Maria Anna Mozart: Unterschied zwischen den Versionen

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Viertes (und erstes überlebendes) Kind des Hofviolinisten L. →Mozart; entwickelte sich sehr früh zu einer hervorragenden Pianistin, die ihrem um fünf Jahre jüngeren Bruder eine musikalisch hochbegabte Partnerin während der großen Europa-Reisen der Familie war und ebenso wie Wolfgang allerorts bewundert wurde. Als sie ab der Pubertät nicht mehr auf die Konzert- und Bildungsreisen mitgenommen wurde, beschränkte sich ihr Wirkungskreis auf Salzburg.
 
Viertes (und erstes überlebendes) Kind des Hofviolinisten L. →Mozart; entwickelte sich sehr früh zu einer hervorragenden Pianistin, die ihrem um fünf Jahre jüngeren Bruder eine musikalisch hochbegabte Partnerin während der großen Europa-Reisen der Familie war und ebenso wie Wolfgang allerorts bewundert wurde. Als sie ab der Pubertät nicht mehr auf die Konzert- und Bildungsreisen mitgenommen wurde, beschränkte sich ihr Wirkungskreis auf Salzburg.
  
Als die Familie nach der Paris Reise von W. A. Mozart und dem Tod der Mutter in einer finanziell schwierigen Lage war, trug sie durch Klavierunterricht entscheidend zum Einkommen der Familie und zur Reputation Leopold Mozarts als Lehrer und Erzieher bei. Zu ihren Schülern und Schülerinnen gehörten Margarete Danzi, geb. Marchand, die späterer Primadonna des Münchner Theaters  und →Joseph Wölfl. Als sie im August 1784 Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg heiratete und mit ihm nach St. Gilgen zog, gab Leopold Mozart die Erziehung von Zöglingen in seinem Haus bald auf.
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Als die Familie nach der Paris-Reise von W. A. Mozart und dem Tod der Mutter in einer finanziell schwierigen Lage war, trug sie durch Klavierunterricht entscheidend zum Einkommen der Familie und zur Reputation L. Mozarts als Lehrer und Erzieher bei. Zu ihren Schülern und Schülerinnen gehörten Margarete Danzi, geb. Marchand, die späterer Primadonna des Münchner Theaters  und →J. Wölfl. Als sie im August 1784 Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg heiratete und mit ihm nach St. Gilgen zog, gab Leopold Mozart die Erziehung von Zöglingen in seinem Haus bald auf.
  
 
Für W. A. Mozart blieb sie zeitlebens ein Ansprechpartner in musikalischen Fragen. Obgleich der Briefkontakt in den späteren Jahren fast abgerissen war, traf sie sein Tod 1791 schwer. Im selben Jahr starben auch ihr Stiefsohn Wolfgang und ihre jüngere Tochter Maria Babette.  
 
Für W. A. Mozart blieb sie zeitlebens ein Ansprechpartner in musikalischen Fragen. Obgleich der Briefkontakt in den späteren Jahren fast abgerissen war, traf sie sein Tod 1791 schwer. Im selben Jahr starben auch ihr Stiefsohn Wolfgang und ihre jüngere Tochter Maria Babette.  
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Nach dem Tod ihres Mannes zog sie 1801 wieder nach Salzburg. Obwohl aus dem Vermögen ihres Mannes gut versorgt, nahm sie wieder Klavierschülerinnen und war auch als Klavier-Solistin  in den Konzerten E. Fürst →Schwarzenbergs  aktiv. 1806 verlor sie ihre Tochter Jeanette, gegen Ende ihres Lebens erblindete sie. Nach ihrem Tod 1829 wurde sie in der Kommune-Gruft von St. Peter beigesetzt, ein wertvoller Teil ihres Nachlasses findet sich im Musikalienarchiv der Erzabtei St. Peter.
 
Nach dem Tod ihres Mannes zog sie 1801 wieder nach Salzburg. Obwohl aus dem Vermögen ihres Mannes gut versorgt, nahm sie wieder Klavierschülerinnen und war auch als Klavier-Solistin  in den Konzerten E. Fürst →Schwarzenbergs  aktiv. 1806 verlor sie ihre Tochter Jeanette, gegen Ende ihres Lebens erblindete sie. Nach ihrem Tod 1829 wurde sie in der Kommune-Gruft von St. Peter beigesetzt, ein wertvoller Teil ihres Nachlasses findet sich im Musikalienarchiv der Erzabtei St. Peter.
  
Bereits 1792 hatte Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg die ersten Biographie W. A. Mozarts mit ausführlichen Beiträgen unterstützt. Schon 1801 besuchte sie in St. Gilgen ein Angehöriger der französischen Besatzung in Sachen W. A. Mozart, in Salzburg wurde sie dann immer mehr das Ziel von reisenden Mozart-Verehrern. Sie war Ansprechpartnerin des Verlages Breitkopf & Härtel, der für die Herausgabe der Oeuvres complettes von W. A. Mozart auf der Suche nach musikalischen Quellen war, und unterstützte dieses  Projekt nach Kräften.
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Bereits 1792 hatte Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg die erste Biographie W. A. Mozarts mit ausführlichen Beiträgen unterstützt. Schon 1801 besuchte sie in St. Gilgen ein Angehöriger der französischen Besatzung in Sachen W. A. Mozart, in Salzburg wurde sie dann immer mehr das Ziel von reisenden Mozart-Verehrern. Sie war Ansprechpartnerin des Verlages Breitkopf & Härtel, der für die Herausgabe der Oeuvres complettes von W. A. Mozart auf der Suche nach musikalischen Quellen war, und unterstützte dieses  Projekt nach Kräften.
  
L. Mozart schrieb für Maria Anna Mozart  ein «Notenbuch» (1759), W. A. Mozart u. a. das Capriccio für Klavier KV 395 und Kadenzen zu den Klavierkonzerten KV 175 und 271.
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L. Mozart schrieb für M. A. Mozart  ein «Notenbuch» (1759), W. A. Mozart u. a. das Capriccio für Klavier KV 395 und Kadenzen zu den Klavierkonzerten KV 175 und 271.
  
 
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* G. Geffray (Hg.): M. A. M. meine tag ordnungen. Bad Honnef 1998.
 
* G. Geffray (Hg.): M. A. M. meine tag ordnungen. Bad Honnef 1998.
* E. Rieger: Nannerl Mozart. Leben einer Künstlerin im 18. Jahrhundert. Frankfurt a. M. 1990.
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* E. Rieger: N. M0zart. Leben einer Künstlerin im 18. Jh. Frankfurt a. M. 1990.
 
* W. Hummel: Nannerl, W. A. M.s Schwester. Zürich 1952.
 
* W. Hummel: Nannerl, W. A. M.s Schwester. Zürich 1952.
  

Version vom 9. Februar 2018, 20:10 Uhr

Mozart, Maria Anna Walburga Ignatia («Nannerl»), * Salzburg 30. 7. 1751, † Salzburg 29. 10. 1829, Pianistin u. Klavierpädagogin, Schwester W. A. →Mozarts.

Viertes (und erstes überlebendes) Kind des Hofviolinisten L. →Mozart; entwickelte sich sehr früh zu einer hervorragenden Pianistin, die ihrem um fünf Jahre jüngeren Bruder eine musikalisch hochbegabte Partnerin während der großen Europa-Reisen der Familie war und ebenso wie Wolfgang allerorts bewundert wurde. Als sie ab der Pubertät nicht mehr auf die Konzert- und Bildungsreisen mitgenommen wurde, beschränkte sich ihr Wirkungskreis auf Salzburg.

Als die Familie nach der Paris-Reise von W. A. Mozart und dem Tod der Mutter in einer finanziell schwierigen Lage war, trug sie durch Klavierunterricht entscheidend zum Einkommen der Familie und zur Reputation L. Mozarts als Lehrer und Erzieher bei. Zu ihren Schülern und Schülerinnen gehörten Margarete Danzi, geb. Marchand, die späterer Primadonna des Münchner Theaters und →J. Wölfl. Als sie im August 1784 Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg heiratete und mit ihm nach St. Gilgen zog, gab Leopold Mozart die Erziehung von Zöglingen in seinem Haus bald auf.

Für W. A. Mozart blieb sie zeitlebens ein Ansprechpartner in musikalischen Fragen. Obgleich der Briefkontakt in den späteren Jahren fast abgerissen war, traf sie sein Tod 1791 schwer. Im selben Jahr starben auch ihr Stiefsohn Wolfgang und ihre jüngere Tochter Maria Babette.

Nach dem Tod ihres Mannes zog sie 1801 wieder nach Salzburg. Obwohl aus dem Vermögen ihres Mannes gut versorgt, nahm sie wieder Klavierschülerinnen und war auch als Klavier-Solistin in den Konzerten E. Fürst →Schwarzenbergs aktiv. 1806 verlor sie ihre Tochter Jeanette, gegen Ende ihres Lebens erblindete sie. Nach ihrem Tod 1829 wurde sie in der Kommune-Gruft von St. Peter beigesetzt, ein wertvoller Teil ihres Nachlasses findet sich im Musikalienarchiv der Erzabtei St. Peter.

Bereits 1792 hatte Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg die erste Biographie W. A. Mozarts mit ausführlichen Beiträgen unterstützt. Schon 1801 besuchte sie in St. Gilgen ein Angehöriger der französischen Besatzung in Sachen W. A. Mozart, in Salzburg wurde sie dann immer mehr das Ziel von reisenden Mozart-Verehrern. Sie war Ansprechpartnerin des Verlages Breitkopf & Härtel, der für die Herausgabe der Oeuvres complettes von W. A. Mozart auf der Suche nach musikalischen Quellen war, und unterstützte dieses Projekt nach Kräften.

L. Mozart schrieb für M. A. Mozart ein «Notenbuch» (1759), W. A. Mozart u. a. das Capriccio für Klavier KV 395 und Kadenzen zu den Klavierkonzerten KV 175 und 271.

Lit.:

  • G. Geffray (Hg.): M. A. M. meine tag ordnungen. Bad Honnef 1998.
  • E. Rieger: N. M0zart. Leben einer Künstlerin im 18. Jh. Frankfurt a. M. 1990.
  • W. Hummel: Nannerl, W. A. M.s Schwester. Zürich 1952.

E.N.