Wolfgang Amadeus Mozart: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie M. achtete streng darauf, dass ihre Kompositionen, soweit sie vornehmlich dem eigenen professionellen Gebrauch dienten, nicht zirkulierten. Nur die in und für Salzburg entstandenen kirchenmusikalischen Werke fanden im gesamten Salzburger Territorium sowie in Klöstern wie der Benediktinerabtei Lambach (OÖ.) und dem Augustiner-Chorherrenstift Heiligkreuz in Augsburg, zu denen persönliche Beziehungen bestanden, bereits ab den 1770er-Jahren Verbreitung. Die weltliche Musikaliensammlung der Salzburger Fe. war um 1800 noch intakt; sie enthielt damals noch Kopien mehrerer Opern M.s aus der Zeit bis 1775 und eine nahezu vollständige Sammlung der bis 1780 entstandenen Sinfonien in Stimmen, was von der anhaltenden Wertschätzung M.s bei Hof zeugt. Die Konflikte zwischen M. und Fe. Colloredo wurden lange Zeit nur auf der Basis von M.s durchaus tendenziösen Aussagen im Familienbriefwechsel bewertet; der aufgeklärte Colloredo war aber musikverständig und schätzte M. durchaus als Komponisten. Nach dem Tode des Vaters im Jahr 1787 forderte M. seine Schwester M. A. M. auf, die in Salzburg verbliebenen autographen Partituren nach Wien zu überstellen. Sie behielt nur Werke zurück, die sie aus unterschiedlichen Gründen als ihr persönliches Eigentum ansah. Die im Nachlass L. M.s vorgefundenen Aufführungsmaterialien von Kirchenmusik überließ sie dem Kloster Heiligkreuz in Augsburg, der Geburtsstadt des Vaters, erkannte dabei aber offenbar nicht, dass die Handschriften gar kein Familienbesitz waren, sondern zu den Beständen des Musikarchivs am Salzburger Dom gehörten und von L. M. nur im M.-Wohnhaus verwahrt worden waren. Die Gesamtzahl an genuin Salzburger Quellen nicht liturgischer Musik aus der Zeit vor 1790 in Salzburg selbst ist daher verschwindend gering (einzelne hs. Quellen finden sich im Stift St. Peter [teilweise aus dem Nachlass von M. A. M. stammend] und im Salzburg Museum). Erst mit dem Dommusikverein und →Mozarteum formierte sich 1841 eine institutionalisierte M.-Pflege; die Bibliotheca Mozartiana der Int. Stiftung →Mozarteum ist heute die größte Spezialbibliothek zu W. A. M. und seiner Familie mit wertvollen Autographen, die überwiegend über die beiden Söhne M.s, C. T. →M. und F. X. M. →M., um die Mitte des 19. Jhs. nach Salzburg gekommen sind.
 
Die Familie M. achtete streng darauf, dass ihre Kompositionen, soweit sie vornehmlich dem eigenen professionellen Gebrauch dienten, nicht zirkulierten. Nur die in und für Salzburg entstandenen kirchenmusikalischen Werke fanden im gesamten Salzburger Territorium sowie in Klöstern wie der Benediktinerabtei Lambach (OÖ.) und dem Augustiner-Chorherrenstift Heiligkreuz in Augsburg, zu denen persönliche Beziehungen bestanden, bereits ab den 1770er-Jahren Verbreitung. Die weltliche Musikaliensammlung der Salzburger Fe. war um 1800 noch intakt; sie enthielt damals noch Kopien mehrerer Opern M.s aus der Zeit bis 1775 und eine nahezu vollständige Sammlung der bis 1780 entstandenen Sinfonien in Stimmen, was von der anhaltenden Wertschätzung M.s bei Hof zeugt. Die Konflikte zwischen M. und Fe. Colloredo wurden lange Zeit nur auf der Basis von M.s durchaus tendenziösen Aussagen im Familienbriefwechsel bewertet; der aufgeklärte Colloredo war aber musikverständig und schätzte M. durchaus als Komponisten. Nach dem Tode des Vaters im Jahr 1787 forderte M. seine Schwester M. A. M. auf, die in Salzburg verbliebenen autographen Partituren nach Wien zu überstellen. Sie behielt nur Werke zurück, die sie aus unterschiedlichen Gründen als ihr persönliches Eigentum ansah. Die im Nachlass L. M.s vorgefundenen Aufführungsmaterialien von Kirchenmusik überließ sie dem Kloster Heiligkreuz in Augsburg, der Geburtsstadt des Vaters, erkannte dabei aber offenbar nicht, dass die Handschriften gar kein Familienbesitz waren, sondern zu den Beständen des Musikarchivs am Salzburger Dom gehörten und von L. M. nur im M.-Wohnhaus verwahrt worden waren. Die Gesamtzahl an genuin Salzburger Quellen nicht liturgischer Musik aus der Zeit vor 1790 in Salzburg selbst ist daher verschwindend gering (einzelne hs. Quellen finden sich im Stift St. Peter [teilweise aus dem Nachlass von M. A. M. stammend] und im Salzburg Museum). Erst mit dem Dommusikverein und →Mozarteum formierte sich 1841 eine institutionalisierte M.-Pflege; die Bibliotheca Mozartiana der Int. Stiftung →Mozarteum ist heute die größte Spezialbibliothek zu W. A. M. und seiner Familie mit wertvollen Autographen, die überwiegend über die beiden Söhne M.s, C. T. →M. und F. X. M. →M., um die Mitte des 19. Jhs. nach Salzburg gekommen sind.
 
M.s Nachruhm setzte schon bald nach seinem Tod ein und ist bis heute ungebrochen; das M.-Bild unterliegt dabei einem beständigen Wandel. Salzburg entsann sich erst relativ spät seines großen Sohns, obwohl M. A. M. (seit 1801) und Constanze M. (seit 1824) in Salzburg lebten. Salzburg wurde aber schon in den 1820er-Jahren gezielt auf den Spuren M.s aufgesucht (u. a. von F. Schubert, V. und M. →Novello und Joseph Panny). 1842 wurde das Salzburger M.-Denkmal enthüllt, und mit der M.-Säkularfeier 1856 erlebte die bewusste Pflege des maßgeblich bereits von C. M. initiierten M.-Kults in der Stadt einen weiteren Höhepunkt. Zwischen 1877 und 1910 führten verschiedene Salzburger Institutionen, seit 1880/81 unter Federführung der ISM periodische Versammlungen («M.-Tage») und M.-Musikfeste (→Festspiele) durch. 1880 wurde ein M.-Museum in →M.s Geburtshaus eingerichtet; das Gebäude konnte 1917 durch die ISM erworben werden. Zeitweilig diente der Stiftung auch das sogenannte →Zauberflötenhäuschen als M.-Gedenkstätte. 1888 wurde die Intern. M.-Gemeinde, die bald mehr als 100 Ortsgruppen vereinte, gegründet, 1914 das sogenannte Mozarthaus, das →Mozarteumsgebäude an der Schwarzstraße, eingeweiht. 1937 wurde (nach Planungen, die bis 1931 zurückreichten) das Zentralinstitut für Mozartforschung (→Akad. für Mozart-Forschung) eingerichtet, um die angesehensten M.-Forscher an Salzburg zu binden. 1996 wurde auch das inzwischen von der ISM erworbene und rekonstruierte →M.-Wohnhaus am Makartplatz komplett als Museum in Betrieb genommen. Die beiden M.-Museen sind heute - nach der Festung Hohensalzburg - mit etwa 500.000 Besuchern pro Jahr das bedeutendste touristische Ziel in Salzburg für Individualtouristen. Die Aufführung von M.s Werken ist seit Anbeginn ein zentrales Anliegen der 1920 erstmals veranstalteten →Festspiele; seit 1956 führt die ISM jedes Jahr Ende Januar eine eigene M.-Festwoche (→Mozartwoche) durch. Die Wirkung M.s im In- und Ausland hat heute kaum noch überschaubare Ausmaße angenommen, zumal M.s Name für kommerzielle Zwecke nicht generell, sondern allenfalls für einzelne Warengruppen (aber z. B. nicht einmal für die weltweit unter der Bezeichnung →Mozartkugel vertriebenen Süßwaren) geschützt werden kann.  
 
M.s Nachruhm setzte schon bald nach seinem Tod ein und ist bis heute ungebrochen; das M.-Bild unterliegt dabei einem beständigen Wandel. Salzburg entsann sich erst relativ spät seines großen Sohns, obwohl M. A. M. (seit 1801) und Constanze M. (seit 1824) in Salzburg lebten. Salzburg wurde aber schon in den 1820er-Jahren gezielt auf den Spuren M.s aufgesucht (u. a. von F. Schubert, V. und M. →Novello und Joseph Panny). 1842 wurde das Salzburger M.-Denkmal enthüllt, und mit der M.-Säkularfeier 1856 erlebte die bewusste Pflege des maßgeblich bereits von C. M. initiierten M.-Kults in der Stadt einen weiteren Höhepunkt. Zwischen 1877 und 1910 führten verschiedene Salzburger Institutionen, seit 1880/81 unter Federführung der ISM periodische Versammlungen («M.-Tage») und M.-Musikfeste (→Festspiele) durch. 1880 wurde ein M.-Museum in →M.s Geburtshaus eingerichtet; das Gebäude konnte 1917 durch die ISM erworben werden. Zeitweilig diente der Stiftung auch das sogenannte →Zauberflötenhäuschen als M.-Gedenkstätte. 1888 wurde die Intern. M.-Gemeinde, die bald mehr als 100 Ortsgruppen vereinte, gegründet, 1914 das sogenannte Mozarthaus, das →Mozarteumsgebäude an der Schwarzstraße, eingeweiht. 1937 wurde (nach Planungen, die bis 1931 zurückreichten) das Zentralinstitut für Mozartforschung (→Akad. für Mozart-Forschung) eingerichtet, um die angesehensten M.-Forscher an Salzburg zu binden. 1996 wurde auch das inzwischen von der ISM erworbene und rekonstruierte →M.-Wohnhaus am Makartplatz komplett als Museum in Betrieb genommen. Die beiden M.-Museen sind heute - nach der Festung Hohensalzburg - mit etwa 500.000 Besuchern pro Jahr das bedeutendste touristische Ziel in Salzburg für Individualtouristen. Die Aufführung von M.s Werken ist seit Anbeginn ein zentrales Anliegen der 1920 erstmals veranstalteten →Festspiele; seit 1956 führt die ISM jedes Jahr Ende Januar eine eigene M.-Festwoche (→Mozartwoche) durch. Die Wirkung M.s im In- und Ausland hat heute kaum noch überschaubare Ausmaße angenommen, zumal M.s Name für kommerzielle Zwecke nicht generell, sondern allenfalls für einzelne Warengruppen (aber z. B. nicht einmal für die weltweit unter der Bezeichnung →Mozartkugel vertriebenen Süßwaren) geschützt werden kann.  
Das von L. v. →Köchel 1862 erstellte, seither mehrfach erweiterte und aktualisierte »Chronologisch-thematische Verzeichnis sämmtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozartʼs« vermittelt, dass M.s Schaffen Werke aller musikalischen Stile und Gattungen des 18. Jh.s, vokale und instrumentale, geistliche und weltliche Werke, umfasst. Im Köchel-Verzeichnis sind ca. 90 kirchenmusikalische Kompositionen, mehr als 20 Bühnenwerke, etwa 60 dramatische Szenen und Arien, ca. 50 Sinfonien, 30 Konzerte für Klavier und Orchester, 20 für andere Soloinstrumente, ca. 50 Serenaden, Divertimenti und Cassationen, 60 Kammermusikwerke, etwa 40 Violinsonaten bzw. Variationswerke, zahlreiche Klavierwerke, Lieder, mehrstimmige Gesänge und Kanons, Tänze und Märsche, verzeichnet, von denen zahlenmäßig etwa 60 Prozent aus den Salzburger Jahren bis 1780 stammen. In der heutigen Musikpraxis spielen die Werke aus M.s Jugendzeit, mit Ausnahme einiger Sinfonien sowie der konzertanten Werke, gegenüber dem Wiener Schaffen nach wie vor eine untergeordnete Rolle.
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Das von L. v. →Köchel 1862 erstellte, seither mehrfach erweiterte und aktualisierte «Chronologisch-thematische Verzeichnis sämmtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozartʼs» vermittelt, dass M.s Schaffen Werke aller musikalischen Stile und Gattungen des 18. Jh.s, vokale und instrumentale, geistliche und weltliche Werke, umfasst. Im Köchel-Verzeichnis sind ca. 90 kirchenmusikalische Kompositionen, mehr als 20 Bühnenwerke, etwa 60 dramatische Szenen und Arien, ca. 50 Sinfonien, 30 Konzerte für Klavier und Orchester, 20 für andere Soloinstrumente, ca. 50 Serenaden, Divertimenti und Cassationen, 60 Kammermusikwerke, etwa 40 Violinsonaten bzw. Variationswerke, zahlreiche Klavierwerke, Lieder, mehrstimmige Gesänge und Kanons, Tänze und Märsche, verzeichnet, von denen zahlenmäßig etwa 60 Prozent aus den Salzburger Jahren bis 1780 stammen. In der heutigen Musikpraxis spielen die Werke aus M.s Jugendzeit, mit Ausnahme einiger Sinfonien sowie der konzertanten Werke, gegenüber dem Wiener Schaffen nach wie vor eine untergeordnete Rolle.
Schon bald nach M.s Tod kündigte der Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig 1798 eine Gesamtausgabe der Werke M.s an, die aber, wie ähnliche Projekte anderer Verlage im deutschsprachigen Raum, von vorneherein auf marktgängige Werkgruppen beschränkt blieb und dabei die Jugendwerke weitgehend ignorierte. Den Anspruch einer Gesamtausgabe erfüllte erst die sogenannte Alte M.-Ausgabe, die auf Initiative L. v. Köchels 1877-83 (mit Nachträgen bis 1910) unter Salzburger Beteiligung im Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen ist. Veränderungen in der Editionstechnik und Neuerkenntnisse zu den Quellen führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer neuen Gesamtausgabe, die als Neue M.-Ausgabe zwischen 1954 und 2007 (mit Nachträgen) von der ISM in Verbindung mit den M.-Städten Augsburg, Salzburg und Wien herausgegeben wurde und im Bärenreiter-Verlag Kassel u. a. erschienen ist; seit 2005 steht sie als erste aktuelle Musikergesamtausgabe überhaupt kostenfrei auch im Internet zur Verfügung. Inzwischen wird an der ISM in Verbindung mit dem Packard Humanities Institute, Los Altos/Kalifornien, an einer »Digitalen Mozart-Edition« (DME) gearbeitet, die nicht nur die musikalischen Werke, sondern auch die Briefe und Dokumente sowie die Texte zu M.s Vokalwerken umfasst.
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Schon bald nach M.s Tod kündigte der Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig 1798 eine Gesamtausgabe der Werke M.s an, die aber, wie ähnliche Projekte anderer Verlage im deutschsprachigen Raum, von vorneherein auf marktgängige Werkgruppen beschränkt blieb und dabei die Jugendwerke weitgehend ignorierte. Den Anspruch einer Gesamtausgabe erfüllte erst die sogenannte Alte M.-Ausgabe, die auf Initiative L. v. Köchels 1877-83 (mit Nachträgen bis 1910) unter Salzburger Beteiligung im Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen ist. Veränderungen in der Editionstechnik und Neuerkenntnisse zu den Quellen führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer neuen Gesamtausgabe, die als Neue M.-Ausgabe zwischen 1954 und 2007 (mit Nachträgen) von der ISM in Verbindung mit den M.-Städten Augsburg, Salzburg und Wien herausgegeben wurde und im Bärenreiter-Verlag Kassel u. a. erschienen ist; seit 2005 steht sie als erste aktuelle Musikergesamtausgabe überhaupt kostenfrei auch im Internet zur Verfügung. Inzwischen wird an der ISM in Verbindung mit dem Packard Humanities Institute, Los Altos/Kalifornien, an einer «Digitalen Mozart-Edition» (DME) gearbeitet, die nicht nur die musikalischen Werke, sondern auch die Briefe und Dokumente sowie die Texte zu M.s Vokalwerken umfasst.
  
 
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* O. Jahn: W. A. M. Leipzig 1856-59. (Neu bearbeitet von H. Abert. Leipzig 1919-21; 1978/79).
 
* O. Jahn: W. A. M. Leipzig 1856-59. (Neu bearbeitet von H. Abert. Leipzig 1919-21; 1978/79).
 
* G. N. Nissen: Biographie W. A. M.’s. Leipzig 1828.
 
* G. N. Nissen: Biographie W. A. M.’s. Leipzig 1828.
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Version vom 19. Februar 2018, 18:26 Uhr

Mozart, Wolfgang Amadé (Taufnamen: Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus), * Salzburg 27. 1. 1756, † Wien 5. 12. 1791, Komponist; siebentes (zweites überlebendes) Kind des Salzburger Hofmusikers L. →Mozart und seiner Frau A. M. →M., geb. Pertl.

M. wurde im Familienkreis als Kind Wolfgangerl, später Wolfgang genannt; der Taufname Theophilus wurde anfangs in der deutschen Form Gottlieb, seit den Italienreisen ab 1769 als Amadeo verwendet; nach dem Aufenthalt in Paris 1778 nannte sich M. konsequent Wolfgang Amadé Mozart. Die heute gebräuchliche latinisierte Ansetzung Amadeus kommt in Originaldokumenten und -briefen nur ausnahmsweise, dann meist mit scherzhaftem Unterton vor; sie verbreitete sich ausgehend von der Musikpublizistik erst im frühen 19. Jh.. Der Vater L. →M. förderte seine musikalischen Kinder M. A. →M. und W. A. M. früh; er erteilte seinem Sohn ab dem vierten Lebensjahr Klavier-, später auch Violin- und Theorieunterricht und unterstützte von Anfang an dessen außergewöhnliche kompositorische Begabung, indem er von W. A. M. am Klavier improvisierte Kompositionen aufzeichnete; die ersten Kompositionen Wolfgangs (im sogenannten Nannerl-Notenbuch) entstanden kurz nach dessen fünften Geburtstag. Erste Auftritte in Salzburg sind als Tänzer im Schuldrama «Sigismundus Hungariae Rex» der Benediktiner-Univ. am 1. 9. 1761 und als sechsjähriger Geiger am Salzburger Hof belegt. Erste Reisen führten die beiden «Wunderkinder» M. A. M. und W. A. M. mit ihrer Familie an die Höfe in München (Januar 1762) und Wien (Oktober 1762). Unmittelbar nach dem Hubertusburger Frieden trat die Familie M., unterstützt durch Fe. →Sigismund III. Graf Schrattenbach, im Juni 1763 eine dreieinhalbjährige Westeuropareise (bis November 1766) an. L. M. berichtete von diesen Reisen ausführlich an seinen Vermieter J. L. →Hagenauer und sorgte dafür, dass die ersten in Paris und Holland gedruckten Kompositionen des Knaben auch in Salzburg Verbreitung fanden. Eine weitere, nur teilweise erfolgreiche Reise führte von September 1767 bis Januar 1769 nach Wien. Bald danach hielten sich L. M. und W. A. M. bis 1773 überwiegend in Italien auf (mit Ernennung Wolfgangs zum «Ritter vom Goldenen Sporn» sowie Aufnahme in die Akademien zu Bologna und Verona), eine Zeit lang auch in Wien. 1773 übersiedelte die Familie M. vom Löchlplatz 225 (heute Getreidegasse 9; →M.s Geburtshaus) in eine wesentlich größere Wohnung im Tanzmeisterhaus am Hannibalplatz (heute Makartplatz 8; →M.-Wohnhaus). Kurz vor der ersten Italienreise hatte Schrattenbach W. A. M. am 27. 11. 1769 zum dritten, unbesoldeten Konzertmeister ernannt; unter seinem Nachfolger →Hieronymus Graf Colloredo erfolgte am 21. August 1772 die Beförderung zum bezahlten Konzertmeister. Die Violine war bis etwa 1777 M.s Paradeinstrument; im Selbststudium perfektionierte er dann aber sein Klavierspiel, mit dem er schon als Kind Aufsehen erregt hatte, weiter. Bis zur Mutation im Sommer 1770 hatte er eine gut trainierte Sopranstimme, später eine angenehme, aber für einen professionellen Gebrauch zu schwache Tenorstimme. Während Fe. Schrattenbach die auswärtigen Aufenthalte der Familie M. nicht nur bereitwillig genehmigt, sondern auch über die Beibehaltung der Besoldung hinaus durch Zuwendungen aus seiner Privatschatulle großzügig unterstützt hatte, erteilte Fe. Colloredo hierzu - auch angesichts der von seinem Vorgänger hinterlassenen Schulden - nur eingeschränkt seine Zustimmung. So konnte W. A. M. zwar die Premieren seiner Opern für München («La finta giardiniera» 1774/75 und «Idomeneo» 1780/81) vor Ort vorbereiten, für eine von W. A. M. und L. M. geplante längere Reise nach Mannheim und Paris wurde 1777 aber kein Urlaub gewährt, sodass diese nur durch das Ausscheiden W. A. M.s aus dem Hofdienst realisiert werden konnte, wobei er - als Einundzwanzigjähriger - von der Mutter A. M. M. begleitet wurde. Auf Betreiben L. M.s wurde W. A. M. Anfang 1779 - zu durchaus vorteilhaften Konditionen - wieder in den fe. Dienst aufgenommen, nunmehr als Hoforganist in Nachfolge des bereits 1777 verstorbenen C. →Adlgasser. Hieronymus Graf Colloredo beorderte M. Anfang 1781 von München auf direktem Weg nach Wien, um dort mit seinen tüchtigsten Musikern zu glänzen; W. A. M. nutzte - nach verbalen Auseinandersetzungen mit dem Fe. - die Gelegenheit, dort zu bleiben, wurde aber mehrfach daran gehindert, sein Entlassungsgesuch dem Fe. vor dessen Rückreise nach Salzburg zu übergeben, sodass M. fürchten musste, bei einer etwaigen Rückkehr in Salzburg arrestiert zu werden. Erst in der Zeit von Juli bis Oktober 1783 hielt sich W. A. M. zusammen mit C. →M., die er gegen den Willen des Vaters 1782 in Wien geheiratet hatte, zum letzten Mal in seiner Geburtsstadt auf; inwieweit dieser Besuch einer Aussöhnung mit dem Vater und dem Fe. dienen sollte, ist dokumentarisch nicht belegt. Wie es Brauch war, wurde 1783 der erstgeborene, aber früh verstorbene erstgeborene Sohn von W. A. M. und C. M. nach seinem Großvater auf den Namen Leopold getauft (der Säugling wurde in Wien bei einer Amme zurückgelassen und starb noch während des Salzburger Aufenthalts von W. A. M. und C. M.). L. M. erwiderte den Besuch und reiste Anfang 1785 für zehn Wochen nach Wien, wo er die großen Erfolge seines Sohns als Pianist und Komponist miterlebte. In Wien war W. A. M. freischaffender Künstler, der Unterricht in Klavier und Komposition erteilte und als Pianist in eigenen und fremden Konzertveranstaltungen auftrat und Orchesterwerke, insbesondere seine bahnbrechenden Klavierkonzerte, vom Instrument aus leitete. M.s. Klavier- und Kammermusik der Wiener Jahre wurde mit wenigen Ausnahmen rasch nach der Entstehung in der Kaiserstadt in autorisierten Ausgaben gedruckt; Druckprivilegien verhinderten zwar erfolgreich illegale Nachdrucke im Habsburgerreich, standen gleichzeitig aber bis etwa 1800 einer intern. Verbreitung entgegen. W. A. M.s besonderes Interesse, dem er in Salzburg nicht nachgehen konnte, galt der Oper; Aufträge für neue Opern wurden auch großzügig honoriert. Daneben bemühte M. sich um feste Anstellungen; er wurde im Dezember 1787 zum «Kammer-Compositeur» im Dienst von Kaiser Joseph II. ernannt und erhielt im Mai 1791 die Anwartschaft auf das Kapellmeisteramt am Dom St. Stephan. Vor allem am Anfang seiner Wiener Zeit berichtete M. ausführlich von seinen musikalischen Aktivitäten nach Salzburg und sandte dem Vater regelmäßig Kompositionen verschiedener Gattungen im Autograph zur Begutachtung und seiner Schwester Werke mit Klavier, darunter Klavierkonzerte und Kadenzen, in Kopie zum praktischen Gebrauch. Auch hier ermahnte er seine eigene Familie, die Werke unter Verschluss zu halten und nicht an Dritte weiterzugeben. Nur ausnahmsweise schrieb M. - wie im Falle der «Haf[f]ner-Sinfonie» KV 385 im Juli 1782 anlässlich der Nobilitierung von Sigmund →Hafner d. J. - in Wien noch Kompositionen explizit für die Verwendung in Salzburg. Frequenz und Umfang des Briefwechsels mit Vater und Schwester ließen nach 1784 stark nach; die Korrespondenz mit seiner Schwester erlischt mit den Verhandlungen über die Regelung der Verlassenschaft L. M.s im Jahr 1787. Trotz weit überdurchschnittlicher Einkünfte hinterließ M. bei seinem Tod am 5. Dezember 1791 große Schulden; eine bereits seit 1786 geplante und mehrfach verschobene Reise nach England konnte nicht mehr verwirklicht werden. M. war auffällig klein von Wuchs; das Gesicht war durch Pockennarben entstellt, seine Gesichtsfarbe wird von seiner Schwester als gelb und ungesund beschrieben, nur seine Augen verrieten Feuer. M. suchte diese körperlichen Nachteile zeitlebens durch Frisur, Kleidung und Auftreten zu kompensieren. Auffällig ist, dass sich M. von der Wiener Zeit an nur noch im Profil malen ließ; das Familienporträt von 1780/81 (J. N. della →Croce zugeschrieben, heute im →M.-Wohnhaus ausgestellt) ist eines der spätesten Porträts, das ihn en face zeigt. Als Kind machte M. mehrfach lebensbedrohliche Erkrankungen durch; später war er ein rastloser, sich nicht schonender Virtuose und Komponist. In den letzten Lebensjahren war M. übergewichtig und litt unter Schlaflosigkeit, wahrscheinlich auch unter Alkoholmissbrauch und Depressionen; massive Geldsorgen, teils durch kostspielige, nicht standesgemäße Kuren der fast immer kränkelnden C. M, teils wahrscheinlich durch Spielsucht mitverursacht, belasteten ihn zusätzlich. M. hatte in Wien einen Freundeskreis aus professionellen Musikern, hauptsächlich aber aus musikalischen Dilettanten und liebte - wie schon in Salzburg - die Geselligkeit und alle Arten von Spielen. M. war Katholik; er stand zwar der Kirche als Institution kritisch gegenüber, blieb aber zeitlebens an Kirchenmusik interessiert; gleichzeitig war er in Wien aktiver Freimaurer, was aber seinerzeit nicht als Widerspruch zum Katholizismus angesehen wurde. Eine formale Ausbildung in Komposition hat W. A. M. nicht durchlaufen; L. M. überwachte die Fortschritte seines Sohns, griff aber nach 1768 kaum noch in dessen Kompositionen ein. Gemeinsame Kopien und Studien von Vater und Sohn finden sich aber noch bis in die Zeit um 1773. W. A. M. orientierte sich vornehmlich an praktischen Mustern, wobei ihm die vielen Reisen und die von dort mitgebrachten Musikalien von Vorteil waren. Seinem Vater schrieb er später (7. 2. 1778), dass er «so ziemlich […] alle art und styl vom Compositions annehmen und nachahmen» könne. An den Sinfonien lässt sich beispielhaft beobachten, wie er zunächst den in London gepflegten Stil eines C. F. Abel und J. C. Bach imitierte, dann auf den Reisen nach Wien das dort beliebte Menuett in seine Sinfonien integrierte, auf den Italienreisen den Stil an den dortigen Geschmack anpasste, ehe er mit den Sinfonien ab KV 162 im Jahre 1773 zu einem unverwechselbar eigenen Stil fand. Nur auf dem Gebiet der Kirchenmusik stehen Salzburger Vorbilder im Vordergrund, da das Musikrepertoire am Salzburger Dom seit dem ausgehenden 17. Jh. von lokalen Kräften dominiert wurde; nicht einmal aus Wien wurde Kirchenmusik in größerem Umfang importiert. Obwohl M. zwischen 1763 und 1780 nur etwa die Hälfte seines Lebens in Salzburg verbrachte, erweisen sich die Zeiten des Aufenthalts in seiner Geburtsstadt gegenüber den auf Reisen als kompositorisch besonders ertragreich. Nur die bis 1782 entstandenen Opern wurden nahezu ausschließlich für auswärtige Gelegenheiten komponiert. Ausnahmen sind in diesem Genre nur die beiden Serenaten «Il sogno di Scipione» KV 126 und «Il re pastore» KV 208; zudem ließ Fe. Schrattenbach «La finta semplice» KV 51 1769 in Salzburg aufführen, nachdem eine Aufführung in Wien im Vorjahr vereitelt worden war. Ein großer Teil von W. A. M.s Salzburger Schaffen besteht aus Auftragswerken und Gelegenheitskompositionen. Schon mit 11 Jahren wurde er bei prestigeträchtigen Aufträgen der Benediktiner-Univ. berücksichtigt; hierzu gehören das Schuldrama «Die Schuldigkeit des ersten und fürnehmsten Gebots» KV 35, das Intermedium «Apollo et Hyacinthus» KV 38 und verschiedene Cassationen (Finalmusiken) für Jahresabschlussfeiern; allerdings gelang es M. nicht, hieraus dauerhaft Kapital zu schlagen - in den 1770er-Jahren wurden auch M. →Haydn und der Violinvirtuose und Gelegenheitskomponist Joseph Hafeneder bei derartigen Anlässen berücksichtigt. Für das Stift →St. Peter waren offenbar unter anderem die «Dominicus-Messe» KV 66 (zur Primiz von Kajetan Rupert →Hagenauer als P. Dominicus am 15. 10. 1769) und das Graduale «Sancta Maria, mater Dei» KV 273 bestimmt, für die unmittelbar in Nähe des M.-Wohnhauses gelegene →Dreifaltigkeitskirche wahrscheinlich die «Trinitatismesse» KV 167 und eine zweite Fassung der ursprünglich 1773 für Mailand komponierten Motette «Exsultate, jubilate» KV 165. Spezifisch Salzburger Traditionen gehören sowohl die Divertimenti für Blasinstrumente in Harmoniemusikbesetzung als auch die als Nachtmusiken für Freiluftaufführungen konzipierten Divertimenti für Streicher und 2 Hörner an («Lodron'sche Nachtmusiken» KV 247 und 287, «Robinig-Musik» KV 334, «Nannerl-Septett» [mit zusätzlicher Oboe] KV 251). Auffällig ist nur die geringe Anzahl an Kammermusikwerken mit Klavier oder für Streichinstrumente allein, die während W. A. M.s Salzburger Jahren entstanden sind. Obwohl mit M.s Anstellung am fe. Hof als Konzertmeister und Hoforganist formal keine kompositorischen Verpflichtungen verbunden waren, erweist M. sich - noch vor M. Haydn - als der produktivste Komponist von Kirchenmusik am Salzburger Dom in den 1770er-Jahren. Zu nennen sind hier acht Messen (mit KV-Nummern von 192 bis 275), 4 Litaneien und zahlreiche kleinere Kirchenwerke. Nach der Ernennung zum Hoforganist kamen in den Jahren 1779 und 1780 noch die Messen KV 317 und KV 337 sowie die Vespern KV 321 und KV 339 hinzu. Eine Salzburger Besonderheit seit den 1740er-Jahren sind die sogenannten Kirchen- oder Epistelsonaten, die im Messgottesdienst (bis etwa 1783) als instrumentale Zwischenmusiken anstelle des Graduale dienten. Von M. sind 17 derartige, ausnahmslos einsätzige Kirchensonaten, teils mit obligater Orgel, erhalten geblieben. Eine bedeutende Rolle spielte am (weltlichen) Salzburger Hof die Instrumentalmusik; hierfür dürften die meisten von W. A. M.s Sinfonien, aber beispielsweise auch die 5 Violinkonzerte (1773-75) entstanden sein. Weitere Instrumentalkonzerte (u. a. für Fagott KV 191, Flöte KV 313, Oboe KV 314 und für ein oder mehrere Klaviere und Orchester) dürften eher für private Aufführungen im Tanzmeisterhaus oder für den Adel bestimmt sein; teilweise sind aber auch Aufführungen von Instrumentalkonzerten in der Kirche (z. B. in →Maria Plain am 19. 8. 1774) nachgewiesen. Vereinzelt hat M. Arien für Theatertruppen, die in Salzburg gastierten, geschrieben (z. B. KV 255 und KV 365a). Während seines Salzburger Aufenthalts im Sommer 1783 arbeitete M. an der Missa in c KV 427 (ohne sie abzuschließen), begann die Arbeit an der Oper «L’oca del Cairo» KV 422 (auf ein Libretto von G. B. →Varesco) und komponierte in Vertretung des erkrankten M. Haydn für Fe. →Colloredo zwei Duos für Violine und Viola KV 423/424. M.s Stellung innerhalb der Salzburger Musikszene ist mangels aussagekräftiger Dokumente nur schwer zu bestimmen. In der 2. Hälfte des 18. Jh.s war W. A. M. jedenfalls mit Ausnahme von M. Haydn und (mit Abstrichen) auch von L. M. der einzige in Salzburg tätige Komponist von überregionaler Bedeutung; die hochrangigen italienischen Musiker in feb. Diensten - D. →Fischietti (ab 1772; bis 1783 Titularkapellmeister), G. →Rust (1777) und L. →Gatti (Kapellmeister ab 1782) - konnten die in sie gesetzten Erwartungen als Komponisten nur teilweise erfüllen. Die Familie M. hatte durch die prestigeträchtigen und teils auch lukrativen Reisen unter Fe. Schrattenbach große Privilegien genossen, die geeignet waren, unter den Musikerkollegen Neid hervorzurufen. In der privaten Korrespondenz finden sich mehrfach abschätzige Bemerkungen über Salzburger Musiker und ihr Verhalten, die in Ermangelung anderer Zeugnisse häufig überbewertet werden, obwohl diese Aussagen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren; engere Beziehungen unter den Salzburger Komponisten pflegte die Familie M. nur zu M. Haydn, der in allen Gattungen geschätzt wurde; W. A. M. ließ sich noch nach Wien Werke M. Haydns, insbesondere kontrapunktische Kirchenstücke, nachsenden. Die Familie M. achtete streng darauf, dass ihre Kompositionen, soweit sie vornehmlich dem eigenen professionellen Gebrauch dienten, nicht zirkulierten. Nur die in und für Salzburg entstandenen kirchenmusikalischen Werke fanden im gesamten Salzburger Territorium sowie in Klöstern wie der Benediktinerabtei Lambach (OÖ.) und dem Augustiner-Chorherrenstift Heiligkreuz in Augsburg, zu denen persönliche Beziehungen bestanden, bereits ab den 1770er-Jahren Verbreitung. Die weltliche Musikaliensammlung der Salzburger Fe. war um 1800 noch intakt; sie enthielt damals noch Kopien mehrerer Opern M.s aus der Zeit bis 1775 und eine nahezu vollständige Sammlung der bis 1780 entstandenen Sinfonien in Stimmen, was von der anhaltenden Wertschätzung M.s bei Hof zeugt. Die Konflikte zwischen M. und Fe. Colloredo wurden lange Zeit nur auf der Basis von M.s durchaus tendenziösen Aussagen im Familienbriefwechsel bewertet; der aufgeklärte Colloredo war aber musikverständig und schätzte M. durchaus als Komponisten. Nach dem Tode des Vaters im Jahr 1787 forderte M. seine Schwester M. A. M. auf, die in Salzburg verbliebenen autographen Partituren nach Wien zu überstellen. Sie behielt nur Werke zurück, die sie aus unterschiedlichen Gründen als ihr persönliches Eigentum ansah. Die im Nachlass L. M.s vorgefundenen Aufführungsmaterialien von Kirchenmusik überließ sie dem Kloster Heiligkreuz in Augsburg, der Geburtsstadt des Vaters, erkannte dabei aber offenbar nicht, dass die Handschriften gar kein Familienbesitz waren, sondern zu den Beständen des Musikarchivs am Salzburger Dom gehörten und von L. M. nur im M.-Wohnhaus verwahrt worden waren. Die Gesamtzahl an genuin Salzburger Quellen nicht liturgischer Musik aus der Zeit vor 1790 in Salzburg selbst ist daher verschwindend gering (einzelne hs. Quellen finden sich im Stift St. Peter [teilweise aus dem Nachlass von M. A. M. stammend] und im Salzburg Museum). Erst mit dem Dommusikverein und →Mozarteum formierte sich 1841 eine institutionalisierte M.-Pflege; die Bibliotheca Mozartiana der Int. Stiftung →Mozarteum ist heute die größte Spezialbibliothek zu W. A. M. und seiner Familie mit wertvollen Autographen, die überwiegend über die beiden Söhne M.s, C. T. →M. und F. X. M. →M., um die Mitte des 19. Jhs. nach Salzburg gekommen sind. M.s Nachruhm setzte schon bald nach seinem Tod ein und ist bis heute ungebrochen; das M.-Bild unterliegt dabei einem beständigen Wandel. Salzburg entsann sich erst relativ spät seines großen Sohns, obwohl M. A. M. (seit 1801) und Constanze M. (seit 1824) in Salzburg lebten. Salzburg wurde aber schon in den 1820er-Jahren gezielt auf den Spuren M.s aufgesucht (u. a. von F. Schubert, V. und M. →Novello und Joseph Panny). 1842 wurde das Salzburger M.-Denkmal enthüllt, und mit der M.-Säkularfeier 1856 erlebte die bewusste Pflege des maßgeblich bereits von C. M. initiierten M.-Kults in der Stadt einen weiteren Höhepunkt. Zwischen 1877 und 1910 führten verschiedene Salzburger Institutionen, seit 1880/81 unter Federführung der ISM periodische Versammlungen («M.-Tage») und M.-Musikfeste (→Festspiele) durch. 1880 wurde ein M.-Museum in →M.s Geburtshaus eingerichtet; das Gebäude konnte 1917 durch die ISM erworben werden. Zeitweilig diente der Stiftung auch das sogenannte →Zauberflötenhäuschen als M.-Gedenkstätte. 1888 wurde die Intern. M.-Gemeinde, die bald mehr als 100 Ortsgruppen vereinte, gegründet, 1914 das sogenannte Mozarthaus, das →Mozarteumsgebäude an der Schwarzstraße, eingeweiht. 1937 wurde (nach Planungen, die bis 1931 zurückreichten) das Zentralinstitut für Mozartforschung (→Akad. für Mozart-Forschung) eingerichtet, um die angesehensten M.-Forscher an Salzburg zu binden. 1996 wurde auch das inzwischen von der ISM erworbene und rekonstruierte →M.-Wohnhaus am Makartplatz komplett als Museum in Betrieb genommen. Die beiden M.-Museen sind heute - nach der Festung Hohensalzburg - mit etwa 500.000 Besuchern pro Jahr das bedeutendste touristische Ziel in Salzburg für Individualtouristen. Die Aufführung von M.s Werken ist seit Anbeginn ein zentrales Anliegen der 1920 erstmals veranstalteten →Festspiele; seit 1956 führt die ISM jedes Jahr Ende Januar eine eigene M.-Festwoche (→Mozartwoche) durch. Die Wirkung M.s im In- und Ausland hat heute kaum noch überschaubare Ausmaße angenommen, zumal M.s Name für kommerzielle Zwecke nicht generell, sondern allenfalls für einzelne Warengruppen (aber z. B. nicht einmal für die weltweit unter der Bezeichnung →Mozartkugel vertriebenen Süßwaren) geschützt werden kann. Das von L. v. →Köchel 1862 erstellte, seither mehrfach erweiterte und aktualisierte «Chronologisch-thematische Verzeichnis sämmtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozartʼs» vermittelt, dass M.s Schaffen Werke aller musikalischen Stile und Gattungen des 18. Jh.s, vokale und instrumentale, geistliche und weltliche Werke, umfasst. Im Köchel-Verzeichnis sind ca. 90 kirchenmusikalische Kompositionen, mehr als 20 Bühnenwerke, etwa 60 dramatische Szenen und Arien, ca. 50 Sinfonien, 30 Konzerte für Klavier und Orchester, 20 für andere Soloinstrumente, ca. 50 Serenaden, Divertimenti und Cassationen, 60 Kammermusikwerke, etwa 40 Violinsonaten bzw. Variationswerke, zahlreiche Klavierwerke, Lieder, mehrstimmige Gesänge und Kanons, Tänze und Märsche, verzeichnet, von denen zahlenmäßig etwa 60 Prozent aus den Salzburger Jahren bis 1780 stammen. In der heutigen Musikpraxis spielen die Werke aus M.s Jugendzeit, mit Ausnahme einiger Sinfonien sowie der konzertanten Werke, gegenüber dem Wiener Schaffen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Schon bald nach M.s Tod kündigte der Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig 1798 eine Gesamtausgabe der Werke M.s an, die aber, wie ähnliche Projekte anderer Verlage im deutschsprachigen Raum, von vorneherein auf marktgängige Werkgruppen beschränkt blieb und dabei die Jugendwerke weitgehend ignorierte. Den Anspruch einer Gesamtausgabe erfüllte erst die sogenannte Alte M.-Ausgabe, die auf Initiative L. v. Köchels 1877-83 (mit Nachträgen bis 1910) unter Salzburger Beteiligung im Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig erschienen ist. Veränderungen in der Editionstechnik und Neuerkenntnisse zu den Quellen führten nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer neuen Gesamtausgabe, die als Neue M.-Ausgabe zwischen 1954 und 2007 (mit Nachträgen) von der ISM in Verbindung mit den M.-Städten Augsburg, Salzburg und Wien herausgegeben wurde und im Bärenreiter-Verlag Kassel u. a. erschienen ist; seit 2005 steht sie als erste aktuelle Musikergesamtausgabe überhaupt kostenfrei auch im Internet zur Verfügung. Inzwischen wird an der ISM in Verbindung mit dem Packard Humanities Institute, Los Altos/Kalifornien, an einer «Digitalen Mozart-Edition» (DME) gearbeitet, die nicht nur die musikalischen Werke, sondern auch die Briefe und Dokumente sowie die Texte zu M.s Vokalwerken umfasst.

Lit.:

  • C. Großpietsch: M. aus Gattis Händen? Geplante Frühdrucke nach Salzburger Quellen. In: Keine Chance für M.? Fe. Hieronymus Colloredo und sein letzter Hofkapellmeister Luigi Gatti. Lucca 2013.
  • G. G. Bauer: M. und Constanze 1783 zu Besuch in Salzburg, Salzburg 2012.
  • M. H. Schmid, P. Eder: M. in Salzburg. Ein Ort für sein Talent. Salzburg 2006.
  • Salzburger M.-Lexikon. Bad Honnef 2005.
  • S. Greger-Amanshauser u. a.: Mensch M.! Antworten auf die 100 häufigsten Fragen, Salzburg 2005.
  • R. Angermüller: M. 1485/86 bis 2003. Daten zu Leben, Werk und Rezeptionsgeschichte der M.s. 2 Bde. Tutzing 2003.
  • R. Angermüller, G. Geffray (Hg.): M. Bilder und Klänge. Katalog der Salzburger Landesausstellung im Schloß Kleßheim in Salzburg vom 23. März bis 3. November 1991. Salzburg 1991.
  • O. Jahn: W. A. M. Leipzig 1856-59. (Neu bearbeitet von H. Abert. Leipzig 1919-21; 1978/79).
  • G. N. Nissen: Biographie W. A. M.’s. Leipzig 1828.

U.L.