Richard Wolfram: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. November 2016, 17:20 Uhr

Wolfram, Richard, * Traismauer bei Wien 16. 9. 1901, † Traismauer 30. 5. 1995, Volkskundler.

Studium der deutschen Philologie, nordischen Sprachen und Literatur. 1934-38 »zeitweilig« Wiener Zeitungskorrespondent in Skandinavien. Begründer und Vorstand der auch politisch tätigen Gesellschaft »Svea«. 1936 Habilitation für germanische Volkskunde »Schwerttanz und Männerbund« bei Rudolf Much. 1938-45 Leiter der am13. 7. 1938 begründeten »Außenstelle Süd-Ost« des »Ahnenerbe des Reichsführers SS Heinrich Himmler« in Salzburg, die sich der »Erforschung des Jahreslaufbrauchtums, … der volkslichen (!) Gemeinschaftsordnungen, … sowie der rassischen und volkslichen (!) Bedingtheiten von Musik, Lied, Tanz, Hausformen, Gefäßformen und Sachgüter « widmete. Die Außenstelle sollte der »katholischen Tradition bewußt die nationalsozialistische Wissenschaft entgegenstellen«, sie übernahm Teilbestände des von der SS aufgelösten und geplünderten Instituts für religiöse Volkskunde der Theologischen Fakultät. Das Inst. wurde im »Germanischen Wissenschaftseinsatz« eingesetzt. Als ständige, kurzfristige und freie Mitarbeiter fungierten u. a. F. →Prodinger, Luise Hess, Hans Ernst Schneider (1940-45 »Einsatzstab Niederlande«; ab 1945 Karriere als Universitätsprofessor für Germanistik u. a. in Salzburg und Universitätsrektor in Aachen unter dem Namen Hans Werner Schwerte), K. →Adrian, T. →Reiser, K. →Brandauer und Romuald Pramberger. Diese Stelle stand in ständiger Konkurrenz zur »Arbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde « des »Amtes Rosenberg« in Salzburg, dem Landesschulrat und Gauschulungsleiter K. →Springenschmid, Helmut Amanshauser als Leiter der Gauarbeitsgemeinschaft und Karl Ruprecht (Hauptstellenleiter Volkskunde) sowie K. →Fiala angehörten. 1939 übernahm W. auch die Leitung des neugegründeten Universitätsinst. für germanisch-deutsche Volkskunde in Wien. In der Zeit seines Berufsverbotes nach 1945 Brauchtumsaufnahmen im Land Salzburg. Mitarbeit am Salzburg-Atlas Egon Lendls. 1958-90 Leiter der Gesellschaft für den Österr. Volkskundeatlas an der Österr. Akademie der Wissenschaften. 1954 venia legendi für Volkskunde, 1956 Titel, 1959 Amt des a. o. Prof., 1963-71 Ordinarius für Volkskunde an der Univ. Wien. Seine über 250 Publikationen blieben dem »Kanon der Volkskunde « und der Wiener Mythologischen Schule, besonders der nationalen ahistorischen vergleichenden Reliktforschung verhaftet. Unter quellen- und zeitkritischer Bearbeitung im Kontext sind seine Feldforschungen, Ton- und Bilddokumentationen dennoch von großer zeit- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Auf dem Gebiet des Volkstanzes, in Kreisen der Erwachsenenbildung und Brauchtumspflege erlangte W. europaweites Ansehen, was nicht unproblematisch ist. Mit zahlreichen Auszeichnungen Schwedens, der Republik Österreich und österr. Bundesländer und Vereinigungen bedacht.

Literatur:

  • C. Leggewie: Von Schneider zu Schwerte. München 1998.
  • W. Haas (Hg.): Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg (=SBzVK 8). Salzburg 1996.
  • W. Jacobeit, H. Lixfeld, O. Bockhorn (Hg.): Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jh., Wien 1994.

U.K.