Johann Baptist Cetto: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Cetto, Johann Baptist''', * Mainz 1671, † Tittmoning 1738, Wachs- und Gipsbossierer.
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[[Datei:Cetto, Johann Baptist, Pandurenreiter, Kunstsammlungen der Erzabtei St. Peter.jpg|miniatur|Pandurenreiter]]
  
Der Ursprung der Familie Cetto liegt in Italien und ist mit dem schließlich aus Mainz über Wien und Salzburg nach Tittmoning zuwandernden Johann Baptist auch für Salzburg ab 1706 nachweisbar. Seine feinsten Wachsarbeiten und die seines Sohnes Nikolaus Engelbert C. (* Salzburg 1713, † Tittmoning 1746) sind als Arbeiten der Tittmoninger Wachsbossier-Werkstatt in ihrem derzeitigen Bestand zur Gänze dokumentiert. Beide fertigten feinste, mit der Nadel skulpierte Wachsarbeiten an, über deren genauere Technik jedoch noch ein Geheimnis liegt. Johann B. C. begann 1710/20 mit einfachen Darstellungen, die sein Sohn, der bei ihm lernte, in der Folge künstlerisch perfektionierte und damit vielgestaltige Szenerien schuf. Eine Unterscheidung beider Künstlerhände ist kaum möglich, zumal Tiere oder Personen nur 2–4 mm groß sind. Die Inspiration für ihre Arbeiten finden sich in Graphiken des 16. u. 17. Jh. sowie in Werken Alter Meister. Christliche Motive wie: Geburt Christi Anbetung der hl. drei Könige oder vielfigurige Landschaften und Architekturen mit kulissenmässigem Bühnenausbau und zahlreichen Tieren und Personen sind vorerst die Spezialität Johann B. Cs. Zum Höhepunkt seiner Kunst gelangt er jedoch mit seinen Stadtansichten von Neapel, Dresden, Jerusalem. Für Wien sind Stiche aus →Fischer v. Erlachs #Historische Architektur# Vorbild.
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Johann Baptist '''Cetto''', * 1671 in Mainz, † 1738 in Tittmoning, Wachs- und Gipsbossierer. Der Ursprung der Familie Cetto liegt in Italien und ist mit dem schließlich aus Mainz über Wien und Salzburg nach Tittmoning zuwandernden Johann Baptist auch für Salzburg ab 1706 nachweisbar.
  
Hervorzuheben sind Cettos Arbeiten für das Zisterzienserkloster Raitenhaslach mit einer langgezogenen vielfigurigen Darstellung der Passion Christi und einer farbig gefassten Wachsarbeit mit 50 Heiligen um die Kreuzigung Christi in der dortigen Pfarrkirche. Unter den insgesamt 220 erhaltenen Wachsbildern sind allein 126 mit überwiegend religiösen Themen in →St. Peter.
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Seine feinsten Wachsarbeiten und die seines Sohnes Nikolaus Engelbert Cetto (* 1713 in Salzburg, † 1746 in Tittmoning) sind als Arbeiten der Tittmoninger Wachsbossier-Werkstatt in ihrem derzeitigen Bestand zur Gänze dokumentiert. Beide fertigten feinste, mit der Nadel skulpierte Wachsarbeiten an, über deren genauere Technik jedoch noch ein Geheimnis liegt. Cetto begann 1710/20 mit einfachen Darstellungen, die sein Sohn, der bei ihm lernte, in der Folge künstlerisch perfektionierte und damit vielgestaltige Szenerien schuf. Eine Unterscheidung beider Künstlerhände ist kaum möglich, zumal Tiere oder Personen nur 2–4 mm groß sind.
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Die Inspiration für ihre Arbeiten finden sich in Grafiken des 16. u. 17. Jahrhunderts sowie in Werken Alter Meister. Christliche Motive wie Geburt Christi, Anbetung der Hl. drei Könige oder vielfigurige Landschaften und Architekturen mit kulissenmäßigem Bühnenausbau und zahlreichen Tieren und Personen waren vorerst die Spezialität Cettos. Zum Höhepunkt seiner Kunst gelangte er jedoch mit seinen Stadtansichten von Neapel, Dresden, Jerusalem. Für Wien waren Stiche aus [[Fischer von Erlach, Johann Bernhard|Fischer von Erlachs]] ''Historische Architektur'' Vorbild.
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Hervorzuheben sind Cettos Arbeiten für das Zisterzienserkloster Raitenhaslach mit einer langgezogenen vielfigurigen Darstellung der Passion Christi und einer farbig gefassten Wachsarbeit mit 50 Heiligen um die Kreuzigung Christi in der dortigen Pfarrkirche. Unter den insgesamt 220 erhaltenen Wachsbildern sind allein 126 mit überwiegend religiösen Themen in [[St. Peter]].
  
 
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* R. Ruhland: Wunderwerke aus Wachs. Tittmoninger Wachsbossierer Werkstatt von 1706 bis 1746. Johann Baptist und Nikolaus Engelbert Cetto-Monographie und Werkverzeichnis. Tittmoning 2013.
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* R. Ruhland: Wunderwerke aus Wachs. Tittmoning 2013.
* F. Wittstadt: Untersuchungen zur Werktechnologie von N. E. Cetto. Diplomarbeit 2006.
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* F. Wittstadt: Untersuchungen zur Werktechnologie von N.E.C. Dipl. FH Erfurt 2006.
 
* Kat. Köstlich altes Wachsgebild. Dommuseum Salzburg 1977, S. 21ff.
 
* Kat. Köstlich altes Wachsgebild. Dommuseum Salzburg 1977, S. 21ff.
  

Version vom 9. Juni 2020, 11:33 Uhr

Pandurenreiter

Johann Baptist Cetto, * 1671 in Mainz, † 1738 in Tittmoning, Wachs- und Gipsbossierer. Der Ursprung der Familie Cetto liegt in Italien und ist mit dem schließlich aus Mainz über Wien und Salzburg nach Tittmoning zuwandernden Johann Baptist auch für Salzburg ab 1706 nachweisbar.

Seine feinsten Wachsarbeiten und die seines Sohnes Nikolaus Engelbert Cetto (* 1713 in Salzburg, † 1746 in Tittmoning) sind als Arbeiten der Tittmoninger Wachsbossier-Werkstatt in ihrem derzeitigen Bestand zur Gänze dokumentiert. Beide fertigten feinste, mit der Nadel skulpierte Wachsarbeiten an, über deren genauere Technik jedoch noch ein Geheimnis liegt. Cetto begann 1710/20 mit einfachen Darstellungen, die sein Sohn, der bei ihm lernte, in der Folge künstlerisch perfektionierte und damit vielgestaltige Szenerien schuf. Eine Unterscheidung beider Künstlerhände ist kaum möglich, zumal Tiere oder Personen nur 2–4 mm groß sind.

Die Inspiration für ihre Arbeiten finden sich in Grafiken des 16. u. 17. Jahrhunderts sowie in Werken Alter Meister. Christliche Motive wie Geburt Christi, Anbetung der Hl. drei Könige oder vielfigurige Landschaften und Architekturen mit kulissenmäßigem Bühnenausbau und zahlreichen Tieren und Personen waren vorerst die Spezialität Cettos. Zum Höhepunkt seiner Kunst gelangte er jedoch mit seinen Stadtansichten von Neapel, Dresden, Jerusalem. Für Wien waren Stiche aus Fischer von Erlachs Historische Architektur Vorbild.

Hervorzuheben sind Cettos Arbeiten für das Zisterzienserkloster Raitenhaslach mit einer langgezogenen vielfigurigen Darstellung der Passion Christi und einer farbig gefassten Wachsarbeit mit 50 Heiligen um die Kreuzigung Christi in der dortigen Pfarrkirche. Unter den insgesamt 220 erhaltenen Wachsbildern sind allein 126 mit überwiegend religiösen Themen in St. Peter.

Lit.:

  • R. Ruhland: Wunderwerke aus Wachs. Tittmoning 2013.
  • F. Wittstadt: Untersuchungen zur Werktechnologie von N.E.C. Dipl. FH Erfurt 2006.
  • Kat. Köstlich altes Wachsgebild. Dommuseum Salzburg 1977, S. 21ff.

Ch.S.