Tobias Reiser d. Ä.: Unterschied zwischen den Versionen

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»Tobi-Reiser-Preis« an Musiker und Musikwissenschaftler; 2013 wurde die Vergabe ausgesetzt und nach der detaillierten Darstellungen der NS-Verstrickungen von R. 2016 eingestellt. Ein Adoptivsohn, Tobias Reiser jun. (1946-l999; Musiker, 1974-1999 künstlerischer Leiter des Adventsingens).  
 
»Tobi-Reiser-Preis« an Musiker und Musikwissenschaftler; 2013 wurde die Vergabe ausgesetzt und nach der detaillierten Darstellungen der NS-Verstrickungen von R. 2016 eingestellt. Ein Adoptivsohn, Tobias Reiser jun. (1946-l999; Musiker, 1974-1999 künstlerischer Leiter des Adventsingens).  
  
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* G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in der Stadt.- Rekonstruktion und Dokumentation. In: W. Haas(Hg.): Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg. (SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 121-132, 255-358, bes. 278 ff.
 
* G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in der Stadt.- Rekonstruktion und Dokumentation. In: W. Haas(Hg.): Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg. (SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 121-132, 255-358, bes. 278 ff.

Version vom 23. August 2018, 10:07 Uhr

Reiser, Tobias d. Ä. (Tobi), * St. Johann im Pongau 2. 3. 1907, † Kaprun 31. 10. 1974, Metzgermeister, Volksmusikant, Bearbeiter und Schöpfer von →Volksmusik, Gründer zahlreicher Sing- und Musikgruppen, Begründer der »Stubenmusik«, NS-Funktionär.

Aufgewachsen im nationalen und völksichen Milieu im Gasthaus seiner Eltern. Seit 1931 Mitglied des NS-Motorsturms, seit 1933 Parteimitglied der NSDAP, 1934 am gescheiterten NS-Putsch beteiligt, antisemitische Polemiken. Reisers gesamtes Wirken ist stets vor diesem parteipolitischen Hintergrund sowie seiner Selektion und Wertsetzungen im völkischen Geiste zu bewerten, mit welchen er systemstabilisierend Wirkte; gleichzeitig ist seine hohe Musikalität zu sehen. 1932 begründete R. mit O. berhard (als Mitglieder im Arbeitsausschuss für das Salzburger Volkslied im Österreichischen Volksliedunternehmen, Leiter C. Rotter) und K. →Brandauer das 1. öffentliche Volksliedsingen in St. Johann im Pongau (und viele weitere Wettbewerbe), das 1939 im 8. Salzburger Volkssingen in Radstadt (veranstaltet vom »Gauausschuß Salzburg des Ostmärkischen Volkslied-Unternehmens«) weiterlebte; daraus entstand 1960 das Bischofshofener →Amselsingen (begr. v. Cassio Castelpietra, im 1. Österr. Gebirgstrachtenverband (gegr. 1908., Zeitschrift 1912f) völkisch wortführend; in 1930ern Obmann des Trachtenvereines Saalfelden Stamm). 1934 Gründung der »Flachgauer Musikanten«, 1934/35 mit dem Salzburger Instrumentenbauer Heinrich Bandzauner Entwurf und Entwicklung des chromatischen Salzburger Hackbretts. Ab 1936 im Beirat des Landestrachtenverbandes. Zwischen 1932 und 1938 RAVAG-Sendungen, die teils wegen ihrer antisemitischen, nationalsozialistischen Inhalte nicht gesendet wurden.

1938 - 1941 Referatsleiter für »Bäuerliches Brauchtum« und »hauptamtlicher Volksliedpfleger des Reichsnährstandes« zugehörig zur »NS-Landesbauernschaft Alpenland«; daher 1938 Leiter der Salzburger Delegation am NS-Reichsbauerntag in Goslar. Mitglied im Gauausschuss des »Ostmärkischen Volksliedunternehmens« unter Führung von O. →Eberhard. R. gab ab 1939 in Potsdam die Salzburger Musikblätter, 1942 Liederblätter, 1939 mit O. Eberhard »20 Volkstänze aus dem Gau Salzburg« über das »Deutsche Volksbildungswerk der Deutschen Arbeitsfront« (der die Landesbauernschaft unterstand) heraus. Sendungen für den NS-Reichssender München. Veranstaltung von Volksmusikwettbewerben, Dorf- und Heimatabenden als Mittel politischer Infiltration (Heimatbrauchtum als »Waffe gegen das jüdische Gift«). Instrumentalistische Vermittlung von Volkslied und Volkstanz an die HJ gemeinsam mit Bannführer Walter Leitner, an die NS-Frauenschaft mit der Gaujugendgruppenführerin Jolanda Clauß-Ruprecht (40 ideologisch geführte Mädchensinggruppen gegründet) sowie an die Lehrerschaft über den Landesschulrat (Springenschmid). Diese Tätigkeit und ihr teilweises Fortwirken nach 1945 stehen für die lange unhinterfragte Deutungshoheit R.s im Bereich der so genannten Volksmusik und Volkskultur.

Leiter der »Dorfmusikschulen«, Außenstellen der gleichgeschalteten, ideologisch tätigen »Musikschule für Jugend und Volk« am →Mozarteum, die seit 1939 C. →Bresgen unterstand, dort auch Lehrer für Hackbrett, Volksliedsingen und Tanz. 3. 3. 1941 - 4. 5. 1945 häufige Frei- und Sonderstellung als Soldat der Deutschen Luftwaffe, Durchführung der Kulturpropagandareise nach Bulgarien 1941, 1941 Freistellung für politische Propagandafilme. Ab 1942 Beauftragter für Volksmusik im Gaukulturrat. Verbreitung eines völkischen Habitus u.a. auch über die Anregungen von »Beratungsstellen für bäuerlichen Hausrat«, die zur Gründung der »Arbeitsgemeinschaft bäuerliches Handwerk« 1939 durch Gauschulungsamt, KDF und Landesbauernschaft führte; 1941 Genossenschaft »Salzburger Heimatkunst« der Landesbauernschaft in Radstadt und 1942 Salzburger →Heimatwerk (direkt dem Gauleiter unterstellt). 1945 aller Ämter enthoben und 11.3.1948 vom Volksgericht Linz als »minderbelastet« freigegeben.

Am 26. 11. 1946 (rechtlich ungültig wegen Verbotsgesetz 1947) Wahl zum Geschäftsführer des »Salzburger Heimatwerks - Genossenschaft bäuerlicher Handwerker«, 2. 2. 1949 Bestätigung im Genossenschaftsregister. Dez. 1946 Gründung des Salzburger →Adventsingens, das einerseits seine Art des Musizierens in eine weite Öffentlichkeit trug und andererseits jede kritische Betrachtung Reisers emotional unterband. 1953 Tobi-Reiser-Quintett gegründet. Weitergeführt als Sextett von Prof. Tobias Reiser jun. (2. 12. 1946 - 18. 12. 1999). R. jun. gründete auch das Ensemble T. R., vertonte Gedichte von G. →Trakl und wirkte als Lyriker; u. a.: »Auf der Suche nach dem Verlorenen«. Zahlreiche Kompositionen und Bearbeitungen für das →Adventsingen; Bücher über dasselbe. Seit 1992 vergab der »Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens« den »Tobi-Reiser-Preis« an Musiker und Musikwissenschaftler; 2013 wurde die Vergabe ausgesetzt und nach der detaillierten Darstellungen der NS-Verstrickungen von R. 2016 eingestellt. Ein Adoptivsohn, Tobias Reiser jun. (1946-l999; Musiker, 1974-1999 künstlerischer Leiter des Adventsingens).

Lit.:

  • G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in der Stadt.- Rekonstruktion und Dokumentation. In: W. Haas(Hg.): Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg. (SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 121-132, 255-358, bes. 278 ff.
  • W. Deutsch u.a.(Hg.): Tobi Reiser 1907–1974. Eine Dokumentation. Wien 1997.
  • W. Dreier-Andres [Hg.]: Im Blickpunkt. Tobi Reiser. Dokumentation des Symposions in St. Johann i. Pongau 2007. 2011.
  • O. Rathkolb (Hg.): Tobi Reiser und der Nationalsozialismus. Salzburg Museum, Verein Freunde des Salzburger Adventsingens. Salzburg 2016.


U.K.