Schulbau

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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In der Gründerzeit kommt es zu einem Schulgründungs- und Schulbau-Boom, der den schon unter Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo erweiterten Bestand an Schulbauten (Schulwesen) wesentlich ergänzte.

Die wichtigsten sind: 1847 Borromäum (1912 Neubau in Parsch von Matthäus Schlager), 1851 Gründung der Realschule (Neubau 1873 Rudolf Bayer, abgebrochen 1969), 1875 Gewerbeschule (1900 Neubau am Rudolfskai geplant von Franz Drobny), 1888 Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare, 1893 Volksschule St. Andrä und 1896 Volksschule Mülln (beide Franz Drobny), 1903 Volksschule der Vöcklabrucker Franziskanerinnen (Jakob Ceconi, Kapelle und Altäre unter Mitarbeit von Karl Pirich), 1905 Bürgerschule Maxglan, 1905 Volksschule Nonntal und 1906 Saalfelden (beide Josef Schubauer), 1906 Handelsschule Paris-Lodron-Straße, 1913 Ausbau Schule und Kloster der Halleiner Schulschwestern (heutige Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe), 1929/30 moderner Zubau eines Mädchenpensionats zu der 1927 in einem Bestandsbau gegründeten Schule für Weiß- und Kleidernäher, heutige Modeschule Hallein (Hans Steineder, bereits 1931 aufgestockt und erweitert).

Paul Geppert d. Ä. ist zur Zeit des Jugend- und Heimatschutzstils sowie beginnender Sachlichkeit (dazu zählt auch 1931 Plainschule) mit 12 Schul(um)bauten der wichtigste Schulbauarchitekt in Salzburg: Puch 1906, Golling 1908, Oberalm 1908 und 1926, Bad Gastein 1911, Ramingstein 1912, Bad Hofgastein 1924, Mattsee 1925, Gnigl 1927, Bischofshofen 1928, St. Johann im Pongau und Mariapfarr 1929. Geppert vollzog dabei die Entwicklung vom ärarischen, kasernenartigen Amtsgebäude zu einer eigenen Typologie (z.B. mit integrierter Galerie-Turnhalle) mit hohem architektonischem Anspruch. Die Nachkriegszeit begann mit Wiederaufbauten (z.B. 1947 Volksschule der Vöcklabrucker Franziskanerinnen durch Hans Steineder), bevor ein zweites, intensives Schulbauprogramm einsetzte.

Die besten Neubauten der 1950er Jahre sind – neben Erich A. Horvaths konservativer Zentralberufsschule, 1951, das Mädchenrealgymnasium in der Josef-Preis-Allee, 1957 von Wilhelm Hubatsch und Franz Riedl, der Annahof, 1959 von Anton Frisch, Hermann Rehrl jun. und Max Ripper sowie der Neubau der Ursulinenschule in Elsbethen, 1957 durch Guido Gnilsen und Erich Eisenhofer. 1959 entstand in Strobl Österreichs erste Hallenschule von Viktor Hufnagl; in Salzburg folgten weitere Beispiele dieses neuen Schultyps erst Ende der 1960er Jahre. Zu dieser Zeit setzten Rudolf Raffelsberger, ehem. Leiter des städtischen Hochbauamtes (1962 Allgemeine Sonderschule und Volksschule Parsch, 1961 Knaben Haupt- und Volksschule Lehen, 1960 Mädchen Volksschule Maxglan, 1970 Hauptschule Liefering), aber auch verschiedene Arbeitsgemeinschaften beachtliche Schulbauten um: Ensemble des Werkschulheimes Felbertal bei Ebenau Otto Prossinger, Eberhard Knoll und Othmar Egger, 1965; Schulanlage Akademiestraße Willi Reichel und Hans Riedl, 1968; Volks- und Hauptschule Taxham Fritz Kohlbacher, Hermann Liebl, Rudolf Scheiber, 1968–70; Volksschule Herrnau Sepp Weissenberger und Walter Ratschenberger, 1969.

In den 1970er und 1980er Jahren setzt sich der Typus der Hallenschulen durch: 1970 Hauptschule und Kindergarten Parsch Wolfgang Soyka und Georg Aigner; 1971 HAK/HAS Wolfgang Soyka und H. Rauth-Maiacher; 1972 Erweiterung Volksschule Aigen Klaus Franzmair; 1975 Berufsschule Itzling Wolfgang Soyka und Georg Aigner; 1972 Pestalozzischule und 1975 Volksschule Lehen I und II Sepp Weissenberger und Walter Ratschenberger; 1976 Akademisches Gymnasium Fritz Kohlbacher, Hermann Liebl und Rudolf Scheiber (Aufstockung und Sanierung 2016 durch Thomas Zinterl/Gonçalo Byrne Arquitectos); 1979 Volksschule Schallmoos Gerhard Zobl; 1985 Erweiterung Volksschule Itzling Fritz Brandstätter; 1985 Neubau HTL Hermann Liebl und Rudolf Scheiber; 1986 Berufsschule III und II am Makartkai Erich Horvath; das Musische Gymnasium (1988 Gerhard Molzbichler) schließt mit seinen postmodernen Zitaten diese Phase ab. Tatsächlich bietet der Schulbau dieser Jahrzehnte keine Spitzenleistungen, zeigt aber baukünstlerische Ansätze und einen hohen Gebrauchswert.

Der Schulbau der ersten beiden Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts ist von Um- und Erweiterungsbauten gekennzeichnet, um neuen Anforderungen wie Ganztagesbetreuung oder neue pädagogische Bedürfnisse abzudecken. Die wichtigsten sind: Volksschule und Hauptschule Taxham, Ausbau mit Kinder- und Jugendhort (Flöckner Schnöll, 2000, Architekturpreis des Landes Salzburg), Hauptschule Neukirchen am Großvenediger (Fritz Lorenz, 2002), Hauptschule Hallein-Burgfried (Karl Thalmeier, 2002), Pädagogische AkademieBundesoberstufenrealgymnasium (Fasch & Fuchs, 2003), BG Nonntal, Aufstockung und Turnhallenzubau (Hansjürg Zeitler, 2004), SPZ (Sonderpädagogisches Zentrum) Hallein (kadawittfeldarchitektur, 2005, Architekturpreis des Landes Salzburg 2006), Hauptschule + Bundesoberstufenrealgymnasium Mittersill (kadawittfeldarchitektur, 2006), HAK/HAS (one room, 2007), Landwirtschaftliche Fachschulen Winklhof (Martin Strobl, 2007 und Lechner Lechner Schallhammer, 2014), Volksschule Kuchl (kadawittfeldarchitektur, 2007), Hauptschule St. Johann und Bundesoberstufenrealgymnasium Bad Hofgastein (beide Karl Thalmeier, 2007 sowie 2008), HTL/HBLA Saalfelden (Peter Schwinde, 2008).

Die Erweiterung der Tourismusschule Bad Hofgastein von Fasch & Fuchs erhielt den Architekturpreis des Landes Salzburg 2010. Landwirtschaftliche Fachschule Tamsweg (Wolfgang Schwarzenbacher, 2012), HTL Salzburg (kleboth lindinger dollnig, 2015). Es entstehen nur wenige Neubauten und auch diese sind häufig Erweiterungen bestehender Komplexe wie Bundesschulzentrum Tamsweg (Thomas Zinterl/Gonçalo Byrne Arquitectos, 2001–03), die PTS (Polytechnische Schule) Mattsee (ARGE Ertl Tscherteu, 2009). Die Öko-Hauptschule samt Dreifachsporthalle in Straßwalchen von Wolfgang Schwarzenbacher stellt bereits 2001/02 Solartechnologien in den Fokus; eine Ausnahme vom durch die öffentliche Hand geprägten Schulbau stellt die 2008 eröffnete private St. Gilgen International School von Alexander Eduard Serda dar. HAK/HAS/PTS Oberndorf (Andreas Bremhorst und Christoph Karl, 2012 nach Abbruch), Volksschule Thalgau (Forsthuber Martinek, 2013 nach Abbruch) und Bundesoberstufenrealgymnasium Oberndorf (MEGATABS architekten, 2017).

Gegenwärtig werden zwei Schulkomplexe neu gebaut oder erweitert: Volksschule Gnigl bzw. Bildungscampus Gnigl (nach Abbruch des Schulgebäudes von 1927) als neuartige Cluster-Schule in Kombination mit Kindergarten durch Storch Ehlers Partner sowie das seit 1955 im ehemaligen Kasernenbau (1899 Jakob Ceconi) befindliche Christian-Doppler-Gymnasium von stöckler gruber architekten.

Lit.:

  • O. Kapfinger, R. Höllbacher, N. Mayr: Baukunst in Salzburg seit 1980. Salzburg 2010.
  • N. Mayr: Die Baukultur im Zeichen von Wiederaufbau und Wirtschaftswachstum. In: E. Hanisch u. R. Kriechbaumer (Hrsg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube. Wien 1997, S. 481-553.
  • R. Raffelsberger: Der Schulbau. In: Der Aufbau. Themenheft zu Salzburg. Wien. 1961, S. 531-535.

J.B.