Eduard Paul Tratz

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Tratz, Eduard Paul, * Salzburg 25. 9. 1888, † Salzburg 5. 1. 1977, Zoologe, Museumsdirektor.

T., begeisterter Ornithologe und Sammler von Tierpräparaten, gründete aus privaten Sammlungen 1924 das →#Haus der Natur#, dessen Direktor er wurde und das seit 1959 im ehem. Ursulinenkloster untergebracht ist. Er machte das Haus zum größten Salzburger Museum und zu einem der bestbesuchten Museen Europas. T. ist Verfasser von über 300 wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Publikationen und war Präsident des Naturschutzbundes Österreich. Sein Wirken wurde bereits zu Lebzeiten durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt. In den 1990er Jahren wurde T.s Rolle im Nationalsozialismus zum Gegenstand öffentlicher Diskussion und historischer Analyse. T. hatte nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland die Integration des #Hauses der Natur# in die SS-Forschungsgemeinschaft #Ahnenerbe# betrieben. Er selbst wurde zum SS-Hauptsturmführer ehrenhalber ernannt und unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu #Ahnenerbe#-Geschäftsführer Wolfram Sievers. T. äußerte sich mündlich und schriftlich ideologisch linientreu und beteiligte sich aktiv an der Requirierung von Exponaten in den militärisch besetzten Gebieten Osteuropas. Das Programm einer Arbeitsbesprechung im Beisein Heinrich Himmlers in Salzburg am 8. März 1944 legt T.s Kenntnis von Menschenversuchen durch die Angehörigen des SS-#Instituts für wehrwissenschaftliche Zweckforschung# nahe. Die öffentliche Diskussion im Gefolge eines Gutachtens des Salzburger Historikers Robert Hoffmann führte zur posthumen Aberkennung verschiedener Ehrungen, so etwa T.s Ehrendoktorat an der Universität Salzburg und seiner Ehrenbürgerschaft.

Lit.:

  • E. Stüber: Nekr. in: MGSLK 118, 1978, S. 423 ff.
  • R. Hoffmann: Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS, in: Zeitgeschichte 35 (2008) H. 3, S. 154 -175.

R.R.H., M.K.