Geld- und Münzwesen
Das erste Münzgeld wurde in Salzburg um 200 v. Chr. eingeführt. Keltische Gold- und auch Silbermünzen waren im Umlauf und im 1. Jahrhundert v. Chr. wurden in der näheren Umgebung von Salzburg auch keltische Kleinsilbermünzen geprägt. Mit der römischen Besetzung 15 v. Chr. bzw. der Errichtung der römischen Provinz Noricum unter Kaiser Claudius endete der keltische Münzumlauf in Salzburg. Das differenzierte römische Geldsystem mit Geprägen aus edlem und unedlem Metall setzte sich durch.
Der Münzumlauf brach Ende des 4. Jahrhunderts weitgehend ab, im Frühmittelalter spielte der Geldumlauf nur eine geringe Rolle. Die Münzprägung im bayerischen Raum begann kurz vor 900 unter Kaiser Arnulf von Kärnten in Regensburg. 916 prägte der aus Regensburg vertriebene Bayernherzog Arnulf „der Böse“ vorübergehend in der Stadt Salzburg Denare. Um 990 setzte dann eine kontinuierliche Münzprägung der bayerischen Herzöge in Salzburg ein, die geprägten Denare folgten dem Vorbild der bayerischen Hauptmünzstätte Regensburg. 996 verlieh Kaiser Otto III. dem Salzburger Erzbischof Hartwig das Münzrecht und ab 1009/10 waren auch die Erzbischöfe an der Münzprägung beteiligt. Neben ihnen und dem bayerischen Herzog prägten in Salzburg im 11. Jahrhundert aber auch einige deutsche Kaiser und Könige und auch der Kärntner Herzog Denare, die v.a. dem Fernhandel dienten (Fernhandelsdenare).
Im 12. Jahrhundert differenzierte sich das Münzwesen stärker, geprägt wurde im gesamten Mittelalter nach der sogenannten Hammer-Amboss-Methode. Der Erzbischof eröffnete in der zum Erzstift gehörenden Stadt Friesach in Kärnten eine Münzstätte (um 1125) und begann auch in der Stadt Laufen, dem Hauptumschlagplatz für Salz, zu münzen. Der Friesacher Pfennig lief auch im Lungau um und erlangte überregionale Bedeutung, so dominierte er zeitweise den Münzumlauf etwa in Ungarn oder Kroatien. Für die Bezahlung größerer Beträge wurden Silbergusskuchen, auch größere Silbermünzen wie der Prager Groschen und Goldmünzen verwendet.
1366 erhielt Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim von Kaiser Karl IV. das Recht, Goldmünzen zu prägen. Seine nach Florentiner Vorbild geprägten Goldgulden zeigen auf der Rückseite das Salzburger Wappen, das dann auch wieder auf den zwischen 1439 und 1461 geprägten Salzburger Pfennigen, also auch den Kleinmünzen, erscheint. Der Münzkrise in der sogenannten Schinderlingszeit versuchte Erzbischof Sigismund von Volkersdorf mit einer Wiederaufnahme der Prägung von Goldmünzen (1460/61) zu begegnen, deren Münzbilder ein Novum waren: Erstmals ließ der Erzbischof sein Geschlechtswappen auf einer Münze und auch den hl. Rupert als identitätsstiftenden Landespatron abbilden. Mit seinem Tod im Jahr 1461 enden diese Reformversuche und auch die mittelalterliche Münzprägung in Salzburg.
Nach einer Prägepause konnte durch die Förderung des Gold- und Silberbergbaus in Gastein und Rauris (Bergbau) durch Erzbischof Leonhard von Keutschach ab 1501 die Münzprägung in Salzburg wieder aufgenommen und bis zum Ende der Münzstätte 1810 ununterbrochen aufrechterhalten werden. Mit der Verpachtung der Münzprägung an den aus Franken stammenden Münzmeister Hans Thenn 1501 durch Erzbischof Leonhard von Keutschach begann für Salzburg das neuzeitliche Münzwesen. Thenn errichtete eine neue Münzstätte im Haus Badergässchen 2 / Sterngässchen 4 (daher auch Münzgässlein genannt). Nunmehr wurden in Gold Goldgulden und Dukaten und in Silber Zehn-Kreuzer, Batzen (die wichtigste größere Münzsorte) sowie Zweier, Pfennige und Heller geprägt.
Auch eine neue Münzform, die Klippe (viereckige Gold- oder Silbermünze), entstand, daneben Schau- und Denkmünzen, die kein eigentliches Verkehrsgeld waren. Dazu zählt auch der in Hall in Tirol geprägte Guldiner des Jahres 1504, Salzburgs erste Großsilbermünze, bekannt als „Rübentaler“[1]. Die drei Reichsmünzordnungen des deutschen Reiches von 1524, 1551 und 1559 waren auch für Salzburg bedeutsam, setzten sich aber nur schwer durch. 1535 erfolgte der Beitritt des Salzburger Erzbischofs zum Münzvertrag König Ferdinands mit den süddeutschen Münzherren. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts begann unter Administrator Herzog Ernst von Bayern die Zeit des Talers, einer Großsilbermünze, die auch nach ihrem Verbot durch die 3. Reichsmünzordnung im Umlauf blieb.
Bald nach 1560 ging der Bergbau und damit auch die Münzprägung deutlich zurück. Ab 1568 wurden in Salzburg v.a. Gold- und Silbermünzen nach der 3. Reichsmünzordnung geprägt. 1572 wurde der Pachtvertrag der Familie Thenn gekündigt und die Münzstätte in die Kirchgasse verlegt und in unmittelbare landesfürstliche Verwaltung übernommen. Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau ließ die Münze 1605 für den Neubau seiner Residenz abbrechen und errichtete eine neue Münzstätte im Haus Getreidegasse 19 / Universitätsplatz 9. Die Maschine des Münzwerkes wurde durch die Wasserkraft eines Nebenarms des Almkanals betrieben.
Mit Erzbischof Wolf Dietrich setzte sich der Taler endgültig durch und blieb bis zum Ende des Erzstifts die wichtigste Salzburger Großsilbermünze. Aus seiner Zeit stammen auch die ersten Salzburger Bergwerksmarken aus Gastein und Rauris, die zum Teil als Lohn für Bergwerksbeschäftigte ausgegeben wurden. Diese hatten Geldcharakter und waren bis gegen Mitte des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. Die Inflation der Kipper- und Wipperzeit (Kipper von kippen, abschneiden; Wipper von wägen), ausgelöst durch den Dreißigjährigen Krieg, führte 1620/23 zu einer massiven Münzverschlechterung. Kippermünzen von schlechter Qualität überschwemmten das Land, Kippertaler wurden 1623 auf ein Viertel des Nennwerts herabgesetzt.
Erzbischof Paris Graf von Lodron führte 1620 die Walzenprägung ein und prägte ab 1623 einen neuen, soliden Talertyp mit der Madonna als Leitmünzbild des 17. Jahrhunderts. 1662 wurde der Neubau des Hauptgebäudes der neuen Münze an der Griesgasse (1944 durch Bomben zerstört) fertiggestellt. Taschen- und Spindelwerke traten an die Stelle der Walzenprägung. Acht Guckkastenbilder von 1753–66 in St. Peter dokumentieren die Salzburger Münze und ihre technische Ausstattung. Unter Erzbischof Max Gandolf Graf Kuenburg begann die sogenannte Kleine Wipper- und Kipperzeit, 1681 wurden daher Konterstempel zur Kennzeichnung der guten Münzen verwendet. Zudem wurde eine nur in Salzburg umlauffähige, geringhaltige Münze eingeführt, die sogenannte Salzburger Landminz. Ab dem 18. Jahrhundert trat neben der regionalen Versorgung mit Umlaufmünzen die Prägung repräsentativer Münzen und Medaillen in den Vordergrund. Ab 1710 tragen Taler und Dukaten das Porträt des Erzbischofs.
Bedeutende auswärtige Stempelschneider wurden beauftragt und ab 1738 versorgten drei Generationen der Stempelschneiderfamilie Matzenkopf Salzburg mit Münzen und Medaillen. Die letzte große Änderung von Gewicht und Feingehalt der Münzen erfolgte 1754 durch die Übernahme des von Kaiserin Maria Theresia eingeführten Konventionsfußes. 1775 prägte Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo die ersten Salzburger Kupferscheidemünzen. Das österreichische Papiergeld zu Ende des 18. Jahrhunderts und die politischen Ereignisse um 1800 zeitigten negative Auswirkungen auf das Salzburger Münzwesen.
1803 übernahm Kurfürst Ferdinand von Toskana die Regierung des nunmehrigen Kurfürstentums Salzburg, die Münzprägung wurde fortgesetzt, ebenso ab 1806 nach dem Übergang an Österreich. Die Münzstätte Salzburg erhielt den für die Grazer Münze geltenden Buchstaben D als Münzstätten-Buchstaben und prägte nun österreichische Münzen. Die Franzosen prägten 1809/10 kurfürstliche und österreichische Münzen, erst unter bayerischer Herrschaft wurde die Münzstätte am 4. Dezember 1810 geschlossen, womit eine 900-jährige Prägetradition zu Ende ging.
Als Salzburg 1816 zu Österreich kam, wurde das österreichische Geldwesen übernommen, die in Salzburg übliche höhere Bewertung des Konventionsfußes blieb aber bis 1857 in Geltung, danach war auch diese letzte Salzburger Besonderheit im Münzwesen beseitigt (Numismatik).
Aufgrund des Mangels an Metallen wurden auch in Salzburg Notmünzen oder -geldscheine als Geldersatz ausgegeben. 1848/49 waren Notmünzen privater Unternehmer aus Messingblech in Hallein im Umlauf. Nach dem Ersten Weltkrieg gaben Städte und Gemeinden Papiernotgeld mit Ortsansichten im Nennwert von 10, 20 und 50 Hellern aus, um den Kleingeldmangel zu beheben. Die zum Teil von namhaften Künstlern gestalteten Notgeldscheine wurden bald zu einem beliebten Sammelobjekt, sodass der Umtausch in gesetzliche Zahlungsmittel unterblieb. Bis 1. Oktober 1921 war das Notgeld im Umlauf, dann verlor es seine Gültigkeit.
Lit.:
- R. Richter: Notgeld Salzburg. Salzburg 2016.
- U. Höllhuber u.a.: Vom römischen Denar zum Euro. Salzburg 2011.
- C. Mayrhofer, G. Rohrer (Hg.): Tausend Jahre Salzburger Münzrecht. Salzburg Archiv 21. Salzburg 1996.
- Münzen und Medaillen Salzburgs. Kat., Salzburg 1988.
- B. Koch: Kleine Salzburger Münz- und Geldgeschichte. In: Veröffentlichungen des Verbandes Österr. Geschichtsvereine 23. Salzburg 1984, S. 319–330.
- R. Landauer: Geld im alten Salzburg. Salzburg 1940.
P.F.K., Ch.S.
- ↑ Nach dem Wappen des Leonhard von Keutschach, „weiße Rübe im schwarzen Feld”