Walser Birnbaum

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Walser Birnbaum. Auf dem Walserfeld am Fuße des Untersbergs.

Der Walser Birnbaum ist ein Denkmal mit Gedenktafel; sein Vorläufer war ab 1932 als Naturdenkmal ausgewiesen. Der Walser Birnbaum regte Harald Leitner zu einer Bronzeskulptur für den Kreisverkehr bei der Autobahnabfahrt Salzburg-Wals an, welche 2008 anlässlich der Fußball-Europameisterschaft aufgestellt worden war. Seit 1948 ist der Walser Birnbaum auf dem Gemeindewappen von Wals vor dem Untersberg abgebildet. Der Birnbaum wird mit der Schlacht der österreichischen Truppen gegen Napoleon im Dezember 1800 in Verbindung gebracht, in deren Folge der Salzburger Erzbischof 1803 das Land verließ. Seit dieser Zeit gilt der Baum als politisches Symbol. 1848 wollte ihn König Ludwig von Bayern kaufen. In der „Philippinacht“ 1872 (30. April auf 1.Mai) wurde der Walser Birnbaum angesägt und eine Woche danach von einem Sturm gefällt; sein Wurzelstock ist im Besitz des Salzburg Museums wie auch kunstgewerbliche Objekte, die oft Untersberg-Zwerge zeigen und vom Halleiner Holzbildhauer Anton Baumann gefertigt wurden; alle 38 Objekte werden in der Broschüre über den Walser Birnbaum von Johann Lindlbauer, 1879, aufgelistet. Baumann verfertigte auch aus dem Holz des Walser Birnbaums 1881 einen Kasten als Hochzeitsgeschenk für Kronprinz Rudolf (verschollen). 1874 wurde ein neuer Baum gepflanzt und das kleine Grundstück rundherum von privat angekauft. 1875, 1883, 1887 mussten jeweils neue Bäume gepflanzt werden. Am 9. Mai 1899 ging das Grundstück auf die Stadt Salzburg über, die es am 11. September 1970 der Gemeinde Wals schenkte. Auch die NS-Zeit hatte sowohl den Walser Birnbaum als auch den Untersberg, samt Untersberger und Adneter Marmor, politisch instrumentalisiert und mythisch besetzt.

Mehrere Sagen ranken sich um den Walser Birnbaum. Eine nennt einen Kampf zwischen Römern und Germanen um 476 n. Chr., der den Baum mit Blut getränkt und zum Stammvater aller Birnbäume gemacht hätte. Eine weitere Sage im Umfeld der sogenannten „Kyffhäuser“- bzw. „Endzeit-Sagen“ spricht in vielen Varianten davon, dass der Enkel von Kaiser Friedrich Barbarossa, Friedrich II., am Ende der Erdenzeit das Gute gegen das Böse in eine Endzeitschlacht am Walserfeld führen wird. Diese Endzeit wäre gekommen, wenn der Birnbaum verdorrt bzw. wenn der dürre Baum wieder Früchte tragen würde. Aber auch Friedrich III., dessen Sohn Maximilian I. ihm ein Denkmal aus Untersberger Marmor in Speyer errichten wollte, wird genannt. Die bekannteste Sage ist die ebenfalls variantenreiche, eigentliche Untersbergsage. Sie handelt von Kaiser Karl dem Großen, der im Untersberg schläft, bis er am letzten Tag die Endzeitschlacht am Walserfeld beim Walser Birnbaum schlagen wird. Die Endzeit wird dann gekommen sein, wenn der Bart des Kaisers siebenmal um den steinernen Tisch gewachsen ist, bzw. wenn die Raben (eigentlich Bergdohlen) nicht mehr um den Gipfel des Untersberges fliegen werden. Sollte aber das Böse gewinnen, werden Reiter der Hölle Schrecken verbreiten – eine Vorstellung, die an die Reiter der Apokalypse denken lässt. Kaiser Karl hat tatsächlich 803 an einer Provinzialsynode im Salzburger Dom teilgenommen. Ebenfalls katholisch didaktische Züge hat die Legende von Lazarus Gitschner, in welcher der Walser Birnbaum erstmals 1564 erwähnt wird. Die Legende berichtet, wie Gitschner, ein Knecht des Stadtschreibers von Reichenhall, in den Berg kommt und vom Hofstaat von Kaiser Karl ein ideales katholisches Leben erlernt. Auf seinem Sterbebett soll er vom Birnbaum und der künftigen Endzeitschlacht berichtet haben. Die sogenannten Sagen „Rund um den Untersberg“ von Wilden Frauen, dem Riesen Abfalter und der Wilden Jagd haben keinen Bezug zur Untersbergsage. Der deutsche Dichter Adelbert von Chamisso (1781–1838) schrieb 1831 das Gedicht Der Birnbaum auf dem Walserfeld und verschaffte dem Walser Birnbaum weithin Bekanntheit. (Sagen, Untersbergsagen.)

Lit.:

  • U. Höllhuber: Der Birnbaum auf dem Walserfeld. Wals-Siezenheim 2016.
  • S. Rolinek, G. Lehner, Ch. Strasser: im Schatten der Mozartkugel. Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg. Wien 2009.
  • U. Kammerhofer, K. Krenn (Hg.): Sagenhafter Untersberg. Die Untersbergsage in Entwicklung und Rezeption. (=SBzVK 5) Beitr. v. Y. Fleischer, St. Fuchs, u.a. Salzburg 1991/92.
  • J. Brettenthaler, M. Laireiter: Das Salzburger Sagenbuch. Salzburg 3.A. 1976, S. 60ff.
  • L. Bechstein: Volkssagen, Mährchen [sic] und Legenden des Kaiserstaates Österreich. 1840. veröffentlicht auf www.sagen.at der Universität Innsbruck.

U.K.