Kugelmühlen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Schleifwerk einer Kugelmühle und eine geöffnete Mühlscheibe mit den roh geschliffenen Kugeln, die danach händisch überarbeitet und poliert werden

Kugelmühlen standen von Thalgau bis Grödig im ganzen Flachgau, an der Fischach, am Alter-, Gers- und Glasenbach und an der Alm. 1792 gab es 49 Betriebe in Salzburg (1797 Regelung durch die Hofkammer).

Die letzte Mühle (Familie Brandauer in Fürstenbrunn bei Grödig) war noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Betrieb. Ebendort erfolglose Wiederbelebungsversuche in den 1940er-Jahren durch Josef Brandauer. Eine Kugelmühle bestand aus dem feststehenden Schleifstein von ca. 50 cm Durchmesser, dem Schleifer und dem Gleger oder Glegert mit den konzentrischen Rillen. Jede Kugelmühle hat mehrere Gänge mit Schleifsteinen. Nach dem Schleifen erfolgte das Schmirgeln und Polieren der Kugeln. Als Schleifsteine wurden Flyschsandsteine des Flachgaus verwendet; das Rohmaterial für die Kugeln lieferten Steinbruchabfälle (Marmor, Flyschsandstein und Mergel) oder auch ein eigener Steinbruch (Wartenfels, grauer Stein mit roten Streifen).

Hergestellt wurden schon im 15. und 16. Jahrhundert Geschütz- und Gewehrkugeln (Datschen – kleine Kugeln, Pecker – große Kugeln) sowie Kanonenkugeln aus Untersberger Marmor; kurz nach 1800 und seit Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch Kinderspielzeugkugeln, vorwiegend für den Export (auch als Ballast für Überseeschiffe verwendet).

Wiederbelebungsversuche in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts durch Privatinitiative (Tennengau) und Landesregierung (Seekirchen) und die Mühle von Tobias Reiser in Fürstenbrunn, die für das Untersbergmuseum arbeitet. Die Kugelmüllerei war einst wichtiger Nebenerwerb der Bergleute und Kleinbauern.

Lit.:

  • A. Kieslinger: Die nutzbaren Gesteine Salzburgs. Salzburg 1964, 377ff.
  • A. Hueber: Die Salzburger Marmorkugelerzeugung. Ms. (SMCA) 1943.
  • H. Freudlsperger: Die Salzburger K. und Kugelspiele. In: MGSLK 59, 1919, 1–36.

Ch.S.