Georg Trakl: Unterschied zwischen den Versionen
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An neun Orten innerhalb der Stadt Salzburg sind Trakl-Gedichte auf Tafeln im öffentlichen Raum ausgestellt (eine weitere befindet sich in Hallein); 1991 wurde ein neu errichteter Steg über die Salzach nach Trakl benannt. | An neun Orten innerhalb der Stadt Salzburg sind Trakl-Gedichte auf Tafeln im öffentlichen Raum ausgestellt (eine weitere befindet sich in Hallein); 1991 wurde ein neu errichteter Steg über die Salzach nach Trakl benannt. | ||
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Aktuelle Version vom 11. Juli 2021, 00:23 Uhr
Georg Trakl, * 3. Februar 1887 in Salzburg, † 3. November 1914 in Krakau, heute Kraków, Polen; Schriftsteller.
Trakls Vater Tobias Trakl war 1879 von Westungarn nach Salzburg übersiedelt, er hatte Trakls Mutter Maria Catharina, geb. Halik, 1878 in Ödenburg (Sopron) als zweite Frau geheiratet. Trakl war das vierte von sechs Kindern. Er wurde im sogenannten Schaffnerhaus (Waagplatz Nr. 2, heute Waagplatz 1a) geboren und evangelisch getauft (Augsburger Konfession).
Die Familie Trakl gehörte zum Großbürgertum der Stadt. Trakls Vater hatte es als Eisenhändler bald zu Wohlstand und Anerkennung gebracht und 1893 das Haus Waagplatz 3a (heute ein Café) gekauft, um eine Eisenhandlung zu eröffnen, die bis 1913 bestand. Dort verbrachte Trakl seine späte Kindheit und Jugend. Er besuchte die vierklassige katholische Übungsschule (1892–97), die der Lehrerbildungsanstalt angeschlossen war und als Eliteschule galt. An zwei Nachmittagen pro Woche hatte er, gemeinsam mit seinem Jugendfreund Erhard Buschbeck, in der evangelischen Pfarre Religionsunterricht.
Für die frühe Kindheit wichtig war die katholische Gouvernante Maria Boring, die ab ca. 1890 die Kinder Französisch lehrte und sie mit französischer Jugendliteratur bekannt machte. Trakls Mutter schloss sich häufig in ihren Räumen ein und pflegte ihre Antiquitätensammlung; ihr unmittelbarer Einfluss auf die Kinder war gering. 1897 trat Trakl in das k.k. Staatsgymnasium am Universitätsplatz ein. Er war ein mäßiger Schüler; mehrmals hatte er ungenügende Leistungen, v.a. in Griechisch, Latein und Mathematik.
Als Trakl in der 7. Klasse nicht aufsteigen durfte, gab er die Schule auf und begann 1905 eine dreijährige Apothekerlehre in Carl Hinterhubers Apotheke „Zum weißen Engel“ in der Linzer Gasse. Das Studium der Pharmazie war damals die einzige Möglichkeit, einen Magistergrad zu erwerben, wenn man wie Trakl keine Matura und nur die mittlere Reife hatte.
Als 15-Jähriger soll Trakl erste Gedichte geschrieben haben; etwa gleichzeitig machte er erste Erfahrungen mit Drogen (Zigaretten in Opium getaucht). Am 13. März 1906 wurde auf Vermittlung durch den lokal erfolgreichen Dramatiker Gustav Streicher Trakls Einakter Der Totentag, am 15. September 1906 sein Einakter Fata Morgana im Salzburger Stadttheater (Theater) uraufgeführt. Nach dem Misserfolg des zweiten Stücks vernichtete der enttäuschte Dichter die Manuskripte. Allerdings erschien im Salzburger Volksblatt (12. Mai 1906) der Prosatext Traumland. Eine Episode; seine erste Gedichtveröffentlichung war, abgesehen von einem Gelegenheitsgedicht in einer Kremser Maturazeitung, „Das Morgenlied“ in der Salzburger Volkszeitung (26. Februar 1908). Trakl gehörte damals einer Dichterrunde an („Apollo“, später „Minerva“).
Seine Distanz zur katholisch-konservativen Gesellschaft in Salzburg äußerte sich in seinem bewusst unbürgerlichen Verhalten (Rauchen, Trinken, Drogen, Bordellbesuche). Dennoch legte er seine Tirocinalprüfung am 26. Februar 1908 vorzeitig ab und erhielt dadurch die Einjährigen-Präsenzdienst-Begünstigung. Trakl empfand sich selbst als Außenseiter, er fühlte sich dem Leben nicht gewachsen (die gestörte Beziehung zu seiner Mutter, das Scheitern in der Schule, das problematische Verhältnis zur Sexualität, Alkohol- und Drogenprobleme, Depressionen und Selbstmordphantasien). Trotz seiner Ambivalenz gegenüber Salzburg beschwor er in seinen Gedichten immer wieder die Stadt und ihre Umgebung: „Die schöne Stadt“, „Musik im Mirabell“, „Am Mönchsberg“, „St. Peters-Friedhof“, „Anif“, „In Hellbrunn“ u.a. Dichten sei Trakls „innerste Angelegenheit und einsamste Verpflichtung“ gewesen, meinte sein Freund Buschbeck.
1908–10 studierte Trakl vier Semester Pharmazie an der Universität Wien und schloss mit dem Magister ab. Vom Oktober 1910 bis September 1911 leistete er seinen Militärdienst in Wien ab. Auf Stellensuche kehrte er wieder nach Salzburg zurück, wo er von Oktober 1911 bis Ende März 1912 wohnte. Er nahm Kontakt zur Salzburger Literatur- und Kunstgesellschaft „Pan“ auf. Drei Monate arbeitete er als Rezeptarius in der Apotheke „Zum weißen Engel“.
Anfang April bis Ende November 1912 absolvierte Trakl den Probedienst am Garnisonsspital Nr. 10 in Innsbruck. Dort lernte er Ludwig von Ficker, den Herausgeber der Zeitschrift Brenner, kennen. Am 1. April 1912 wurde Trakls erstes Gedicht im Brenner abgedruckt („Vorstadt im Föhn“). Von Jahresende 1912 bis 15. Juli 1913 pendelte er zwischen Salzburg, Innsbruck und Wien. Im Juli 1913 erschien der Band Gedichte im Leipziger Kurt Wolff Verlag. Trakl nahm im Juli 1913 eine Stelle an, die er im August wieder kündigte. Nach einer Venedig-Reise im August 1913 (auf Einladung von Adolf Loos) hielt er sich in Wien, Innsbruck, Igls (Hohenburg) und Berlin auf.
Am 10. Dezember 1913 hielt Trakl seine einzige öffentliche Lesung (gemeinsam mit Robert Michel im Kleinen Stadtsaal in Innsbruck). Er war ohne Stellung und versuchte als Militärapotheker nach Albanien auszuwandern, später nach Borneo (Holländisch-Indien). Von 15. März bis 3. April 1913 besuchte er seine schwerkranke Schwester Grete in Berlin; mit ihr verband ihn eine überaus enge, von manchen u.a. aufgrund der Motivik seines Werks als inzestuös gedeutete Beziehung. Völlig zerrüttet kehrte er nach Innsbruck zurück. Die Pläne, nach Borneo oder Albanien zu gehen, scheiterten ebenso wie das Vorhaben, nach Salzburg zurückzukommen.
Am 24. August 1914 zog er als Medikamentenakzessist mit einer Innsbrucker Sanitätskolonne ins Feld nach Galizien. Nach der Schlacht bei Grodek unternahm er einen Selbstmordversuch. Zur Beobachtung seines Geisteszustandes kam er in die Psychiatrische Abteilung des Krakauer Garnisonsspitals. Am Abend des 3. November 1914 starb Trakl an einer Überdosis Kokain (Herzlähmung). Am 5. November wurde er auf dem Rakoviczer Friedhof in Krakau bestattet. Ludwig von Ficker ließ 1925 Trakls Gebeine nach Innsbruck überführen; sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Mühlau bei Innsbruck.
Trakls literarischer Nachlass befindet sich zu Teilen im Brenner-Archiv in Innsbruck, in der Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte und im Salzburg Museum. Die Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte der Salzburger Kulturvereinigung wurde am 10. April 1973 offiziell eröffnet. Zum 100. Geburtstag Trakls gründete man im Rahmen der Salzburger Kulturvereinigung das Internationale Trakl-Forum.
Trakl selbst wurde mehrmals zum literarischen Thema, u.a. bei Franz Fühmann, Peter Rosei, Christian Wallner und Walter Kappacher. Es gibt ca. 150 Gedichte über ihn oder zu seinen Gedichten. Trakls Dichtungen wurden oft vertont (über 130 Komponisten), u.a. von Cesar Bresgen, Josef Friedrich Doppelbauer, Hanns Eisler, Theodor W. Adorno, Hans Werner Henze, Paul Hindemith, Heinz Holliger, Anton Webern und Otto J.M. Zykan. Übersetzungen gibt es in über 30 Sprachen.
Seit 1952 wird jeweils anlässlich runder Geburts- und Todestage des Autors der Georg-Trakl-Preis für Lyrik verliehen, mit dem ein lyrisches Gesamtwerk gewürdigt wird; zusätzlich kann der Georg-Trakl-Förderungspreis für Lyrik an Salzburger Autor*innen vergeben werden.
An neun Orten innerhalb der Stadt Salzburg sind Trakl-Gedichte auf Tafeln im öffentlichen Raum ausgestellt (eine weitere befindet sich in Hallein); 1991 wurde ein neu errichteter Steg über die Salzach nach Trakl benannt.
Literatur:
- Hans Weichselbaum: Georg Trakl. Salzburg 1994 (überarbeitete Neuauflage 2014).
- Ernst Hanisch, Ulrike Fleischer: Im Schatten berühmter Zeiten. Salzburg in den Jahren Georg Trakls 1887–1914. Salzburg 1986.
- Otto Basil: Georg Trakl. Reinbek bei Hamburg 1965.
A.Has., Ma.M.