Karl-Markus Gauß
Gauß, Karl-Markus, * Salzburg 14.5.1954, Schriftsteller, Essayist, Literatur- und Kulturkritiker.
G. entstammt einer donauschwäbischen Familie. Er studierte in Salzburg Germanistik und Geschichte und publizierte zunächst literarische Essays, v.a. im #Wiener Tagebuch#. Gemeinsam mit L. →Hartinger gab er die (nicht abgeschl.) Werkausgabe Ernst Fischers im Frankfurter Sendler Verlag heraus. Seit 1991 ist er Herausgeber und Chefredakteur der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik#. Außerdem schreibt er Beiträge für überregionale deutschsprachige Tageszeitungen, u.a. für #Die Zeit#, #Frankfurter Allgemeine Zeitung#, #Neue Zürcher Zeitung#, #Die Presse# u.a.
Ein Teil seines publizistischen Interesses richtet sich auf die Wiederentdeckung und Neubewertung vergessener Autor/innen und Intellektueller, etwa in seinen Essay-Sammlungen #Tinte ist bitter. Literarische Porträts aus Barbaropa# (1988), #Das europäische Alphabet# (1997) u. #Ins unentdeckte Österreich. Nachrufe und Attacken# (1998). Besonders bekannt wurde G. durch seine Reisebücher, in denen er sich mit tw. aussterbenden, meist in den jeweiligen Ländern randständigen Völkern beschäftigt, z.B. #Die sterbenden Europäer. Unterwegs zu den Sepharden von Sarajevo, Gottscheer Deutschen, Arbereshe, Sorben und Aromunen# (2001), #Die Hundesser von Svinia# (2004, über Roma in der slowakischen Stadt Košice), #Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer# (2005), #Die fröhlichen Untergeher von Roana. Unterwegs zu den Assyrern, Zimbern und Karaimen# (2009) sowie #Zwanzig Lewa oder tot. Vier Reisen# (2017, u.a. über Moldawien). #Im Wald der Metropolen# (2010) führt u.a. in Städte wie Belgrad, Bukarest, Istanbul und Neapel – und immer wieder Wien, aber stets jenseits der touristischen Attraktionen.
Der Band #Mit mir, ohne mich# (2002) eröffnete eine Reihe von Journalen, in denen G. die unterschiedlichsten, oft kritischen Aufzeichnungen im Lauf der jeweiligen Jahre veröffentlichte; es folgten #Von nah, von fern# (2003), #Zu früh, zu spät# (2007), #Ruhm am Nachmittag# (2012) u. #Der Alltag der Welt# (2015). Viel beachtet wurde auch sein autobiographischer Band #Das Erste, was ich sah# (2013). Für sein Werk wesentlich ist außerdem die Zusammenarbeit mit Fotografen und Bildenden Künstlern, etwa mit Inge Morath, Herbert Breiter u. Kurt Kaindl.
Zahlr. Ausz., u.a. Österr. Staatspreis für Kulturpublizistik 1994, Preis der Salzburger Wirtschaft (1998), Manès Sperber-Preis für Essayistik 2006, Ehrendoktorat der Univ. Salzburg 2007, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg für Literatur 2009, Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2010, Internationaler Preis des Salzburger Kulturfonds für Kunst und Kultur 2013, Österr. Kunstpreis für Literatur 2013, Jean-Améry-Preis 2018.
Lit.:
- H. Ohrlinger, D. Strigl (Hg.): Grenzgänge: der Schriftsteller K.-M.G. Wien 2010.
- Ch. Tanzer: Im Vergessen das Gedächtnis sein. Der Essayist K.-M.G. Stuttgart 2007.
- W. Michler, K. Renoldner, N.Ch. Wolf (Hg.): Von der Produktivkraft des Eigensinns. Die Literaturen des K.-M.G. Salzburg 2017.
Ma.M.