Theater-Spielorte: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Theater-Spielorte'''
  
Die ältesten festen Spielorte in Salzburg sind im fürstlichen und universitären Bereich zu finden. Die Vorstellungen „bei Hof“ fanden in der eb. →Residenz, in →Hellbrunn, in →Mirabell und im →Dom statt. 1614 ließ Eb. →Markus Sittikus von Hohenems in der Residenz ein Theater nach ital. Vorbild eröffnen; Anfang des 18. Jh.s wurde unter Eb. Franz Anton vom ital. Theaterarchitekten Antonio Maria Nicolao Beduzzi (1675–1735) ein ständiges Theater eingerichtet (nicht lokalisierbar, wahrscheinlich in den gegen Ende des 18. Jh.s abgerissenen Westtrakten der Residenz an der Sigmund-Haffner-Gasse). Unter Eb. Markus Sittikus wurde das Steintheater in einen Steinbruch des →Hellbrunnerberges eingepasst; es gilt als die älteste Naturbühne im deutschsprachigen Raum (die erste Aufführung am 31.8.1617 mit der #künstlichen Aktion von der heiligen jungfräulichen Christi Blutzeugin St. Christina#). Für das Heckentheater im Garten des Schlosses →Mirabell, vor 1718 wahrscheinlich von →Diesel nach frz. Vorbild angelegt (erstmals bei Diesel abgebildet), sind so gut wie keine Aufführungen bekannt; Wiederbelebungsversuche im Zusammenhang mit dem Bau des →Mozarteums 1910–14; heute verändert. Die Anregung zu einem Schultheater geht ebenfalls auf Eb. Markus Sittikus zurück: für das 1617 gegründete Gymnasium (1622 zur →Universität erhoben) ließ er die erste Aula schaffen, die 1621 vollendet wurde; nicht lokalisierbar. 1631 wurde von Eb. →Paris Lodron und mit reichen Beiträgen der Klöster im neuen Univ.-Gebäude die Große Aula eingerichtet; sie diente bis zur Weihe der Univ.-Kirche 1707 hauptsächlich religiösen Zwecken. Die wichtigsten baulichen Veränderungen sind: die Errichtung des Großen Theaters 1660, der Umbau dieses Theaters 1681, die Zerstörung des Zuschauerraums in den 1780er-Jahren, die Abtrennung des ehem. Bühnenraums von der Aula 1851. In der Kleinen Aula (heute, wie bei der Großen Aula, allein der Zuschauerraum damit bezeichnet) wurde 1657 das Kleine Theater eingerichtet.  
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Die ältesten festen Spielorte in Salzburg sind im fürstlichen und universitären Bereich zu finden. Die Vorstellungen „bei Hof“ fanden in der erzbischöflichen [[Residenz der Erzbischöfe von Salzburg|Residenz]], im [[Schloss Hellbrunn]], im [[Schloss Mirabell]] und im [[Dom]] statt. 1614 ließ Erzbischof [[Markus Sittikus von Hohenems]] in der Residenz ein Theater nach italienischem Vorbild eröffnen; Anfang des 18. Jahrhunderts wurde unter Erzbischof Franz Anton vom italienischen Theaterarchitekten Antonio Maria Nicolao Beduzzi (1675–1735) ein ständiges Theater eingerichtet (nicht lokalisierbar, wahrscheinlich in den gegen Ende des 18. Jahrhunderts abgerissenen Westtrakten der Residenz an der Sigmund-Haffner-Gasse). Unter Erzbischof Markus Sittikus wurde das Steintheater in einen Steinbruch des [[Hellbrunnerberg|Hellbrunnerberges]] eingepasst; es gilt als die älteste Naturbühne im deutschsprachigen Raum (die erste Aufführung am 31. August 1617 mit der ''Künstlichen Aktion von der heiligen jungfräulichen Christi Blutzeugin St. Christina'').
  
Den dem bürgerlichen Teil der Bevölkerung zugänglichen Aufführungen der Wandertruppen standen lange Zeit nur unzulängliche Räumlichkeiten zur Verfügung: der Platz beim „Neupau“ (Residenzplatz), die Spielhütte nächst dem Ballhaus, der Rathaussaal, die Stadttrinkstube, Wirtsstuben verschiedener Gasthäuser, z.B. „Zum Goldenen Anker“ (Steingasse 44), „Zum Goldenen Ochsen“ (Platzl 1). Unter Eb. Hieronymus →Colloredo entstand anstelle des privaten Hoftheaters und des Universitätstheaters (letzte Aufführung 1778) die erste Bühne für die Öffentlichkeit. 1773 forderte er den Stadtsenat auf, am Ort der alten Hauptwaage (Waagplatz 3) ein Komödien-Haus zu errichten. Er veranlasste die Ausgestaltung des Redoutensaales im →Rathaus. 1775 schenkte er das 1631 von Eb. Paris Lodron erbaute Ballhaus am Hannibalplatz (Makartplatz) dem Magistrat mit der Auflage, es zu einem Theater umzugestalten. Am 16.11.1775 Eröffnung als fe. Hoftheater mit #Die Gunst des Fürsten# von Christian Heinrich Schmidt. Der Bau behielt in seinem Äußeren die charakteristischen Züge der großzügigen Salzburger Stadtpaläste des 17. Jh.s bei. Seit 1880 k.k. Nationaltheater. 1892 abgebrochen; Neubau nach Plänen des Wiener Theaterbaubüros Fellner & Helmer im Stil des Späthistorismus; am 1.10.1893 Eröffnung als Stadttheater mit der Ouvertüre zu →Mozarts #La Clemenza di Tito#; 1939 Umbau zur heutigen Gestalt; seit 1940 Landestheater.  
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Für das Heckentheater im Garten des Schlosses Mirabell, vor 1718 wahrscheinlich von [[Matthias Diesel]] nach französischem Vorbild angelegt (erstmals bei Diesel abgebildet), sind so gut wie keine Aufführungen bekannt; Wiederbelebungsversuche im Zusammenhang mit dem Bau des [[Mozarteum|Mozarteums]] 1910–14; heute verändert. Die Anregung zu einem Schultheater geht ebenfalls auf Erzbischof Markus Sittikus zurück: Für das 1617 gegründete Gymnasium (1622 zur [[Universität Salzburg|Universität]] erhoben) ließ er die erste Aula schaffen, die 1621 vollendet wurde; nicht lokalisierbar. 1631 wurde von Erzbischof [[Paris Lodron|Paris Graf von Lodron]] und mit reichen Beiträgen der Klöster im neuen Universitätsgebäude die Große Aula eingerichtet; sie diente bis zur Weihe der Universitätskirche 1707 hauptsächlich religiösen Zwecken. Die wichtigsten baulichen Veränderungen sind: die Errichtung des Großen Theaters 1660, der Umbau dieses Theaters 1681, die Zerstörung des Zuschauerraums in den 1780er- Jahren, die Abtrennung des ehemaligen Bühnenraums von der Aula 1851. In der Kleinen Aula (heute, wie bei der Großen Aula, allein der Zuschauerraum damit bezeichnet) wurde 1657 das Kleine Theater eingerichtet.
  
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Den dem bürgerlichen Teil der Bevölkerung zugänglichen Aufführungen der Wandertruppen standen lange Zeit nur unzulängliche Räumlichkeiten zur Verfügung: der Platz beim „Neupau“ (Residenzplatz), die Spielhütte nächst dem Ballhaus, der Rathaussaal, die Stadttrinkstube, Wirtsstuben verschiedener Gasthäuser, z.B. „Zum Goldenen Anker“ (Steingasse 44), „Zum Goldenen Ochsen“ (Platzl 1). Unter Erzbischof [[Hieronymus Graf Colloredo]] entstand anstelle des privaten Hoftheaters und des Universitätstheaters (letzte Aufführung 1778) die erste Bühne für die Öffentlichkeit. 1773 forderte er den Stadtsenat auf, am Ort der alten Hauptwaage (Waagplatz 3) ein Komödien-Haus zu errichten. Er veranlasste die Ausgestaltung des Redoutensaales im [[Rathaus der Stadt Salzburg|Rathaus]]. 1775 schenkte er das 1631 von Erzbischof Paris Lodron erbaute Ballhaus am Hannibalplatz (Makartplatz) dem Magistrat mit der Auflage, es zu einem Theater umzugestalten. Am 16. November 1775 wurde es als fürsterzbischöfliches Hoftheater mit ''Die Gunst des Fürsten'' von Christian Heinrich Schmidt eröffnet. Der Bau behielt in seinem Äußeren die charakteristischen Züge der großzügigen Salzburger Stadtpaläste des 17. Jahrhunderts bei. Seit 1880 k.k. Nationaltheater. 1892 abgebrochen; Neubau nach Plänen des Wiener Theaterbaubüros Fellner & Helmer im Stil des Späthistorismus; am 1. Oktober 1893 Eröffnung als Stadttheater mit der Ouvertüre zu [[Wolfgang Amadeus Mozart|Wolfgang Amadeus Mozarts]] ''La clemenza di Tito''; 1939 Umbau zur heutigen Gestalt; seit 1940 Landestheater.
  
* G. Bauer: Das Salzburger Ballhaus 1625(?)–1725. In: Salzburg Archiv 20, 1995.
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* L. Hochstraate (Hg.): 100 Jahre Haus am Makartplatz. Salzburg 1993.
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Literatur:
* H. Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Universität Salzburg (1617–1778). Wien 1978.
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* Günther Bauer: Das Salzburger Ballhaus 1625(?)–1725. In: Salzburg Archiv 20, 1995.
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* Lutz Hochstraate (Hg.): 100 Jahre Haus am Makartplatz. Salzburg 1993.
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* Heiner Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Universität Salzburg (1617–1778). Wien 1978.
 
* 200 Jahre Landestheater Salzburg 1775–1975.
 
* 200 Jahre Landestheater Salzburg 1775–1975.
  

Aktuelle Version vom 9. Juli 2021, 17:38 Uhr

Theater-Spielorte

Die ältesten festen Spielorte in Salzburg sind im fürstlichen und universitären Bereich zu finden. Die Vorstellungen „bei Hof“ fanden in der erzbischöflichen Residenz, im Schloss Hellbrunn, im Schloss Mirabell und im Dom statt. 1614 ließ Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems in der Residenz ein Theater nach italienischem Vorbild eröffnen; Anfang des 18. Jahrhunderts wurde unter Erzbischof Franz Anton vom italienischen Theaterarchitekten Antonio Maria Nicolao Beduzzi (1675–1735) ein ständiges Theater eingerichtet (nicht lokalisierbar, wahrscheinlich in den gegen Ende des 18. Jahrhunderts abgerissenen Westtrakten der Residenz an der Sigmund-Haffner-Gasse). Unter Erzbischof Markus Sittikus wurde das Steintheater in einen Steinbruch des Hellbrunnerberges eingepasst; es gilt als die älteste Naturbühne im deutschsprachigen Raum (die erste Aufführung am 31. August 1617 mit der Künstlichen Aktion von der heiligen jungfräulichen Christi Blutzeugin St. Christina).

Für das Heckentheater im Garten des Schlosses Mirabell, vor 1718 wahrscheinlich von Matthias Diesel nach französischem Vorbild angelegt (erstmals bei Diesel abgebildet), sind so gut wie keine Aufführungen bekannt; Wiederbelebungsversuche im Zusammenhang mit dem Bau des Mozarteums 1910–14; heute verändert. Die Anregung zu einem Schultheater geht ebenfalls auf Erzbischof Markus Sittikus zurück: Für das 1617 gegründete Gymnasium (1622 zur Universität erhoben) ließ er die erste Aula schaffen, die 1621 vollendet wurde; nicht lokalisierbar. 1631 wurde von Erzbischof Paris Graf von Lodron und mit reichen Beiträgen der Klöster im neuen Universitätsgebäude die Große Aula eingerichtet; sie diente bis zur Weihe der Universitätskirche 1707 hauptsächlich religiösen Zwecken. Die wichtigsten baulichen Veränderungen sind: die Errichtung des Großen Theaters 1660, der Umbau dieses Theaters 1681, die Zerstörung des Zuschauerraums in den 1780er- Jahren, die Abtrennung des ehemaligen Bühnenraums von der Aula 1851. In der Kleinen Aula (heute, wie bei der Großen Aula, allein der Zuschauerraum damit bezeichnet) wurde 1657 das Kleine Theater eingerichtet.

Den dem bürgerlichen Teil der Bevölkerung zugänglichen Aufführungen der Wandertruppen standen lange Zeit nur unzulängliche Räumlichkeiten zur Verfügung: der Platz beim „Neupau“ (Residenzplatz), die Spielhütte nächst dem Ballhaus, der Rathaussaal, die Stadttrinkstube, Wirtsstuben verschiedener Gasthäuser, z.B. „Zum Goldenen Anker“ (Steingasse 44), „Zum Goldenen Ochsen“ (Platzl 1). Unter Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo entstand anstelle des privaten Hoftheaters und des Universitätstheaters (letzte Aufführung 1778) die erste Bühne für die Öffentlichkeit. 1773 forderte er den Stadtsenat auf, am Ort der alten Hauptwaage (Waagplatz 3) ein Komödien-Haus zu errichten. Er veranlasste die Ausgestaltung des Redoutensaales im Rathaus. 1775 schenkte er das 1631 von Erzbischof Paris Lodron erbaute Ballhaus am Hannibalplatz (Makartplatz) dem Magistrat mit der Auflage, es zu einem Theater umzugestalten. Am 16. November 1775 wurde es als fürsterzbischöfliches Hoftheater mit Die Gunst des Fürsten von Christian Heinrich Schmidt eröffnet. Der Bau behielt in seinem Äußeren die charakteristischen Züge der großzügigen Salzburger Stadtpaläste des 17. Jahrhunderts bei. Seit 1880 k.k. Nationaltheater. 1892 abgebrochen; Neubau nach Plänen des Wiener Theaterbaubüros Fellner & Helmer im Stil des Späthistorismus; am 1. Oktober 1893 Eröffnung als Stadttheater mit der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts La clemenza di Tito; 1939 Umbau zur heutigen Gestalt; seit 1940 Landestheater.


Literatur:

  • Günther Bauer: Das Salzburger Ballhaus 1625(?)–1725. In: Salzburg Archiv 20, 1995.
  • Lutz Hochstraate (Hg.): 100 Jahre Haus am Makartplatz. Salzburg 1993.
  • Heiner Boberski: Das Theater der Benediktiner an der alten Universität Salzburg (1617–1778). Wien 1978.
  • 200 Jahre Landestheater Salzburg 1775–1975.

M.O.