Glasmalerei

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Goldfenster in St. Leonhard, Tamsweg

Die kirchliche Bedeutung Salzburgs bedingt seit früher Zeit die Herstellung von Glasfenstern. Leider ist fast nichts erhalten, Zerstörungen durch Brände u.Ä., zuletzt noch die „Modernisierung“ der Barockzeit. Nach Quellen sind schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Glasfenster im Dom und auch ein Künstlername Erhardus Vitrarius überliefert.

Für den Dombau um 1200 sind sicher großartige Fenster anzunehmen, ebenso für die neue Ausstattung nach dem Brand 1386. Für die Stadtpfarrkirche (Franziskanerkirche) ist 1496 ein Hans Payr, Glaser, genannt; zweimalige Zahlungen für eine beträchtliche Anzahl von Scheiben. Aus den frühen Epochen werden nur Werke aus dem Salzburger Kunstkreis als Beispiele genannt: Magdalenenscheibe aus Weitensfeld (Kärnten), jetzt im Diözesanmuseum in Klagenfurt ein selbstständiges Einzelbild in feierlicher Frontalität und bester handwerklicher Ausführung (Beziehung zur gleichzeitigen Buchmalerei).

Für die früheste Gotik z. B. die Scheiben der Stadtpfarrkirche von Friesach (Kärnten) aus der dortigen Dominikanerkirche (Kluge und Törichte Jungfrauen) um 1280–90. Die Gestalten in einfacher Architekturrahmung, Versuch einer Individualisierung in Haltung und Ausdruck.

Höhepunkt der erhaltenen Glasmalerei in Salzburg ist die fast geschlossene Ausstattung der Wallfahrtskirche St. Leonhard in Tamsweg, 1430–50, in bester Qualität. Eine Besonderheit das Goldfenster, Chorfenster in allen Schattierungen von Gelb mit Blau. In Baldachingehäusen Stifter Erzbischof Johann II. von Reisberg, Wappen, Apostel, Heilige u.a. Unter den zahlreichen anderen Fenstern, meist mit Stiftern und Wappen, ist die Darstellung einer „Apostelmühle“ interessant.

Als Import aus dem Elsaß ist das schöne Chorfenster der Stiftskirche Nonnberg von Peter Hemmel aus Andlau zu erwähnen; eine Stiftung des Bürgermeisters Augustin Clanner 1480. Auch St. Peter besaß Scheiben aus dieser Werkstatt (jetzt Darmstadt, Hessisches Landesmuseum).

Nach Erlöschen der Glasmalerei im 16. Jahrhundert Wiederentdeckung erst im Historismus des 19. Jahrhunderts. Ein sehr frühes Beispiel ist in der Pfarrkirche von Mittersill das Fenster von Johann Hauer und Franz Streißenberger, 1840 (mit Heiligen und dem Stifter Ignaz von Kürsinger).

Für das 20. Jahrhundert sind in Stadt und Land Salzburg Glasmalereien von Margret Bilger, Albert Birkle (z. B. in der evangelischen Christuskirche oder der Bürgerspitalskirche St. Blasius in Salzburg), Otto Beckmann, Max Weiler (Glasfenster in der Klosterkapelle der Eucharistieschwestern in der Herrnau, Salzburg, 1960), Josef Widmoser, Ludwine Wildner-Eltz, Rositta Magnus zu erwähnen. Von Karl Weiser gibt es ab den 50er-Jahren Glasfenster in Salzburger Kirchen (Pfarrkirche hl. Erentrudis in der Herrnau/Salzburg, in der Andrä-Kirche, Pfarrkirche hl. Sebastian in Mühlbach am Hochkönig). Richard Hirschbäck schuf ab den 60er-Jahren zahlreiche Kirchenfenster im Pinzgau (Schüttdorf, Zell am See) und in der Kapelle des Krankenhauses St. Veit. Johann Weyringer realisierte mehrere Glasfenster, u.a. im Auftrag des Landes (Kunst am Bau) 1988 die Kapelle Zum guten Hirten in Thalgau-Egg; die Fenster wurden von Krista Pliem gefertigt. 2011 wurden im Pongauer Dom in St. Johann zwölf Kirchenfenster nach den Entwürfen des Radstädter Künstlers Wilhelm Scherübl eingesetzt.

Lit.:

  • E. Bacher u.a.: Die mittelalterlichen Glasgemälde in Salzburg, Tirol und Vorarlberg. Wien u.a. 2007.
  • M. Kristan: Die Glasgemälde der Dekanatspfarrkirche in Mittersill in Salzburg. In: ÖZKD 1988, H. 1/2, S. 76 ff.
  • E. Bacher: Der Bildraum in der Glasmalerei des 14. Jh.s. In: Wiener Jb. für Kunstgesch. XXV/1972, S. 87 ff.

L.T., D.G.