Gerhard Garstenauer

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Garstenauer, Gerhard,

  • Fusch 22. 1. 1925, † Salzburg 22. 11. 2016, Architekt in Salzburg

Studium 1947-52 TU Wien,1953 Meisterschule bei Siegfried Theiss, Praxis beim Wiederaufbau des Wiener Burgtheaters, seit 1954 selbständiger Architekt in Salzburg, prägende Teilnahme an Entwurfsseminaren von Konrad →Wachsmann an der →Intern. Sommerakad. in Salzburg1956-60, 1967 Promotion an der TU Wien, 1980 Habilitation an der TU Graz. Lehraufträge an den Univ. Innsbruck (1973-78), Salzburg und an der TU Wien. 1967 Promotion, 1980 Habilitation an der TU Graz. Zahlreiche Auszeichnungen; 1976 →Architekturpreis des Landes Salzburg; Führender Architekt Salzburgs, G. prägte das Architekturgeschehen der 1960/70er Jahre, zahlreiche seiner Mitarbeiter die folgenden Jahrzehnte, vielfältiges Engagement als Citoyen bis ins hohe Alter mit innovativen, oft alternativen Anregungen für das Weiterbauen in der Altstadt (bereits 1972 Projekt für ein Kunstzentrum im Mönchsberg), zur städtebaul. Entwicklung der Stadtregion (z.B. Park and Boat System auf der Salzach ab 1970), zur Sicherung von (Architektur-)Qualität in Stadt (Mitbegründer des →Gestaltungsbeirates, dem er zwei Perioden angehörte) und Land Salzburg (Baukultur im Tourismus). Wichtige Realisierungen im Wohnbau: 1960 Haus Gänsbrunn, 1961 ÖFAG-Siedlung (S.-Marcus-Str. 3-18), 1978 Haus G. mit Atelier (Schwarzenbergpromenade 1, 1984 Österr. Holzbaupreis), 1962-64 Laubenganghaus und 1969-71 Wohnhochhaus (Althofenstraße 3+1), 1980 Wohnanlage Fasaneriestraße/ Paumannstraße; besonders im Industriebau neue Wege: Die Mercedes-Werkstätte (mit Wolfgang Soyka, Siebenstädterstraße, abgerissen) und die Montagehalle Meingast, Röcklbrunnstraße (beide um 1960) "stellen den Anfang der Auseinandersetzung mit dem Fertigteilbau dar", der später, etwa bei Ford Schmidt, Alpenstraße (1966-68), dem Mercedes-Benz-Zentralersatzteillager, Fasaneriestraße (1972-74), und beim ÖFAG Automobil- Ausstellungshalle u. Bürohaus Innsbrucker Bundesstraße (1972-74), auch zu beachtlichen architektonischen Ergebnissen führt. G. beschäftigte sich auch mit verschiedenen urbanistischen Fragen: die Mönchsberggaragen gehen auf seinen Vorschlag zurück, 1976 Projekt für die Fußgängerzone, Vorschläge für die Schiffbarmachung der Salzach, Projekte für die Altstadt-→Univ. (Juridische Fakultät Toskanatrakt, 1986-92 gemeinsam mit →Prossinger/Windisch), 1974 Adaptierung des K&K Waagplatz, 1982 Adaptierung des →Rupertinums (durch Umbauten tw. zerstört), weitere Realsierungen: Sbg Stadt, 1983 Hypo-Bank und 1991 Verwaltungsbebäude GSWB I.-Harrer-Str. 79a, und 84; in und ausserhalb Österreichs, 1961 Werkstätten-Niederlassung Mercedes-Benz Graz, K+K Hotels (1987 Maria Theresia Wien, 1993 Opera Budapest, 1995 Fenix Prag). Für →Gastein (→Bäder) baute G. 1967-68 das international beachtete Felsenbad Badgastein, 1967-72 die Hangsiedlung Badberg, das 1968-74 entstandene mangels Denkmalschutz besonders gefährdete Kongresszentrum (Architekturpreis des Landes 1976), 1971-72 Gondeln der Stubnerkogelseilbahn (Staatspreis für Gute Form 1973, wurden großteils zerstört), außerhalb Bad Gasteins zur Erschließung neuer Tourismussegmente Versuch der Neugründung von Sportgastein mit "Badeschlucht", Appartementanlage etc, davon realisiert 1971-72 die kugelförmigen Stationen des Kreuzkogelsessellifts (Aluminium, tw. abgetragen), 1976-78 das Solarbad Dorfgastein. "Es ist rückblickend bemerkenswert, wie Gerhard Garstenauer […] seine aus hochdifferenziertem Beton gefügten ‚Flugzeugträger' des Felsenbades und des Kongresszentrums ins Hochgebirge und in die mondäne Hotelschlucht einpasste, […] als wir in Wien an primitiven ‚Domes' und biomorph aufgeblasenen Wolkentürmen und techno-uteralen Wohnhöhlen bastelten - perfekte Alu-Glas-Kugeln per Hubschrauber in die Gletscherregion pflanzte, wie Gerhard Garstenauer - als wir von Kunststoff-Leichtkonstruktionen und sphärischmobilen Geometrien träumten - am Stubnerkogel Liftgondeln mit der verräumlichten Geometrie der ‚Superellipse' in Acrylglas erfand und verwirklichte. Und all dies - um auch einmal über den Rahmen des kleinen Österreich hinauszusehen - parallel zu den ähnlich gelagerten Wagnissen von Frei Otto und Günther Behnisch für die Olympiabauten" (Otto Kapfinger). Gs. Angebote unentgeltlicher Unterstützung zum richtigen Umgang mit seinen Bauten im Gasteinertal ab den 1990er Jahren wurden ignoriert, ebenso wiederholte Anregungen seit 1999 zur Unterschutzstellung div. Bauten G. als Denkmäler, allesamt Hauptwerke der österreichischen Architektur der 1960 und -70er Jahre.

Literatur:

  • A. Großschädl: Eine Museumsachse für Salzburg. Ideen für eine Stadt von Gerhard Garstenauer. Diplomarbeit Salzburg 1997
  • F. Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band I Oberösterreich Salzburg Tirol Vorarlberg, Salzburg 1980
  • Kat. der Ausstellung G. G. 1968. Galerie Welz, Salzburg.
  • G. Garstenauer: Ideen für eine Stadt, Salzburg als Beispiel, Salzburg 1980.
  • G. Garstenauer - Interventionen, Salzburg 2002
  • N. Mayr: Vom Felsenbad zur Felsentherme. Der Architekt Gerhard Garstenauer, in: Salzburg Museum, Kunstwerk des Monats, Blatt 315 (Juli 2014)
  • N. Mayr: Vier Kugeln im Schnee - Der Salzburger Gerhard Garstenauer schuf vor rund drei Jahrzehnten herausragende Beispiele moderner Architektur im Gasteiner Tal, in: Salzburger Nachrichten, 22. 1. 2000, S. IX
  • N. Mayr: Geht Bad Gastein baden?, in: Architektur & Bauforum, Nr. 211 (2001), S. 6
  • N. Mayr: Werkstättengebäude der Mercedes-Lastkraftwagen Gerhard Garstenauer, Wolfgang Soyka - Salzburg (A) - 1962 in: [Initiative Architektur Salzburg 2002] www.nextroom.at/building.php?id=643 (zuletzt besucht: 1.1.2018)
  • N. Mayr: Automobil-Ausstellungshalle und Bürohaus Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 1974 in: [Initiative Architektur Salzburg 2002] www.nextroom.at/building.php?id=598 (zuletzt besucht: 1.1.2018)
  • N. Mayr: Dekoration statt Architektur - Das Felsenbad in Gastein, ein Schlüsselwerk der Gegenwartsarchitektur, soll umgestaltet werden, in: Salzburger Nachrichten (Kultur), 10. 5. 2002, S. 15
  • N. Mayr: Nieder mit Gerhard Garstenauer!, in: Denkma[i]l, - Nachrichten der Initiative Denkmalschutz, Nr. 16/Jänner-April 2014, S. 21-23
  • E. Reichl: Bäderbauten in außergewöhnlicher topografischer Position dargelegt an Bauten und Projekten im Gasteinertal von Gerhard Garstenauer 1968-1978 Diplomarbeit an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 2004
  • aut. architektur und tirol (Hrsg.) Konstantmodern, fünf positionen zur architektur, Wien NewYork 2009

M.O.+ N.M.