Walter Kappacher

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Version vom 30. August 2018, 12:42 Uhr von Regina Rumpold (Diskussion | Beiträge) (Schützte „Kappacher, Walter“ ([Bearbeiten=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt) [Verschieben=Nur Administratoren erlauben] (unbeschränkt)))

Wechseln zu: Navigation, Suche

Kappacher, Walter, * Salzburg 24.10.1938, Schriftsteller, Fotograf.

K. wuchs in Salzburg auf und absolvierte zunächst eine Lehre als Motorradmechaniker. Nach einer Phase der Begeisterung für den Motorrad-Rennsport begann er 1960 eine Ausbildung in einer Schauspielschule nahe München, die er wieder abbrach, als sich aus der intensiven Lektüre die eigene schriftstellerische Arbeit herausbildete. Ab 1962 arbeitete K. als Reisebüro-Kaufmann und unternahm selbst regelmäßig Reisen nach Italien. 1967 veröffentlichte er erste Kurzgeschichten, 1975 die Romane #Morgen# u. #Die Werkstatt#, 1978 den Roman #Rosina#. Im Mittelpunkt dieser Bücher steht die sensibel-genaue Darstellung des Berufsalltags von Arbeitern und Angestellten; Martin Walser sprach in einer Rezension von K.s „brutaler Zurückhaltung“ und prägte für dessen Literatur die Formel von der „Prüfung einer Lebensart“.

1978 entschloss sich K. zu einer Laufbahn als freier Schriftsteller. Neben einer Reihe von Romanen und Erzählungen (z.B. #Der lange Brief#, 1982; #Gipskopf#, 1984) folgten mehrere Hörspiele und Fernsehdrehbücher (u.a. für Peter Keglevic). Wiederholte Aufenthalte in einem Bauernhaus bei Arezzo Anfang der 1980er-Jahre führten zum Band #Cerreto# (1989); 1993 erschien der autobiographisch grundierte Roman #Ein Amateur#. #Silberpfeile# (2000) erzählt u.a. von Versuchen, im oberösterreichischen Ort Redl-Zipf kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs den Treibstoff für die V2-Rakete zu entwickeln. Der Roman #Selina oder Das andere Leben# (2005) handelt vom Versuch einer Neuorientierung, den ein Salzburger Gymnasiallehrer in einer abgeschiedenen italienischen Gegend unternimmt. So wie hier auf das Romanfragment #Selina oder über die Unsterblichkeit# (1827) von Jean Paul Bezug genommen wird, bildet Literaturgeschichtliches auch den Ausgangspunkt von K.s Roman #Der Fliegenpalast# (2009), in dem ein Kuraufenthalt des 50-jährigen H.v. →Hofmannsthal in Bad Fusch eine Selbstreflexion angesichts einer künstlerischen Krise an der Schwelle zum Alter auslöst. Der Roman #Land der roten Steine# (2012) geht auf eine USA-Reise K.s zurück, 2013 folgte der Erzählband #Die Amseln von Parsch#. 2014 wurde bei den Salzburger →Festspielen das Stück #Trakls letzte Tage# uraufgeführt; in diesem Jahr übersiedelte K. wieder nach Salzburg, nachdem er ab 1996 mit seiner Frau Theresa Hollerweger in Obertrum gelebt hatte. Dort waren auch seine Fotobände #Schönheit des Vergehens# (2009) sowie #Vom Anfang und vom Ende# (2012) entstanden. 2018 erschien der autobiograph. Band #Ich erinnere mich#.

Unter K.s zahlr. Auszeichnungen ragt der Georg-Büchner-Preis 2009 heraus; außerdem u.a. Rauriser Förderungspreis 1975, Hermann-Lenz-Preis 2004, Großer Kunstpreis des Landes Salzburg 2006, Ehrendoktorat der →Univ. Salzburg 2008. Teilvorlass im →Literaturarchiv Salzburg.

Lit.:

  • M. Mittermayer, U. Tanzer (Hg.): W.K. Person und Werk. Salzburg u.a. 2013.
  • L. Freudenthaler: „Wie die Menschen leben oder nicht leben“. Utopische Momente im Werk von W.K. Dipl.-Arb. Univ. Wien
  • SALZ. Zeitschrift für Literatur 24, 1998, H. 93: W.K.

Ma.M.