John Heartfield: Unterschied zwischen den Versionen

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* W. Herzfelde: J.H. Dresden 1962.
 
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Version vom 21. September 2018, 09:43 Uhr

Heartfield, John, * Berlin 19.6.1891 als Helmut Herzfeld, † Berlin-Ost 26.4.1968, Künstler, Bühnenbildner, Fotomonteur, Gebrauchsgraphiker und Begründer der politischen Collage.

In Aigen bei Salzburg fand 1896 H.s Vater, der sozialistische, wegen Gotteslästerung verfolgte Schriftsteller Franz Held (Herzfeld), mit seiner Frau und den Kindern Helmut, Wieland und Hertha Zuflucht. Das vierte Kind Charlotte (2.1.1898—19.2.1975) wurde hier geboren; sie verbrachte ihr Leben in Salzburg. Als ausgebildete Kunsthandwerkerin verfertigte sie „feine Vitrinenarbeiten“ und veröffentlichte in den 1960er Jahren zwei Gedichtbände: #Frühling# und #Alles ist reif!# sowie #Von der Schulbank bis heute# (Nachlass im →Literaturarchiv Salzburg). Nach dem Nervenzusammenbruch beider Eltern nahmen Ignaz und Clara Varnschein die alleingelassenen Kinder 1899 auf. Sie lebten bis 1905 in Salzburg. Dies und andere für H. als ältestes Kind besonders prägnante Ereignisse skizzierte Wieland →Herzfelde in seinem Buch #Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen Waisenknaben#: „Diese vier Tage und Nächte der Verlorenheit haben sich unauslöschlich in die Züge meines Bruders eingegraben und die eigentümlichste Seite seines Wesens hervorgerufen: Er reagiert auf jegliches Leid, dessen Zeuge er wird, so heftig wie auf einen gegen ihn selbst gerichteten Angriff.“ Ebenso beschreibt er H.s Zeit in der „Zwangserziehungsanstalt“ Johanneum ca. 1904, in der – in ähnlichem Alter – Th. →Bernhard 1943 lebte (vgl. dessen autobiographischen Band #Die Ursache#, 1975).

1905 Buchhändlerlehre in Wiesbaden, Studium an den Kunstgewerbeschulen München und Berlin und Arbeit als Graphiker. 1916 Anglisierung des Namens aus Protest gegen offizielle Kriegshetze, 1917 Gründung des Malik-Verlages gemeinsam mit seinem Bruder. 1918 Mitglied der KPD. H. spielte eine Schlüsselrolle bei der Gründung der Berliner Dadaisten-Gruppe, für welche die Fotomontage als neues künstlerisches Ausdrucksmedium große Bedeutung gewann. Ausstattungsleiter und Bühnenbildner bei Erwin Piscator und Max →Reinhardt in Berlin. H. betrat mit seinem Freund George Grosz bei Buch- und Zeitschriftengestaltung typographisches Neuland. Daraus entstanden die politische Fotomontage für die Wochenzeitung AIZ (#Arbeiter Illustrierte Zeitung#) und Plakate, die während der Weimarer Republik und aus dem Prager Exil ab 1933 in hohen Auflagen im Kampf gegen Faschismus und Krieg eingesetzt wurden. 1938 Flucht über Paris nach London, wo sich H. weiterhin aktiv am Widerstand gegen das NS-Regime beteiligte. 1950 Übersiedlung in die DDR, eingeschränkte künstlerische Tätigkeit wegen des Vorurteils gegen die Fotomontage als „Formalismus“, 1956 Mitglied der Akademie der Künste, 1960 Professur an der Berliner Kunstakademie.

Lit.:

  • S. Bengesser: Archivgeschichten II: Charlotte Herzfeld – die verschlungenen Wege ihres Nachlasses. In: SALZ 39, 2013, H. 153, S. 36–38.
  • N. Mayr: J.H. und W. Herzfelde. In: SN, 29.11.1997.
  • Akademie der Künste zu Berlin u.a. (Hg.): J.H. Köln 1991.
  • W. Herzfelde: J.H. Dresden 1962.

N.M., S.B.