Verlagswesen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Version vom 14. November 2016, 12:29 Uhr von Andreas Sanders (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „'''Verlagswesen'''. Eine umfassende Bibliographie der Salzburger Drucke und eine Salzburger Verlagsgeschichte fehlen bis jetzt. Das rechtfertigt eine ausführl…“)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Verlagswesen. Eine umfassende Bibliographie der Salzburger Drucke und eine Salzburger Verlagsgeschichte fehlen bis jetzt. Das rechtfertigt eine ausführlichere Darstellung.

Buchdrucker-Verlage

Der erste Salzburger Druck ist ein Blatt mit Gebeten aus dem Jahr 1520. Der erste nachweisbare Buchdrucker in Salzburg ist H. →Baumann, der als erstes Werk den »Lobspruch auf Salzburg« (1550) von H. →Sachs druckte und mit interessanten autobiographischen Zusätzen versah. Darin druckte er die »Bergwerksordnung von 1551« und ein »Traktat des →Paracelsus über die Pestilenz« (1554). Zwischen 1561-92 bestand wahrscheinlich keine Druckerei in Salzburg. Ab 1592 war Konrad Kürner († 1619) in Salzburg tätig. Auf ihn geht die älteste heute noch bestehende Salzburger Druckerei, die Firma Anton Pustet, zurück. Trotz der Gründung der →Univ. (1622) verkaufte sein Sohn Gregor Kürner die Druckerei an Christoph Katzenberger, der sie als »Hof- und akademische Buchdruckerei« von 1631 bis zu seinem Tod 1653 führte. Seine Witwe heiratete 1656 Johann Baptist Mayr, der bis zu seinem Tod 1708 Buchdrucker und Buchhändler war, neben Salzburg auch in Laibach. Sein 52jähriges Wirken machte ihn zum »ersten Großmeister der Salzburger Typographie«. Von seinen ca. 200 weitgehend wissenschaftlichen Druckwerken sei hier nur F. →Dückhers »Saltzburgische Chronica« (1666) erwähnt, sie ist die erste Salzburger Landesgeschichte in dt. Sprache. J. B. Mayr druckte und verlegte auch die Werke des Barockdichters S. →Rettenbacher. Das Mayrsche Druck- und Verlagshaus gehörte zu den wichtigsten Publikationszentren der Barockzeit in Österreich. Auf J. B. Mayr folgte sein Sohn Johann Josef Mayr. Nach einem schweren Zensurkonflikt (1773) mit Eb. →Hieronymus Colloredo mussten die Erben J. B. Mayrs das blühende Unternehmen an das Salzburger Waisenhaus verkaufen, das die Druckerei bis 1789 besaß. Seit 1775 war Franz Xaver Duyle Geschäftsführer, 1789 kaufte er die Druckerei und führte sie bis 1804. Bis 1853 blieb sie im Besitz der Familie Duyle, über mehrere Zwischenbesitzer gelangte sie 1863 an Anton Pustet. Zu den wichtigsten Titeln der Ära Duyle zählen u. a. J. Th. →Zauners »Chronik von Salzburg« (11 Bde., 1796-1826) und zahlreiche Bücher des Pädagogen und Historikers F. M. →Vierthaler. Bedeutend war auch der Druck von Zeitungen und Zeitschriften, u. a. »Theater-Wochenblatt für Salzburg«, »Salzburger Zeitung«, »Salzburger Intelligenzblatt«, »Gelehrte Zeitung« und →»Oberdeutsche Allgemeine Litteratur-Zeitung« durch diese Druckerei.

Eine weitere Druckerei gründete 1666 Melchior Haan aus Straubing, er wurde »Landschafts- und Stadtbuchdrucker« in Salzburg, während J. B. Mayr »Hof- und Univ.-Buchdrucker« blieb. Haan verlegte u. a. zahlreiche Werke von →Abraham a Sancta Clara.

1785 kaufte Franz Xaver Oberer die ehemals Haan’sche Druckerei, er druckte u. a. L. →Hübners topographische Werke über Salzburg (1792 und 1796) und die »Medizinisch Chirurgische Zeitung« (1790-1820), hg. von J. →Hartenkeil. Sein Sohn J. →Oberer führte 1831 die Lithographie in Salzburg ein. Besondere Geschäftserfolgewaren Landschaftsserien (z. B. »Darstellungen aus den Hochlanden Tirols, Salzburgs und des Salzkammerguts«, 1841-43). Diese Druckerei bestand bis 1943.

Kaspar Zaunrith aus Mondsee kam 1771 nach Salzburg, wurde Buchhändler und kaufte 1788 von J. J. Mayrs Erben die Mayrsche Buchhandlung. Zaunrith war zuerst Buchhändler, dann erfolgreicher Verleger (er ließ auch außerhalb Salzburgs drucken), 1801/02 erhielt er die Genehmigung für eine eigene Druckerei. Zaunrith selbst und seine Druckerei fielen dem großen Stadtbrand von 1818 zum Opfer. 1834 errichtete sein Sohn Leopold eine neue Druckerei, nannte sie nun »Zaunrith’sche Druckerei«, druckte ab 1835 die »Salzburger Zeitung« und stellte sich mit dem Werk »Der Fremde in Salzburg« (1836) in den Dienst des beginnenden Fremdenverkehrs. Nach mehreren Zwischenbesitzern erwarb der Salzburger Preßverein die Druckerei, die als »Salzburger Druckerei« weiterbesteht.

1865 gründete Friedrich Keyl eine Druckerei, die 1870 R. →Kiesel kaufte. Diese Firma druckte bis 1978 das »Salzburger Volksblatt«. 1882 errichtete Eduard Angelberger eine Druckerei, die von 1922-70 Ernst Müller gehörte. Aus der 1895 von Anton Halauska gegründeten Druckerei ging 1910 die »Graphia« hervor (1934 konfisziert). Um die Jahrhundertwende gab es in der Stadt Salzburg sechs Druckereien, heute sind es zwölf. In Stadt und Land bestehen 87 Druckereien, davon 42 mit voller Konzession, 29 eingeschränkt auf einfache Verfahren und 16 Reproanstalten.

Notendruck

Die Salzburger Drucker leisteten auch beim schwierigen Druck von Noten Beachtliches. Der erste nachweisbare Notendruck (ein Missale von 1605) stammte aus der G. Kürnerschen Offizin, 1634 erschien dort S. →Bernardis »Encomia sacra«. Kürners Nachfolger Chr. Katzenberger druckte 1649 A. →Megerles gewaltige »Aramusica«. Von größter Bedeutung für den Salzburger Notendruck wurde J. B.Mayr, der u. a.Werke von A. →Hofer, H. I. F. →Biber und J. B. →Samber druckte. Im 18. Jh. verloren die Salzburger Druckereien offenbar ihre Leistungsfähigkeit, viele Kompositionen wurden in Augsburg und in Nürnberg verlegt und gedruckt. Anfang des 19. Jh.s nahmen sich F. X. Duyle und B. →Hacker vor allem der Kirchenmusik, Lieder und Männerchöre an.

Buchhändler-Verlage

Zur Gruppe der »Buchhändler-Verleger« gehörten u. a. der »Verlag der Mayrischen Buchhandlung«, der 1873-1980 das »Salzburger Adreßbuch« und den »Salzburger Amtskalender« herausbrachte, und der »k. k. Hofbuchhändler« Heinrich Dieter, der u. a. eigene Lyrik und Mundartgedichte verlegte. Ferner führte die Buchhandlung Eduard Höllrigl, gegründet 1594, die älteste Buchhandlung Österreichs, bis vor kurzem einen kleinen Verlag, ebenso die Buchhandlung Mora. Im Verlag der 1929-72 bestehenden Buchhandlung Erich Grießenböck fanden sich heimatkundliche Schriften und kleinere literarische Werke. Nach wie vor führt eine Reihe der 72 in Salzburg tätigen Buchhandlungen, die sich auf 33 von insgesamt 119 Gemeinden verteilen, einen Verlag. Insgesamt sind gegenwärtig 77 Verlage in Salzburg gemeldet.

Verlage

Der »Akademische Gemeinschaftsverlag« begann 1948 mit einer Reihe »Stimmen des Abendlandes« und schuf mit der Reihe »Heimat im Herzen« eine Hausbücherei der Vertriebenen. Eine Weinheber-Ausgabe, das Erinnerungsbuch »Bekenntnis zu Josef Weinheber« und einige Romane Knut Hamsuns rundeten das Programm des bis in die frühen 50er Jahre bestehenden Verlages ab.

»Alfred Winter Verlag«, gegründet 1973/74, begann mit dem Schwerpunkt moderne Literatur (u. a. W. →Kappacher, Marie-Thérèse Kerschbaumer, E. →Einzinger). Derzeit vor allem Salisburgensien, Volkskultur, vereinzelt Kunstbücher. Neben den erfolgreichen Büchern des Salzburgers L. →Kohr (Alternativ- Nobelpreis-Träger) wendet sich der Verlag auch Büchern zu, die eine neue spirituelle Phase ankündigen.

Der »A. Polst-Verlag« ging aus der scharf antisemitischen Zeitschrift »Deutschvölkische Arbeit. Kampfblatt für Germanische Weltanschauung« (1920-23), hg. von Anton Polst-Ewald, hervor. Er bestand von 1921 bis mindestens 1937. Autoren u. a. Adolph Johann Fischer und K. →Schoßleitner mit Romanen. Der Verlag konkurrenzierte mit einem »Neuen Salzburger Adreßbuch« das alteingeführte des Verlags der Mayrischen Buchhandlung.

Der Verlag »Das Bergland-Buch« wurde 1929 als Betriebszweig des Druck- und Verlagshauses R. Kiesel in Salzburg gegründet. Er gehörte zum Bergland-Konzern (Familien-AG. der Familien Kiesel, Glaser, Buchroithner und Rutzinger), der die Druckerei R. Kiesel mit dem »Salzburger Volksblatt« und der »Oö. Tageszeitung«, die Wagnersche Universitätsbuchdruckerei in Innsbruck mit den »Innsbrucker Nachrichten« und der »Neuesten Zeitung« (speziell für Vorarlberg) und die Deutsche Vereins-Druckerei in Graz mit dem »Grazer Tagblatt« umfasste. Als Beilage zu allen Zeitungen erschien die reich bebilderte und gut redigierte Monatszeitschrift »Bergland«. Mit einem Buchklub hatte der Verlag insofern Ähnlichkeit, als die Abonnenten der fünf Zeitungen (und weiterer Nebenzeitungen) die monatlich erscheinenden Bände des Verlages vorbestellen konnten. Dieses Subskriptionssystem ermöglichte neben genauer Auflagenplanung, schnellerem Geldrückfluss und gezielterer Auslastung der Druckerei einen niedrigen Buchpreis bei guter Ausstattung. Mit etwas höheren Preisen wurden die Bergland-Bücher auch im Buchhandel vertrieben. Hauptstütze des Verlages war bis 1938 der Export nach Deutschland mit 70 Prozent der Produktion, 5 Prozent gingen ins übrige Ausland, lediglich 25 Prozent blieben in Österreich. Ein breites Programm spannte sich vom wissenschaftlichen Sachbuch über geschichtliche Werke zur Lyrik und zum Roman. Von Ludwig Anzengruber, Felix Braun, Hans Flesch-Brunningen, Alfons Petzold, Felix Salten, Friderike Maria Winternitz, von H. →Deißinger, F. K. →Ginzkey bis hin zu Robert Hohlbaum und K. →Springenschmid reichte der Bogen der Namen. Der Verlag pflegte heimische Autoren, machte vergriffene Werke wieder zugänglich und förderte junge Talente. Weltanschaulich war er ein führender deutschnationaler Verlag. Nach 1945 erschienen die erfolgreiche Reihe der Bergland-Klassiker sowie zahlreiche Tier-, Jagd- und Bergbücher. Die wissenschaftliche Tradition wurde weitergeführt (z. B. mit der »Literaturgeschichte« von Adalbert Schmidt). Mit den »Tieck-Büchern« übernahm der Verlag eine erfolgreiche ausländische Buchreihe. Der wirtschaftliche Niedergang des Druckhauses Kiesel in den 70er Jahren hatte auch für den Verlag Folgen. Nach Auszug (1983) aus dem architektonisch bedeutenden Industriebau firmiert der Verlag nun unter dem Namen »Bergland Handels-, Werbe- und Vertriebsges. m. b. H.«. Den Hauptteil des derzeitigen Programmsmachen Sachbücher, Salisburgensien und Geschenkbände aus, der Bereich Alpinistik und Jagd wurde aufgelassen. In den Jahren 1929 bis 1980 erschienen im Verlag »Das Bergland-Buch« etwa 750 Titel, er zählte zu den größten Verlagen Salzburgs.

»Druckhaus-Nonntal-Bücherdienst« ist der Verlag des Druckhauses Nonntal, gegründet 1983, im Besitz der Erzabtei →St. Peter. Vor allem spezialisiert auf Faksimile-Drucke von Salisburgensien, z. B. L. Hübner: »Topographie von Salzburg«, Stadt und Land, zusammen 5 Bde. F. M. Vierthaler: »Reise und Wanderungen durch Salzburg«, 3 Bde. Ebenfalls hervorragende Leistungen sind »Österreich-Ungarn, die Donaumonarchie in historischen Dokumenten«, 3. Aufl., mit originalgetreuer Wiedergabe etwa der damals gebräuchlichen Banknoten, Fahrpläne, Karten etc., und das Werk »Nationalpark Hohe Tauern«, 3 Bde., von Roland Floimair (Text) und Wolfgang Retter (Bilder), das unter der Patronanz des Alpenvereins erscheint. Druckhaus und Verlagstätigkeit 1995 eingestellt. Seit 29. 11. 1996 Fernsehhaus für »Salzburg TV« und Medienzentrum.

Im »Edelweiß-Verlag«, der in Salzburg in den 20er Jahren existierte, erschienen u. a. Volkserzählungen, Dramen für Laienbühnen und Kinderstücke.

Der Salzburger »Festungsverlag«, gegründet 1945 von Alois Hofmann und Wolfgang Schaffler, verlegte bekannte Autoren der literarischen Tradition, historische Romane, Bauern-, Heimat-, Zukunfts- und Kriminalromane, Märchen- und Tierbücher. 1946-54 gab er die interessant aufgemachte und gut redigierte illustrierte Zeitschrift »Alpen-Journal« heraus (Schriftleiter Wolfgang Schaffler), 1956 trennte sich Wolfgang Schaffler vom Festungsverlag und gründete den Residenz Verlag.

Der »Friedensverlag«, 1946 von Ferdinand Wessiak in Großgmain gegründet, war bis etwa 1955 aktiv. Neben Berg- und Heimatromanen brachte er Werke im Sinne der Völkerverständigung und des Friedens.

»Grigat-Verlag«, Ebenau bei Salzburg, bestand in den frühen 30er Jahren, Eigenverlag des Lyrikers J. →Haringer. Es erschien u. a. sein Gedichtband »Der Reisende oder die Träne« (1932).

»Hellbrunn-Verlag«, nach 1945 gegründet, widmete sich der Literatur der Heimatvertriebenen, auch dem Sachbuch und der Unterhaltungsliteratur. Seit 1947 war u. a. Arthur Heinz Lehmann mit seinen erfolgreichen Pferdebüchern (z. B. »Hengst Maestoso Austria«, 1948) Verlagsautor. Bestand bis in die fünfziger Jahre.

Der »Jgonta-Verlag« (gegründet 1945 von Josef Reitsamer) widmete sich neben einem belletristischen Programm auch der Wissenschaft. In der Reihe »Das geistige Österreich« erschien z. B. Albert Auers »Theologisches Denken als Bedeutung der Zeit« (1946). Bestand bis in die 70er Jahre, Verlagstätigkeit aber nur bis in die 50er Jahre.

»MM-Verlag«. Salzburg-Führer (Stadt Salzburg, Festung, Hellbrunn etc.), Schriften für den Fremdenverkehr und Kalender sind im wesentlichen die Produkte des 1962 von Friedrich Mayr-Melnhof gegründeten MM-Verlages. Ein Band mit Texten des Autorenwettbewerbes aus Anlass der Feier »700 Jahre Stadtrecht in Salzburg« (1987) schlägt die Brücke zur Literatur.

Die »Neue Verlaggesellschaft Mirabell« wurde um 1950 gegründet, neben Nacherzählungen der Bibel für Kinder auch Kunstbände, z. B. über S. →Stief von L. Hofmann.

»Österreichischer Kulturverlag«, gegründet um 1948, »hat sich die Pflege des österreichischen Nationalbewußtseins zur Aufgabe gemacht«. Neben Gedicht- und Humoranthologien gab er u. a. eine »Volkstümliche Kulturgeschichte Österreichs«, »Das Handbuch des Österreichers«, C. F. Hraudas: »Die Sprache des Österreichers« und 1949-75 die Zeitschrift »Die österreichische Nation. Blätter für österreichische Erneuerung« heraus.

»Otto Müller Verlag«. Im Juli 1937 von Otto Müller gegründet, der seit 1930 den Pustet- Verlag geleitet hatte, erlebte der Verlag nach Behinderungen im Krieg einen stetigen Aufschwung. Autoren wie Alja →Rachmanowa, Elisabeth Langgässer und J. →Leitgeb brachten Erfolg. 1938 konnte der Verlag die Rechte am Werk G. →Trakls erwerben, 1947 gewann er K. H. →Waggerl als Autor. 1950 wurde Giovanni Guareschis heiterer Roman »Don Camillo und Peppone« zu einem nachhaltigen Erfolg. Bereits 1949 bezog der Verlag sein neues Haus in der Ernest-Thun-Straße. 1953 erschien der erste Band der Weinheber-Gesamtausgabe. Otto Müller starb 1956, doch konnte der Verlag den schweren Verlust überwinden. Die Schwerpunkte Theologie/Religionswissenschaft, Geisteswissenschaft und zeitgenössische Lyrik und Literatur wurden um Psychologie und Fotografie erweitert. 1957 wurde mit der Edition der Schriften der hl. Hildegard v. Bingen begonnen, 1957-74 erschien Heinz Kindermanns 10bändige »Theatergeschichte Europas«. Als »Trakl-Verlag« etablierte sich der Otto Müller Verlag 1969 mit der hist.-krit. Ausgabe der Werke und Briefe G. Trakls (vermehrte Neuaufl. Herbst 1987), 1970 erschienen K. H. Waggerls »Sämtliche Werke« (2 Bde.). Seit 1970 ff. erscheint die neue Weinheber- Gesamtausgabe (geplant auf 7 Bde.).

H. →Sedlmayrs berühmte kulturkritische Analyse »Verlust der Mitte« wurde 1948 publiziert. Nachhaltig sind und waren die Bemühungen um die zeitgenössische Lyrik: Christine Lavant, Christine Busta, Th. →Bernhard, H. C. →Artmann, J. →Schutting sind zu nennen. Zwei wichtige Persönlichkeiten des literarischen Lebens begleiteten den Verlag: Ludwig von Ficker, von dessen Briefwechsel (4 Bde.) der erste Band 1986 erschienen ist, und Gerhard Fritsch, dem Verlag als Autor (»Moos auf den Steinen«), Lektor und Herausgeber (1958-69) verbunden. Auf ihn geht die repräsentative Zeitschrift für österr. Literatur »Literatur und Kritik« (1966 ff.) zurück, die seit 1991 von Karl- Markus Gauß geleitet wird. Seit Jahrzehnten prägt der Otto Müller Verlag die Salzburger Verlagslandschaft entscheidend mit. Der seit 1986 von Arno Kleibel geleitete Verlag führt neben den traditionellen Bereichen eine Fotoband-Reihe und die „Jiddische Bibliothek“. Der »Pfad-Verlag« (Inhaber Ernst Ziegeleder), ging 1947 aus einem bereits 1945 gegründeten Verlag für Pfadfinder-Literatur hervor; er widmete sich bes. dem Jugendbuch österr. und speziell Salzburger Autoren. 1960 übernahm er den Münchner Karl Gordon-Verlag. Seit damals brachte er hauptsächlich Reiseliteratur, Salzburg-Führer, Anthologien und vor allem die Publikationen des Salzburger →Stadtvereins heraus.

Der »Pilgram-Verlag« übersiedelte etwa 1948 von Linz nach Salzburg, er nahm sich der gängigen Literatur an. Es erschienen u. a. Franz Tumlers Heimkehrerroman »Heimfahrt«, eine Josef-Weinheber-Biographie von Josef Finke, historische Romane von Mirko Jelusich und Bruno Brehm.

»Pustet Verlag«. Im November 1863 kaufte Anton Pustet aus Passau die auf Konrad Kürner zurückgehende älteste Salzburger Druckerei und verlegte Gebetbücher (Hausiererhandel), die er zuerst in Passau, dann in Salzburg druckte. Die Zahl der Verlagswerke stieg, bekannt wurde die Zeitschrift »Katholische Warte« (1885-97). 1922 ging der Verlag A. Pustet in den Besitz der Universitätsbuchdruckerei und Verlagsbuchhandlung »Styria« in Graz über, 1934 wechselte der Besitz zu den Pressvereinsanstalten der Diözese Seckau mit Sitz in Graz. 1930 übernahm Otto Müller die Leitung des Pustet Verlags in Salzburg, unter seiner Initiative entwickelte sich »dieses bisher unbedeutende Provinzgeschäft in engem geistigen Anschluss an die kath. Salzburger →Hochschulwochen zu einem erstrangigen Kulturinstitut«. Mit einem Riesenwerk, der dt. Ausgabe der »Summa Theologica« des Thomas von Aquin (36 Bde., 1933 ff.), krönte der A. Pustet Verlag sein Eintreten für das kath. Schrifttum. Daneben erschienen in den 30er Jahren über 35 wissenschaftliche, 20 religiöse und über 30 Werke der schönen Literatur, auch 13 Jugendbücher sowie die »Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte«. Im Bereich der Belletristik waren die Bücher der in Salzburg lebenden Exil-Russin Alja Rachmanowa die erfolgreichsten. Egon Cäsar Conte Cortis »Elisabeth«-Biographie erreichte ebenfalls eine hohe Auflage. Von den weiteren Autoren seien nur die damals in Salzburg lebenden genannt: G. →Rendl, J. Haringer, F. →Braumann und F. K. →Ginzkey. Nach 1945 wurde der A. Pustet Verlag wieder selbständig, 1964 kam er zum »Salzburger Preßverein«, 1967 erhielt er die Bezeichnung »Universitätsverlag« verliehen, 1969 kam Anton Pustet, München, dazu. Heute ist er ein hauptsächlich wissenschaftlicher Verlag. Neben Werken aus Philosophie, Psychologie, Theologie, Wirtschaft, Recht und Fremdenverkehr brachte er das Faksimile der »Salzburger Armenbibel aus dem 14. Jh.« heraus. Auch veröffentlichte er die Gesamtausgabe des römischen Barockkomponisten O. →Benevoli. Seit 1957 verlegt Pustet das »Salzburger Jahrbuch für Philosophie«, von 1962-87 die Reihe »Salzburger Studien zur Philosophie« (17 Bde.). Ein großes Unternehmen war die von Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger herausgegebene »Geschichte Salzburgs. Stadt und Land« (1981-91, 8 Bde.). In den vergangenen Jahren widmete sich der Verlag schwerpunktmäßig dem Thema Architektur.

Der »Rabenstein-Verlag« (gegründet um 1949/50, bis etwa 1960) konnte Theodor Kröger, dessen Sibirienbuch »Das vergessene Dorf« (1934) ein Welterfolg war, als Verlagsautor gewinnen. U. a. brachte er Th. Krögers Roman der →Großglockner-Hochalpenstraße »Vom Willen gemeißelt« (1951) heraus. 1957 erschien »Camp Marcus W. Orr. Kalendar. Zeitdokument der Glasenbacher Festspiele. Vorw. von Jul. Poth«, ein Bericht ehemaliger Nationalsozialisten über ihre Haft 1945-47 im Lager Glasenbach.

Der »Residenz Verlag« ist heute einer der führenden Verlage für Gegenwartsliteratur und bildende Kunst im dt. Sprachraum. 1956 von Wolfgang Schaffler gegründet, publizierte er zunächst vorwiegend Salisburgensien (z. B. Franz Fuhrmann: »Salzburg in alten Ansichten, Die Stadt«, 1963; »Salzburg in alten Ansichten, Das Land«, 1980). Hinzu kamen Musik- und vor allem Kunstbücher. Diese prägen noch heute das Profil des Verlages, zusammen mit der Literatur, die der Verlag auf Anregung R. →Bayrs seit 1967 in wachsendem Ausmaß verlegt. Ab Anfang der 80er Jahre nahm Residenz fremdsprachige Literatur in Übersetzungen in sein Programm. Bis zum Anfang der 80er Jahre ist Residenz der wichtigste Verlag der österr. Gegenwartsliteratur, mit Recht konnte W. Schaffler sagen: »In meinem Lager befindet sich Österreich.« Von 1979-85 erscheint die »Fernsehspielbibliothek « (9 Titel). Die 10-bändige Fritz von →Herzmanovsky-Orlando Werkausgabe (1983- 94) und die 5-bändige George →Saiko Werkausgabe (1985-92) erweitern das Programm um die historische Dimension, ebenso die »Österreichische Bibliothek« (1993 ff., hg. v. Wendelin Schmidt-Dengler). Im September 1983 verkaufte W. Schaffler den Residenz Verlag an den Österreichischen Bundesverlag, Wien, der die Selbständigkeit der Tochterfirma Residenz garantierte. 1986 wurde Jochen Jung, seit 1975 im Verlag tätig, Verlagsleiter. Nach Umsatzrückgängen und wegen divergierender Geschäftsauffassungen trennte sich der Österreichische Bundesverlag am 1. 2. 2000 vom Verlagsleiter Jochen Jung, der wenige Monate später in Salzburg den »Verlag Jung und Jung« gründete. Wichtige österr. Autoren des Residenz Verlages sind: H. C. Artmann, R. Bayr, Th. Bernhard, Alois Brandstetter, E. Einzinger, Helmut Eisendle, Barbara Frischmuth, P. Handke, Peter Henisch, F. v. Herzmanovsky-Orlando, F. →Innerhofer, Gert Jonke, Alfred Kolleritsch, Inge Merkel, Ernst Nowak, Andreas Okopenko, P. →Rosei, G. Saiko, J. Schutting, J. →Windhager, Gernot Wolfgruber.

»Ried-Verlag«, Salzburg, gegründet 1946, dürfte nur wenige Jahre bestanden haben. Bemerkenswerter Schwerpunkt auf antinationalsozialistischer Literatur. 1946 erschienen: Hans Berke: »Buchenwald. Eine Erinnerung an Mörder«; Guido Kopp: »Ich aber habe leben müssen. Die Passion eines Menschen im 20. Jh.«; daneben Belletristik: Herbert M. Franck: »Bildnis einer unbekannten Dame«, Erzählung.

»Salzburger Edition«, gegründet 1985, eingestellt 1993, Christoph Wilhelm →Aigner. Der »SN-Verlag« (Buchverlag der »Salzburger Nachrichten«) entwickelte sich aus dem 1946 von Gustav Canaval und Max Dasch gegründeten »Salzburger Verlag für Wirtschaft und Kultur«. 1961 erhielt er den heutigen Namen. Neben Salisburgensien (z. B. F. →Martin: »Schloß Hellbrunn«) widmete sich der Verlag auch den Salzburger →Festspielen (z. B. O. F. →Schuh: »Salzburger Dramaturgie«, 1969; Max Kaindl-Hönig (Hg.): »Resonanz, 50 Jahre Kritik der Salzburger Festspiele«, 1971) und wissenschaftlichen Büchern. Seit ca. 1982 keine Verlagsaktivitäten mehr.

»Stifterbibliothek«, herausgegeben von Ferdinand Wagner und Ferdinand Alois Westphalen, erschien 1950-77 in der Verlagsgemeinschaft »Stifterbibliothek« (Wien: Braumüller, Salzburg: Salzburger Druckerei u. Verlag, ab 1961 auch München: Manz). Seit Juni 1975 Salzburg: Pustet-Verlag. Die »Stifterbibliothek« gliederte sich in folgende Reihen: »Klassiker der Staatskunst«, »Klassiker der Bühne«, »Fragen der Zeit«, »Dichtung der Zeit«, »Bücher der Bildung«. Hauptgebiete: Philosophie, oriental., antike und klassische dt. Literatur, Dramenliteratur, Pädagogik, auch zeitgenössische Literatur. Insgesamt 179 Titel. Ab 1979-84 »Neue Folge der St.«, hg. v. Eugen Thurnher, 23 Bde., seit 1985 im »Steiger- Verlag«, Tirol, »3. Folge der St.«, bisher 3 Bde. Verlag »Das Silberboot«. Parallel zur Zeitschrift »Das Silberboot« begann der von E. →Schönwiese gegründete Buch-Verlag im Frühjahr 1946 seine Tätigkeit. Im ersten Verlagsjahr erschien der »Silberboot-Almanach auf das Jahr 1946« der einen Querschnitt durch die Verlagsproduktion, zu der auch eine Kleinbuchreihe gehörte, und die Zeitschriftenbeiträge bot. Haupterfolge des Verlags waren E. →Lothars Romane, vor allem »Der Engel mit der Posaune« (1947 50 000 Aufl.), 1948 von Karl Hartl mit Paula Wessely,Maria Schell und Attila Hörbiger äußerst erfolgreich verfilmt. Arthur Heinz Lehmanns »Hengst Maestoso Austria« (1946) erreichte zahlreiche Neuaufl., G. Rendls »Bienenroman« (1931) erschien 1946 in einer Neuauflage. Schönwiese verlegte auch typisch amerikanische Unterhaltungsliteratur (Paul de Kruif, Robert Nathan) und einige populär-wissenschaftliche Titel. Interessanterweise nahm Sch. die Autoren seines Verlages nicht in seine Zeitschrift »Das Silberboot« auf, die er nur den »bedeutendsten Vertretern echten Dichtertums« öffnete. So erschien im Buch-Verlag »Das Silberboot« kein Werk von Broch, Musil oder Canetti, die in der Zeitschrift stark präsent waren. Ab 1948 ging die Verlagsproduktion trotz finanziellen Erfolges zurück, 1952 nur noch ein Titel, Löschung des Verlags 1957.

»Verlag der Salzburger Druckerei« gehört wie der Universitätsverlag Anton Pustet zum »Salzburger Preßverein«, verlegt vorwiegend Salisburgensien, Lyrik, Mundartdichtung, auch Bücher zur Lebenskunde und Schulbücher. Betreibt seit 1985 die »Edition Salis« (seit 1987 »schön und gut«), die Salzburg- Bildbände herausbringt.

»Verlag Galerie Welz«, gegründet 1948 durch den Kunsthändler und Galerieinhaber F. →Welz, Schwerpunkt: Österr. Kunst des 20. Jh.s (OEuvre-Kataloge) und der Galerie durch Ausstellungen verbundene Künstler (z. B. Chagall, →Manzù) sowie Salzburger Künstler (z. B. R. →Hradil, A. →Muthspiel, H. →Breiter). Besonders hervorzuheben sind: »Gustav Klimt«, Œuvre-Katalog und 3 Bde. Zeichnungen (der Verlag besitzt die Werknutzungsrechte), »Oskar Kokoschka«, vollständiger Gemäldekat. (1995) und Kat. des druckgraphischen Werkes.

»Verlag Jung und Jung«, Verlag für Literatur und Kunst, gegründet 2001 von Jochen Jung, Lektor (ab 1975) und Verlagsleiter (ab 1986) des Residenz Verlages. Zahlreiche Autoren des Residenz Verlages gingen aus Solidarität zu Jochen Jung zum neuen Verlag, u. a. Gert Jonke, Inge Merkel, Walter Pichler und Peter Waterhouse.

»Verlag Müller-Speiser«, Niederalm, Wissenschaftsverlag, spezialisiert u. a. auf Musikwissenschaft (Buchreihen: »Wort und Musik« - Salzburger Akademische Beiträge, 1989 ff., 47 Bde., - »Innsbrucker Hochschulschriften« (Mozarteum), 1996 ff.) und vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften (Buchreihe: »Im Kontext« - Beiträge zu Religion, Philosophie und Kultur, 1994 ff., 15 Bde.).

»Verlag St. Peter«, im Besitz der Erzabtei St. Peter, gegründet 1946. 1948 Beginn der Buchproduktion, seit 1953 Herstellung von Kirchenführern, die sich als besonderer Erfolg erwiesen (bis Jahresende 2000 400 Titel, Gesamtauflage 4 Mio.), ab 1956 auch religiöse und kulturelle Schriften.

»Verlag Wolfgang Neugebauer«, gegründet 1974, Wissenschafts-Verlag, der mit einem breiten Programm (Philosophie, Sprach-, Literatur- und Theaterwissenschaft, Geschichte, Theologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaft und Recht) begann. An größeren Verlagsvorhaben sind die Reihen »Quellen zur Geschichte des 19. u. 20. Jh.s«, bisher 6 Bde., und die »Österreichische Historische Bibliographie « (1978 ff.) zu nennen. Ende der 80er Jahre übersiedelte der Verlag nach Graz.

Literatur:

  • H. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: E. Hanisch, R. Kriechbaumer (Hg.): Salzburg, Zwischen Globalisierung und Goldhaube, Wien 1997 (=Geschichte der österr. Bundesländer seit 1945, Bd. 1), S.671-734.
  • B. Schöllbauer: Deskriptive Analyse der Buchverlagsbranche unter Einbezug der drei wichtigsten Vertreter in der Stadt Salzburg (Residenz, Otto Müller, Pustet). Diplomarbeit Linz 1977.
  • C. Hörschinger-Zinnagl: Der Verleger Otto Müller und die Geschichte seines Verlages… 1937-1956. Diplomarbeit Wien 1996.
  • M. Schmolke: Das Salzburger Medienwesen. In: H. Dopsch, H. Spatzenegger (Hg.): Geschichte Salzburgs. Bd. 2, Tl. 3, Salzburg 1991, S. 1963-2004.
  • A. Stockklausner: Über das Verlags- und Zeitungswesen in diesem Lande. In: Unser Salzburg. Heimatkunde inWort und Bild, Salzburg 21987, S. 250 ff.
  • Geschichte des Verlages St. Peter. In: Resonanz. Hauszeitschrift der Erzabtei St. Peter 7, 1986, H. 1, S. 2 ff.
  • M. G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-38. 2 Bde., Wien 1985.
  • U. Weyrer: »Das Silberboot«. Eine österr. Literaturzeitschrift. Innsbruck 1984.
  • A. Durstmüller: 500 Jahre Druck in Österreich. Bd. 1: 1482-1848. Wien 1981.
  • Otto Müller Verlag. Almanach. Werke und Jahre 1937-1977. Salzburg 1977.
  • C. Schneider: Geschichte der Musik in Salzburg. Salzburg 1935.

H.H.