Bauernmöbel: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Bauernmöbel'''.
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Unter dem Begriff '''Bauernmöbel''' werden die wegen ihrer aufwendigen ästhetischen Ausgestaltung erhaltenen Möbel des gehobenen Bauern- und mittleren Bürgerstandes, der Pfleger, Geistlichen und des niederen Adels auf dem Land subsumiert. Diese Prunkmöbel – oft Hochzeits- oder Amtsantrittsgeschenke – wurden seit dem 19. Jahrhundert von Personen aus dem Umkreis der Erneuerung des Kunstgewerbes sowie der Altertumskunde gesammelt und dienten Künstlern zum Vorbild. In ihnen wollte man „naive Kunst“ der Bauern und Hirten sowie Relikte älterer Stufen der europäischen Kultur entdecken. Der Sommerfrischetourismus des 19. Jahrhunderts und die Heimatschutzbewegung verstärkten das Interesse. Unter dem Begriff „Bauernkunst“ wurden die Bauernmöbel in Sammlungen (u.a. Goldegger Pflegerstube im [[Salzburg Museum]]) oder andere Milieus disloziert. Erst die sogenannte Münchner Schule der historischen Quellenforschung zeigte anhand der Handwerks-, Vertriebs- und Stilgeschichte seit der Mitte des 20. Jahrhunderts auf, dass diese Möbel in handwerklicher Tradition, marktorientiert, unter stilistischen Einflüssen, entstanden waren. Die alltäglichen Möbel des bäuerlichen Standes verschwanden im Zuge der Industrialisierung und fanden kein Sammlerinteresse.
  
Unter dem Begriff werden die wegen ihrer aufwendigen ästhetischen Ausgestaltung erhaltenen Möbel des gehobenen Bauern- und mittleren Bürgerstandes, der Pfleger, Geistlichen und des niederen Adels auf dem Land subsumiert. Diese Prunkmöbel – oft Hochzeits- oder Amtsantrittsgeschenke – wurden seit dem 19. Jh. von Personen aus dem Umkreis der Erneuerung des Kunstgewerbes sowie der Altertumskunde gesammelt und dienten Künstlern zum Vorbild. In ihnen wollte man „naive Kunst“ der Bauern und Hirten sowie Relikte älterer Stufen der europäischen Kultur entdecken. Der Sommerfrischetourismus des 19. Jh.s und die Heimatschutzbewegung verstärkten das Interesse. Unter dem Begriff „Bauernkunst“ wurden die „Bauernmöbel“ in Sammlungen (u.a. Goldegger Pflegerstube im →Salzburg Museum) oder andere Milieus disloziert. Erst die sog. Münchner Schule der historischen Quellenforschung zeigte anhand der Handwerks-, Vertriebs- und Stilgeschichte seit der Mitte des 20. Jh.s auf, dass diese Möbel in handwerklicher Tradition, marktorientiert, unter stilistischen Einflüssen, entstanden waren. Die alltäglichen Möbel des bäuerlichen Standes verschwanden im Zuge der Industrialisierung und fanden kein Sammlerinteresse.
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[[Datei:Laerchen Stube SFM.jpg|miniatur|rechts|Lärchenstube im [[Freilichtmuseum]]]]
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Nachlass- und Übergabsinventare zeigen, dass etwa im 17. Jahrhundert auch in den rauchfreien Stuben der Salzburger Bauernhäuser wenig Mobiliar, nur einfache, oft ungeschmückte, tatsächlich mobile Zweckmöbel vorhanden waren. Durch den simultanen und wertenden Gebrauch der Alltagsgüter haben sich oft älteste Möbelformen als Dachboden- und Kellerbehältnisse erhalten; auch wurden ältere Stücke übermalt und überarbeitet. Im 17. Jahrhundert finden sich im Bauernhaus Schränke nur in geringer Anzahl und z.T. in einfachster Ausführung, meist im Schlafraum des Bauernpaares. Alle weiteren Personen hatten eine Gewandtruhe, die bei weichenden Kindern oder Dienstboten den gesamten Besitz enthielt ([[Freilichtmuseum]]). Die Gerätschaften des täglichen Gebrauchs wurden in Truhen und auf offenen Borden bzw. an Wandhaken aufbewahrt. Die Türen der Kästen bzw. die Deckel der Truhen aus einfachen Bauernhäusern enthalten auf der Innenseite oft, mit Mehlbrei eingeklebt, Lebenserinnerungen und Besitztümer wie Sterbezettel, Militärentlassungsscheine, Heiligenbilder und Liebesbriefe. In der Wohnstube, dem Hauptwohn- und Arbeitsraum, dominierten die wandfeste Bank und der Kastentisch sowie einzelne Stühle unterschiedlicher Qualität und Machart. Ein wandfester kleiner Schrank für besondere Kostbarkeiten, Arzneien und die Bibel war meist im Wohn- und Schlafraum vorhanden. Daneben wiesen die Arbeitsmöbel, von denen vergleichsweise wenige erhalten sind, eine große, zweckentsprechende Vielfalt auf.
  
Nachlass- und Übergabsinventare zeigen, dass etwa im 17. Jh. auch in den rauchfreien Stuben der Salzburger Bauernhäuser wenig Mobiliar, nur einfache, oft ungeschmückte, tatsächlich mobile Zweckmöbel, vorhanden waren. Durch den simultanen und wertenden Gebrauch der Alltagsgüter haben sich oft älteste Möbelformen als Dachboden- und Kellerbehältnisse erhalten; auch wurden ältere Stücke übermalt und überarbeitet. Im 17. Jh. finden sich im Bauernhaus Schränke nur in geringer Anzahl und z.T. in einfachster Ausführung, meist im Schlafraum des Bauernpaares. Alle weiteren Personen hatten eine Gewandtruhe, die bei weichenden Kindern oder Dienstboten den gesamten Besitz enthielt (→ Freilichtmuseum). Die Gerätschaften des täglichen Gebrauchs wurden in Truhen und auf offenen Borden bzw. an Wandhaken aufbewahrt. Die Türen der Kästen bzw. die Deckel der Truhen aus einfachen Bauernhäusern enthalten auf der Innenseite oft, mit Mehlbrei eingeklebt, Lebenserinnerungen und Besitztümer wie Sterbezettel, Militärentlassungsscheine, Heiligenbilder und Liebesbriefe. In der Wohnstube, dem Hauptwohn- und Arbeitsraum, dominierten die wandfeste Bank und der Kastentisch sowie einzelne Stühle unterschiedlicher Qualität und Machart. Ein wandfester kleiner Schrank für besondere Kostbarkeiten, Arzneien und die Bibel war meist im Wohn- und Schlafraum vorhanden. Daneben wiesen die Arbeitsmöbel, von denen vergleichsweise wenige erhalten sind, eine große, zweckentsprechende Vielfalt auf.
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Die sogenannte „Bauernmöbel“ wurden von Tischlern und Zimmerleuten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert, der Zeit der stärksten ständischen und regionalen Differenzierung, in einer Fülle von Formen und Stilgruppen gefertigt. Die Bemalung der Salzburger Bauernmöbel zeigt Einflüsse des überreichen bayerischen Stils ebenso wie des einfacheren innerösterreichischen Möbels. Ausgeprägte Eigenheiten weisen die Lungauer und Pinzgauer Bauernmöbel auf. Um 1700 begann die Grundierung der Möbel mit Farbe (warmes Braun und Ochsenblutrot), darauf pflanzliche Motive und perspektivische Landschaften. Die Bemalung folgt stets der architektonischen Form und täuscht oft kostbarere Materialien und Techniken vor (Marmorierung, Furniermalerei, Intarsie durch aufgeklebte Stiche). An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert tauchen üppigere Malereien auf blaugrünem und blaugrauem Grund auf, die gleichzeitig Stilelemente von Renaissance bis Empire vereinen (etwa Mobiliar des J. Scherndanner, 1813, heute [[Monatsschlößl|Monatsschlössl]]). Im Bereich der Marmorbrüche finden sich Tische mit Marmorplatten ([[Marmor]]), die Tische des Adels aus der Renaissance weiterführen. Die Möbel des stadtfernen Lungau sind durch den rotbraunen Grundton und einen strengen, herben Stil charakterisiert. Im Pinzgau entstanden neben den reich bemalten Bauernmöbel des 19. Jahrhunderts (etwa den „Vogelkästen“) zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert großteils aus Zirbenholz getischlerte und geschnitzte Blankholzmöbel städtischen Charakters, die den Frankfurter Schränken vergleichbar sind. Neben Truhen und Betten fallen zweitürige Schränke mit zwei Sockelladen auf, deren Rahmungen aus flachen, gedrehten Lisenen bestehen.
  
Die sog. „Bauernmöbel“ wurden von Tischlern und Zimmerleuten zwischen dem 16. und 19. Jh., der Zeit der stärksten ständischen und regionalen Differenzierung, in einer Fülle von Formen und Stilgruppen gefertigt. Die Bemalung der Salzburger B. zeigt Einflüsse des überreichen bayerischen Stils ebenso wie des einfacheren innerösterr. Möbels. Ausgeprägte Eigenheiten weisen die Lungauer und Pinzgauer B. auf. Um 1700 begann die Grundierung der Möbel mit Farbe (warmes Braun und Ochsenblutrot), darauf pflanzliche Motive und perspektivische Landschaften. Die Bemalung folgt stets der architektonischen Form und täuscht oft kostbarere Materialien und Techniken vor (Marmorierung, Furniermalerei, Intarsie durch aufgeklebte Stiche). An der Wende vom 18. zum 19. Jh. tauchen üppigere Malereien auf blaugrünem und blaugrauem Grund auf, die gleichzeitig Stilelemente von Renaissance bis Empire vereinen (etwa Mobiliar des J. Scherndanner, 1813, heute →Monatsschlössl). Im Bereich der Marmorbrüche finden sich Tische mit Marmorplatten (→Marmor), die Tische des Adels aus der Renaissance weiterführen. Die Möbel des stadtfernen Lungau sind durch den rotbraunen Grundton und einen strengen, herben Stil charakterisiert. Im Pinzgau entstanden neben den reich bemalten B. des 19. Jh.s (etwa die „Vogelkästen“) zwischen dem 17. und 19. Jh. großteils aus Zirbenholz getischlerte und geschnitzte Blankholzmöbel städtischen Charakters, die den Frankfurter Schränken vergleichbar sind. Neben Truhen und Betten fallen zweitürige Schränke mit zwei Sockelladen auf, deren Rahmungen aus flachen, gedrehten Lisenen bestehen. Eine Werkstatt in Saalfelden, die Pflegerschlösser, Pfarrhöfe, Brauhäuser und „Bauernkönige“ belieferte, ist wenig erforscht. Die Werkstatt Hacksteiner in Rauris arbeitete für die Sakristei der Pfarrkirche wie für Haushalte. Ornamente, Blüten, Ranken, Metallstempelmotive, selten religiöse Darstellungen kennzeichnen diese Produktion. Schmidt sieht Vorbilder in protestantischen Reichsstädten und hält das Fortleben solcher Blankholzmöbel und die Ablehnung des katholischen, farbenfrohen Barockstils für ein Kennzeichen des Kryptoprotestantismus in Salzburg. Während der Rekatholisierung wurden viele dieser Pinzgauer Möbel mit religiösen Motiven überarbeitet. Bereits im 19. Jh. entstand im Umkreis der Gewerbeerneuerung die „Bauernstube“ als städtischer Heimatstil (die Geschäftseinrichtung August Neubauers 1913, Steingasse 18, im „heimatlichen Stile“ war eine Novität); ab 1946 schuf Harriet Walderdorff mit der Einrichtung des Hotel „Goldener Hirsch“ einen gehobenen Salzburger Einrichtungsstil, der zum Vorbild des „Landhausstil“ zu Ende des 20. Jh.s wurde. Daneben entwickelte sich speziell über das Gastgewerbe ein tourismusorientierter „alpiner Einrichtungsstil“.
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Eine Werkstatt in Saalfelden, die Pflegerschlösser, Pfarrhöfe, Brauhäuser und „Bauernkönige“ belieferte, ist wenig erforscht. Die Werkstatt Hacksteiner in Rauris arbeitete für die Sakristei der Pfarrkirche wie für Haushalte. Ornamente, Blüten, Ranken, Metallstempelmotive, selten religiöse Darstellungen kennzeichnen diese Produktion. Schmidt sieht Vorbilder in protestantischen Reichsstädten und hält das Fortleben solcher Blankholzmöbel und die Ablehnung des katholischen, farbenfrohen Barockstils für ein Kennzeichen des Kryptoprotestantismus in Salzburg. Während der Rekatholisierung wurden viele dieser Pinzgauer Möbel mit religiösen Motiven überarbeitet. Bereits im 19. Jahrhundert entstand im Umkreis der Gewerbeerneuerung die „Bauernstube“ als städtischer Heimatstil (die Geschäftseinrichtung August Neubauers 1913, Steingasse 18, im „heimatlichen Stile“ war eine Novität); ab 1946 schuf Harriet Walderdorff mit der Einrichtung des Hotels „Goldener Hirsch“ einen gehobenen Salzburger Einrichtungsstil, der zum Vorbild des Landhausstils zu Ende des 20. Jahrhunderts wurde. Daneben entwickelte sich speziell über das Gastgewerbe ein tourismusorientierter „alpiner Einrichtungsstil“.
  
 
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* G. Böth: Möbel. Eine Typologie für Museen und Sammlungen. München 2005.
 
* G. Böth: Möbel. Eine Typologie für Museen und Sammlungen. München 2005.
* U. Kammerhofer, I. Froschauer: Das Alltagsleben in vergangenen Jahrhunderten. In: Golling. Geschichte einer Sbg. Marktgemeinde. R. Hoffmann, E. Urbanek (Hg.). Golling 1991, S. 446–469.
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* H. Gschnitzer: Salzburger Möbel im Tiroler Volkskunstmuseum. In: SH 12, 1988/3,S. 63–74.
* H. Gschnitzer: Salzburger Möbel im Tiroler Volkskunstmuseum. In: SH 12, 1988/3,S 63–74.  
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* C. Svoboda: Möbel aus fünf Jahrhunderten in Salzburg. Katalog Sonderschau Salzburg 1983.
* C. Svoboda: Möbel aus fünf Jahrhunderten in Salzburg. Katalog Sonderschau Salzburg 1983.  
 
 
* L. Schmidt: Bauernmöbel aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Wien 1977.
 
* L. Schmidt: Bauernmöbel aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Wien 1977.
* N. Watteck: Geschnitzte Pinzgauer Zirbenholzmöbel. In: AMK 17, 1972, Nr. 122.
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* N. Watteck: Geschnitzte Pinzgauer Zirbenholzmöbel. In: AMK 17, 1972, Nr. 122. U.K.
* F. Prodinger: Salzburger Volkskultur. Schriftenreihe des SMCA 4, 1963.
 
  
 
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Version vom 6. Juni 2020, 23:26 Uhr

Unter dem Begriff Bauernmöbel werden die wegen ihrer aufwendigen ästhetischen Ausgestaltung erhaltenen Möbel des gehobenen Bauern- und mittleren Bürgerstandes, der Pfleger, Geistlichen und des niederen Adels auf dem Land subsumiert. Diese Prunkmöbel – oft Hochzeits- oder Amtsantrittsgeschenke – wurden seit dem 19. Jahrhundert von Personen aus dem Umkreis der Erneuerung des Kunstgewerbes sowie der Altertumskunde gesammelt und dienten Künstlern zum Vorbild. In ihnen wollte man „naive Kunst“ der Bauern und Hirten sowie Relikte älterer Stufen der europäischen Kultur entdecken. Der Sommerfrischetourismus des 19. Jahrhunderts und die Heimatschutzbewegung verstärkten das Interesse. Unter dem Begriff „Bauernkunst“ wurden die Bauernmöbel in Sammlungen (u.a. Goldegger Pflegerstube im Salzburg Museum) oder andere Milieus disloziert. Erst die sogenannte Münchner Schule der historischen Quellenforschung zeigte anhand der Handwerks-, Vertriebs- und Stilgeschichte seit der Mitte des 20. Jahrhunderts auf, dass diese Möbel in handwerklicher Tradition, marktorientiert, unter stilistischen Einflüssen, entstanden waren. Die alltäglichen Möbel des bäuerlichen Standes verschwanden im Zuge der Industrialisierung und fanden kein Sammlerinteresse.

Lärchenstube im Freilichtmuseum

Nachlass- und Übergabsinventare zeigen, dass etwa im 17. Jahrhundert auch in den rauchfreien Stuben der Salzburger Bauernhäuser wenig Mobiliar, nur einfache, oft ungeschmückte, tatsächlich mobile Zweckmöbel vorhanden waren. Durch den simultanen und wertenden Gebrauch der Alltagsgüter haben sich oft älteste Möbelformen als Dachboden- und Kellerbehältnisse erhalten; auch wurden ältere Stücke übermalt und überarbeitet. Im 17. Jahrhundert finden sich im Bauernhaus Schränke nur in geringer Anzahl und z.T. in einfachster Ausführung, meist im Schlafraum des Bauernpaares. Alle weiteren Personen hatten eine Gewandtruhe, die bei weichenden Kindern oder Dienstboten den gesamten Besitz enthielt (Freilichtmuseum). Die Gerätschaften des täglichen Gebrauchs wurden in Truhen und auf offenen Borden bzw. an Wandhaken aufbewahrt. Die Türen der Kästen bzw. die Deckel der Truhen aus einfachen Bauernhäusern enthalten auf der Innenseite oft, mit Mehlbrei eingeklebt, Lebenserinnerungen und Besitztümer wie Sterbezettel, Militärentlassungsscheine, Heiligenbilder und Liebesbriefe. In der Wohnstube, dem Hauptwohn- und Arbeitsraum, dominierten die wandfeste Bank und der Kastentisch sowie einzelne Stühle unterschiedlicher Qualität und Machart. Ein wandfester kleiner Schrank für besondere Kostbarkeiten, Arzneien und die Bibel war meist im Wohn- und Schlafraum vorhanden. Daneben wiesen die Arbeitsmöbel, von denen vergleichsweise wenige erhalten sind, eine große, zweckentsprechende Vielfalt auf.

Die sogenannte „Bauernmöbel“ wurden von Tischlern und Zimmerleuten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert, der Zeit der stärksten ständischen und regionalen Differenzierung, in einer Fülle von Formen und Stilgruppen gefertigt. Die Bemalung der Salzburger Bauernmöbel zeigt Einflüsse des überreichen bayerischen Stils ebenso wie des einfacheren innerösterreichischen Möbels. Ausgeprägte Eigenheiten weisen die Lungauer und Pinzgauer Bauernmöbel auf. Um 1700 begann die Grundierung der Möbel mit Farbe (warmes Braun und Ochsenblutrot), darauf pflanzliche Motive und perspektivische Landschaften. Die Bemalung folgt stets der architektonischen Form und täuscht oft kostbarere Materialien und Techniken vor (Marmorierung, Furniermalerei, Intarsie durch aufgeklebte Stiche). An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert tauchen üppigere Malereien auf blaugrünem und blaugrauem Grund auf, die gleichzeitig Stilelemente von Renaissance bis Empire vereinen (etwa Mobiliar des J. Scherndanner, 1813, heute Monatsschlössl). Im Bereich der Marmorbrüche finden sich Tische mit Marmorplatten (Marmor), die Tische des Adels aus der Renaissance weiterführen. Die Möbel des stadtfernen Lungau sind durch den rotbraunen Grundton und einen strengen, herben Stil charakterisiert. Im Pinzgau entstanden neben den reich bemalten Bauernmöbel des 19. Jahrhunderts (etwa den „Vogelkästen“) zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert großteils aus Zirbenholz getischlerte und geschnitzte Blankholzmöbel städtischen Charakters, die den Frankfurter Schränken vergleichbar sind. Neben Truhen und Betten fallen zweitürige Schränke mit zwei Sockelladen auf, deren Rahmungen aus flachen, gedrehten Lisenen bestehen.

Eine Werkstatt in Saalfelden, die Pflegerschlösser, Pfarrhöfe, Brauhäuser und „Bauernkönige“ belieferte, ist wenig erforscht. Die Werkstatt Hacksteiner in Rauris arbeitete für die Sakristei der Pfarrkirche wie für Haushalte. Ornamente, Blüten, Ranken, Metallstempelmotive, selten religiöse Darstellungen kennzeichnen diese Produktion. Schmidt sieht Vorbilder in protestantischen Reichsstädten und hält das Fortleben solcher Blankholzmöbel und die Ablehnung des katholischen, farbenfrohen Barockstils für ein Kennzeichen des Kryptoprotestantismus in Salzburg. Während der Rekatholisierung wurden viele dieser Pinzgauer Möbel mit religiösen Motiven überarbeitet. Bereits im 19. Jahrhundert entstand im Umkreis der Gewerbeerneuerung die „Bauernstube“ als städtischer Heimatstil (die Geschäftseinrichtung August Neubauers 1913, Steingasse 18, im „heimatlichen Stile“ war eine Novität); ab 1946 schuf Harriet Walderdorff mit der Einrichtung des Hotels „Goldener Hirsch“ einen gehobenen Salzburger Einrichtungsstil, der zum Vorbild des Landhausstils zu Ende des 20. Jahrhunderts wurde. Daneben entwickelte sich speziell über das Gastgewerbe ein tourismusorientierter „alpiner Einrichtungsstil“.

Lit.:

  • G. Böth: Möbel. Eine Typologie für Museen und Sammlungen. München 2005.
  • H. Gschnitzer: Salzburger Möbel im Tiroler Volkskunstmuseum. In: SH 12, 1988/3,S. 63–74.
  • C. Svoboda: Möbel aus fünf Jahrhunderten in Salzburg. Katalog Sonderschau Salzburg 1983.
  • L. Schmidt: Bauernmöbel aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Wien 1977.
  • N. Watteck: Geschnitzte Pinzgauer Zirbenholzmöbel. In: AMK 17, 1972, Nr. 122. U.K.

U.K.