgotik. Symposium 1998. Bozen 1999. |
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| − | + | R.G. | |
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Version vom 29. März 2018, 23:59 Uhr
Pacher, Michael, * Umgebung von Bruneck um 1435, † Salzburg 1498, Maler und Bildhauer
Seine ersten Lehrjahre in Bruneck oder Brixen sind nicht dokumentiert. Die Kenntnis einer Reihe wichtiger Schnitzaltäre in seiner Umgebung, darunter Multschers Sterzinger Altar, darf vorausgesetzt werden. Prägend wird sein Aufenthalt in Padua vor 1460, wo er u. a. auf Werke Donatellos und Mantegnas trifft und sich offenbar Grundbegriffe der Zentralperspektive aneignet. Während die perspektivische Raumerschließung sein besonderes Interesse weckt, übernimmt er keine antikisierenden Formen der Renaissance, sondern bleibt der Spätgotik treu und verarbeitet zusätzliche Anregungen aus dem Norden. Druckgrafik des Meisters E. S. vermittelt ihm Tendenzen der oberrheinischen Kunst, Berührungen mit Werken Niklas Gerhaert van Leydens gelten als wahrscheinlich. Nach seiner Heirat um 1460 lässt sich P. endgültig in Bruneck nieder. Seine Werkstatt ist v. a. mit der Herstellung von Altarretabeln beschäftigt. Als Maler und Bildhauer gleichermaßen begabt, schafft er Altäre von besonderer Einheitlichkeit. Teilweise verfließen die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur. Fünf Retabel sind ganz oder zumindest in Teilen erhalten: der ehem. Hochaltar der Pfarrkirche St. Lorenzen (um 1465), der Hochaltar der Pfarrkirche in Bozen-Gries (um 1471–75), der Kirchenväteraltar in Kloster Neustift (um 1470–78), der Hochaltar der Wallfahrtskirche St. Wolfgang (um 1475–81) und der ehem. Hochaltar der Stadtpfarrkirche (→Franziskanerkirche) in Salzburg (um 1484–98). Verschollen ist ein in →St. Peter belegtes Retabel für die Michaelskirche am Residenzplatz (vor 1498). Der Ruhm des Altars von St. Wolfgang, der einzige bis heute vollständig erhaltene Pacher-Altar, dürfte Salzburgs Stadtväter bewogen haben, ihn mit einem doppelten Wandelaltar zu beauftragen, nicht ohne bei R. →Frühauf d. Ä. 1484 ein Gutachten einzuholen. Die in Bruneck vorgefertigten Altarteile aus Zirbenholz werden unter P.s Aufsicht im Sommer 1497 vor Ort zusammengefügt, Ergänzungen noch in Salzburg hergestellt. Dieser mit 17,5 m Höhe bei weitem größte und mit 3.300 Gulden teuerste Flügelaltar seiner Zeit muss 1709 dem Altar →F. v. Erlachs weichen. Erhalten bleiben die thronende Madonna, die Mittelpunkt des neuen Altars wird, und der 1983 als Engelskopf im Strahlenkranz entdeckte Kopf des originalen Kindes (1864/65 durch ein Kind D. Hitzls, 1890 durch eines v. J. Piger ersetzt), weiters Fragmente der Schreinflügel: Joseph wird in den Brunnen geworfen, Vermählung Mariens, Geißelung Christi (Wien, Belvedere) und Geburt Mariens (Privatbesitz) sowie als Fragment der Predella (?) die Flucht nach Ägypten (Basel, Kunstmuseum). Im Spätwerk verliert der perspektivische Zug in die Tiefe, an dem auch die Figuren mitwirkten, an Bedeutung. Die Handlung vollziehen nun bildbeherrschende Figuren im Vordergrund.
Literatur:
- L. Madersbacher: Michael Pacher. Zwischen Zeiten und Räumen. Bozen 2015
- F. Fuhrmann: Der Marienaltar M. P.s in der Stadtpfarrkirche »Zu Unser Lieben Frau« (Franziskanerkirche). In: MGSLK, Bd. 140. Salzburg 2000. S. 29 ff.
- Michael Pacher und sein Kreis. Ein Tiroler Künstler der europäischen Spätgotik. Symposium 1998. Bozen 1999.
R.G.
