Fatschenkindl

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Ein Fatschenkindl ist eine Jesukind-Figur in der Tradition der italienischen Bambini Gesù und des spätmittelalterlichen Kindelwiegens in den Frauenklöstern. Gegenstand privater Andacht.

Salzburger Ausprägung in Form eines barocken Wickelkindes mit konischem Körper (Holz, Wachs, Gips, Stroh), der mit Fa(t)schen aus Brokat oder Spitzen umwickelt ist. Der Kopf ist meist aus Wachs bossiert, teils hat er eingesetzte Glasaugen und Echthaarperücke. Vorläufer ist vermutlich das um 1600 entstandene Münchner Augustinerkindl, das weite Verbreitung fand.

Auch der Himmlische Bräutigam, ein sitzendes, kostbar bekleidetes Jesulein, das 1704 mit der Novizin Anna Ernestine von Thun (Nichte des Erzbischofs) auf den Nonnberg kam, oder das segnende, bekleidete Nonnberger Trösterlein (ca. 1520, das stehende Kind trägt den Sündenapfel als Hinweis auf das kommende Erlösungswerk) wirkten wohl als Vorbilder. Der Typus des Salzburger Fatschenkindl stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Fatschenkindl liegt auf einem Polster in einer Kastenvitrine. Beispiele in Klosterarbeit aus dem 19. Jahrhundert erhalten.

Fatschenkindl wurden in Salzburg in Wohnräumen und im Kirchenraum in der Weihnachtszeit anstelle einer Krippe aufgestellt. Bis heute kunstgewerblich sowie im Salzburger Heimatwerk nachgebildete Fatschenkindl, oft in eine Spanschachtel montiert, die bemalt oder mit einem Wachsstock (kunstvoll gewickelte, lange dünne Tauchkerze) verziert ist.

Siehe auch: Loretokindl, Filzmooser Kindl.

Lit.:

  • I. Loimer-Rumerstorfer: Heilige Kindln. Jesus in Andachtsgegenständen. In: L. Luidold, U. Kammerhofer-Aggermann (Hg.): Bräuche im Salzburger Land CD-ROM 1 (= SBzVK13) Salzburg 2002.
  • N. Gockerell: Il Bambino Gesù. Italienische Jesuskindfiguren aus drei Jahrhunderten, Bayerisches Nationalmuseum München 1997, S. 32f., 42ff., 80–87.

U.K.