Tiburtio Massaino: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Massaino, Tiburtio''', * Cremona vor 1550, † Piacenza (? Lodi) um 1609, Komponist, Augustinermönch, Hofkapellmeister in Salzburg.
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Tiburtio '''Massaino''', * vor 1550 in Cremona, † um 1609 in Piacenza (oder Lodi); Komponist, Augustinermönch, Hofkapellmeister in Salzburg. 1587 Kapellmeister an der Kathedrale Salò am Gardasee; kam über Innsbruck, wo er als Hofkaplan und Sänger am Hof Erzherzog Ferdinands II. nachweisbar ist, 1590 nach Salzburg und wurde von Erzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau|Wolf Dietrich von Raitenau]], dem er im selben Jahr sein ''Motectorum quinque vocum …liber tertius'' widmete, offensichtlich mit der Neuorganisation der [[Hofmusikkapelle]] betraut und zum Hofkapellmeister bestellt.
  
1587 Kapellmeister an der Kathedrale Salò am Gardasee; kam über Innsbruck, wo er als Hofkaplan und Sänger am Hof Erzherzog Ferdinands II. nachweisbar ist, 1590 nach Salzburg und wurde von Eb. →Wolf Dietrich, dem er im selben Jahr sein «Motectorum quinque vocum .… liber tertius» widmete, offensichtlich mit der Neuorganisation der →Hofmusikkapelle betraut und zum Hofkapellmeister bestellt. Wegen eines Sittlichkeitsdelikts wurde er 1591 verurteilt und des Landes verwiesen. Nach Diensten in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. finden wir ihn als Maestro di cappella an den Kathedralkirchen zu Piacenza, Cremona und Lodi. M. zählte zu den berühmtesten Komponisten seiner Zeit. Neben dem Stile-antico-Satz der Palestrina-Zeit fühlte er sich in bes. Weise dem prunkvollen vokal-instrumentalen Klangideal der venezianischen Schule verbunden. In etwa 30 gedruckten Sammlungen legte er ein umfangreiches geistliches und weltliches Schaffen vor (Messen, Motetten, Magnifikats, mehrere Bücher vier- bis sechsstimmiger Madrigale sowie drei Instrumentalkanzonen). Zahlreiche, überwiegend geistliche Werke fanden aber auch Aufnahme in Anthologien berühmter Musikverleger, was auf ein hohes Ansehen bei seinen Zeitgenossen schließen lässt.  
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Wegen eines Sittlichkeitsdelikts wurde er 1591 verurteilt und des Landes verwiesen. Nach Diensten in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. finden wir ihn als Maestro di cappella an den Kathedralkirchen zu Piacenza, Cremona und Lodi. Massaino zählte zu den berühmtesten Komponisten seiner Zeit. Neben dem Stile-antico-Satz der Palestrina-Zeit fühlte er sich in besonderer Weise dem prunkvollen vokal-instrumentalen Klangideal der venezianischen Schule verbunden.
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In etwa dreißig gedruckten Sammlungen legte er ein umfangreiches geistliches und weltliches Schaffen vor (Messen, Motetten, Magnifikats, mehrere Bücher vier- bis sechsstimmiger Madrigale sowie drei Instrumentalkanzonen). Zahlreiche, überwiegend geistliche Werke fanden aber auch Aufnahme in Anthologien berühmter Musikverleger, was auf ein hohes Ansehen bei seinen Zeitgenossen schließen lässt.
  
 
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Aktuelle Version vom 4. Juni 2021, 15:51 Uhr

Tiburtio Massaino, * vor 1550 in Cremona, † um 1609 in Piacenza (oder Lodi); Komponist, Augustinermönch, Hofkapellmeister in Salzburg. 1587 Kapellmeister an der Kathedrale Salò am Gardasee; kam über Innsbruck, wo er als Hofkaplan und Sänger am Hof Erzherzog Ferdinands II. nachweisbar ist, 1590 nach Salzburg und wurde von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, dem er im selben Jahr sein Motectorum quinque vocum …liber tertius widmete, offensichtlich mit der Neuorganisation der Hofmusikkapelle betraut und zum Hofkapellmeister bestellt.

Wegen eines Sittlichkeitsdelikts wurde er 1591 verurteilt und des Landes verwiesen. Nach Diensten in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. finden wir ihn als Maestro di cappella an den Kathedralkirchen zu Piacenza, Cremona und Lodi. Massaino zählte zu den berühmtesten Komponisten seiner Zeit. Neben dem Stile-antico-Satz der Palestrina-Zeit fühlte er sich in besonderer Weise dem prunkvollen vokal-instrumentalen Klangideal der venezianischen Schule verbunden.

In etwa dreißig gedruckten Sammlungen legte er ein umfangreiches geistliches und weltliches Schaffen vor (Messen, Motetten, Magnifikats, mehrere Bücher vier- bis sechsstimmiger Madrigale sowie drei Instrumentalkanzonen). Zahlreiche, überwiegend geistliche Werke fanden aber auch Aufnahme in Anthologien berühmter Musikverleger, was auf ein hohes Ansehen bei seinen Zeitgenossen schließen lässt.

Lit.:

  • G. Sommi Picenardi: Dizionario biografico dei musicisti … cremonesi. Turnhout 1998.

E.H.