Bernhard Paumgartner

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Paumgartner, Bernhard, * Wien 14. 11. 1887, † Salzburg 27. 7. 1971, Dirigent, Komponist und Musikforscher.

Sohn des Publizisten, Pianisten und Musikreferenten Hans Paumgartner und der Sängerin und Gesangspädagogin R. →Papier. Studierte nach dem Besuch des Theresianums an der Wiener Univ. Jura (Promotion 1911), daneben Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren bei Eusebius Mandyczewski und Bruno Walter, Klavier bei Rudolf Dienzl und Horn bei Karl Stiegler. 1906 erster Kontakt mit Salzburg als Assistent G. →Mahlers beim 7. Salzburger Musikfest, »Die Hochzeit des Figaro«. Während des 1. Weltkriegs Dirigent des Wiener Tonkünstler- Orchesters, Lehrer an der Wiener Musikhochschule (Partiturspiel, Gesangslit.) und wissenschaftlicher Leiter der Musikhistorischen Zentrale des k. u. k. Kriegsministeriums: systematische Erfassung des Liedgutes im österr. Heer (Zusammenarbeit mit Konrad Mautner, Raimund Zoder, Bela Bartók, Zoltan Kodály).

Im September 1917 wurde P. als Direktor des damaligen Konservatoriums →Mozarteum nach Salzburg berufen. Mit den Salzburger →Festspielen war P. von Anfang an eng verbunden. 1920 Dirigent und Komponist bei der ersten »Jedermann«-Aufführung, auch in den folgenden Jahren Bühnenmusiken für M. →Reinhardt (u. a. »Das Mirakel«, 1925, »Der Diener zweier Herren« und »Turandot«, 1926. »Sommernachtstraum«, 1927, »Faust«, 1933). 1921 dirigierte er das 1. Orchesterkonzert, die 1. →Mozart-Serenade im Hof der →Residenz und im →Dom Mozarts Requiem (1. Konzert geistlicher Musik bei den Festspielen), seit 1927 in der Stiftskirche →St. Peter die c-Moll-Messe Mozarts; 1949 begründete er die →Mozart-Matineen. Die von ihm durchgesetzte Verstaatlichung des Konservatoriums sicherte (ab 1922) den Fortbestand der Musikschule. 1925 wurde P. zum Prof. ernannt, 1937 Hofrat. Am 16. 8. 1938 wurde P. seines Amtes als Direktor des Mozarteums enthoben. Während des 2. Weltkriegs hatte er von der Wiener Univ. einen Forschungsauftrag in Florenz (ital. Musikgeschichte und die Anfänge der Oper) und hielt in Braunwald (Schweiz) Musikkurse.

Bereits 1945 wurde er wieder als Leiter des Mozarteums eingesetzt (»Generalintendant«). Anlässlich der Erhebung zur Akademie 1953 wurde P. der erste Präsident des Mozarteums (bis zu seiner Emeritierung 1959). Bereits Ende der 20er Jahre hatte P. ein »Mozart-Orchester« gegründet, mit dem er auf Tourneen den »Salzburger Mozart-Stil« bekanntmachte. Seine wichtigste Ensemblegründung war 1952 die →Camerata Academica des Mozarteums, mit der er in zahlreichen Konzerten, auf Tourneen und mit Plattenaufnahmen seinen bahnbrechenden Aufführungsstil Mozartscher Werke in Europa, USA und Japan bekanntmachte. Von 1960 bis zu seinem Tod war P. Präsident der Festspiele. Die →Univ. ehrte ihn 1967 mit dem Ehrendoktorat.

In zahlreichen Vorträgen, Reden und Schriften befasste sich P. vor allem mit den Themenkreisen Mozart, Salzburg, Festspiele und Aufführungspraxis, J. S. Bach (1950) und mit F. Schubert (1979). Er besorgte Ausgaben literarischer und musikalischer Werke, u. a. L. Mozarts Briefe an seine Tochter (gemeinsam mit O. E. Deutsch, 1936); Ch. Burneys musikalische Reise durch das alte Österreich (1948); L. Mozart, Violinschule (1923); W. A. Mozart, La finta semplice (1955), Idomeneo (1955), Der Schauspieldirektor (1954), A. Corelli, 12 Sonaten für Violine und B. c. (1952); J. Haydn, Die 3- und 4st. Gesänge (1951); E. de’Cavalieri, Rappresentazione di anima e di corpo (1970). Er komponierte Bühnenwerke, u. a. »Die Höhle von Salamanca « (UA Dresden 1923), Schauspielmusiken, Instrumentalwerke, Chöre und Lieder. Bereits zu seinen Lebzeiten verkörperte B. P. ein Stück Musikgeschichte des 20. Jh.s, das er in seinen Erinnerungen vermittelte.


Lit.:

  • B. P.: Erinnerungen. Salzburg 1969. Zweite revidierte Auflage 2001.
  • G. Croll (Hg.): B. P. Künstler und Forscher. Salzburg 1971.


E.St.